Grundlagen des Yoga. Sri Aurobindo

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Grundlagen des Yoga - Sri Aurobindo


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keine Spur. Selbst wenn tausend Bilder oder die gewaltsamsten Ereignisse es durchkreuzen, bleibt diese ruhige Stille erhalten, so als wäre die eigentliche Beschaffenheit des Mentals eine Substanz aus ewigem, unzerstörbarem Frieden. Ein Mental, das diese Ruhe erlangt hat, kann zu handeln beginnen, sogar intensiv und machtvoll, doch wird es seine grundlegende Stille bewahren – nichts aus sich hervorbringend, sondern von Oben empfangend und diesem eine mentale Form verleihend, ohne etwas Eigenes hinzuzufügen‘ ruhig, leidenschaftslos, doch in der Freude der Wahrheit, in der glücklichen Macht und dem glücklichen Licht ihres Hindurchziehens.

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      Es ist nichts Unerwünschtes, wenn das Mental zum Schweigen kommt, wenn es zu denken aufhört und still wird – denn dann findet meist die volle Herabkunft eines weiten Friedens statt, und in dieser weiten Ruhe breitet sich allenthalben die Verwirklichung des schweigenden Selbstes über dem Mental in seiner Unermesslichkeit aus. Allein wenn der Friede und das mentale Schweigen eingetreten sind, versucht das vitale Mental einzudringen und den Platz einzunehmen, oder aber das mechanische Mental versucht mit dem gleichen Ziel, seine kreisenden, banalen und gewohnten Gedanken geltend zu machen. Der Sadhak hat daher diese Eindringlinge vorsichtig zurückzuweisen und zu vertreiben, damit zumindest während der Meditation der Friede und die Stille des Mentals und Vitals vollständig bewahrt werden. Dies geschieht am besten, indem man einen starken und schweigenden Willen bewahrt. Dieser Wille ist der Wille des Purusha hinter dem Mental, und sobald das Mental zu Frieden und Schweigen gelangt ist, kann man diesen Purusha wahrnehmen – der ebenfalls schweigend und von der Tätigkeit der Natur getrennt ist.

      Ruhig zu sein, stetig, im Spirit gefestigt, dhira sthira, diese Ruhe des Mentals, diese Trennung des inneren Purusha von der äußeren Prakriti – all dies ist durchaus hilfreich und beinahe unerlässlich. Solange das Wesen dem Gedankenwirbel oder dem Durcheinander der vitalen Bewegungen unterworfen ist, kann man nicht ruhig und im Spirit gefestigt sein. Es ist unerlässlich sich abzulösen, zurückzustehen, sie als nicht zu sich gehörend zu empfinden.

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      Für die Entdeckung der wahren Individualität und ihren Aufbau in der Natur sind zwei Dinge notwendig: erstens, sich seines seelischen Wesens hinter dem Herzen bewusst zu werden, und dann, diese Trennung von Purusha und Prakriti zu vollziehen. Denn die wahre Individualität befindet sich dahinter und ist durch die Tätigkeiten der äußeren Natur verhüllt.

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      Eine große Woge (oder ein Meer) der Ruhe und das immerwährende Bewusstsein einer weiten und leuchtenden Wirklichkeit – genau das ist die Besonderheit der grundlegenden Verwirklichung der Höchsten Wahrheit, wenn sie zum ersten Mal das Mental und die Seele berührt. Man könnte um keinen besseren Anfang, um keine bessere Grundlage bitten – sie ist wie ein Felsen, auf dem das Übrige aufgebaut werden kann. Sie bedeutet mit Sicherheit nicht nur eine Gegenwart, sondern die [Göttliche] Gegenwart, und es wäre ein großer Fehler, die Erfahrung abzuschwächen, indem man ihre Eigenart nicht annimmt oder sie bezweifelt.

      Es ist nicht notwendig sie zu beschreiben, und man sollte nicht einmal versuchen, sie bildlich auszudrücken, denn diese Gegenwart ist ihrer Natur nach unendlich. Was immer sie auch von sich oder aus sich heraus zu offenbaren hat, wird sie unweigerlich durch ihre eigene Macht tun, wenn eine nicht nachlassende Bereitschaft zur Annahme besteht.

      Es ist wahr, dass es eine Gnade ist, die dir gesandt wurde, und die einzig notwendige Erwiderung auf solche Gnade ist Annahme und Dankbarkeit und der Macht, die das Bewusstsein berührt hat, zu erlauben, das zu entwickeln, was im Wesen entwickelt werden muss – indem du dich für sie offen hältst. Die völlige Umwandlung der Natur kann nicht in einem Augenblick geschehen; sie dauert lange und schreitet stufenweise voran; was du jetzt erfährst, ist nur eine Initiation, eine Grundlage für das neue Bewusstsein, in dem die Umwandlung möglich wird. Die unmittelbare Spontaneität der Erfahrung selbst zeigt, dass sie weder vom Mental noch vom Willen oder von den Gefühlen geformt wurde; sie entspringt einer Wahrheit, die jenseits von diesen liegt.

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      Die Zurückweisung der Zweifel ist gleichbedeutend mit der Kontrolle der eigenen Gedanken – soviel steht fest. Die Kontrolle der eigenen Gedanken aber ist ebenso notwendig wie die Kontrolle der eigenen vitalen Begierden und Leidenschaften oder die Kontrolle der eigenen Körperbewegungen – notwendig für den Yoga und nicht nur für den Yoga. Man ist nicht einmal ein voll entwickeltes mentales Wesen, wenn man seine Gedanken nicht kontrolliert, ihr Beobachter, Richter und Meister ist, der mentale Purusha – manomaya purusa, saksi, anumanta, isvara. Es steht dem mentalen Wesen nicht länger an, der Spielball aufrührerischer und unkontrollierbarer Gedanken zu sein oder ein ruderloses Schiff im Sturm der Begierden und Leidenschaften oder ein Sklave der Trägheit oder Impulse des Körpers. Ich weiß, dass es schwierig ist, denn der Mensch, der in erster Linie ein Geschöpf der mentalen Prakriti ist, identifiziert sich mit den Bewegungen seines Mentals und kann sich von den Wirbeln und Strömungen des mentalen Strudels nicht auf einmal ablösen. Es fällt ihm verhältnismäßig leicht, seinem Körper eine Kontrolle aufzuerlegen, zumindest einem bestimmten Teil der Körperbewegungen; nicht so leicht, aber noch durchaus möglich, wenn er sich darum bemüht, ist es für ihn, seinen vitalen Impulsen und Begierden eine mentale Kontrolle aufzuerlegen; weniger einfach aber ist es, wie der tantrische Yogi am Fluss, über dem Wirbel seiner Gedanken zu verharren. Immerhin, es ist möglich; alle entwickelten überdurchschnittlichen mentalen Menschen müssen auf die eine oder andere Weise oder zumindest zeitweilig und für bestimmte Zwecke die beiden Teile des Mentals trennen, den aktiven Teil, der eine Gedankenfabrik ist, und den, der der ruhige Meister ist, zugleich ein Betrachter und ein Wille, der sie [die Gedanken] beobachtet, beurteilt, zurückweist, eliminiert, akzeptiert, Richtigstellungen und Veränderungen anordnet, der der Herr im Haus des Mentals ist, der eigenen Herrschaft fähig, samrajya.

      Der Yogi geht noch weiter; er ist dort nicht nur Meister, sondern, auch solange er noch im Mental lebt, tritt er gleichsam daraus heraus und steht darüber oder ganz davon zurück und ist frei. Für ihn trifft das Bild der Gedankenfabrik nicht länger zu; denn er sieht, dass Gedanken von außerhalb kommen, von dem universalen Mental oder der universalen Natur, manchmal geformt und eindeutig, manchmal ungeformt, die dann in uns irgendwo Form erhalten. Die Hauptaufgabe unseres Mentals besteht darin, diese Gedankenwellen entweder anzunehmen oder zurückzuweisen (wie auch die vitalen Wellen oder die feinstofflichen Energie-Wellen) oder der Gedanken-Substanz (oder den vitalen Bewegungen), die von der umgebenden Natur-Kraft stammt, persönlich-mentale Form zu geben.

      Die Möglichkeiten des mentalen Wesens sind nicht begrenzt, es kann der freie Betrachter und Herr in seinem Hause sein. Eine progressive Freiheit und Meisterung des eigenen Mentals ist durchaus innerhalb der Reichweite eines jeden, der den Glauben und Willen hat, es anzugehen.

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      Der erste Schritt ist ein ruhiges Mental – Schweigen ist ein weiterer Schritt, doch Ruhe muss vorhanden sein; und mit einem ruhigen Mental meine ich ein mentales Bewusstsein zuinnerst, das die Gedanken ankommen und sich umherbewegen sieht, sich selbst jedoch weder als denkend empfindet noch mit den Gedanken identifiziert oder sie seine eigenen nennt. Gedanken und mentale Bewegungen können es durchkreuzen wie Wanderer, die von irgendwoher auftauchen und durch ein schweigendes Land ziehen – das stille Mental betrachtet sie oder betrachtet sie auch nicht, doch wird es in keinem Fall aktiv oder verliert seine Ruhe. Schweigen ist mehr als Ruhe; es kann erlangt werden, indem man vom inneren Mental insgesamt das Denken verbannt und es verstummen lässt oder ganz außerhalb hält; noch einfacher jedoch erlangt man es durch eine Herabkunft von oben – man fühlt, wie es herabkommt und in das persönliche Bewusstsein eintritt, von ihm Besitz ergreift oder es umgibt, so dass es dann bereit wird, sich in dem weiten, unpersönlichen Schweigen aufzulösen.

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      Jedes der Worte „Friede, Stille, Ruhe, Schweigen“ hat seine eigene nuancierte Bedeutung, es ist aber nicht leicht, sie zu definieren.

      Friede (peace) – santi

      Stille (calm) – sthirata

      Ruhe (quiet) – acancalata

      Schweigen (silence) – niscala-niravata

      Ruhe ist ein Zustand, in dem es keine Rastlosigkeit oder Störung gibt.

      Stille


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