Reisen unter Osmanen und Griechen. David Urquhart

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Reisen unter Osmanen und Griechen - David Urquhart


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rel="nofollow" href="#u8e5495cb-c77e-58da-8ab0-9a35e65a26d4">SECHZEHNTES KAPITEL: Eindrücke, die das Skipetarenlager auf uns machte – Frühere Lage und zukünftige Aussichten Albaniens – Vergleichende Charakterzüge des Aufstandes in der Türkei und in Europa

       SIEBZEHNTES KAPITEL: Abreise aus dem Lager – Abenteuer auf dem Pindos – Aufwinden in ein Kloster – Meteora – Entdeckung seltsamer Intrigen – Der radikale Gouverneur von Trikala – Ankunft in Lárissa

       ACHTZEHNTES KAPITEL: Thessalien

       NEUNZEHNTES KAPITEL: Aufnahme der albanesischen Beys aus Monastir

       ZWANZIGSTES KAPITEL: Ausflüge in Thessalien – Politische Stellung Englands – Abenteuer in Thermopylä – Feld von Pharsalia – Ver fassung und Wohlstand der Städter in Magnesia – Túrnovo – Einführung der Künste aus Kleinasien – Geschichte Turkhan Beys

       EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL: Ein Rückblick – Mohammed IV. und seine Zeiten – Diplomatischer Verkehr – Gegenseitiges National-Unrecht – Dragomans im Orient – Handelsbe schränkungen im Abendlande

       ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL: Geselliger Verkehr mit den Türken

       DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL: Eigentümlichkeiten eines orientalischen und eines antiken Zimmers – Erscheinen eines Europäers in morgenländischer Gesellschaft

       VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL: Streifereien auf dem Olymp und Ersteigen des Gipfels

       FÜNFUNZWANZIGSTES KAPITEL: Gerichtsverwaltung und auswärtige Angelegenheiten eines Bergräuber-Königs – Organische Überreste des trojanischen Krieges

      VORWORT DES HERAUSGEBERS

      Vom ausgehenden 17. Jahrhundert an gehörten Reiseberichte zu den meistgelesenen Werken in der schönen Literatur. Verglichen mit den Büchern unserer Tage, hätte so manche Publikation ihren Weg in die heute verbreiteten Bestsellerlisten gefunden - und dort auch, wie ein moderner Roman, einen Platz für längere Zeit gehalten. Um so mehr galt dies natürlich für Berichte, die Auskunft über Länder und Menschen gaben, an deren Schicksal halb Europa Anteil nahm. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist das Osmanische Reich, das nicht zuletzt durch den Einfluss der europäischen Großmächte aus den Fugen zu geraten schien. Insbesondere an den Rändern dieses riesigen Reichs, das in seiner größten Ausdehnung das Römische um ein Vielfaches übertroffen hatte, entstanden oft aus einer Unzufriedenheit mit den allgemeinen politischen Verhältnissen heraus Unabhängigkeitsbewegungen - so auch im Gebiet des modernen Griechenlands. In Mittel- und Westeuropa nahm man daran großen Anteil. Zum einen verband man das neue Griechentum jener Zeit mit der klassischen Antike, für deren Ideale man sich insbesondere seit der Französischen Revolution wieder neu begeistert hatte, zum anderen hielt man in den eigenen Ländern den Begriff der politisch-bürgerlichen Freiheit hoch, die man nunmehr auch auf andere Weltgegenden übertrug. Überall in Europa entstanden daher die sogenannten Philhellenischen Gesellschaften und Vereine, deren Ziel es war, den Griechen zu einem eigenen Staat zu verhelfen. Vor diesem Hintergrund waren Reiseberichte aus dem westlichen Osmanischen Reich und den griechischen Territorien hochgeschätzt - und verschafften Verlegern wie auch Buchhändlern steigende Umsätze.

      Natürlich setzte sich der osmanische Staat gegen eine solche mögliche Verkleinerung seines Territoriums zur Wehr, ein Staat freilich, der einen tiefen inneren Wandel durchmachte und der von den europäischen Großmächten des frühen 19. Jahrhunderts intensiv beobachtet wurde. Das waren in erster Linie Russland, Frankreich und England, während sich Österreich, das Interessen in erster Linie auf dem Balkan wahrnahm, aus dem sich abzeichnenden internationalen Konflikt zunächst noch heraushielt. Die Positionen waren klar. Frankreich unterstützte den Unabhängigkeitskampf der Griechen auf eigene Rechnung, um damit den Einfluss der Osmanen im Mittelmeerraum zu mindern und engagierte sich eher im südlichen Griechenland. Russland, das ja auch im Kaukasus gemeinsame Grenzen mit den Osmanen hatte, strebte eher die Errichtung eines panslavischen Staates unter seiner Führung an, womit man an das alte Byzantinische Reich und die eigene Tradition des sogenannten Dritten Roms anknüpfte. Man hätte auf diese Weise eine große orthodoxe Region unter Einschluss von Rumänien, Bulgarien und Serbien aufbauen können. England dagegen stand trotz eines Lord Byron, der für Griechenland fiel, solchen Ideen skeptisch gegenüber, da man einen Zuwachs der französischen und russischen Macht zu Lasten der eigenen Interessen befürchtete. Von daher unterstützte man mal die eine, mal die andere Seite, um sich unter dem Deckmantel einer scheinbaren politischen Neutralität den türkischen Sultan gewogen zu halten und eher dafür einzutreten, dass man wohl einen kleinen, innenpolitisch autonomen griechischen Staat schafft, ohne dass dabei die Osmanen entscheidend geschwächt und der russische Einfluss in Europa zu sehr gestärkt worden wäre. So hätte man in London keinesfalls darunter gelitten, hätte sich an den politischen Konstellationen nichts geändert und wäre alles beim Alten geblieben.

      Deswegen verwundert es kaum, dass am Ende der 20er-Jahre des 19. Jahrhunderts, nachdem die heftigsten Kämpfe zwischen Türken und Griechen abgeflaut waren und man - ähnlich wie heute im Kosovo - nnnach einer diplomatische Lösung suchte, zahlreiche Reisende in dem zum Teil stark zerstörten Land unterwegs waren. Zu ihnen gehörte David Urquhart, ein bekennender Freund der Osmanen, von dem aber nicht ganz klar ist, welche Zwecke er eigentlich mit seiner Reise verfolgte.

      Urquhart wurde 1805 auf Braelangwell Castle unweit der schottischen Stadt Inverness geboren. Er besuchte Internate in der Schweiz, in Frankreich und in Spanien, um nach seiner Rückkehr am St. John’s College in Cambridge Altertumskunde zu studieren. Während dieser Zeit starb sein Vater, was dazu führte, dass er sein Studium abbrechen und sich um den elterlichen Besitz kümmern musste. Im Jahr 1827 jedoch ging er zusammen mit Admiral Thomas Cochrane, der aus dem Dienst der englischen Flotte entlassen worden war, nach Griechenland, um an dem dortigen Unabhängigkeitskampf teilzunehmen. Ob nun auf Anforderung oder nicht, jedenfalls berichtete Urquhart der britischen Regierung regelmäßig über die Kämpfe, die bis zum Jahr 1829 zur Ruhe gekommen waren und in deren Verlauf die südlichen Teile des modernen Griechenlands hatten befreit werden können. Nach dem sogenannten Juli-Traktat des Jahres 1830, das in London beschlossen worden war, sollten die Griechen jedoch einige der von ihnen eroberten Gebiete wieder räumen, was auf breiten Widerstand in der griechischsprachigen Bevölkerung stieß. Unumstritten waren Attika, die südlichen Teile Thessaliens und auch der Peloponnes. Das mittelgriechische Bergland hingegen, das nördlich einer Linie von Preveza bzw. Arta nach Volos lag, sollte im Osmanischen Reich verbleiben. Urquharts ursprünglicher Plan war es, bereits 1829 nach dem Ende der Kämpfe wieder nach London zurückzukehren. Aus seinem Bericht geht nun nicht eindeutig hervor, warum er in Griechenland blieb und seine mehrmonatige Reise auf sich nahm, die ihn zunächst nach Arta und Jannena und dann in etwa entlang der neu vereinbarten Demarkationslinie nach Thessalien und weiter in den Norden brachte. Vieles spricht dafür, dass er ein Doppelleben führte. Denn zum einen war er als Reisender unterwegs, der sich für Landschaften, geologische Formationen, Altertümer sowie für Sitten und Gebräuche interessierte, zum anderen fällt auf, dass ihm auf den Wegen, die er ging, eine Spur des Todes und der Verwüstung folgte. In Nordgriechenland hatten nämlich verschiedene albanische Gruppen die Gelegenheit genutzt, ihren eigenen Einfluss geltend zu machen, und je nach politischer Lage für die Griechen oder für die Türken gekämpft. Eines ihrer Zentren war die Gebirgsregion nördlich von Jannena, wo wenige Jahre zuvor der albanischstämmige Ali Pascha ein eigenständiges Herrschaftsgebiet errichtet hatte, das die Osmanen nur mühsam hatten zurückgewinnen können. Urquhart besuchte nun Jannena, das bald darauf ein


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