Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem

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Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem


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Ich habe vorhin mit ihr telefoniert«, sagte Adina. »Und besucht habe ich sie auch einmal. Tante Isi hat mich oft nach Maibach mitgenommen.

      »Lieb von ihr. Wie geht es deiner Großmutter?«

      »Sie fühlt sich nicht sehr gut. Besuchst du sie noch heute?«

      »Ich werde sie auf jeden Fall anrufen«, versprach Wolfgang. Er ließ Adina los und blickte zu Birgit, die inzwischen ebenfalls ausgestiegen war. Seine Augen strahlten.

      Adina folgte seinem Blick. Sie zögerte kurz, dann wandte sie sich Birgit zu. »Hallo, Mutti«, sagte sie und das Mutti kam ihr so leicht über die Lippen, als hätte sie sich nichts sehnlicher gewünscht, als Birgit zur Mutter zu haben.

      Verblüfft zuckte die junge Frau zusammen. All ihre Bedenken wurden von einer Woge ungeheurer Erleichterung hinweggespült. Sie zog Adina, die sich nicht dagegen sträubte, kurz in die Arme und küßte sie auf die Wange. »Wir haben dir etwas Wunderschönes mitgebracht.«

      »Fein.« Die Elfjährige lächelte sie jetzt entwaffnend an. »Tante Isi will euch sicher noch sprechen, aber dann fahren wir doch sofort wieder nach Hause?«

      »Worauf du dich verlassen kannst«, versprach Wolfgang. Er hakte Adina und Birgit unter. Zu dritt stiegen sie die Freitreppe hinauf und traten durch das Portal.

      *

      Es war zu schön, um wahr zu sein. Birgit Kayser fühlte sich wie im siebenten Himmel. Während sie das Abendbrot zubereitete, lachte sie innerlich über die Sorgen und Ängste, die sie noch vor wenigen Stunden belastet hatten. Die drei Wochen in Sophienlust hatten Adina nicht nur gutgetan, sie hatten sie auch völlig verwandelt. Wo war die Arroganz des Mädchens geblieben? Als sie nach Hause gekommen waren, war es nicht wie gewöhnlich erst für einige Minuten vor dem Spiegel im Treppenhaus stehengeblieben, sondern gleich hinauf in sein Zimmer gelaufen und wenige Minuten später in Jeans und einem T-Shirt zurückgekehrt.

      »Kann ich dir helfen, Mutti?« Adina steckte den Kopf kurz in die Küche hinein.

      »Du könntest schon mal den Tisch decken«, schlug Birgit vor.

      »Mach ich.« Das Mädchen verschwand. Durch die offene Tür hörte Birgit, wie sie an den Geschirrschrank ging.

      Wolfgang kam mit einem riesigen Feldstrauß in die Küche. »Habe ich eben gepflückt«, sagte er und nahm eine Vase von einem Regal. »Bist du auch so glücklich wie ich?« Er trat hinter seine Frau und strich zärtlich über ihren Nacken.

      »Glücklicher könnte ich gar nicht sein.« Die junge Frau wandte ihm ihr Gesicht zu. In ihren Augen schimmerten Tränen.

      Birgit nahm den Aufschnitt aus dem Eisschrank und legte ihn auf eine runde Platte. Sie dachte an Denise von Schoenecker. Denise hatte noch lange mit ihnen gesprochen. Adinas Verwandlung war ihr nicht ganz geheuer, und sie hatte sie und Wolfgang gewarnt, allzuviel zu erwarten. Sie glaubte, daß Adina ihre wahren Gefühle verbarg.

      Konnte das der Fall sein? Birgit lauschte ins Eßzimmer hinüber, wo sich ihr Mann und seine Tochter über Zarah unterhielten. Adinas Stimme klang völlig gelöst. Nein, sie war ganz sicher, daß das Mädchen sich nicht verstellte.

      Wenig später saßen sie um den runden Eßtisch beim Abendbrot. Genauso gemütlich hatte es sich Birgit immer in ihrer Familie gewünscht.

      »Ich habe von Schwester Regine neue Reitkleidung bekommen«, erzählte Adina.

      »Wieso das?« fragte Wolfgang.

      »Ach, die anderen Sachen waren nicht richtig für Sophienlust«, antwortete die Elfjährige. »Die Kinder haben immer gegrinst, wenn ich sie anhatte. «Sie lachte. »Ich habe ein Foto. Tante Carola, die Schwiegertochter von Frau Rennert, hat es gemacht.« Sie nahm einen Schluck Tee. »Großmama schlägt sicher die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie es sieht. Aber wenn ich in Sophienlust auf Zarah reite, werde ich diese Sachen immer tragen. Ich möchte wie die anderen Kinder sein.«

      »Das ist vernünftig, Adina«, lobte Wolfgang Kayser zufrieden. »Ich…« Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn. »Laß nur, ich gehe an den Apparat«, sagte er, als Birgit aufstehen wollte.

      Die junge Ehefrau blickte zur Uhr. »Wer kann denn das noch sein?« überlegte sie laut.

      »Vielleicht Cordula«, erwiderte Adina. »Eigentlich wollte ich heute noch zu ihr gehen, aber ich habe keine Lust. Hier ist es auch schön.«

      Es dauerte nur wenige Minuten, bis Wolfgang zurückkam. Sein Gesicht wirkte ernst. Stumm setzte er sich wieder an den Tisch. »Es war meine Schwiegermutter«, sagte er schließlich.

      »Was wollte Großmama denn?« fragte Adina. »Gehen wir sie morgen gleich besuchen?«

      »Du hattest doch erst vorhin mit ihr telefoniert«, meinte Birgit besorgt.

      »Über den Besuch bei deiner Großmutter sprechen wir morgen früh«, vertröstete Wolfgang seine Tochter. »Was würdest du heute am liebsten tun, Kleines?« Es klang befreit, aber Birgit merkte deutlich, daß ihn etwas bedrückte.

      Adina dachte nach. »Ich könnte euch etwas vorspielen«, schlug sie schließlich vor.

      »Eine gute Idee.« Wolfgang sah Birgit an. »Meinst du nicht auch?«

      »Doch, ich habe Adina bis jetzt nur selten spielen gehört.« Birgit lächelte dem Mädchen zu. »Ich freue mich darauf, Adina«, sagte sie.

      Die Eheleute kamen erst am späten Abend dazu, miteinander unter vier Augen zu sprechen. Adina war schlafen gegangen. Ihre Geige lag auf der Couch.

      »Gehen wir noch ein Stückchen spazieren, Liebling«, schlug Wolfgang vor.

      »Gut!« Birgit griff nach der Geige und verstaute sie sorgfältig im Kasten. Es war noch nie vorgekommen, daß Adina das Instrument offen liegengelassen hatte. Sie schien todmüde gewesen zu sein.

      »Es geht um meine Schwiegermutter«, begann Wolfgang, als sie die Terrassenstufen Arm in Arm hinunterstiegen.

      »Du warst nach dem Gespräch verändert, aber ich wollte dich nicht in Gegenwart Adinas fragen«, erwiderte Birgit. »Was ist denn passiert? Geht es ihr wieder schlechter?«

      »Kannst du dich erinnern, mit welchen Worten sie vor neun Wochen unser Haus verließ?«

      Birgit nickte. »Sie wollte es nie wieder betreten.«»Und nun hat sie mich gebeten, sie für vier Wochen aufzunehmen.« Wolfgang spürte, wie Birgit neben ihm erstarrte. »Ich war genauso entsetzt«, fügte er hinzu. »Ich sagte ihr ganz ehrlich, daß ich erst mit dir darüber sprechen müßte. Immerhin wäre ich ja jetzt wieder verheiratet und du hättest in dieser Sache ein gewichtiges Wort mitzureden.«

      »Und was hat sie darauf gesagt?« fragte Birgit. Ihre Stimme vibrierte leicht.

      »Sie sagte, sie würde mich voll und ganz verstehen und bat mich, mit dir zu sprechen.«

      »Das klingt so gar nicht nach Vilma Stein.«

      »Ganz und gar nicht.«

      »Und wie sollen wir uns entscheiden?« fragte Birgit. Der Gedanke an Wolfgangs Schwiegermutter jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie wollte ihren Mann bitten, rigoros abzulehnen, doch das erschien ihr dann doch zu hart angesichts der Tatsache, daß Vilma Stein gerade erst an der Galle operiert worden war. »Was ist mit ihrem Personal?«

      »Sie glaubt nicht, daß Louise in der Lage ist, sie zu pflegen.«

      »Und eine bezahlte Pflegerin?«

      »Sie duldet keine fremde Frau im Haus.« Wolfgang seufzte. »Ich habe ihr ein gutes Sanatorium vorgeschlagen, aber das hat sie auch abgelehnt. Sie meint, sie würde sich in einem Erholungsheim so ganz allein todunglücklich fühlen.«

      »Es sei denn, Adina würde sie in die Verbannung begleiten«, bemerkte Birgit. »So ähnlich wird sie sich doch ausgedrückt haben?«

      »Du hast es erraten.«

      »Das kommt natürlich nicht in Frage.«

      »Ich


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