Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett


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      „Ich finde, dass du ihm schnellstens eine von deinen Kugeln rüberwerfen solltest, Jug. Sonst kommt er noch auf den Gedanken, sein Schießeisen nachzuladen.“

      Jug Barton sah, dass sich der Halbindianer in eine Ecke drängte. Wahrscheinlich glaubte er, dort nicht entdeckt zu werden. Doch der Bandit hatte die Augen einer Katze. Er sah auch im Finstern ganz leidlich. Und hier war es nicht finster. Höchstens dämmrig.

      Er erhob sich, beobachtete grinsend den Mann in der Ecke, der hilflos seinen unbrauchbaren Peacemaker anstarrte. Dann zielte er sorgfältig. Auch er hatte nur noch eine einzige Patrone in der Trommel.

      Chaco reagierte schneller. Der Mündungsblitz seines Revolvers, den er in der Hand hielt, erhellte sekundenlang seine Ecke. Gleichzeitig warf er sich nach vorn und entging dadurch der Kugel, die hinter ihm einschlug, ohne nennenswerten Schaden anzurichten.

      „Schon mal was von einem zweiten Revolver gehört, du Schlauberger?“, fragte er. Als er sich hier auf die Lauer legte, hatte er damit gerechnet, dass sechs Kugeln zu wenig sein könnten, wenn vier Killer sich nach seinem Befinden erkundigten. Deshalb hatte er für eine Ersatzwaffe gesorgt.

      Jetzt musste er sich noch um Harry Koster kümmern, bevor er nachsah, wie die Schießerei unten vor dem Haus ausgegangen war. Dass Jug Barton tot war, darüber gab es keinen Zweifel.

      Er sah, dass der zweite Bandit versuchte, die Tür zu erreichen. Offenbar hatte er begriffen, dass er in Nachteil geraten war. Chaco dachte nicht daran, dem Fliehenden in den Rücken zu schießen. Das hatte er noch nie getan, und dafür sah er auch jetzt keine Berechtigung. Er jagte hinter Harry Koster her, der schon die Treppe erreicht hatte und mit riesigen Sprüngen hinunterhetzte.

      Unten im Zimmer prallte der Killer fast mit Ella Kimball zusammen. Seine Augen blitzten auf. Er schaltete augenblicklich, riss die Frau an sich und setzte ihr seinen Revolver an die Schläfe.

      Chaco zuckte zusammen. Warum war die Frau nicht dort geblieben, wo er sie versteckt hatte? Warum hielt sich keiner an seine Anordnungen? Randolph hatte nichts Klügeres zu tun gewusst, als allein nach draußen zu gehen, und war vermutlich dem Rest der Bande direkt in die Arme beziehungsweise die Kugeln gelaufen. Wenn jeder auf seinem Platz geblieben wäre, hätten sie die Shadows mit einem Schlag ausschalten können, ohne sich unnötiger Gefahr auszusetzen. Dass er selbst sein Leben eingesetzt hatte, zählte für Chaco nicht. Daran war er gewöhnt. Jetzt sah er nur die hilflose Frau und den Mörder hinter ihr, der nicht zögern würde, seine Drohung wahrzumachen. „Du bist verdammt schlau gewesen, Bastard. Fast wäre es dir gelungen, uns zu überlisten. Aber zu deinem Pech spielen deine Partner anscheinend auf unserer Seite mit.“ Er hatte bei dem Kampf oben im Zimmer seine Maske verloren. Die Narbe über seinem Gesicht glühte blutigrot. Er sah wie der Teufel aus. Und teuflisch waren auch seine Absichten.

      „Trenne dich von deiner Kanone, sonst hat die Lady ein Loch in ihrem faltigen Kopf, darauf kannst du Gift nehmen!“

      Chaco zögerte. Er suchte nach einem Ausweg, doch er sah keinen. Es gab ein unerfreuliches Geräusch, als sein Peacemaker auf die Dielen klapperte. Es waren noch fünf Schuss drin, doch sie nützten jetzt weder ihm noch Ella Kimball.

      „So ist es brav, Bastard“, lobte Harry Koster. „Und jetzt gib deinem Spielzeug einen Tritt, dass es zu mir herüberrutscht. Oder willst du es mitnehmen? Soviel ich weiß, ist das Waffentragen in der Hölle verboten.“

      „Du kannst dich bald davon überzeugen“, entgegnete Chaco grimmig und gab dem Revolver einen Stoß, dass er über den Boden schlitterte. Wenn sich der Killer jetzt danach bückte, würde er es riskieren. Mit zwei, drei gewagten Sprüngen konnte er bei ihm sein, bevor Harry Koster einen gezielten Schuss abgeben konnte. Doch der Bandit bückte sich nicht.

      „Hast du dir gedacht“, sagte er ölig grinsend. „Du legst Harry nicht mehr rein. Du nicht.“

      Chaco sah die angstvollen Augen der Frau, die in den vergangenen Wochen so viel mitgemacht hatte. Er sah ihren flehentlichen Blick.

      27

      Da drückte der Killer ab ...

      Randolph Kimball sah noch den Mündungsblitz. Da riss es ihn schon nach hinten. Ein Schatten sprang über ihn hinweg. Der Schatten hatte einen Revolver in der Faust, und er schoss damit. Nicht auf ihn. Nein! Auf den Mann von der Schattenbande, der mit allem gerechnet hatte, nur nicht, dass ein verdammter Halunke sich im Schuppen versteckt hatte und den alten Kimball in letzter Sekunde aus der Schusslinie riss.

      Jack Vereen drückte seinen Revolver ab.

      Doch in diesem Augenblick traf es ihn wie ein Hammer.

      Er schoss noch zweimal. Die dritte Kugel blieb in der Trommel stecken. Sein Finger konnte den Stecher nicht mehr durchziehen. Jack Vereen kippte vornüber. Er sah nicht mal mehr die Sterne über sich.

      28

      Der Schuss des Killers peitschte durch den Raum. Es roch nach Pulver. Über dem Herd zerbarst ein Teller auf einem Wandgestell.

      Ella Kimball war totenbleich. Sie zitterte, und es dauerte einige Augenblicke, ehe sie begriff, dass sie nicht getroffen war. Chaco war längst bei ihr und stützte sie. Er führte sie zu einer Holzbank, auf die sie sich setzte. Dann kehrte er zu dem Banditen zurück.

      Ein hasserfüllter Blick empfing ihn.

      „Du hast mich nicht erledigt, Bastard“, röchelte Harry Koster. Das Hemd war direkt über seinem breiten Gürtel blutgetränkt.

      „Das ist wahr“, gab Chaco zu. „Das hat dein Kumpel für mich erledigt. Aber sei froh, dass er mich verfehlt und dafür dich getroffen hat. So ein rauer Strick am Hals ist noch viel unangenehmer, und er hätte ja auf alle Fälle auf dich gewartet.“

      Für Harry Koster war das ein schwacher Trost. In seinen Augen lag ein Fluch. Doch er starb, bevor seine Lippen ihn aussprechen konnten.

      „Wo ist Randolph?“, wollte Ella Kimball wissen.

      Chaco machte ein ernstes Gesicht und bückte sich nach seinem Revolver.

      Da wurde die Tür aufgestoßen.

      Ella Kimball stieß einen entsetzten Schrei aus. Der Mann, der in dem Viereck stand und mit dem Revolver unmissverständlich auf den Halbindianer zeigte, war nicht Randolph ...

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      „Aber das ist doch ...!“

      „Andie Morton!“, bestätigte das Halbblut und lächelte.

      „Aber ich denke, er ist tot! Ken Turner hat ihn doch erschossen, als er versuchte zu fliehen!“

      „Das wäre doch schade um ihn gewesen“, fand Chaco. „Und vor allem hätte es einer gewissen Elaine Lamont mächtig leid getan.“

      „Ich verstehe gar nichts mehr“, gab die Frau zu.

      „Das können wir später erklären“, sagte Chaco hastig. Dann wandte er sich an den Cowboy. „Was ist mit Mr. Kimball?“

      „Da bin ich“, tönte es von der Tür her.

      „Randolph!“ Die schmächtige Frau warf sich dem Eintretenden schluchzend in die Arme.

      „Es war höllisch knapp“, berichtete der Sattler. „Doch unser junger Freund“, er deutete auf Andie Morton, „hat dem Banditen einen gehörigen Schrecken eingejagt.“

      „Der hat für die nächsten hundert Jahre die Nase voll“, bestätigte der Blonde. „Und wie ist es bei Ihnen gelaufen, Mr. Gates?“

      „Zum Glück zufriedenstellend. Allerdings ist uns zum Schluss ziemlich warm geworden. Was ist mit Collin Brat? War er Ihr Mann oder Jack Vereen?“

      „Brat ist getürmt. Er hat wohl gemerkt, dass es für die Shadows nicht ganz nach Wunsch lief.


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