Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband). Clark Darlton
Читать онлайн книгу.wurden. Er erkannte auf den ersten Blick, dass die von seinem Lockvogel entführte Zelle nicht aus dem Bestand stammen konnte, die Absicherung war zu gut.
Die entführte Zelle, die er nicht richtig zu interpretieren vermochte, war also keine Cyber-Brutzelle gewesen. Quiupu fasste nach und erfuhr von dem Roboter immerhin einiges über die von den Terranern entwickelten Polizeizellen und den Unglücksfall, der sich in der vergangenen Nacht ereignet hatte. Den Rest konnte er sich in groben Zügen zusammenreimen.
Er bat den Roboter, ihn in das andere Labor zu führen.
Während sie durch die tief unter der Oberfläche liegenden Korridore gingen, fragte sich Quiupu, warum er das eigentlich tat. Er fand keine zufriedenstellende Antwort, denn nach wie vor lag ein Teil seiner Vergangenheit im Dunkeln. Er konnte nicht einmal beantworten, ob er aus persönlichem Antrieb handelte oder ob es eine fremde Kraft gab, die ihn lenkte.
Die Kosmokraten?
Oder war er in den Einfluss des Viren-Imperiums geraten? Gab es das Imperium überhaupt noch?
Franzlin erwartete ihn bereits, und er gab sich keine Mühe, sein Interesse an ihm zu verbergen. »Du bist mir willkommen, Quiupu«, sagte der Wissenschaftler. »Ich habe versucht, mehr über dich zu erfahren – viel scheint niemandem bekannt zu sein.«
»Ich bin überzeugt davon, dass die erteilten Auskünfte ausreichend sind«, bemerkte Quiupu. »Mich treibt das wissenschaftliche Interesse hierher. Ich wüsste gern mehr über die Polizeizellen, die du entwickelst.«
Franzlin zeigte ihm die Behälter, in denen die künstlichen Zellen ruhten. Sie unterschieden sich nicht von denen, die Quiupu zuvor gesehen hatte.
»Befand sich die erste Generation auch in solchen Containern?«
»Du fragst wegen des Unfalls?«, stellte der Forscher die Gegenfrage und beantwortete sie auch gleich selbst. »Die erste Generation war schlechter geschützt, es gab nur einfache positronische Schlösser an den Behältern. Wir vermuten, dass es den Polizisten gelungen sein muss, den Kode der Schlösser zu knacken. Obwohl ein Rätsel bestehen bleibt: Die Polizisten waren in den Behältern, die Schlösser sind von innen nicht zugänglich.«
Quiupu bat darum, einige Polizisten sehen zu dürfen. Franzlin zeigte ihm in der Wiedergabe eines Positronenrastermikroskops etwa ein Dutzend der Winzlinge. Die neue Generation der Polizeizellen war den Brutzellen deutlich ähnlicher. Und sie bewegten sich, also entwickelten sie eigenes Leben.
Franzlin erläuterte die Entwicklungszyklen. Quiupu erfuhr, dass die inzwischen vernichtete erste Generation zunächst leblos gewesen war. Das deckte sich mit seinen Beobachtungen an der entführten Zelle.
Der Verdacht ließ sich nicht mehr von der Hand weisen, dass er mit der entführten Zelle die Befreiung der ersten Generation der Polizeizellen erst bewirkt hatte. Aber Quiupu schwieg dazu.
Er zog einen kleinen Behälter aus seiner Kombination, sich durchaus bewusst, dass er ein unvertretbares Risiko einging, sobald er das Rastermikroskop öffnete. Er besaß in solchen Dingen jedoch eine enorme Geschicklichkeit. Ohne dass nur einer der Anwesenden aufmerksam geworden wäre, verschwand der kleine Behälter im Sockel des Mikroskops. Es hatte lediglich den Anschein, als betätige Quiupu die Steuerelemente.
Nach Sekunden kam der kleine Behälter wieder zum Vorschein, und Quiupu nahm ihn unbemerkt an sich.
Später, in dem Labor, das ihm auf seine Bitte hin von Perry Rhodan zugewiesen worden war, registrierte Quiupu zufrieden, dass sich zwei Winzlinge in dem Behälter gefangen hatten. Den Verlust würde vermutlich niemand bemerken, denn es war eine Vielzahl von Zellen der zweiten Generation vorhanden gewesen.
Quiupu konnte in aller Ruhe darangehen, die winzig kleinen Maschinchen zu untersuchen. Er fürchtete, dass sich die Terraner mit diesen Zellen selbst ein Bein gestellt hatten.
Adelaie Bletz trat von hinten an Boulmeester heran. »Guten Abend, Marcel«, sagte sie mit leicht amüsiertem Unterton.
Der Wissenschaftler drehte sich langsam um. Er begrüßte Adelaie und Mortimer Skand ohne jedes Erstaunen. »Es freut mich, Mortimer, dass du doch mitgekommen bist«, sagte er. »Es soll hier sogar eine Münzausstellung geben. Vielleicht kann ich ein historisches Stück erwerben.«
»Das klingt interessant.« Adelaie machte eine auffordernde Geste. »Warum sehen wir uns das nicht gleich an?«
»Ich habe nichts dagegen.« Boulmeester machte einen frischen Eindruck. Am Morgen hatte Adelaie ihn noch völlig erschöpft gesehen. Auch diese Veränderung machte sie stutzig.
Die Münzen waren eine einzigartige Sammlung. Sehr viele Stücke stammten von der Erde selbst, aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Das am meisten bestaunte Objekt war zweifellos eine Gedenkmünze von 1971. Auf einer Seite zeigte sie das Mondraumschiff STARDUST, auf der anderen die Köpfe von vier Männern.
»Perry Rhodan und Reginald Bull«, erläuterte Mortimer. »Beide erkenne ich. Aber wer sind die anderen?«
Marcel Boulmeester drehte sich ihm zu und sagte: »Speicherbank 17D noch nicht betriebsbereit; Ersatzschaltung auf Hy-Tri-224. Das sind Clark G. Flipper und Doktor Eric Manoli.« Seine Stimme klang anfangs nahezu mechanisch, erst während er redete, erhielt sie einen menschlichen Klang.
»Welche Speicherbank?«, fragte Adelaie.
»Ach, unwichtig«, wehrte Boulmeester ab. »Das stammt aus einem kleinen Scherz, den mir eben erst ein Bekannter erzählt hat. Tut nichts zur Sache.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er weiter.
Adelaie blickte Skand vielsagend an. Sie folgten Boulmeester, der von einem Servoroboter ein Glas Wasser entgegennahm und hastig trank. Skand bestellte zwei Longdrinks mit leichtem Alkoholanteil.
»Das solltest du auch einmal probieren, Marcel«, sagte Adelaie. Boulmeester kam ihr fremd vor.
»Es ist wirkungslos für positronische Systeme«, antwortete der Wissenschaftler spontan, biss sich auf die Zunge und lachte gekünstelt. »Für mich nicht; ich brauche einen klaren Kopf. In den nächsten Tagen werde ich viel zu tun ...« Er verstummte im Satz.
Adelaie schüttelte den Kopf. »Marcel, ich kenne dich zwar erst seit Kurzem, aber du bist seit heute Nachmittag irgendwie verändert. Fühlst du dich nicht wohl, hast du zu viel gearbeitet?«
Der Kybernetiker blickte sie sehr ernst an, doch schon im nächsten Moment entkrampften sich seine Gesichtszüge. »Du siehst Gespenster«, sagte er leichthin. »Ich fühle mich völlig normal. Wie kommst du auf solche Gedanken?«
Adelaie hob die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken. »Erst lädst du uns auf diese Ausstellung ein, dann willst du nichts mehr davon wissen«, sagte sie verhalten. »Im Institut meldest du dich zum Jagdklub ab, trotzdem gehst du hierher und tust, als ob das völlig normal wäre. Von Mortimer behauptest du, er hätte erst nicht zur Ausstellung kommen wollen, obwohl du gar nicht mit ihm gesprochen hattest.«
Nun war es heraus. Adelaie lauerte auf Boulmeesters Reaktion.
»So war das nicht«, sagte der Kybernetiker. »Du bringst einiges durcheinander. Was hältst du davon, Mortimer?«
Skand schaute ruckartig auf. »Adelaie ist neu in Terrania, zu viele Eindrücke schlagen über ihr zusammen. Sie beginnt eine neue Arbeit und begegnet neuen Gesichtern ...«
»In etwa so sehe ich das auch.« Boulmeester wandte sich ihr zu. »Du machst dir zu viele Gedanken, Adelaie. Das führt leicht zu Fehlurteilen. Mortimer ist derselben Meinung.«
Da Skand sich offensichtlich auf Boulmeesters Seite geschlagen hatte, schwieg Adelaie. Sie fühlte sich in die Defensive gedrängt und sah keine Chance, das Begonnene sinnvoll fortzusetzen. Sie sehnte sich plötzlich wieder nach ihrer kleinen und unbedeutenden Heimatwelt im Zentrumsbereich der Milchstraße.
Eine Stunde später ging Boulmeester.
Sofort wandte Adelaie sich an Skand. »Hast du wirklich nicht bemerkt, dass mit Marcel einiges nicht stimmt?«
Er wartete eine Weile mit der Antwort. »Jeder von uns