Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg


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du undankbares Ding«, entgegnete ihr Vater. »Gefallen dir denn die schönen Blumen nicht?«

      »Mann kann sie nicht essen.«

      »Bist du aber ein Naschkätzchen!«, sagte er lachend. Doch Betti musste sich dazu zwingen mitzulachen.

      *

      Als Betti und Evi wieder in Bachenau waren, bemühte sich Betti zwar, ihre Niedergeschlagenheit zu verbergen, aber das gelang ihr nicht restlos.

      Helmut Koster fiel ihr Wortkargheit auf. Er meinte: »Nun hast du also deinen Willen durchgesetzt und warst in München, um Herrn Gleisner zu besuchen, aber zufrieden scheinst du noch immer nicht zu sein.«

      »Ach, Helmut! Erich Gleisner wird wieder völlig gesund werden.«

      »Und das bedrückt dich auf einmal? Du warst doch zuvor so froh, dass die Operation gelungen ist. Wieso ist es dir jetzt nicht recht, dass er gesund wird?«

      »Aber es ist mir doch recht! Wie könnte es anders sein?«

      »Weshalb benimmst du dich dann so sonderbar? Du läufst mit einem Gesicht wie drei Tage Regenwetter herum. Was ist denn in München passiert?«

      »Nichts. Aber sobald Erich Gleisner wiederhergestellt ist, wird er sein Kind zurückverlangen.«

      »Nun, das ist sein gutes Recht«, sagte Helmut gelassen.

      »Und ich muss Evi hergeben.«

      »Ich habe dich von Anfang an gewarnt, Betti. Evi ist nun einmal nicht dein Kind. Damit musst du dich abfinden.«

      »Aber ich habe sie so lieb. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ohne sie sein wird«, schluchzte Betti.

      Helmut war nahe daran, eine aufbrausende Antwort zu geben, doch dann bezwang er sich und meinte tröstend: »Du wirst dich daran gewöhnen. Ich werde dich für Evis Verlust entschädigen.«

      Betti sah ihn überrascht an. Hatte er es sich anders überlegt? Wollte er nun doch bald eigene Kinder haben?

      Seine folgenden Worte klangen jedoch nicht danach. »Wenn wir erst bei einem Zirkus untergekommen sind, wirst du sehen, wie bunt und abwechslungsreich das Leben sein kann. Du wirst dann erleichtert sein, dass du dich nicht mit einem Kind abmühen musst.«

      Betti stieß einen langen Seufzer aus. Helmut verstand sie nicht, er würde sie nie verstehen. Das bunte und abwechslungsreiche Leben, das seiner Meinung nach vor ihr lag, reizte sie nicht im Mindesten.

      *

      Evi ahnte nichts von dem Zwiespalt, in dem Betti sich befand. Sie freute sich, dass ihr Vati bald wieder gesund sein würde, und plauderte unbefangen davon, wie schön es sein würde, wenn sie wieder bei ihm im Wald leben würde. Sie hatte noch nicht begriffen, dass sie sich dann von Betti würde trennen müssen, und Betti scheute davor zurück, es ihr zu sagen. Einstweilen sollte Evi glücklich sein.

      Doch auch Evi kamen mit der Zeit Zweifel. »Wenn ich bei meinem Vati bin, was geschieht dann mit Peterle?«, fragte sie. »Kann Peterle mitkommen?«

      »Nein, das geht nicht«, erwiderte Betti. »Peterle ist hier zu Hause. Er gehört zu seinen Eltern.«

      »Schade. Dann werde ich niemanden zum Spielen haben«, stellte Evi bedrückt fest. Dass sie auch von Betti würde Abschied nehmen müssen, darauf kam sie nicht. Allem Anschein nach war es für sie eine Selbstverständlichkeit, dass sie und Betti immer beisammenbleiben würden. Betti war schließlich ihre neue Mutti.

      *

      Eines Tages kam von Erich Gleisner die Nachricht, dass er ins Forsthaus zurückgekehrt und bereit sei, seinen Dienst wieder aufzunehmen. Herr und Frau Haslinger hätten vor, nach München zu fahren, aber vorher möchten sie noch Betti und Evi im Forsthaus begrüßen. Seine Genesung sollte gebührend gefeiert werden, und da dürften Betti und Evi nicht fehlen.

      Betti hielt den Brief Erich Gleisners in der Hand und flüsterte bestürzt: »Sobald schon.«

      »Hast du etwas zu mir gesagt?«, fragte Evi, die sich wie gewöhnlich in Bettis Nähe aufhielt.

      »Nein, ich habe mit mir selbst geredet«, erwiderte Betti.

      »Von wem ist der Brief, den du da hast?«

      »Von deinem Vati.«

      »Von Vati? Vati hat dir geschrieben? Was denn?«

      »Dass er wieder im Wald ist und dass er uns erwartet«, lautete Bettis knappe Antwort.

      »Fein! Das ist herrlich. Wir wollen sofort hinfahren.« Evi führte einen Freudentanz auf, bei dem Betti ihr mit gemischten Gefühlen zusah.

      Der Lärm lockte Andrea von Lehn in die Küche. »Was geht denn hier vor?«, fragte sie verblüfft. »Warum schreist du so, Evi?«

      »Weil ich zu meinem Vati fahre!«, jubelte Evi.

      »So?«

      Wortlos reichte Betti Andrea von Lehn den erhaltenen Brief, den diese schnell überflog.

      »Geh ins Kinderzimmer zu Peterle, er ist allein«, sagte Andrea zu Evi, nachdem sie den Brief gelesen hatte.

      Evi lief aus der Küche, und Betti sagte bedrückt zu Andrea: »Ich muss wohl fahren. Ich freue mich natürlich, dass alles gut ausgegangen ist, aber die Trennung von Evi fällt mir schwer. Nun ist es wohl so weit …«

      »Davon schreibt er nichts«, meinte Andrea und las den Brief stirnrunzelnd ein zweites Mal.

      »Nein, aber das liegt doch auf der Hand. Wie soll ich es nur Evi beibringen?«

      »Gar nicht. Überlassen Sie das lieber ihrem Vater.«

      »Aber vielleicht muss ich Evi gleich dort lassen. Sollte ich das Evi nicht doch andeuten?«

      »Nein«, widersprach Andrea von Lehn, »warten Sie lieber ab, wie Evis Vater reagiert.«

      »Auf keinen Fall wird er bereit sein, mir das Kind für immer zu überlassen«, sagte Betti traurig.

      Andrea wusste darauf nichts zu entgegnen.

      *

      Die Bahnfahrt in den Bayerischen Wald bedeutete für Betti eine Tortur. Dabei durfte sie sich nichts von ihren trübsinnigen Grübeleien anmerken lassen, denn Evi war sowieso schon misstrauisch. Dem kleinen Mädchen kam es seltsam vor, dass die sonst so fröhliche Betti kaum sprach und auf zahlreiche Fragen nur mit einem stummen Nicken antwortete.

      »Du freust dich nicht richtig darüber, dass wir zu meinem Vati fahren«, stellte Evi vorwurfsvoll fest. »Magst du meinen Vati nicht?«

      »O doch, ich mag ihn schon«, erwiderte Betti.

      »Mein Vati hat keine Frau mehr. Vielleicht könntest du ihn heiraten?«, schlug Evi vor.

      »Evi!«, rief Betti entsetzt aus. »Was fällt dir ein! Dass du das ja nicht zu deinem Vater sagst!«

      »Warum nicht?«

      »Weil …, weil … Ach, das ist egal. Versprich mir, dass du deinem Vater keinen solchen Vorschlag machst.«

      »Hm …« Evi gab dieses Versprechen nur zögernd ab.

      »Übrigens ist es unmöglich, dass ich deinen Vater heirate«, meinte Betti nun etwas ruhiger. »Ich bin nämlich mit Helmut verlobt.«

      »Verlobt? Was ist das?«

      »Das bedeutet, dass ich Helmut heiraten werde.«

      »Helmut Koster?«

      »Ja.«

      »Na ja. Herr Koster ist ja ganz hübsch«, bemerkte Evi großzügig, »aber mein Vati ist schöner. An deiner Stelle …«

      »So etwas sagt man nicht«, unterbrach Betti die Kleine schnell. »Ein Mann ist nicht schön.«

      »Mein Vati schon«, beharrte Evi.

      Zu Bettis sonstigen Sorgen kam nun auch noch die


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