Marktsozialismus. Ernest Mandel

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Marktsozialismus - Ernest  Mandel


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      Felix Wemheuer (Hg.)

      Marktsozialismus

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      © 2021 Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien

      Covergestaltung: Gisela Scheubmayr

      ISBN: 978-3-85371-888-9

      (ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-85371-486-7)

      Der Promedia Verlag im Internet: www.mediashop.at www.verlag-promedia.de

      Inhaltsverzeichnis

       Felix Wemheuer: Kann der Markt den Sozialismus retten? (Einleitung)

       Kapitel 1: Neue Ökonomische Politik (NÖP): Taktischer Rückzug oder Modell für den Aufbau des Sozialismus?

       Wladimir Iljitsch Lenin: Den Austausch mit den Bauern über den Markt regeln (1921)

       Nikolaj Bucharin: Der Weg zum Sozialismus (1925)

       Josef Stalin: Die Fehler der Bucharin-Gruppe und die Notwendigkeit der Kollektivierung (1929)

       Kapitel 2: Materielle Anreize: Markt, Lohn, Preis und Profit in der Planwirtschaft

       Jewsei Grigorjewitsch Liberman: Plan, Gewinn, Prämie (1962)

       Ota Šik: Betriebe und Gewinnorientierung im Sozialismus (1965)

       Debatte zwischen Maurice Dobb und Charles Bettelheim: Die Rolle von materiellen Anreizen (1965/66)

       Diane Elson: Markt-Sozialismus oder Sozialisierung des Markts? (1988)

       Kapitel 3: Das „Neue Ökonomische System der Planung und Leitung“ (NÖSPL) in der DDR

       Zentralkomitee der SED: Kritische Einschätzung der bisherigen Praxis und Leitung der Volkswirtschaft (1963)

       Erich Apel/Günter Mittag: Mehr Effizienz durch ökonomische Hebel (1964)

       Kapitel 4: Debatte um das jugoslawische Modell

       Rudi Supek: Das neue Modell der sozialistischen Selbstverwaltung (1973)

       Ernest Mandel: Kritik der jugoslawischen ökonomischen Theorie (1967)

       Kapitel 5: „Reform und Öffnung“ in China

       Xue Muqiao: Wertgesetz und neue Preispolitik in China (1982)

       Zhao Ziyang: Die Küstengebiete für ausländisches Kapital öffnen (1988)

       Quellenangaben für die ausgewählten Texte

       Kurzbiographien der AutorInnen

       Weitere Lesetipps

      Über den Autor

      Felix Wemheuer, geboren 1977 in Bad Harzburg/Niedersachsen, ist seit 2014 Professor für Moderne China-Studien an der Universität Köln. Im Promedia Verlag erschienen unter seiner Herausgeberschaft die Bücher „Maoismus“ (2008) und „Die Linke und der Sex“ (2011) sowie "Linke und Gewalt" in der „Edition Linke Klassiker“.

      Editorische Notiz:

      Die Texte in diesem Buch wurden in ihrer originalen Schreibweise übernommen, das betrifft vor allem die Anwendung der zum Zeitpunkt der ursprünglichen Publikation gängigen deutschen Rechtschreibung.

      Felix Wemheuer: Kann der Markt den Sozialismus retten? (Einleitung)

      „Der Versuch, heute dieses künftige Ergebnis des vollkommen entwickelten, vollkommen gefestigten und herausgebildeten, vollkommen entfalteten und reifen Kommunismus praktisch vorwegzunehmen, wäre gleichbedeutend damit, einem vierjährigen Kind höhere Mathematik beibringen zu wollen.“

      „Ob wir etwas mehr Plan oder Markt haben, ist kein grundlegender Unterschied zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Planwirtschaft ist nicht gleichbedeutend mit Sozialismus. Im Kapitalismus gibt es auch Planung. Marktwirtschaft ist nicht gleichbedeutend mit Kapitalismus, denn im Sozialismus gibt es auch Märkte. Plan und Markt sind beides wirtschaftliche Instrumente.“

      Welche Bereiche der Gesellschaft sollen über den Markt geregelt und damit bestimmt von Profit, Gewinn und Verlust werden? Das ist eine der zentralen Fragen der Gegenwart. In der Hochphase des Neoliberalismus der 1990er-Jahre privatisierten Regierungen (im unterschiedlichen Ausmaß) auf allen Kontinenten öffentliche Betriebe und Wohnungen. Auch Bildung, Gesundheit, öffentliche Infrastruktur, Sicherheit, Altenpflege, Bahnen oder Post wurden teilprivatisiert und kommerzialisiert. Regierungen versprachen mehr wirtschaftliche Effizienz, besseren Service und Entlastung für den „Steuerzahler“. Spätestens seit der globalen Finanzkrise von 2008 scheint diese neoliberale Utopie gescheitert zu sein. Selbst der politische Mainstream tritt in vielen Ländern wieder für eine Stärkung der Rolle des Staates in der Wirtschaft und seiner Aufgaben in der öffentlichen Daseinsfürsorge ein.

      Vor über 100 Jahren begann eine gegensätzliche Debatte. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde nach orthodoxer Auffassung des sowjetischen Marxismus-Leninismus der Sozialismus mit Planwirtschaft gleichgesetzt und Märkte mit Kapitalismus. Nach der russischen Oktoberrevolution von 1917 glaubten zum Beispiel linke Bolschewiki in der Phase des „Kriegskommunismus“ nicht nur Märkte, sondern auch den durch Geld vermittelten Warenaustausch sofort abschaffen zu können. Allerdings musste die Führung um Lenin vor dem Hintergrund von urbaner Hungersnot und Aufständen schon 1921 die „Neue Ökonomische Politik“ (NÖP) einführen, die den Austausch mit dem Land über den Markt regelte.

      Dieses Buch führt in die Geschichte der Debatten zum „Marktsozialismus“ von den 1920er- bis zu den 1980er-Jahren ein. In ihnen ging es nicht nur darum, ob die Einführung von Marktmechanismen in die Planwirtschaft zu mehr wirtschaftlicher Effizienz führt, sondern auch um die Frage, ob der Sozialismus durch Wirtschaftsreformen gerettet werden könne. Die zentralen Fragen lauteten: Welche Elemente der „alten“ Gesellschaft braucht man noch in der „neuen“? Wenn Bereiche der Gesellschaft Marktmechanismen unterworfen werden sollen, dann welche? Kann man auf Gleichheit bei der Verteilung zugunsten ökonomischer Effizienz vorerst verzichten? Ist es unter den Bedingungen eines kapitalistischen Weltmarktes und globalen ökonomischen Verflechtungen überhaupt möglich, eine Gesellschaft aufzubauen, die nach ganz anderen Kriterien funktioniert?


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