Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg


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Das ist übrigens nicht so wichtig, aber ich finde, deinen eigenen Namen solltest du dir allmählich merken. Du heißt Eva Gleisner. Sag das nach.«

      »Eva Gleisner«, wiederholte Evi gehorsam, um gleich darauf Einspruch zu erheben. »Das stimmt nicht, ich heiße nicht Gleisner«, behauptete sie.

      »Aber natürlich heißt du Gleisner. Wie solltest du sonst heißen?«

      »Das weiß ich nicht. Mami hat mir den Namen gesagt, aber ich habe ihn vergessen. Sie wollte ihn wieder …, wieder annehmen, und ich würde dann auch so heißen.«

      Betti war starr. Als sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, sagte sie: »Du meinst wahrscheinlich, dass deine Mutter nach der Scheidung ihren Mädchennamen wieder annehmen wollte.«

      »Ja, das hat Mami gesagt«, erwiderte Evi, erfreut über Bettis rasche Auffassungsgabe.

      »Dann hast du also die ganze Zeit über gewusst, dass dein Zuname Gleisner lautet, aber du hast es uns nicht gesagt«, warf Betti dem Kind entrüstet vor.

      »Er lautet nicht Gleisner«, widersprach Evi dickköpfig.

      »O doch. Deine Mutter ist nicht mehr dazu gekommen, ihren Namen zu ändern. Also merke dir jetzt: Du heißt Evi Gleisner.«

      »Ja.«

      »Gut. Und jetzt wollen wir zum Krankenhaus fahren.«

      Im Krankenhaus erkundigte sich Betti nach dem Zimmer Erich Gleisners, während sich Evi bang an ihre Hand klammerte.

      »Hier ist es so still«, flüsterte das Kind.

      Die langen Korridore waren wie ausgestorben. Die Besuchszeit war bereits vorüber, aber in Anbetracht der Tatsache, dass die beiden von Maibach kamen, erlaubte man ihnen, Erich Gleisner kurz zu sehen.

      Eine junge Krankenschwester führte sie zu ihm. Evi betrat auf Zehenspitzen das Zimmer, in dem er lag, und auch Betti kämpfte nur mit Mühe die ängstliche Spannung, die sie ergriffen hatte, nieder.

      »Ich bringe Ihnen einen lieben Besuch, Herr Gleisner«, kündigte die Schwester mit munterem Tonfall an.

      »Besuch? Das kann nur …« Erich Gleisner richtete sich ein wenig auf, während ihm die Krankenschwester ein Kissen unter die Schultern stopfte.

      »Sie sind also wirklich gekommen!«, rief er erfreut aus.

      »Ja, wir sind da!« Evi vergaß, dass sie eigentlich leise hatte sein wollen, und beglückte ihren Vater mit einer stürmischen Umarmung, sodass er aufstöhnte.

      »Sei vorsichtig, Evi«, warnte Betti.

      Er begrüßte nun auch Betti, und zwar mit einer Wärme, die sie genauso verlegen machte wie sein früheres ablehnendes Wesen.

      »Ich habe gar nicht mehr mit Ihrem Besuch gerechnet. Ich habe geglaubt, dass Sie Ihr Versprechen doch nicht halten würden …«

      »Betti wollte auch nicht kommen«, mischte sich Evi ein. »Ich habe es verlangt.«

      Seine Miene verfinsterte sich, aber er wandte sich nicht an Betti, sondern an seine Tochter. »Du hättest es nicht verlangen dürfen«, meinte er.

      »Aber Betti hatte doch Angst, dass Tante Andrea es nicht erlauben würde!« Evi erzählte nun, dass sie die Initiative übernommen und Tante Andrea um ein paar Tage Urlaub für Betti gebeten hatte.

      »Oh, daran habe ich nicht gedacht«, murmelte er. »Ich will Ihnen keine Ungelegenheiten bereiten. Natürlich geht Ihre Arbeit vor.«

      »Es ist alles in Ordnung«, versicherte Betti. »Frau von Lehn ist sehr freundlich. Es war töricht von mir, dass ich nicht selbst um Urlaub gebeten habe.«

      »Stell dir vor, Vati, wir bleiben noch drei Tage hier. Wir wohnen in einem Hotel«, erklärte Evi. »Eigentlich hätte ich lieber unter der Brücke geschlafen, wie Betti zuerst gesagt hat …«

      »Evi! Musst du mich unbedingt blamieren? Es war doch bloß eine dumme Bemerkung, die du nicht ernst nehmen darfst.«

      »Aber es ist doch warm draußen, wir würden nicht frieren.« Evi war von dem Thema nicht abzubringen.

      Ihr Vater lächelte ihr zu. »Übernachte lieber im Hotel«, meinte er. »Ich glaube nicht, dass es dir unter der Brücke so besonders gut gefallen würde.«

      »Aber …«

      »Schluss jetzt! Es war ein Scherz von Betti, nichts weiter.« Erich Gleisner sah Betti an. »Ich darf Sie doch auch Betti nennen?«, fragte er ein wenig unsicher.

      Betti nickte.

      »Ich bin Ihnen so sehr zu Dank verpflichtet«, fuhr er fort. »Aber darüber wollen wir später sprechen. Hier ist nicht der richtige Ort dafür.«

      »Sie sind mir nicht zu Dank verpflichtet«, erwiderte Betti und wunderte sich, dass ihre Stimme plötzlich heiser klang. »Was ich getan habe, ist für das Kind geschehen.«

      »Warum sind Sie so ablehnend? Übrigens widerspricht man einem Kranken nicht. Es könnte ihn aufregen«, meinte er.

      Betti warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Sie wusste schon wieder nicht, woran sie mit ihm war.

      Evi hatte beschlossen, ihrem Vater von ihren neuesten Erkenntnissen zu erzählen. Aber kaum hatte sie damit begonnen, kam auch schon die Krankenschwester und wies Betti und Evi freundlich, aber bestimmt, aus dem Zimmer.

      »Morgen kommen wir wieder, Vati«, versprach Evi.

      »Dann also bis morgen.« Erich Gleisner küsste Evi und nickte Betti zu.

      Als die beiden wieder auf der Straße standen, fiel Betti ein, dass sie sich gar nicht nach dem Befinden des Patienten erkundigt hatte. Aber am nächsten Tag holte sie diese Frage nach.

      »Es geht«, erwiderte Erich Gleisner. »Die Hauptsache ist, ich werde wieder gehen und meinen Dienst ausüben können. Ich kann den Tag, an dem ich wieder im Forsthaus sein werde, kaum erwarten. Dann habe ich endlich die Möglichkeit … Aber halt, es ist verfrüht, darüber zu reden.« Er strich Evi über die Haare. »Bist du immer brav?«, fragte er. »Folgst du deiner lieben Betti?«

      »Natürlich folge ich«, entgegnete Evi etwas beleidigt. »Ich bin doch ein braves Kind.«

      »Sich selbst zu loben ist nicht schwer. Wir wollen einmal hören, was Betti dazu sagt.«

      Betti lächelte und versicherte, dass Evis Eigenlob durchaus der Wahrheit entspreche. »Evi ist wirklich brav und verträglich«, meinte sie. »Obwohl Peterle um vieles jünger ist als sie, spielt sie mit ihm, ohne jemals zu streiten.«

      »Ich habe Peterle sehr lieb«, meldete sich Evi. »Es ist so lustig, mit ihm zu spielen. Schade, dass er nicht mein Bruder ist. Ich hätte so gern einen kleinen Bruder. Ich bekomme doch einmal einen, nicht wahr, Vati?«

      »Wir wollen abwarten«, meinte er und verbiss sich ein Lächeln.

      Betti fand, dass seine Heiterkeit fehl am Platze war. Woher sollte denn das Brüderchen für Evi kommen? Ihr Verlobter Helmut wünschte sich keine Kinder und … Mit einem Schlag kam Betti eine niederschmetternde Tatsache zu Bewusstsein: Sobald Erich Gleisner gesund sein würde, würde er Anspruch auf seine Tochter erheben. Und dann würde er wieder heiraten. Gut aussehend, wie er war, würde es ihm nicht schwerfallen, eine neue Frau zu finden, dachte Betti niedergeschlagen. Evis Wunsch nach einem Brüderchen würde leicht zu erfüllen sein.

      »Warum siehst du denn so traurig drein, Betti?«, unterbrach Evi ihre Gedankengänge.

      »Ich sehe nicht traurig drein«, verwahrte sich Betti erschrocken. Sie hoffte sehr, dass Erich Gleisner ihre Gedanken nicht erraten hatte. Das wäre ihr zu peinlich gewesen. Schnell lenkte sie das Gespräch in eine andere Richtung, indem sie sich nach dem Ehepaar Haslinger erkundigte.

      »Auch Frau Haslinger ist froh, dass ich bald meine Stelle wieder werde einnehmen können. Sie plant bereits ihre Übersiedlung nach München«, erwiderte Erich Gleisner. »Ich war wohl sehr egoistisch …«


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