Schon wieder einer tot. Irene Wondratsch

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Schon wieder einer tot - Irene Wondratsch


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auf 180° C vorheizen, alle Zutaten in eine geeignete Auflaufform geben, noch einmal abschmecken und den Weißwein angießen. Ohne Abdeckung etwa 30 Minuten backen. Mit Fladenbrot servieren.

      Hojotoho

      Herr Havlicek führte ein zufriedenes Leben in seinem Reihenhaus am Stadtrand. Als Witwer war er ein begehrter Mann.

      Doch ließ er kein Weib an sich heran, das die Ordnung in seinem Haus durcheinandergebracht hätte. Jahrzehnte hatte es gedauert, bis seine verstorbene Trude endlich das Plaid so über den Lehnstuhl gefaltet hatte wie er, und jetzt sollte er noch einmal von vorne anfangen?

      Ein Plausch über den Gartenzaun genügte ihm allemal mit dem beruhigenden Gefühl, sich jederzeit in seine vier Wände zurückziehen zu können, wo er Wagner hörte, ohne dass eine Frau die Augen verdrehte oder dreinquatschte.

      Die Leute in der Siedlung waren mit ihm alt geworden und ihre Kinder groß. Eines Tages zog das Ehepaar vom Nachbarhaus in ein Pensionistenheim. Ihre Tochter und deren Mann, beide in den mittleren Jahren, bewohnten es nun. Sie waren kinderlos, was Havlicek sehr begrüßte, hatten aber einen Hund.

      Bei seinem Morgenspaziergang begegnete er stets vielen verwitweten Frauen, die ihre Köter an der Leine führten. Erst haben sie ihre Männer unter die Erde gebracht und nun verwöhnen sie ihre vierbeinigen Lieblinge, dachte er. Er war sich sicher, dass sie ihren Verflossenen nie so viel Zuneigung geschenkt hatten.

      Ungeniert verrichteten die »Hunderl« mitten auf dem Gehsteig ihr Geschäft.

      »Nimm ein Sackerl für mein Gackerl« war in diese Gartenhaussiedlung noch nicht vorgedrungen. Im Gegenteil, die Frauerl betrachteten die Hundstrümmerl ihrer Gefährten mit Genugtuung und dachten nicht im Mindesten daran, sie zu entfernen.

      Wie kam er dazu, dass er hochkonzentriert Zickzack-Wege in Kauf nehmen musste und obendrein noch seine feine Nase beleidigt wurde?

      Jenny war ein weißer Königspudel, den seine neuen Nachbarn allzu oft allein ließen, wie sein jammervolles Winseln oder wütendes Kläffen bezeugte. Und man weiß ja: Wenn einer anfängt, fallen alle Artgenossen in der Umgebung in das Gebell ein, was Havliceks Mittagsschläfchen und die darauf folgende Anhörung Wagnerscher Opern empfindlich störte. Nicht einmal der »Walkürenritt« konnte das Gekläff übertönen.

      Eines Tages stieß Jenny wieder einmal sehnsüchtige Klagelaute aus, wie sie sich nur der Kehle einer einsamen Kreatur entringen konnten.

      Da wurde es Havlicek zu bunt. Entschlossen näherte er sich der Nachbarshündin mit einer vergifteten Knackwurst.

      Kaum stand Havlicek mit der Wurst am Zaun, änderte sich ihre Stimmung schlagartig und sie begrüßte ihn schwanzwedelnd mit einem erwartungsvollen Blick. Diese treuherzigen Augen. Was konnte sie dafür, dass ihre Besitzer sie so vernachlässigten, dachte er.

      Er machte kehrt und kam in Windeseile mit einer einwandfreien Wurst zurück. Diese Dankbarkeit in Jennys Augen. Sie richtete sich auf, so weit sie konnte, ihre Vorderpfoten berührten das obere Ende des Zaunes – ein wahrer Königspudel. Er tätschelte sie. »Armer Hund, guter Hund.«

      Ab diesem Zeitpunkt kam Jenny jedes Mal gelaufen, wenn Havlicek vorbeiging, und begrüßte ihn freudig.

      Ob es so etwas wie eine Fürsorgestelle gab, die vernachlässigte Tiere ihrem Besitzer wegnahmen? Wohl nur den Tierschutzverein, aber der war überlastet. Eine unbürokratische Lösung musste her!

      Der Zufall kam ihm zu Hilfe. Als er seinen Nachbarn, der im Begriff war, einen Apfelbaum zurückzuschneiden, auf der obersten Sprosse einer hohen Leiter sah, bot er ihm seine Hilfe an. »Lassen Sie das mich machen!«

      Er hatte beobachtet, dass sein Nachbar handwerklich ziemlich ungeschickt war. Doch der Hausherr war zu stolz und legte selbst Hand an die Motorsäge an, wobei ein paar Fingerglieder dran glauben mussten. Der Ast, den er abgeschnitten hatte, erschlug seine Frau, die das Schauspiel ängstlich, aber doch neugierig verfolgt hatte.

      Als die Rettung kam, war der Nachbar, ein Marcoumar-Patient mit reduziertem Gerinnungsfaktor, bereits verblutet.

      Warum Herr Havlicek nicht Erste Hilfe geleistet habe, fragte der Arzt. Er sei ohnmächtig geworden, weil er kein Blut sehen könne, bedauerte Havlicek zutiefst betroffen.

      Bis die Hausübernahme notariell geregelt war, nahm sich Havlicek Jennys an, die hingebungsvoll zu seinen Füßen den Klängen von Wagner lauschte.

      Als die Verwandten der verunglückten Nachbarn das Haus verkauft hatten, war niemand mehr da, der Anspruch auf den Königspudel erhob. So kam es, dass Havlicek sein Bett nun doch wieder mit einem Weibchen teilte.

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