Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen

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Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen


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und wieder. Und sie wehrte sich nicht. Im Gegenteil, sie erwiderte seine Küsse mit verhaltener Leidenschaft. Es war ihr ganz gleich, was er von ihr denken mochte.

      »Wie heißen Sie?«, fragte sie ganz zaghaft, als er sie einmal für Sekunden losließ. Er lachte.

      »Du darfst mich jetzt doch nicht mehr mit Sie anreden. Also, ich heiße Sandor. Willst du noch mehr wissen?«

      Sie schüttelte lächelnd den Kopf.

      »Es ist mir ganz gleich, wer du bist. Ich mag dich. Das allein ist wichtig.«

      Er nahm sie wieder in die Arme.

      »Ich möchte dich jeden Tag sehen. Darf ich das?«

      »Wenn du willst, ja!«

      Wieder küssten sie sich und sahen sich verliebt an.

      Er wollte wissen, wo sie zu Hause sei, und sie erzählte ihm, dass sie aus der Stadt käme und ihr Vater an einer Bank arbeite, während ihr Bruder Jura studiere und bald mit dem Studium zu Ende sei. Das stimmte alles, wenn auch nicht so ganz.

      Sie merkte, dass er nicht im Leises­ten misstrauisch wurde, und war zufrieden.

      Von diesem Tag an waren sie unzertrennlich. Sie waren beide wie verzaubert, und die ganze Welt war von einem rosaroten Schimmer überzogen.

      Baronesse Elga berichtete alles nach Hause, aber ihr Vater blieb trotzdem voller Sorge und Misstrauen.

      Graf Tihany hatte ihr noch nicht gesagt, wer er war. Er kämpfte ein paar Tage lang mit sich, bis ihm bewusst wurde, dass es für ihn kein anderes Mädchen mehr geben konnte als Elga. Die Liebe hatte ihn gepackt wie ein Sturmwind.

      Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass eine Frau ihn so in ihren Bann schlagen könnte. Er hatte das Gefühl, ohne sie nicht mehr leben, nicht mehr atmen zu können.

      Der Gedanke, Tihany aufzugeben, kam ihm keine Sekunde mehr. Im Gegenteil, seine Hoffnung wuchs wieder. Mit Elga würde er alles schaffen, dessen war er sicher.

      *

      Wie jeden Tag holte er sie auch heute vor dem Portal von Erlau ab.

      Sie sah wieder entzückend aus, als sie auf der Brücke erschien, und er ging ihr rasch entgegen.

      »Was sagen deine Verwandten, wenn du dauernd weg bist?«, fragte er besorgt.

      Er drückte sie an sich. Lachend stiegen sie in seinen Wagen und fuhren los. Diesmal schlug er eine bestimme Fahrt­richtung ein. Sie merkte es, aber sie sagte nichts.

      Erst als sie sich dem Parktor von Tihany näherten, fragte sie: »Wo fährst du hin, Sandor?«

      »Nach Tihany. Ich muss es dir endlich zeigen.« Er blickte kurz zu ihr hin, lächelte und fuhr mit der freien Hand über ihre Wange. »Du brauchst keine Angst zu haben, der Besitzer wird uns nicht hinauswerfen. Schließlich arbeite ich ja hier.«

      »Wer ist der neue Besitzer? Und ist er hier?«

      »Der jetzige Besitzer ist der einzige Sohn des verstorbenen Grafen Stefan Tihany. Er heißt Sandor, und er sitzt neben dir.«

      Elga schluckte. Sie saß reglos da. Aber nicht vor Erstaunen, sondern weil sie jetzt wirklich nicht wusste, was sie tun sollte.

      Er fasste ihr Schweigen als Bestürzung auf. Er hielt ganz unvermittelt an, als sie bereits die Einfahrt erreicht hatten, und legte den Arm um sie.

      »Ich weiß, jetzt bist du natürlich bestürzt. Aber ich wünsche sehr, dass es dich nicht stört, Elga. Glaube mir, ein Graf ist ein Mensch wie alle anderen auch. Und wenn es ihm nicht besonders gut geht, dann nützt ihm das ganze alte Schloss nicht viel. Dann muss er eben arbeiten, um sein Leben zu fristen.«

      Sie sah ihn an. »Geht es dir so sehr schlecht?«, fragte sie, und als er die echte Sorge in ihrem Gesicht las, durchflutete ihn ein starkes Glücksgefühl. Er küsste sie auf den Mund.

      »Mach dir keine Gedanken darüber. Ich werde es schon schaffen. Jetzt wo ich so glücklich bin, dass ich dich gefunden habe, jetzt sieht alles ganz anders aus, viel leichter. Und ich habe doppelt so viel Energie. Das hast alles du mit mir gemacht.«

      Er küsste sie noch einmal, ehe er weiterfuhr.

      Elga zitterte vor Aufregung. Hoffentlich kannte sie niemand von seinem Personal. Sie war erst erleichtert, als er nebenbei erwähnte, dass nur ein älteres Ehepaar im Schloss anwesend sei.

      Er half ihr beim Aussteigen. Sie ging mit weichen Knien neben ihm her. Es gab Momente, in denen sie bereit war, ihm die ganze Wahrheit zu gestehen. Aber sie wusste, dass der Traum dann zu Ende war.

      Sie hörte noch deutlich die Sätze seines Briefes, die seine Stiefmutter ihr vorgelesen hatte. Wenn nur die Gräfin nicht auftaucht, dachte sie, von neuem Schrecken erfüllt.

      Graf Sandor nahm sie bei der Hand, weil er ihr Zögern wieder falsch deutete.

      »Komm, hab keine Angst! Niemand tut dir etwas.«

      Er lachte sie fröhlich an, und sie lächelte zaghaft.

      Die große Halle empfing sie, deren architektonische Schönheit Elga entzückte. Aber sie wirkte etwas leer, wie auch der große Salon, in den er sie führte.

      »Hast du Möbel verkaufen müssen, weil es dir nicht gut geht?«, fragte sie. Und dann schmiegte sie sich an ihn und fuhr fort: »Bitte, sei nicht böse, dass ich solch neugierige Fragen stelle. Aber alles, was dich angeht, ist mir wichtig.«

      Er drückte sie voller Zärtlichkeit an sich.

      »Das soll es doch auch. Ich freue mich darüber.«

      »Zeigst du mir das ganze Schloss?«, fragte sie, und er lachte.

      »Wenn du willst. Aber zahlreiche Räume sind nicht bewohnt und voll von Staub. Ich bewohne nur einige Zimmer.«

      »Gibt es auch große Säle?«

      »Natürlich. Musiksaal, Festsaal und Tanzsaal. Früher wurden hier große Feste veranstaltet. Aber sie sind alle nicht mehr vollständig eingerichtet.«

      Seine Züge verdüsterten sich, und er schwieg voller Grimm.

      »Komm«, bemerkte er schließlich, »wir machen einen kleinen Gang durch den Park. Ich werde Frau Braun sagen, dass sie uns in einer Stunde den Kaffee auf der Terrasse serviert. Vielleicht hat sie irgendetwas gebacken, ich weiß es nicht. Und später zeige ich dir meine privaten Räume, einverstanden?« Er küsste ihre Schläfe.

      »Ich bin mit allem einverstanden, was du vorschlägst. Ich habe noch nie so schöne Ferien verbracht.«

      »Musst du sonst schwer arbeiten? Im Büro oder in einem Geschäft?«, fragte er.

      »Ich versorge den Haushalt meines Vaters.«

      »Oh, also ein liebes Hausmütterchen. Kannst du auch kochen?«, lachte er sie an.

      »Natürlich! Ich mache alles, wenn es darauf ankommt.«

      Sie sah ihn freimütig an, und er küss­te sie entzückt.

      »Ich glaube, du bist genau das, was ich mir immer gewünscht habe.«

      Arm in Arm betraten sie die große Steinterrasse und stiegen die Treppe zum Park hinab. Er war nicht mehr so verwildert wie vorher. Herr Braun hatte eine Menge getan.

      Elga war entzückt von den herrlichen alten Bäumen und den weiten Rasenflächen. Steinerne Götter blickten aus Baumgruppen vor.

      »Dies alles zu erhalten kostet mich eine Stange Geld. Ich kann es mir im Augenblick noch nicht leisten«, erklärte Sandor betrübt.

      »Ich finde trotzdem alles schön«, sagte sie weich.

      Er führte sie zu einer verschwiegenen Bank, wo er sich als Junge immer versteckt hatte, wenn man ihn suchte. Sie war nur von einer schmalen Stelle aus zu sehen, und sie mussten beide unter Ästen hindurchkriechen, um diese Bank zu erreichen. Als sie sich wieder aufrichteten, fielen sie sich lachend in die Arme.


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