Siana. Jasmin Windfeder

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Siana - Jasmin Windfeder


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Schlaftabletten. Prüfend betrachte ich ihn, außer sein zerknirschtes Gesicht, kann ich jedoch nichts entdecken.

      »Willst du noch etwas? Nein? Dann schönen Abend.«

      Er knallt mir echt die Tür vor der Nase zu. Irritiert stehe ich erst einen Augenblick davor, ehe ich zurück in den Stall stapfe, um River zu versorgen. Was ist nur los mit Richard? Ihn hat es nicht einmal im Geringsten gestört, dass er das Training vergessen hat. Wenigstens hätte er sich entschuldigen können, immerhin bin ich wegen ihm von River gestürzt. Davon erfährt er allerdings hoffentlich nie etwas, sonst erwartet mich das nächste Donnerwetter. Er hat ausdrücklich gesagt, dass ich ohne ihn nicht in den Sattel steigen soll.

      »Alles okay?«, will Phelan wissen, als ich die Box erreicht habe und er soeben mit dem Sattelzeug von River herauskommt.

      »Ja.«

      ›Ob sein Termin nicht so gelaufen ist, wie er es hätte sollen?‹ Immerhin war er vor vier Stunden noch normal gewesen.

      »Siana?«

      »Mh?«

      »Wirklich alles okay?« Phelan hängt den Sattel über die Boxentür, das Zaumzeug legt er darüber und kommt auf mich zu. Musternd sieht er mich an.

      Ich nicke nur. Der Geruch von Bier lässt mich nicht los. Wenn man ihm zuvor etwas anbot, lehnte er jedes Mal dankend ab oder man wurde zurechtgewiesen. Warum dann heute?

      »Siana?« Phelan legt plötzlich eine Hand auf meine Schulter. »Was ist los?«

      »Nichts, alles gut.« Meine Worte bewirken aber nur, dass er mich mit hochgezogenen Brauen anblickt. »War in Gedanken.«

      »Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.« Leicht drückt er meine Schulter, auf der weiterhin seine Hand liegt.

      Unrecht hat er damit nicht einmal. Richard ist wie ausgewechselt.

      »Vielleicht ist es der Schock vom Sturz«, rede ich mich heraus und nehme seine Hand bestimmt von der Schulter. »Wo ist eigentlich Kay?«

      Meine Frage überrascht ihn, zumindest wirkt er so.

      »Er ist heute mit Kathleen unterwegs.«

      »Ah!«, kommt es aus meinem Mund, wobei ich die aufkommende Eifersucht unterdrücken muss.

      ›Sie ist nur eine langjährige Freundin!‹

      »Sie muss zum Arzt und brauchte einen Fahrer, weil ihr Auto zur Zeit in der Werkstatt ist«, meint er gelassen, schnappt sich den Sattel und mustert mich erneut kritisch. »Kann ich dich allein lassen?«

      Ich blinzle irritiert.

      »Ähm, klar.«

      Warum konnte er nicht mit seiner Schwester fahren? Das hätte doch wesentlich mehr Sinn gemacht.

      ***

      Ich schalte den Fernseher aus, schmeiße die Fernbedienung auf die Couch und gehe ins Bad. Nachdem Phelan wegfuhr, habe ich nur noch meinen Rundgang durch den Stall gemacht und bin danach in die Wohnung. Dort schob ich eine Tiefkühlpizza in den Ofen und machte es mir vor dem Fernseher gemütlich.

      »Ob Kay zurück ist?«, überlege ich laut, während ich die Zahnpasta auf die Zahnbürste drücke. Ich hätte ihn heute gern gesehen, aber Kathleen scheint gerade interessanter für ihn zu sein. Soeben wird mir bewusst, dass er heute nicht einmal auf dem Hof gearbeitet hat.

      »Er nahm sicherlich frei für Kathleen«, murre ich, schüttle dabei den Kopf. »Seit wann bin ich bitte eifersüchtig?«

      ›Es gab bis jetzt auch keine Gründe, wegen jemandem eifersüchtig zu sein‹, spielt nun meine innere Stimme mit.

      Und es stimmt. Außer Scott gab es niemanden in meinem Leben und wenn, verpuffte die Freundschaft, bevor irgendwas entstehen konnte.

      Ich seufze.

      Nach dem Zähneputzen schlurfe ich ins Schlafzimmer, ziehe mich um und schaue auf den Wecker. 22:30 Uhr. Normalerweise schlafe ich zu diesem Zeitpunkt schon seit über einer halben Stunde. Aber ich musste ja unbedingt den Dokumentationsfilm über die Brumbies und ihr Leben im Outback schauen. Ich lösche das Licht und schlüpfe unter die Decke. Herrlich! Was gibt es Schöneres, als nach einem anstrengenden Tag im Bett zu liegen?

      Gerade will ich mich einkuscheln, als es klopft. Ich horche. Wieder klopft es. Ernsthaft?

      ›Wird Kay sein‹, meint die innere Stimme und mein Herz hüpft vor Freude in die Höhe.

      Aber genau deswegen kann er warten, bis er grün wird! Sich den ganzen Tag nicht melden und dann angekrochen kommen, ich glaube, ich spinne!

      Erneut klopft es.

      ›Und wenn es Richard ist, der Hilfe braucht?‹ Stöhnend schlage ich die Decke zurück, stehe auf und schlurfe zur Tür.

      »Hi!«

      »Dein Ernst?«, frage ich mit verengten Augen, da tatsächlich Kay vor mir steht.

      »Sorry, hab vorhin noch Licht gesehen, da dachte ich mir ...«

      »Was hast du gedacht? Dass man so spät noch auftauchen kann?«, bringe ich empörter heraus, als ich will.

      »Ich weiß, Kathleen hatte den ganzen Tag voll mit Terminen und danach waren wir noch kurzfristig bei meinen Eltern zum Essen eingeladen«, erklärt er und kommt einen Schritt näher. Mein verräterisches Herz hüpft vor Freude und pocht um einige Takte schneller. »Ich war so glücklich, als ich bei dir noch Licht gesehen habe.«

      »Warum?«, flüstere ich die Frage.

      Ohne ein weiteres Wort nimmt er mein Gesicht zwischen die Hände und küsst mich stürmisch. Mein Herz explodiert beinahe und im ganzen Körper breitet sich eine prickelnde Wärme aus, die meine Knie zum Zittern bringen.

      »Ich habe dich vermisst«, flüstert Kay an meinen Lippen, bevor er sie nochmals, nun sanfter küsst. Als er die eine Hand auf meinen Rücken legt, um mich etwas an sich zu ziehen, schreie ich vor Schmerzen auf.

      »Was ist los?«, fragt er sichtlich erschrocken und reißt wortwörtlich die Hand von mir.

      »Mein Rücken«, ächze ich nur und mache einen Schritt von ihm weg.

      »Warum? Was ist los?«

      »Nun ...«

      »Siana? Was ist passiert?«

      »Bin vom Pferd gefallen«, brummle ich kaum hörbar.

      »Du bist was?« Seine Stimme wird energischer.

      »Bin heute Abend von River gefallen.«

      »Alleine?«

      »Öhm, ja. Wieso sollte ich nicht allein auf dem Pferd sitzen?« Irritiert sehe ich ihn an.

      »Ich meine, ob jemand da war, um dir zu helfen«, sagt er und runzelt die Stirn.

      Ich muss mir ein Kichern verkneifen.

      »Ja, Phelan hat zugesehen.«

      »Warum bist du heute schon in den Sattel gestiegen? Du weißt doch, dass sie unberechenbar ist, und die letzten Tage liefen auch nicht gut«, meint er streng.

      Ich schlucke.

      »Weil wir trainieren müssen

      »Ja, das verstehe ich, aber du sollst dafür nicht deinen Hals riskieren. Ich werde morgen mit Phelan sprechen.« Kay kommt wieder auf mich zu. »Soll ich dir den Rücken eincremen?«

      Sofort weicht mir jegliche Farbe aus dem Gesicht, so fühlt es sich zumindest an, und hastig weiche ich einige Schritte vor ihm zurück.

      »Nein, musst du nicht. Und ich will auch nicht, dass du mit Phelan sprichst. Es ist mein Job und dazu gehört auch das Runterfallen.« Meine Stimme zittert.

      Er sieht mich verwirrt an, bleibt zu meinem Glück stehen.

      »Aber es


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