Die Evolution der Seele und Natur. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Die Evolution der Seele und Natur - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter


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Puzzle zu bearbeiten, es jedoch nicht zu lösen, denn da die Evolution nur ein Prozess ist, versteht sie sich selbst nicht, und da sie ein blinder, immerwährender Automatismus mechanischer Energie ist, hat sie weder Ursprung noch Ergebnis. Sie hat vielleicht einmal begonnen oder sie beginnt immer; vielleicht wird sie mit der Zeit anhalten beziehungsweise sie macht immer irgendwo Halt und kehrt zu ihrem Anfang zurück, aber es gibt kein Wozu, nur großes Getöse und viel Wirbel um das Wie ihres Anfangens und Aufhörens; denn ihre Tätigkeiten entspringen keiner spirituellen Absicht, sondern nur der Kraft rastloser materieller Notwendigkeit. Der alte Evolutionsgedanke war die Frucht philosophischer Intuition, der moderne ist ein Produkt wissenschaftlicher Beobachtung. Beiden fehlt etwas, wie wir gesehen haben, doch der alte erfasste den Geist der Entwicklung, wo der moderne sich mit der Form und dem äußerlichsten Mechanismus begnügt. Der Sankhya-Denker gab uns die psychologischen Elemente des gesamten Evolutionsprozesses an die Hand, analysierte Mental und Sinne und die subtile Grundlage der Materie und erriet einige Geheimnisse der ausführenden Energie, hatte aber kein Auge für die Einzelheiten der physischen Arbeit der Natur. Auch sah er in ihr nicht nur die einhüllende augenfällige aktive Kraft, sondern die tragende, verborgene spirituelle Wesenheit, obwohl er infolge seines übermäßig analytischen Intellekts und besessen von dessen Liebe zu scharfen Spaltungen und symmetrischen Gegensätzen das Zusammensein von Seele und Kraft durch einen ursprünglichen und ewigen Abgrund beziehungsweise eine Trennungslinie voneinander schied. Der moderne Wissenschaftler strebt danach, aus der naturwissenschaftlichen Methode, deren sorgfältiges Funktionieren er ermittelt hat, ein vollständiges System und eine komplette Institution zu machen, er ist jedoch blind für das Wunder, das in jedem Schritt steckt, oder er nimmt es hin, dass das Gefühl dafür in der befriedigten Beobachtung eines weitgeordneten Phänomens verlorengeht. Doch immer bleibt das Wunder der Dinge, das mit dem unerklärlichen Wunder alles Daseins eins ist – wie es auch in den alten Schriften heißt:

       ascaryavat pasyati kascid enam,

       ascaryavad vadati tathaiva canyah;

       ascaryavac cainam anyah srnoti,

       srutvapyenam veda na caiva kascit.

      „Man schaut es an und sieht ein Wunder,

      ein anderer erzählt, es sei ein Wunder,

      ein anderer hört, es sei ein Wunder,

      doch was es ist, bei all dem Hören, niemand weiß es.“

      Wir wissen, dass es eine Evolution gibt, aber was Evolution ist, wissen wir nicht; dies bleibt immer noch eines der Urgeheimnisse der Natur.

      Denn die Evolution wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet, wie es bei den Darstellungen und Lösungen üblich ist, die die menschliche Vernunft von der tiefen und unauslotbaren Weise des Geistes in den Dingen bietet; das Problem der Schöpfung wird nicht beseitigt, auch wenn sie den Anschein einer soliden, ordentlichen Tatsache erweckt, genauso wenig, wie die religiöse Behauptung eines sich außerhalb befindlichen allmächtigen Schöpfers dazu imstande war oder die mystische Maya des Illusionisten, aghatana-ghatana-patiyasi, (sehr geschickt, das Unmögliche zustande zu bringen), eine seltsame, existierend nichtexistente Macht mit einer Idee in Dem, das jenseits und ohne Ideen ist, selbst-ermächtigt, eine existierend nicht-existente Welt zu erschaffen, existierend, weil sie ganz offenkundig besteht, nicht-existent, weil sie von zusammengestoppelter Beschaffenheit einer traumhaft-unwirklichen Vergänglichkeit ist. Das Problem hat nur eine Ausdehnung erfahren, es wurde weiter zurückverlagert und nahm eine subtilere, geordnetere, durch ihre Weitschichtigkeit nur um so schwierigere äußere Gestalt an. Aber auch wenn sich unsere Befragung lediglich auf das einzige Ergebnis der Evolution beschränkt, erhebt sich doch die Schwierigkeit, welche Bedeutung den beobachteten nackten äußeren Tatsachen eigentlich zukommt, was mit Evolution gemeint ist, was sich „evolviert“, und woraus und mit welcher Kraft der Notwendigkeit. Der Wissenschaftler begnügt sich mit der Behauptung einer Ur-Materie oder Ur-Substanz atomarer, elektrischer oder ätherischer Art oder wie auch immer sie sich schließlich zeigen mag; diese produziert gerade durch die Natur ihrer eigenen, ihr innewohnenden Energie oder einer in ihr wirkenden und auf sie einwirkenden Energie – diese beiden Energien sind nicht dasselbe, und die Unterscheidung, obschon sie am Anfang des Prozesses belanglos zu sein scheint, hat letztlich eine erhebliche Auswirkung –, sie produziert also dank einem unerklärbaren Gesetz, einem ständigen System von Ergebnissen oder einem anderen unveränderlichen Prinzip eine Anzahl verschiedener Grundformen und Kräfte der Materie oder verschiedene spürbare und wirksame Strömungen der Energie: Diese entstehen, so scheint es, wenn die winzigen Urpartikel der Materie in mannigfaltig angeordneten Quantitäten, Verhältnissen und Kombinationen zusammentreffen und alles Übrige eine wechselnde, sich entwickelnde Aufstiegsbewegung organisierter Energie und ihrer evolutionären Auswirkungen, parinama, ist, die auf diese rohe, konstituierende Grundlage angewiesen sind. Dies alles ist oder wäre eine korrekte Aussage über Erscheinungstatsachen – doch dürfen wir nicht vergessen, dass die grundlegende Wissenschaftstheorie neuerdings durch eine umstürzende, rasche Neuordnung erheblich erschüttert wurde –, aber sie bringt uns keinen Schritt weiter voran zu der allerwichtigsten Hauptsache, die wir wissen wollen. Die Art, wie der Mensch die Welt sieht und erfährt, zwingt seiner Vernunft die Notwendigkeit einer einzigen ewigen Ursubstanz auf, deren Formen alle Dinge sind, und einer einzigen ewigen Urenergie, deren Variation der ganze Strom vom Handeln und seinen Folgen ist. Aber im ganzen ist die Frage die, was die Wirklichkeit dieser Substanz und die Wesensnatur dieser Energie ist.

      Sodann fragt es sich, auch wenn wir annehmen, dass der am wenigsten erklärbare Teil des Wirkens eine evolutionäre Entwicklung des Immateriellen aus der Materie ist, ob diese Entwicklung dennoch eine Schöpfung oder eine Befreiung, eine Geburt von etwas zuvor nicht Existierendem oder ein langsames Ans-Licht-Bringen von etwas schon als unterdrückte Tatsache oder als ewige Möglichkeitsform Existierendem ist? Und das Interesse an der Frage wird akut, ihre Wichtigkeit nicht abzuschätzen, wenn wir zu dem noch unerklärten Phänomen von Leben und Mental kommen. Ist das Leben eine Schöpfung aus unbelebter Substanz oder die Erscheinung einer neuen, einer plötzlich oder langsam aus der rohen materiellen Energie heraus entstehenden Kraft, und ist das bewusste Mental eine Schöpfung aus dem nichtbewussten oder unterbewussten Leben oder erscheinen diese Kräfte und Gottheiten, weil sie immer da waren, obschon in einem verschleierten und von uns unerkennbaren Zustand ihrer verborgenen oder unterdrückten Idee und Tätigkeit, ihres Namens und Numens? Und wie steht es mit der Seele und mit dem Menschen? Ist die Seele ein neues Ergebnis oder eine neue Schöpfung unseres mentalisierten Lebens – auch so betrachten sie viele, denn als eine sich ihrer selbst bewusste, helle, unterscheidbare Kraft erscheint sie erst deutlich, wenn das denkende Leben einen hohen Intensitätsgrad erreicht hat – oder ist sie nicht eine dauernde Wesenheit, das ursprüngliche Mysterium, das jetzt seine verborgene Form enthüllt, die ewige Begleiterin der Energie, die wir Natur nennen, ihre geheime Bewohnerin oder ihr eigentlicher Geist und ihre wahre Wirklichkeit? Und ist der Mensch eine biologische Schöpfung einer rohen Energie, der es irgendwie, ganz unerwartet und unerklärlich, gelang, mit dem Fühlen und Denken anzufangen, oder ist er in seinem wahren Selbst jenes innere Wesen und jene innere Macht, die der ganze Sinn der Evolution und die Herrin der Natur ist? Ist die Natur nur die Kraft des Selbstausdrucks, der Selbst-Formation, der Selbst-Erschaffung eines geheimen Geistes, und der Mensch, so eingeengt er in seiner gegenwärtigen Fähigkeit auch immer sein mag, das erste Lebewesen in der Natur, in dem diese Kraft anfängt, bewusst selbsterschaffend ganz vorn in der Tätigkeit zu stehen, in dieser äußeren Kammer des physischen Wesens, um dort ans Werk zu gehen und durch eine immer mehr ihrer selbst bewusste Evolution deren ganzen menschlichen Sinngehalt beziehungsweise deren göttliche Möglichkeit, soweit er es vermag, ans Licht zu bringen? Das ist die klare Schlussfolgerung, zu der wir letztlich kommen müssen, wenn wir erst einmal eine spirituelle Evolution als den Schlüssel zu der ganzen Entwicklungsbewegung, als die Wirklichkeit dieser ganzen aufsteigenden Schöpfung gelten lassen.

      In dem Wort Evolution im eigentlichen Sinn steckt als ursprünglicher Grundgedanke die Notwendigkeit einer vorausgegangenen Involution. Wenn ein verborgenes spirituelles Sein das Geheimnis aller Tätigkeiten der Natur ist, müssen wir diesen latenten Wert des Gedankens voll


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