Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett


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einige Sachen dafür besorgen sollte. Ich traf Freunde und hielt mich bei ihnen auf. Plötzlich war das Geld verschwunden. Ich musste es verloren haben. Es war nicht sehr viel, doch das Schlimmste war, dass ich nachlässig gewesen war. Ein Mann erkannte meine Schwierigkeiten und bot mir Hilfe an. Er lieh mir die verlorene Summe, und dann ...“

      „... und dann ist ziemlich alles klar“, fiel ihm Chaco ins Wort. „Der hilfsbereite Mann gehörte zu den Shadows. Vermutlich hat er sogar zuvor dein Geld an sich gebracht. Er nützte deine Notlage in gemeinster Weise aus und zwang dich, bei den Banditen mitzutun.“

      „Nein, er zwang mich nicht, aber natürlich gab er mir zu verstehen, dass er mir das Geld nicht schenken könne. Ich hätte aber die Möglichkeit, es mir nachträglich zu verdienen.“

      „Das kommt aufs Gleiche raus. Und du machtest mit?“

      Chalk nickte beschämt.

      „Ja! Anfangs war es auch noch nicht so schlimm. Natürlich waren auch die Diebstähle ungesetzlich, doch dann fingen sie an, Leute umzubringen, und sie verlangten es auch von mir.“

      „Aber du tatest es nicht.“

      „Es war mir einfach nicht möglich, auf einen Mann zu schießen, der mir nichts getan hatte. Ich bewunderte zwar die Courage und Unerschrockenheit der Männer und wollte gern zu ihnen gehören, aber ich selbst konnte nicht auf unschuldige Menschen schießen.“

      „Du gerietest also in Gewissenskonflikte und drehtest völlig durch, als ich dich auch noch verdächtigte.“

      „Genau! Ich habe dich richtig gehasst. Aber es war wohl vor allem der Hass gegen mich selbst. Ich hätte dich um ein Haar getötet, da fehlte nur eine Kleinigkeit.“

      „Und auf diese Kleinigkeit kommt es an, mein Junge“, sagte Chaco erschüttert. „Ich war in deiner Hand. Du hast mich ausgetrickst. Ich hätte keine Chance gehabt. Doch du hast die mörderische Waffe fortgeworfen und endlich begriffen, auf welcher Seite du stehst. Glaube mir, dies ist ein unbeschreiblich glücklicher Tag. Nicht nur für uns beide.“ Der Halbindianer dachte an eine schmächtige Frau mit grauen Haaren und einem tiefen Kummer im Herzen. Er wollte dafür sorgen, dass sie wieder lachen lernte.

      „Er wollte, dass ich auf Andie Morton schieße“, berichtete Chalk Kimball. „Aber ich ballerte einfach in die Luft. Nun ist er trotzdem tot. Durch meine Schuld.“ Wieder begann er zu schluchzen. „Dann behauptete ich, Lamont erschossen zu haben, damit sie mich endlich anerkannten. Sie lenkten jedoch den Verdacht auf Morton. Doch in Wirklichkeit war es Harry Koster. Ich habe es erst heute erfahren. Und nun verlangten sie, dass ich dich umbringe.“

      „Ist Harry Koster der Boss?“, fragte Chaco gespannt.

      „Nein, das ist Collin Brat.“ Er sah sich ängstlich um, als fürchtete er, dass der Verratene hinter ihm stünde.

      „Der Marshal?“

      „Er hat sich sehr amüsiert, dass er gewählt wurde, aber es passte ihm gut in den Kram.“

      „Das kann ich mir denken. Wer sind die anderen?“

      „Jack Vereen und Jug Barton“, gab Chalk bereitwillig Auskunft. Er beschrieb die drei, die Chaco noch nicht kannte, und das Halbblut sah die Mördervisagen jetzt plastisch vor sich.

      „Sie sind alle verteufelt schnell mit dem Schießeisen“, verriet der Junge.

      „Das werden sie auch sein müssen“, sagte Chaco. „Aber es wird ihnen nichts helfen.“

      25

      „Der Junge ist noch nicht da“, zeterte Harry Koster. „Ich sage dir, der hat sich verdrückt.“

      Collin Brat starrte missmutig vor sich hin.

      „So dünn kann der sich gar nicht machen, dass ich ihn nicht finde“, brummte er.

      „Und wenn er uns verpfiffen hat? Diesem Bastard zum Beispiel?“

      „Der Bengel ist vielleicht ein Feigling, aber mit Sicherheit nicht verrückt. Er wird sich nicht selbst verraten. Er hängt viel zu tief mit drin.“

      „Aber er ist nicht hier“, beharrte Harry. „Und er hätte schon vor fast einer Stunde da sein müssen.“

      „So hatten wir es vereinbart“, bestätigte der Boss finster. Er versuchte, seinen Ärger nicht offen zu zeigen. Er war sich nicht sicher, was er von Chalk Kimball halten sollte. Hatte er mit dem kleinen Halunken einen Fehler gemacht? Rächte es sich wirklich, dass er ihn nicht gleich umgelegt hatte, als er versuchte, ihn anzulügen?

      „Wir warten noch eine halbe Stunde“, entschied er.

      „Und wenn er dann immer noch nicht da ist?“, fragte Jug Barton.

      „Dann holen wir ihn uns.“

      „Mit dem Burschen verlieren wir nur Zeit“, meckerte Jack Vereen. „Wir hätten uns nie mit einem Kind einlassen dürfen.“

      Collin Brat blitzte ihn an.

      „Seit wann hast du auch eine Meinung, Jack?“, fragte er grollend. „Bis jetzt war dir alles recht, was ich befohlen habe, weil es dir eine hübsche Stange Dollars eingebracht hat.“

      „Der Junge bringt uns aber keine Dollars ein, sondern nur eine Menge Ärger.“

      „Dir vielleicht, Jack. Du wirst allerdings Ärger bekommen, und zwar mit mir, wenn du nicht endlich dein Maul hältst und abwartest, was ich dir als Nächstes befehle.“

      Jack Vereen überhörte die Drohung nicht. Auch er spürte, dass der Boss gereizt war. In diesem Zustand war er besonders gefährlich und unberechenbar. Er hatte keine Lust, mit Collin Brats Schießkünsten Bekanntschaft zu machen. Gegen den hatte er keine Chance. Sie alle nicht, weder Harry noch Jug. Er nahm sich vor, in Zukunft etwas zurückhaltender zu sein. Es lohnte sich nicht, wegen dieses Bengels ins Gras zu beißen.

      „Hab‘s nicht so gemeint, Boss“, lenkte er hastig ein. „Bin etwas nervös. Möchte endlich wieder was Richtiges zu tun kriegen. Nicht bloß so’n Kram wie die letzten Tage. Wir müssten mal wieder einen richtigen Tanz aufführen, dass Gibsonville kopfsteht. Hast du nicht Lust, die Bank auszuräumen?“

      „Dazu habe ich sogar sehr große Lust. Und noch zu ein paar anderen hübschen Dingen, von denen du dir noch nichts träumen lässt. Aber alles zu seiner Zeit. Wir haben Jerome verloren und müssen uns um Chalk kümmern. Wenn der Bengel nicht zurückkommt, können wir auch nicht damit rechnen, dass er den Bastard ausgelöscht hat.“

      „Meinst du, dass es umgekehrt gelaufen ist?“, fragte Harry Koster beunruhigt.

      „Du willst sagen, dass Chaco den Jungen erledigt hat?“

      „Das will ich damit sagen.“

      Collin Brat rieb sich sein Kinn. Es war glattrasiert, wie man ihm äußerlich überhaupt den erbarmungslosen Killer nicht ansah.

      „Denkbar wäre es natürlich, falls sich Chalk zu dämlich angestellt hat. Aber ich traue dem Halbblut nicht zu, dass es einen Halbwüchsigen erschießt. Der hat die Eigenschaft, nach Möglichkeit die Schwächeren zu schonen. Wie ich gehört habe, hasst er das Blutvergießen.“

      „Davon hat Jerome aber nichts gemerkt“, sagte Jug Barton.

      „Natürlich hat er das gemerkt“, widersprach der Bandenführer. „Bildest du dir ein, es war ein Zufall, dass der Rote ihm beim ersten Mal nur den Arm zerschossen hat? Er wollte ihn nicht töten. Erst als es gar nicht mehr anders ging, hat er ernst gemacht.“

      „Das ist ein feiner Zug von ihm“, fand Harry Koster. „Umso leichter werden wir es mit ihm haben, falls er nicht schon hinüber ist.“

      „Verlass dich lieber nicht drauf!“, warnte Collin Brat. „Daran, dass er älter geworden ist als zwanzig, kannst du erkennen, dass er verdammt fix sein muss.“

      „Ich


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