Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo


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vorhanden oder zumindest möglich ist. Und dennoch haben Tiere eine Seele und können bereitwillig auf die Seele im Menschen ansprechen.

      Ein „Geist“ [ghost] ist natürlich nicht die Seele. Er ist entweder der Mensch, der in seinem vitalen Körper erscheint, oder er ist ein Fragment seines Vitals, das von einer vitalen Kraft oder Wesenheit benützt wird. Unser vitales Wesen besteht normalerweise nach der Auflösung des Körpers eine Zeitlang fort und geht dann in die vitale Ebene ein, wo es bleibt, bis sich die vitale Hülle auflöst. Dann begibt sich die Seele, sofern sie mental entwickelt ist, in der mentalen Hülle zur mentalen Welt, und schließlich verlässt sie auch ihre mentale Hülle und begibt sich zu ihrem Ort der Ruhe. Bei einem stark entwickelten Mental kann unser mentaler Teil auch bei der Seele bleiben, genau wie der vitale; Voraussetzung ist, dass sie vom seelischen Wesen geformt und um dieses zentriert sind – dann teilen sie die Unsterblichkeit der Seele. Andernfalls nimmt die Seele die Essenz von Mental und Leben in sich auf und begibt sich zu einer zwischengeburtlichen Ruhe.

      Ein reiner Vampir hat keine Seele, denn ein Vampir ist ein vitales Wesen – doch in jedem Menschen (auch wenn er von einem vitalen Wesen oder einer Vampirkraft beherrscht wird) steht hinter allem eine Seele.

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      Die Seele wird als der Funke Göttlichen Feuers im Leben und in der Materie bezeichnet, doch ist dies ein Gleichnis. Sie wird nicht als ein Funke des Bewusstseins bezeichnet.

      Es gibt ein mentales, ein vitales und ein physisches Bewusstsein, die sich von der Seele unterscheiden. Seelisches Wesen und Bewusstsein sind nicht dasselbe.

      Wenn die Seele oder „der Funke Göttlichen Feuers“ eine seelische Individualität zu entwickeln beginnt, dann wird diese seelische Individualität „das seelische Wesen“ genannt.

      Die Seele oder der Funke besteht vor der Entwicklung eines geformten Vitals oder Mentals. Die Seele ist ein Teil des Göttlichen, sie kommt in die Evolution gleichsam als ein dieser innewohnendes göttliches Prinzip herab, um die Entwicklung der Individualität aus der Unwissenheit zum Licht zu tragen. Sie formt im Laufe dieser Evolution eine seelische Individualität, die von Leben zu Leben wächst und Mental, Vital und Körper, die sich entfalten, als ihre Instrumente benutzt. Die Seele ist es, die unsterblich ist, während das Übrige sich auflöst; sie aber geht von einem Leben zum anderen und nimmt die essentielle Erfahrung dieser Leben sowie die Kontinuität der individuellen Evolution auf sich.

      Das gesamte Bewusstsein, das mentale, vitale und physische, muss aufsteigen und sich mit dem höheren Bewusstsein verbinden; hat diese Verbindung stattgefunden, wird das höhere Bewusstsein in diese Teile herabkommen. Die Seele aber steht hinter all dem und stützt es.

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      Das Supramental ist das Wahrheits-Bewusstsein; darunter liegt das Obermental, dessen charakteristische Eigenschaft es ist, die Mächte des Göttlichen zu empfangen und wenn möglich getrennt zu verarbeiten mit dem Ziel, dass jede [dieser Mächte] auf ihre eigene Art handelt und versucht, eine eigene Welt zu schaffen oder aber, im Kontakt untereinander, den anderen möglichst das eigene Prinzip aufzuerlegen. Seelen, die auf die Obermental-Ebene herabkommen, handeln auf die gleiche Weise. Von hier stammt das Prinzip einer für sich bestehenden Individualität. Diese ist sich zunächst noch ihres göttlichen Ursprungs bewusst, doch in dem Maße, wie sie weiter herabkommt, trennt sie sich von diesem mehr und mehr, sie vergisst ihn und wird schließlich durch das Prinzip der Trennung und des Egos gelenkt. Denn das Mental ist von der Wahrheit weiter entfernt als das Obermental, die vitale Natur ist von der Verwirklichung unwissender Kräfte in Anspruch genommen, während in der Materie dann das Ganze in etwas übergeht, das ein fundamentales Unbewusstes zu sein scheint. Es ist die Maya des Obermentals, die diese Welt regiert; doch in der Materie verliert sie sich im Unbewussten, aus welchem Bewusstsein dann wieder auftaucht und emporsteigt, um Leben und Mental in die Materie herabzubringen und sich im Mental den höheren Bereichen zu öffnen – die noch in einer Art direkter Verbindung mit der Wahrheit stehen (Intuition, Obermental, Supramental).

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      Geformte Seelen gehen nur in geformte Organismen ein; im Protoplasma besteht der Funke des Göttlichen, jedoch nicht eine geformte Seele.

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      Die Seele, die diesem individuellen Dasein hier innewohnt, ist der Funke des Göttlichen. Sie wächst und entfaltet sich in Form des seelischen Wesens, sie kann also noch nicht die Mächte des Göttlichen besitzen. Doch ihr Vorhandensein ermöglicht es dem Individuum, sich dem Göttlichen zu öffnen und dem Göttlichen Bewusstsein entgegenzuwachsen; und wenn sie handelt, geschieht es immer im Hinblick auf das Licht und die Wahrheit und mit der Hinwendung zum Göttlichen.

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      Aufgabe der Seele ist es, auf jeder Ebene zu wirken und jeder dazu zu verhelfen, zur wahren Wahrheit und zur Göttlichen Wirklichkeit zu erwachen.

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      Es ist nicht jede Seele entwickelt und tätig; und nicht jede Seele ist unmittelbar dem Göttlichen zugewandt, bevor sie den Yoga ausübt. Lange Zeit hindurch sucht sie das Göttliche eher über Menschen und Dinge als auf dem direkten Wege.

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      Du scheinst meine Antwort ganz und gar nicht verstanden zu haben. Im gewöhnlichen Bewusstsein, in dem das Mental und das Übrige nicht wach sind, wirkt die Seele so gut sie kann durch jene, doch gemäß den Gesetzen der Unwissenheit.

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      Alles gehört zur Natur – die Seele selbst handelt unter den Bedingungen und mit Hilfe der Natur.

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      Die Seele ist immer rein, doch Wissen und Kraft sind ihr involviert und treten nur hervor, wenn das seelische Wesen sich entwickelt und stärker wird.

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      Das seelische Wesen ist die Seele, die sich im Laufe von Geburt und Wiedergeburt entfaltet; die Seele aber ist ein Teil des Göttlichen, und bei ihr befindet sich immer das verhüllte Göttliche, Hrishikesha.

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      Das Göttliche ist immer im inneren Herzen und verlässt es nicht.

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      Sie [die Seele] ist in fortwährendem Kontakt mit dem immanenten Göttlichen – dem geheimen Göttlichen in der Individualität.

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      Es [das seelische Wesen und die Göttliche Gegenwart im Herzen] sind zwei ganz verschiedene Dinge. Das seelische Wesen ist das eigene individuelle Seelen-Wesen. Es ist nicht das Göttliche, obwohl es vom Göttlichen stammt und sich auf das Göttliche hin entwickelt.

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      Die Seele ist es, die in direkter Beziehung zum transzendenten Göttlichen steht und die menschliche Natur zum Höchsten führt.

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      Die Seele ist die Stütze der individuellen Evolution; sie ist mit dem Universalen sowohl durch direkten Kontakt als auch durch Mental. Vital und Körper verbunden.

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      Was das seelische Wesen zur Sadhana beiträgt ist dies; 1. Liebe und bhakti, doch nicht eine vitale, fordernde und egoistische, sondern eine bedingungslose Liebe, die keine Ansprüche erhebt, die für sich besteht; 2. den inneren Kontakt mit der Mutter oder ihre innere Gegenwart; 3. die untrügliche innere Führung;4. die Beruhigung und Läuterung des Mentals, Vitals und physischen Bewusstseins durch ihre Unterwerfung gegenüber dem seelischen Einfluss und der seelischen Führung; 5. die Öffnung des gesamten niederen Bewusstseins gegenüber dem darüberliegenden höheren spirituellen Bewusstsein, damit dieses in eine Natur herabkommen kann, die darauf vorbereitet ist, es mit vollkommener Aufnahmebereitschaft und in der richtigen Haltung zu empfangen – denn die Seele vermittelt das rechte Denken, die rechte Wahrnehmung, das rechte Fühlen, die rechte Haltung.

      Man kann sein Bewusstsein von der mentalen und vitalen Ebene erheben und die Macht herabbringen, den Ananda, das Licht und das Wissen; doch dies ist sehr viel schwieriger und, wenn das Wesen nicht genügend vorbereitet und geläutert ist, in seinem Ergebnis ungewiss, ja sogar gefährlich. Mit der seelischen


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