Grundlagen des Yoga. Sri Aurobindo
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Grundlagen des Yoga
Ausgewählte Briefe
Sri Aurobindo
SRI AUROBINDO
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Wilfried Schuh
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SRI AUROBINDO DIGITAL EDITION
Deutschland, Berchtesgaden
Grundlagen des Yoga Sri Aurobindo 2. überarbeitete Aufl. 2021 ISBN 978-3-937701-50-9 © AURO MEDIA 2021
Originaltitel:Bases of Yoga Erste englische Ausgabe, 1936 Erste Auflage in Deutsch 1980 Sechster Neudruck 2011
Autorisierte deutsche Übersetzung Elisabeth Beck
© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:
Sri Aurobindo Ashram Trust
Puducherry, Indien
Anmerkung des Herausgebers
Nachdem Sri Aurobindo sich 1926 nahezu völlig von der Außenwelt und auch von dem persönlichen Kontakt mit seinen Jüngern zurückgezogen hatte, forderte er diese auf, sich mit ihren Fragen und Problemen schriftlich an ihn zu wenden. Das taten sie und „schrieben ihm über alles, über ihre Heimsuchungen und Hoffnungen, ihre dunklen Nächte und verhangenen Tage, über plötzlichen Jubel, seltsame Ängste und bleierne Depressionen – oder sie stellten Fragen über Probleme der Philosophie, der Yogatechnik, über poetische Inspiration usw. usw.; und die Antwort kam und brachte den wahren Balsam spiritueller Hilfe, sie kam in Form einer Botschaft oder freundlicher Worte, sie kam als lange oder kurze Epistel, heiter oder ernst, doch immer dem Herzen oder der Wahrheit entspringend und in jeder Weise der Art der Anfrage sowie der Natur und Stimmung des Fragenden angemessen.“ So entstand in den Jahren zwischen 1927 und 1938 das gewaltige Werk und Lehrgebäude der „Briefe“, die in die Tausende gehen und jeden nur erdenklichen Aspekt des Integralen Yoga behandeln. Sie sind eine wahre Fundgrube vielfältigster Unterweisung und in ihrer Unmittelbarkeit von größtem praktischen Wert für alle, die seinen Yoga ausüben und die Arbeit, zu der Sri Aurobindo aufruft, leisten wollen.
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InhaltTitelseiteCopyrightAnmerkung des HerausgebersGRUNDLAGEN DES YOGA1. Stille – Frieden – Gleichmut2. Glaube – Streben – Hingabe3. In Schwierigkeit4. Begehren – Nahrung – Sex5. Physisches Bewusstsein – Unterbewusstsein – Schlaf und Traum – KrankheitANHANGGlossarGuideCoverInhaltStart
Kapitel 1
Stille – Frieden – Gleichmut
Es ist nicht möglich, eine Grundlage für den Yoga zu schaffen, solange das Mental rastlos ist. Das wichtigste Erfordernis ist Ruhe im Mental. Es ist auch nicht das vordringlichste Ziel im Yoga das persönliche Bewusstsein aufzuheben; das vordringlichste Ziel ist, sich einem höheren spirituellen Bewusstsein zu öffnen, und auch hierfür ist ein ruhiges Mental das wichtigste Erfordernis.
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Das erste in der Sadhana ist, einen beständigen Frieden und eine beständige Stille im Mental zu erlangen. Andernfalls ist es zwar möglich Erfahrungen zu haben, doch wird nichts von Dauer sein. Das stille Mental ist es, in dem man das wahre Bewusstsein errichten kann.
Ein stilles Mental bedeutet nicht, dass gar keine Gedanken oder mentalen Regungen vorhanden sind, sondern dass sich diese an der Oberfläche befinden und du dein wahres Wesen im Inneren als von ihnen getrennt empfindest; es beobachtet zwar, wird aber nicht fortgerissen und ist fähig, sie zu überwachen und zu beurteilen und alles zurückzuweisen, was zurückgewiesen werden muss, sowie alles anzunehmen und zu bewahren, was zum wahren Bewusstsein und zur wahren Erfahrung gehört.
Gegen Passivität des Mentals ist nichts einzuwenden, doch achte darauf, allein der Wahrheit und der Berührung durch die Göttliche Shakti gegenüber passiv zu sein. Wenn du dich gegenüber den Vorschlägen und Einflüssen der niederen Natur passiv verhältst, wirst du nicht in der Lage sein vorwärtszuschreiten, oder aber du wirst dich feindlichen Kräften aussetzen, die dich weit vom wahren Pfad des Yoga fortführen können.
Bitte die Mutter um diese gefestigte Ruhe und Stille des Mentals, um dieses fortwährende Erspüren des inneren Wesens in dir, das von der äußeren Natur zurücksteht und dem Licht und der Wahrheit zugewandt ist. Die Kräfte, die der Sadhana im Wege stehen, sind die Kräfte der niederen mentalen, vitalen und physischen Natur. Hinter ihnen stehen die feindlichen Mächte der mentalen, vitalen und feinstofflichen Welten. Mit diesen kann man sich erst dann auseinandersetzen, wenn Mental und Herz einsinnig geworden und auf das alleinige Streben nach dem Göttlichen ausgerichtet sind.
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Schweigen ist immer gut; doch meine ich mit der Ruhe des Mentals kein absolutes Schweigen. Ich meine ein Mental, das frei von Beunruhigung und Sorge ist, das stetig, licht und glücklich ist, damit es sich der Kraft, welche die [menschliche] Natur verändert, zu öffnen vermag. Das einzig Wichtige ist, sich von der Gewohnheit des Eindringens störender Gedanken und falscher Gefühle frei zu machen, von dem Wirrwarr der Ideen, den unglücklichen Regungen usw. Diese stören die Natur und umwölken sie und erschweren der Kraft das Wirken; wenn das Mental still und friedvoll ist, kann die Kraft leichter wirken. Es sollte möglich sein, die Dinge, die in dir verändert werden müssen, zu erkennen, ohne sich dabei erregen oder niederdrücken zu lassen; um so leichter kann die Veränderung stattfinden.
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Der Unterschied zwischen einem leeren Mental und einem stillen Mental ist folgender: Wenn das Mental leer ist, gibt es keinen Gedanken, keine Begriffe, keine mentale Tätigkeit irgendwelcher Art, außer einer essentiellen Wahrnehmung von Dingen ohne die geformte Idee; doch im ruhigen Mental ist es die Substanz des mentalen Wesens, die still ist – so still, dass nichts sie stört. Sobald Gedanken oder Tätigkeiten aufkommen, erheben sie sich keinesfalls aus dem Mental, sondern kommen von außerhalb und durchkreuzen