Sophienlust Box 17 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Box 17 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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großen Koffer voller Kleider, eines immer schöner als das andere und fast alle aus den ersten Häusern von Paris. Schließlich entschied sie sich für ein durchsichtiges dunkelblaues Chiffonkleid mit Silberstickerei.

      »Du bist schön wie ein Engel, Hella«, sagte Kurt Schlüter, und küsste ihr die Hand. »Das Blau passt besonders zu deinem blonden Haar, und deinen Augen gibt es eine unwahrscheinliche Farbe.«

      »Danke, das war ein schönes Kompliment. Du bist nicht oft so charmant, Kurt. Ist es ein Zeichen dafür, dass du anfängst, dich zu erholen?«

      »Weiß ich nicht. Jedenfalls bin ich heute besonders stolz auf dich.«

      Er bot ihr den Arm. So verließen sie ihre Suite und fuhren im Lift zum Tee­raum, wo Hanko Borek sie schon erwartete. Er hatte einen besonders gut gelegenen Tisch reserviert. Man hörte leise Musik aus einem Lautsprecher, und sofort erschien ein Garcon, um sich nach den Wünschen der Gäste zu erkundigen. Schlüter bestellte Tee und leichtes Gebäck, außerdem ein paar Käsehäppchen für die Herren.

      Er rieb sich die Hände.

      »Ich fühle mich richtig wohl hier. Die Höhenluft scheint mir gutzutun. Es kommt mir vor, als könnte ich schon morgen nach Hause fliegen und meine Geschäfte wieder aufnehmen. Bis jetzt mochte ich nicht mal an Deutschland denken.«

      »Willst du tatsächlich schon umkehren?«, fragte Hella ehrlich erschrocken.

      »Keinesfalls, Hellachen. Unsere Reise ist fest gebucht und geplant. Ich pflege immer das durchzuführen, was ich mir vorgenommen habe. Nach dem verlängerten Aufenthalt in Amman wird sich alles um zwei oder drei Wochen verschieben. Das ist der einzige Unterschied. Meine Geschäfte sind geregelt. Ich will noch nichts davon hören oder sehen.«

      Das Mädchen atmete erleichtert auf. »Du hast mir einen schönen Schrecken eingejagt, Kurt. Die Reise hat doch eigentlich gerade erst richtig angefangen, weil du dich nun endlich nicht mehr schlapp und überarbeitest fühlst.«

      Der Tee wurde serviert. Hella knabberte an dem Gebäck, während die Herren sich an die kräftigeren Dinge hielten. Die Stimmung war heiter und gelöst. Da es draußen kühler wurde, strömten immer mehr Gäste in den Teeraum.

      »Es ist wirklich schön hier. Finden Sie nicht?«, wandte sich Kurt Schlüter an Hanko Borek. »Werden Sie auch ein paar Tage zugeben?«

      »Ich wollte sowieso zwei bis drei Wochen hierbleiben, weil ich einige Museen besichtigen will. Das ist nicht in ein paar Tagen getan.«

      »So? Da wird Hella sicher gern mitkommen.«

      »Ja, Kurt vielleicht. Es hängt davon ab, ob es dich interessiert.«

      »Nein, du müsstest mit Herrn Borek allein gehen.«

      »Kommt nicht infrage, Kurt. Entschuldigen Sie, bitte, Herr Borek. Das soll keine Unhöflichkeit gegen Sie sein. Aber ich mag Kurt keinesfalls so lange allein lassen. Auch den Flug nach Israel mache ich nur mit, wenn du ebenfalls dabei bist, Kurt.«

      Wieder einmal tauschten Hella von Walden und Hanko Borek einen Blick. Nein, nein – so unvorsichtig würden sie nicht in eine Falle tappen! Es wurde ihnen allmählich klar, dass Schlüters Großzügigkeit gespielt war und dass er ihnen nicht hundertprozentig traute.

      Trotzdem schloss Hanko Borek sich den beiden auch an diesem Abend an. Aber in einem unbeobachteten Augenblick warnte er Hella: »Sei vorsichtig, Hella. Wir müssen jetzt alles vermeiden, was ihn misstrauisch machen könnte. Sprich nicht mehr von dem Testament, aber verwahre es gut.«

      »Ja, Hanko, und das andere …?«

      »Später, es ist noch etwas zu früh.«

      Mehr konnten sie im Augenblick nicht miteinander sprechen, denn jetzt tauchte Kurt Schlüter schon wieder auf. Er führte eine Engländerin höflich am Arm.

      *

      Kurt Schlüter hatte die am Nachmittag im Flüsterton geführte Unterhaltung zwischen Hella von Walden und ihrem Komplicen Hanko Borek durch ein seltsames Spiel des Zufalls doch Wort für Wort mit anhören können. Er war eben im Begriff gewesen, das Hotelgebäude zu verlassen, um sich zum Schwimmbad zu begeben, als er Hellas Stimme und die von Borek vernommen hatte. Besonders stutzig und hellhörig hatte es ihn gemacht, dass sie einander geduzt hatten. Also war er stehen geblieben und hatte gelauscht. Als er genug gehört hatte, hatte er sich ein wenig entfernt und war dann, absichtlich laut auftretend, zurückgekehrt, sodass sie ihn hatten hören müssen. Kurt Schlüter wusste also, dass Hella es nicht nur auf sein Geld, sondern auch auf sein Leben abgesehen hatte. Doch für ihn brach dadurch nicht gerade eine Welt zusammen, denn er war selbst kaltblütig und hatte sein riesiges Vermögen nicht immer auf anständige Weise erworben. Kleine Geschäftsleute, die in Schulden geraten waren, hatten dran glauben müssen. Einen hatte er sogar in den Tod getrieben, indem er ihm seine kleine Fabrik für einen Schleuderpreis abgejagt hatte, nur weil zwei Wechsel fällig geworden waren.

      Nein, Kurt Schlüter war nicht über die Schlechtigkeit der Welt entsetzt, sondern vielmehr entschlossen, es der schönen blonden Hella mit ihren eisblauen Augen heimzuzahlen, und zwar gründlich. Er würde wachsam sein. Besonders dann, wenn sie ihm ein Getränk servierte. Auf der Reise war das einfach. Alles, was er aus den Händen der Kellner erhielt, brauchte er nicht zu fürchten. Aber was Hella ihm brachte, musste er mit Vorsicht genießen – am besten gar nicht. Nun, er würde den Spieß umdrehen und sie zwingen, das Gift selbst zu trinken. Er konnte zwei Gläser vertauschen oder auch offen damit drohen, dass er sie bei der Polizei anzeigen würde. Sie würde dann keine Wahl haben und gezwungen sein, das Gift selbst zu trinken. Auf ihn – Kurt Schlüter – würde niemals ein Verdacht fallen. Das Ganze würde wie eine Verwechslung aussehen, die der Verbrecherin selbst unterlaufen war.

      Aber noch war es nicht so weit. Zunächst bereitete es Kurt Schlüter nur ein hämisches Vergnügen, das saubere Pärchen zu beobachten. Doch bereits am anderen Vormittag suchte er den deutschen Rechtsanwalt noch einmal auf und besprach sich eingehend mit ihm. Die Folge davon war, dass er im Beisein des Juristen ein zweites Testament aufsetzte und das erste für ungültig erklärte. Im Stillen dachte er, dass es möglicherweise übertriebene Vorsicht sei. Aber er musste immerhin damit rechnen, dass das Gift nicht tödlich wirkte. Dann wäre Hella immer noch im Besitz des gültigen Testaments gewesen, das ihr runde zwei Millionen sicherte.

      Dem Anwalt erklärte Kurt Schlüter nur, ihm sei leider klar geworden, dass er einer Betrügerin aufgesessen sei. Er wolle kein Aufhebens von der Sache machen, wünsche aber, dass das in ihrem Besitz befindliche Testament sofort ungültig werde.

      Nun, auch das hatte sich verhältnismäßig einfach verwirklichen lassen. Als Kurt Schlüter das Schriftstück unterzeichnet hatte, dachte er voller Hass: Was mag sie jetzt tun, das kleine Biest? Sie hat Pech gehabt, denn sie ist bei mir genau an den Falschen geraten. Sie selbst wird so sterben, wie sie es mir zugedacht hatte.

      Allmählich steigerte sich Kurt Schlüter immer mehr in seine kalte Wut und Entschlossenheit hinein, den Anschlag mit gleicher Münze zu vergelten.

      Als er ins Hotel zurückkam, sah er Hella von Walden und Hanko Borek an einem kleinen Tisch im Garten sitzen. Sie hielten sich bei den Händen. Selbst für einen unbefangenen Zuschauer und Beobachter war dies etwas mehr als nur das freundschaftliche Beisammensein von zwei Menschen, die sich zufällig auf der Reise kennengelernt hatten!

      Doch Kurt Schlüter folgte seinem ersten Impuls, hinzugehen und beide zur Rede zu stellen, nicht. Erstens hätte das seine geplante Rache vereitelt und zweitens besaß er keinen greifbaren Beweis für die Freundschaft der beiden. Also warf er nur einen letzten verächtlichen Blick auf das Pärchen und holte sich dann am Empfang den Schlüssel zu seiner Suite. Wenig später ließ er sich in einen tiefen Sessel sinken und läutete nach einem Whisky.

      »Eiskalt und ohne Soda«, erläuterte er knapp, als der Zimmerkellner erschien.

      »Aber es befindet sich gekühlter Whisky in der kleinen Bar«, entgegnete der Kellner und wies auf die Bar, die in unmittelbarer Reichweite vom Sessel Kurt Schlüters stand und zur Standardeinrichtung der Luxusappartements gehörte. Man zahlte zum Schluss, was man von den bereitgestellten Getränken


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