Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband). Clark Darlton

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Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband) - Clark Darlton


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Geburtstag gefeiert.«

      Die Reisenden stöhnten entsetzt, und auch Vern hatte von solchen Regelungen noch nichts gehört. Daraus, dass Amby Törn schon in der Schleuse stand, schloss er, dass sie davon überzeugt war, bald von Bord gehen zu können.

      Und tatsächlich: Goron hatte sich mittlerweile erhoben. Er hielt eine Teetasse in der Rechten und gestikulierte heftig mit der Linken. Lachend plauderte er mit den beiden Männern, die noch am Tisch saßen. Er schien es zu genießen, dass die Passagiere des Raumschiffs auf ihn warten mussten.

      »Der soll nur in meine Nähe kommen«, drohte der korpulente Tourist. »Dem trete ich ins Hinterteil, dass er sich auf der anderen Seite des Ozeans wiederfindet.«

      Einige der Reisenden lachten beifällig. Die Stimmung wurde immer gereizter. Keiner hatte Verständnis für das Verhalten des alten Arkoniden, und auch Vern wollte sich nicht damit abfinden, durch das närrische Gehabe eines Greises aufgehalten zu werden. Er konnte es sich nicht leisten, unnötig Zeit zu verlieren.

      »Erzähle von dem Spiel«, bat Amby. »Wieso ist es wichtig für dich, dass du Sportler findest, die von einer Welt mit fast 1,25 Gravos kommen?«

      »Wer unter höherer Schwerkraft aufgewachsen ist, hat Vorteile im Wettstreit Mann gegen Mann, die ein anderer selbst durch härtestes Training nicht ausgleichen kann.«

      »Viel Glück bei deiner Suche.«

      Am Schleusenschott entstand Unruhe. Vern schloss daraus, dass der Arkonide endlich bereit war, den Antigravtunnel zu errichten. Tatsächlich erschien wenig später der Chefsteward, stellte sich am Schott auf und wünschte den Reisenden einen guten Aufenthalt auf Jarvith-Jarv. Dann glitt das Schott zur Seite.

      Vern sah den alten Arkoniden, der sich durch den rötlich schimmernden Tunnel näherte. Goron ging hoch aufgerichtet, kein Muskel zuckte in seinem faltigen Gesicht. Er genoss seinen Auftritt.

      »Willkommen auf Jarvith-Jarv«, sagte der Arkonide mit dumpfer Bassstimme. »Wir hoffen, dass ihr euch hier wohlfühlen werdet.«

      Etliche der Touristen murmelten Verwünschungen. Sie waren ungehalten über die Verzögerung, aber keiner wagte, sich laut zu beschweren.

      Vern trat auf den Arkoniden zu und zeigte zum Raumhafengebäude hinüber. »Was ist das da drüben?«, fragte er.

      Goron drehte sich arglos um, und Vern trat ihm in den verlängerten Rücken. Der Arkonide warf die Arme in die Höhe und stürzte der Länge nach auf den Boden des Antigravtunnels.

      Grinsend ging Gruude Vern an ihm vorbei. Die meisten der Reisenden brüllten vor Lachen, als sie sich dem Terraner anschlossen. Keiner kam auf den Gedanken, dem alten Mann aufzuhelfen, und niemand war sich dessen bewusst, was der Vorfall für den Arkoniden bedeutete.

      Bruke Tosen fand nichts an Bord der XIN-I, was auf der Verbotsliste stand. Dabei setzte er sein gesamtes Instrumentarium ein, das er im Gleiter mitgeführt hatte und das er nun auf kleinen Antigravplattformen durch den Walzenraumer schweben ließ.

      Seine Erbitterung wuchs, während er die spöttischen Kommentare der Springer hörte, die es offensichtlich darauf anlegten, ihn zu provozieren. Schließlich platzte ihm der Kragen.

      »Wenn du etwas an Bord hast, was gegen die Bestimmungen verstößt, werde ich es finden – und wenn ich euch dazu tagelang hier aufhalten müsste!«, herrschte er den Springer an.

      Xingar setzte sich auf eine Stahlkiste. »Hör mal zu, Zöllner«, sagte er. »Wir müssen auf lange Sicht zu einer vernünftigen Zusammenarbeit kommen. So geht es nicht weiter. Wir sind den ewigen Ärger leid.«

      »Das liegt nicht an mir. Haltet euch an die Gesetze, und alles ist in Ordnung.«

      »Wir haben uns ein wenig umgesehen, Bruke. Du fristest ein jämmerliches Leben. Dein Einkommen reicht gerade aus, dich über die Runden zu bringen.«

      »Das lass meine Sorge sein.«

      »Ich will dir nicht zu nahe treten. Aber der Patriarch wäre bereit, dir ein wenig unter die Arme zu greifen. Er ist ein mitfühlender Mann, der es nicht mit ansehen kann, wie sich ein pflichtbewusster Mann wie du quälen muss.«

      »Was soll das heißen?«

      »Das könnte er dir durchaus selbst erzählen. Wenn du willst ...«

      Der Importkontrolleur schürzte die Lippen. Auf eine solche Gelegenheit wartete er schon lange. Sollte Xingar nur versuchen, ihn zu bestechen. »Führe mich zu ihm!«

      Der Springer wandte sich wortlos um, und Tosen folgte ihm. Er schob eine Hand unter seine Uniformjacke und schaltete den darunter verborgenen winzigen Sender ein. Mit einer passenden Tonaufzeichnung würde Xingar erledigt sein.

      Ich hätte ihm schon früher entgegenkommen müssen, dachte Bruke. Wenigstens zum Schein. Er schmuggelt etwas nach Jarvith-Jarv. Weiß der Teufel, was es ist, aber ich werde es nicht herausfinden, wenn ich ihm nicht ein wenig behilflich bin.

      »Auf diesen Moment habe ich lange warten müssen, Bruke Tosen«, wurde er von Xingar empfangen. »Endlich verstehst du auch die wichtigen Dinge im Leben und wirst vernünftig.« Der Patriarch machte eine einladende Geste und wartete mit unbewegter Miene, bis Tosen Platz genommen hatte.

      Xingar war ein Hüne. Das rote Haar fiel ihm bis zu den Hüften, und die Spitzen seines geflochtenen Vollbarts erreichten die Gürtellinie. Aus kleinen braunen Augen blickte er Tosen voller Misstrauen entgegen.

      Neben dem Patriarchen kauerten seine beiden jungen Frauen. Bruke wusste, dass sie Sintha-Lee und Arga hießen. Sintha-Lee hatte ein veilchenblau unterlaufenes Auge, und der Importkontrolleur zweifelte nicht daran, dass es von einem Schlag des Patriarchen stammte. Xingar verprügelte seine Frauen ebenso oft, wie er sie mit Geschenken überhäufte. Sie waren die Einzigen, die von ihm jemals etwas geschenkt bekamen. Alle anderen der Sippe mussten ihm jede Kleinigkeit abbetteln, denn Xingar war krankhaft geizig.

      Sintha-Lee war eine Schönheit. Sie hatte rötliches Haar, das ihr locker bis auf die Schultern fiel, und ein schmales Gesicht mit unergründlichen braunen Augen.

      Bruke Tosen hatte sie schon mehrmals im Hafengebäude getroffen, wenn sie nach Jarvon gegangen war, um Einkäufe zu tätigen. Zweimal hatte er sich kurz mit ihr unterhalten können, und keine andere hatte sein Blut so in Wallung gebracht. Sie war für ihn unerreichbar, nur hinderte ihn das nicht daran, von ihr zu träumen.

      Er hatte einige Mühe, sich auf den Patriarchen zu konzentrieren. Es erzürnte ihn, dass Xingar die schöne Frau schlug, und zum ersten Mal dachte er daran, dass sie vielleicht doch nicht so unerreichbar für ihn war, wie er bisher geglaubt hatte. Woher wusste er denn, dass sie nicht bereit war, Xingar wegzulaufen?

      Er wandte sich dem Patriarchen zu, der wie ein Herrscher in seinem Sessel saß und ihn forschend anstarrte. »Vernunft ist ein philosophischer Begriff, über den es tausend verschiedene Ansichten gibt«, sagte Tosen ausweichend. »Willst du mit mir darüber diskutieren?«

      Xingar lachte dröhnend. Er versetzte Arga einen Stoß in die Seite, da sie zu nah an ihn herangerutscht war.

      »Ganz recht«, sagte Tosen. »Schick deine Frauen hinaus, wenn wir miteinander reden. Und deinen Sohn Olof ebenfalls.«

      »Verschwindet!«, befahl der Patriarch. Er war alt, war schon einer der Haupthändler des Handelskontors gewesen, Jahrzehnte bevor Bruke seinen Dienst auf Jarvith-Jarv angetreten hatte. Ungeduldig wartete er ab, bis die Frauen und sein Sohn den Raum verlassen hatten.

      »Also?«, fragte Tosen, der sich für einige Sekunden völlig verwirrt fühlte. Sintha-Lee war im Türschott stehen geblieben und hatte ihn sekundenlang nachdenklich angesehen.

      Xingar antwortete nicht sofort. »Ich kenne niemanden, der so dämlich ist wie du«, behauptete er schließlich. »Für einen erbärmlichen Lohn schindest du dich ab, nur wegen einiger Waren, die auf einer obskuren Liste stehen – und die schon morgen aufgrund einer Anweisung von dort verschwinden können. Erkennst du eigentlich, wie sinnlos das ist, was du tust?«

      »Mein Leben ist einfach«, sagte


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