Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg


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liebevoll.«

      »In Sophienlust«, äffte Marina seinen Tonfall nach. »Das scheint ein wahres Paradies zu sein.« Ihre hellen Augen glitzerten böse.

      »Stimmt. Es ist wirklich ein Paradies für Kinder.« Hans tat, als habe er überhaupt nicht bemerkt, wie gehässig diese Anspielung war.

      »Dann braucht dich dieses kleine Mädchen auch nicht«, protestierte Marina noch aufgebrachter als zuvor.

      »Vielleicht. Aber mir liegt sehr viel an der Kleinen. Irgendwie fühle ich mich verantwortlich für sie. Ich habe sie am Straßenrand gefunden. Noch heute erinnere ich mich ganz deutlich an den durchnässten, zitternden kleinen Körper. Solche Minuten vergisst man nicht, Marina. Sie sind irgendwie bestimmend für das weitere Leben.«

      »Ich habe gar nicht gewusst, dass du so sentimental bist. Und so etwas will ein Mann sein!« Marina lachte spöttisch.

      Hans Strasser unterdrückte die aufsteigende Verstimmung. Er musste sich wohl daran gewöhnen, dass er mit Marina über diese Dinge nicht reden konnte. Sie war zu oberflächlich, zu egoistisch. Eigentlich hatte er daran gedacht, sie zu seiner Frau zu machen. Doch nun musste er sich das noch einmal sehr gründlich überlegen. Das hübsche Engelsköpfchen hatte ihn begeistert. Wie hätte er ahnen sollen, dass sich dahinter ein herzloser Charakter verbarg?

      »Wir können ja über Sophienlust an den See fahren«, lenkte er ein. »Es ist nur ein ganz kleiner Umweg. Und fürs Picknick bleibt bestimmt noch genügend Zeit.«

      Marina wusste, dass dies der einzig mögliche Kompromiss war. Also musste sie wohl oder übel einwilligen. Beim nächsten Mal würde sie aber nicht nachgeben. Dann würde Hans gar nicht mehr den Mut finden, seine Freizeit zwischen ihr und dem fremden Kind aufzuteilen.

      *

      Niemand in Sophienlust ahnte, dass die größeren Kinder an diesem Abend nicht schliefen. Als Frau Rennert eine Stunde vor Mitternacht einmal ihre Runde machte, drückten Pünktchen, Fabian, Irmela, Frank und Angelika fest die Augen zu und regten sich nicht. Auch Nick schlief wieder einmal in Sophienlust. Das war allerdings nichts Besonderes. Er hatte ja in Sophienlust ein eigenes Zimmer.

      Als Frau Rennert schließlich das Licht in ihrem Zimmer ausknipste, war es still und friedlich im Haus. In den alten Bäumen hinter dem Herrenhaus säuselte der Nachtwind, unten im Park plätscherte der Springbrunnen. Alles hatte seine gewohnte Ordnung.

      »Seid ihr fertig?«, wisperte Nick vor den Zimmern der Mädchen.

      Pünktchen huschte aus dem dunklen Raum. Die sommersprossige Kleine trug zwei dicke Pullover und eine Strickjacke darüber.

      »Wir machen doch keine Polarreise«, flüsterte Nick und schüttelte missbilligend den Kopf.

      Obwohl Pünktchen sonst viel auf Nicks Meinung gab, war ihr diese jetzt gleichgültig. Nur noch fester zog sie die Wollsachen um ihren Körper.

      Fabian erschien und hielt seine Wanderschuhe in der Hand. Über der Schulter trug er einen dicken Stock.

      Ähnlich ausgerüstet waren auch Frank und Angelika. Nur Irmela trug Jeans und eine leichte Bluse wie immer.

      »Wenigstens jemand, der vernünftig ist«, flüsterte Nick. »Beeilen wir uns!«

      Es war gut, dass Frau Rennert die kleine Gesellschaft, die im Dunkeln über die teppichbelegte Treppe schlich, nicht sah, sonst hätte sie sich vor den vermummten Gestalten wahrscheinlich gefürchtet.

      In der Halle fasste Nick Waldi am Halsband. Zusammen mit ihm schlüpften alle Kinder durch die Terrassentür ins Freie. Um nicht in den Schein der Laternen zu kommen, schlichen sie dicht am Haus entlang, eines hinter dem anderen.

      Pünktchen hielt sich immer dicht bei Nick. Sie hatte so viel Angst, dass es sie allerhand Mühe kostete, das Zähneklappern zu unterdrücken.

      Bald waren die Kinder so weit vom Herrenhaus entfernt, dass sie von dort nicht mehr gesehen werden konnten. Am Waldrand blieben sie stehen.

      »Was machen wir, wenn Tante Isi erfährt, dass wir, ohne zu fragen …« Angelika hatte ein schlechtes Gewissen und wäre am liebsten wieder umgekehrt.

      »Angsthase«, schimpfte Frank verächtlich.

      »Denk doch einmal daran, wie froh alle sein werden, wenn wir die Diebe schnappen. Dann bekommt Nicks Vati die Pferde zurück.« Irmela legte tröstend den Arm um Angelikas Schultern.

      »Und vielleicht …, vielleicht bringt man auch etwas über uns in der Zeitung«, wisperte Fabian und sah sich furchtsam nach allen Seiten um. Bei Nacht durch einen finsteren Wald zu gehen, na, wenn das keine Heldentat war!

      »Zuerst müssen wir diese gemeinen Kerle stellen.« Nick fasste Waldi fester am Halsband.

      »Wenigstens Waldi hat keine Angst«, murmelte Pünktchen. Je weiter sie sich von Sophienlust entfernten, umso gefährlicher erschien ihr das Unternehmen. Wenn es nur nicht so stockfinster gewesen wäre. Schließlich konnte hinter jedem Baum ein Pferdedieb versteckt sein. Vielleicht hatte er sie längst entdeckt und beobachtete sie nun.

      »Glaubst du, Waldi wittert eine Falle?«, wisperte Pünktchen.

      »Eine was?« Nick versuchte immer wieder, rechts und links des Weges Einzelheiten in der Dunkelheit zu erkennen. Das nahm seine Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch, dass er gar nicht verstand, was seine kleine Freundin meinte.

      »Es könnte doch sein, dass sie uns in eine Falle tappen lassen.« Pünktchen zitterte, trotz der dicken Pullover.

      »Sie wissen doch gar nicht, dass wir ihnen auflauern.«

      »Und wenn sie uns gesehen haben?« Pünktchen ließ nicht locker. Sie war eine Kameradin, die mit ihren Freunden durch dick und dünn ging. Doch mit dieser nächtlichen Tour hatte sie sich mehr zugetraut, als ihre Nerven verkraften konnten.

      »Ist doch gar nicht möglich, weil es viel zu finster ist.« Nick ging noch rascher. Vielleicht wollte er damit die Furcht überspielen, die nun auch in ihm aufstieg.

      Hinter ihm keuchten Fabian, Angelika und Frank. Obwohl der Marsch für sie sehr anstrengend war, blieben sie dicht bei der Gruppe.

      »Wir sind gleich da«, raunte Nick, teils um den anderen, teils um sich selbst Mut zu machen. »Es ist die Koppel zwischen den beiden Tannenwäldern.«

      Die Freunde nickten. Was Nick gesagt hatte, wussten sie natürlich längst. Sehr gut kannten sie die weitläufige Wiese, die an drei Seiten vom Wald eingeschlossen war. Nach vorn gab es einen wundervollen Blick über die hügelige fruchtbare Landschaft. Man sah von dort das Kinderheim Sophienlust und das Gut Schoeneich. Die saftigsten Gräser und Kräuter wuchsen da oben. Deshalb fühlten sich die Pferde gerade auf dieser Koppel so wohl.

      »Wir halten es genau wie verabredet. Pünktchen und Angelika kommen mit mir, Frank, Fabian und Irmela nehmen die andere Seite. Wenn die Diebe kommen, machen wir einen so ohrenbetäubenden Krach, dass sie nicht mehr wissen, was oben und unten ist. In ihrer Verwirrung werden sie dann leicht zu überwältigen sein.« So ganz sicher war Nick seiner Sache jedoch nicht mehr. Doch das wollte er sich auf keinen Fall anmerken lassen.

      »Und dann schlage ich sie mit dem Prügel nieder.« Fabian ließ sich von Nicks Jagdfieber anstecken.

      »Ich auch!«, wisperte Angelika.

      »Hoffentlich sind es nicht so viele«, gab Pünktchen kleinlaut zu bedenken. Sie war sich des Sieges absolut nicht sicher.

      Die Kinder traten aus dem Wald heraus auf das Weidegelände. Vorsichtig blieben sie stehen und überblickten die Koppel. Sie lag still und friedlich im nächtlichen Dunkel. Die hohen Gräser bewegten sich sanft. Es gab nichts Verdächtiges. Aber dort, wo sonst die Pferde standen, gähnte öde Leere.

      »Mein Vati hat die Pferde in den Stall bringen lassen«, flüsterte Nick. »Aber das wissen die Diebe ja nicht. Sie kommen bestimmt, um sich weitere Tiere zu holen. Aber dann sollen sie etwas erleben!« Nick ließ Waldi los und ballte beide Hände.

      Irmela zog eine kleine Trillerpfeife


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