Geschichte des peloponnesischen Kriegs (Alle 8 Bände). Thukydides

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Geschichte des peloponnesischen Kriegs (Alle 8 Bände) - Thukydides


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der Ihrigen, und wegen ihrer Stammesverwandtschaft gefleht, man möchte ihren Rücktritt in die Heimath bewirken. Die Epidamnier aber achteten ihrer nicht. Die Koreyräer, in Verbindung mit den Vertriebenen, bekriegten sie also mit vierzig Schiffen, um diese wieder einzusetzen, und nahmen auch die Illyrier dazu. Sie lagerten sich nun vor der Stadt, und machten bekannt: jeder Epidamnier, der Lust hätte, so wie die Fremden, könnten ungekränkt abziehen: wo nicht, so würde man sie als Feinde behandeln. Als sie nicht nachgaben, so belagerten die Korcycäer die auf einer Landenge gelegene Stadt.

      27. Als nun Boten von Epidamnus mit der Nachricht, daß es belagert werde, zu den Korinthern kamen, so rüsteten diese einen Heereszug: und verkündeten zugleich die Aufnahme von Ansiedlern in Epidamnus unter der Bedingung der Rechtsgleichheit für jeden, der hinziehen wolle, wer aber für jetzt nicht mitschiffen, und doch an der Niederlassung Theil haben wolle, könne zurückbleiben, wenn er fünfzig Korinthische Drachmen erlege. Es fanden sich viele, die mitschifften, und viele, die das Geld bezahlten. Sie foderten auch die Megareer auf, sie mit ihren Schiffen zu geleiten, wenn die Sorcyräer ihre Fahrt stören sollten. Diese rüsteten sich, mit acht Schiffen an die Flotte sich anzuschließen, und die Paleer aus Kephallenia mit vieren. Sie wendeten sich auch an die Epidanrier, die fünfe lieferten; die Hermios neer gaben eines, die Trözenier zwei; die Leukadier zehens die Ambratieten acht. Die Thebaner und Phliasier baten sie um Geld, die Eleer um unbemannte Schiffe und Geld. Von den Korinthern selbst wurden dreißig Schiffe und dreitausend Schwerbewaffnete ausgerüstet.

      28. Als nun die Korcycäer von dieser Rüstung hörten, so gingen sie nebst Sicyonischen und Lacedämonischen Gesandten, die sie mitnahmen, nach Korinth; und verlangten, die Korinther rollten ihre Besatzung und Ansiedler von Epidanınus wegziehen, da sie kein Recht an dieser Stadt hätten würden sie das Gegentheil behaupten, so erklärten sie, die Sache der rechtlichen Entscheidung der Städte im Peloponnes, welche sie gemeinschaftlich zu bestimmen hätten, übers lassen zu wollen; und welchem Theile die Pflanzstadt zugesprochen würde, der sollte sie als Eigenthum haben. Auch erboten sie sich, dem Orakel zu Delphi die Sache anheimzustellen; den Krieg hingegen missrieten sie. Nähme man dieß nicht an, so erklärten sie, sie würden durch die Korinther selbst genöthigt werden, sich ihres Vortheils wegen lieber die Freundschaft anderer Staaten, als bisher, zu verschaffen, die jenen nicht angenehm sein würden. Die Korinther aber erwiderten: wenn jene die Schiffe und die Barbaren von Epidamnus wegziehen ließen, so würden sie sich bedenken. Bevor dieß geschähe, wäre es ungeziemend, wenn sie die Sache gerichtlich verhandelten, während jene belagert würden. Die Korcycäer fagten dagegen, sie wollen sich dieß gefallen lassen, wenn auch die Korinther die Mannschaft in Epidamnus zurückzögen; auch seien sie bereit, unter der Bedingung, daß beide Theile in ihrer Stellung bleiben, einen Waffenstillstand zu schließen, bis der Spruch erfolgt sei.

      29. Die Korinther aber wollten sich in keinen dieser Anträge fügen, sondern schickten, als ihre Schiffe bemannt, und die Bundesgenossen angekommen waren, einen Herold voraus, um den Korcycäern den Krieg anzukündigen: dann brachen sie mit zweitausend Schwerbewaffneten und fünf und siebzig Schiffen auf, und regelten nach Epidamnus, um die Korcycäer zu bekriegen. Anführer der Schiffe war Aristeus, Sohn des Pelichas, Kauitrates, Sohn des Kalias, unb Timanor, Sohn des Timanthes: die Landmacht befehligte Ardyetimus, der Sohn des Eurytimus, und Sfarchidas, Sohn des Isarhus. Als sie bei Actium im Anaktorischen Gebiete angekommen waren, an der Mündung des Ambrakischea Meerbusens, wo der Tempel des Apollo steht; so sandten ihnen die Korcycäer in einem Boote eigen Herold entgegen, um sie von dem feindlichen Vorrücken abzumachen. Zugleich bemannten sie ihre Schiffe, und besserten die alten aus, daß sie zur See brauchbar würden, und rüsteten auch die übrigen aus. Da nun der Herold von den Korinthern keine friedliche Antwort brachte, und ihre Schiffe, achtzig au der Zahl, bemannt waren (denn vierzig umlagerten Epidamnus), so liefen sie gegen den Feind auch stellten sich in Schlachtordnung und lieferten ein Seetreffen. Die Korcycäer gewannen einen entscheidenden Sieg, und vernichteten fünfzehn Schiffe der Korinther. An demselben Zage hatten die Belagerer das Glück, Epidamnus zur Uebergabe zu nöthigen und zu beleben, unter der Bedingung, daß die fremden Ansiedler verkauft, die Korinthischen aber bis auf weiteren Beschluß in Gewahrsam behalten würden.

      30. Nach der Seeschlacht errichteten die Korcycäer ein Siegerzeiten auf Leukimme, einem Vorgebirge Corcyra's: und tödteten die übrigen Gefangenen, die in ihre Hände gefallen waren, nur 'die Korinther behielten sie in Banden. Nachher aber, als die zur See geschlagenen Korinther und ihre Bundesgenossen sich in ihre Heimath zurückgezogen hatten, blieben die Korcycäer Meister über jene ganze Meeresgegend und schifften nach Leucas, einer Korinthischen Niederlassung, verheerten einen Theil des Gebiets, und verbrannten Tyllene, das Schiffswerft der Eleer, weil diese den Korinthern Schiffe und Geld geliefert hatten. Sie behaupteten geraume Zeit nach der Seeschlacht ihr Uebergewicht zur See, kreuzten umher und beschädigten die Korinthischen Bundesgenossen hart, bis die Korinther wegen der Bedrängniß ihrer Bundesgenossen am Ende des Sommers Schiffe und ein Heer ausschickten, und eine Stellung bei Actium nahmen, und bei Chimerium im Thesproterlande, um Leukas und andere ihnen befreundete Städte zu decken. Dagegen stellten sich auch die Korcycäer bei Leutimme mit ihrer Flotte und Landmacht auf. Doch griffen sie einander zur See nicht an, sondern beobachteten sich, diesen Sommer hindurch, und beide Theile zogen sich hierauf im Winter in die Heimath zurück.

      31. Das ganze Jahr nach der Seeschlacht und das folgende beschäftigten sich die Korinther in leidenschaftlicher Stimmung wegen des Koreyräischen Kriegs mit dem Schiffbau, und rüsteten mit aller Anstrengung eine Flotte aus, indem sie aus dem Peloponnese selbst und dem übrigen Griechenland Ruderer zusammenbrachten und um Sold mietheten. Die Nachricht von ihren Rüstungen erregte Besorgnisse bei den Korcycäern; und da sie sich bisher keinem Bundesvertrage irgend eines Griechischen Staats angeschlossen, und sich weder in das Bündnis der Athener, noch der Lacedämonier hatten einschreiben lassen, so beschloßen sie, sich an die Athener zu wenden, ihre Bundesgenossen zu werden, und zu versuchen, ob sie von diesen einige Unterstützung erhalten könnten. Als die Korinther dieß erfuhren, so beschickten auch sie die Athener mit einer Gesandtschaft, damit nicht die Bereinigung der Korcycäischen und Athenischen Seemacht sie hindern möchte, dem Kriege eine für sie erwünschte Wendung zu geben. Es wurde nun in Athen eine Volksversammlung gehalten, wo beide Theile gegen einander Vorträge hielten. Die Korcycäer sprachen in folgendem Sinne:

      32. Wenn man, ihr Athener, wie wir jetzt thun, an Andere hülfesuchend sich wendet, ohne frühere Aussprüche wes gen großer Verdienste oder Bundesgenossenschaft zu haben, so ist es billig, hauptsächlich zu beweisen, daß das Ansinnen vorteilhaft für jene, wo nicht, daß es zum Mindesten ihnen nicht nachtheilig sei: sodann, daß man zuverläßig dankbar sein werde. Kann man von Diesem nichts überzeugend darthun, so darf man über den ungünstigen Erfolg sich nicht beschweren. Nun haben aber die Korcyräer und abgeordnet, eure Bundesgenossenschaft nachzusuchen, und glauben dabei, euch haltbare Gründe dafür darlegen zu können. Freilich scheint zufälliger Weise gerade die Art unseres Benehmens für unser Begehren bei euch nicht begründend, und für unsere Zwecke in der jetzigen Lage ungünstig zu sein. Denn nie sind wir in frühern Zeiten mit Jemand freiwillig in Kriegsgenossenschaft getreten, und doch wenden wir uns jetzt mit einem solchen Gesucht an Andere; daher sind wir auch bei dem jetzigen Kriege mit den Korinthern in einer verlaßnen Lage, und so erscheint nun unsere bisherige vermeintlich kluge Zurückhaltung, indem wir nicht durch auswärtige Bündnisse uns mit den Planen Anderer in Gefahren einlassen wollten, umgekehrt als Unbesonnenheit und Schwäche. Zwar haben wir in der erfolgten Seeschlacht für uns allein die Korinther zurückgeschlagen; da sie nun aber mit größerer Rüstung vom Peloponnes und dem übrigen Hellas gegen uns heranziehen, und wir uns außer Stand sehen, mit unserer einheimischen Macht zu siegen, und die Gefahr groß ist, wenn wir ihnen unterliegen sollten, so sind wir genöthigt, sowohl euch, als Andere, wer sie auch sehen, um Hülfe zu bitten: und wir verdienen Nachricht, wenn wir nicht aus schlimmer Absicht, sondern aus irriger Ansicht bisher unthätig gewesen, und nun das Gegentheil wagen."

      33. "Euch aber wird, wenn ihr uns Gehör schenkte unsere zufällige Hülfsbedürftigkeit mancherlei Vortheile gewähren. Einmal werdet ihr Unrechtleidende, die Andern kein Unrecht zugefügt, unterstützen: sodann werdet ihr durch die Zuflucht, die ihr uns jetzt gewährt, wo unser Theuerstes in Gefahr schwebt, das unvergeßlichste Denkmal in unseren dankbaren Gemüthern stiften. Ferner sind wir im Besitze einer Seemacht, welche, die eurige ausgenommen, jede andere


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