Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis. A. F. Morland

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Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis - A. F. Morland


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einen kurzläufigen Revolver hervor. Die Mündung zeigte auf Vondas Stirn. Vonda erstarrte.

      "Nun mach schon!", zischte Bruce. "Öffne den Koffer!"

      Vondas Gesicht blieb regungslos.

      "Was soll schon drin sein? Eine Million Dollar in gebrauchten Scheinen natürlich..."

      "Ich will es sehen..."

      Vonda öffnete vorsichtig den Koffer.

      Bruce starrte auf die Bündel mit Geldnoten.

      Vonda klappte den Koffer wieder zu. Bruce nahm ihn mit der Linken an sich.

      "Ich wusste, dass dieser Augenblick irgendwann kommen würde", meinte er.

      "Ich dachte..."

      "...dass wir Partner sind?" Bruce lachte heiser.

      Er stellte den Koffer auf den Boden.

      "Du bist ein Schwein", sagte Vonda.

      "Ein anderer wäre wohl kaum der Richtige für diesen Job gewesen!"

      Er streckte die Linke aus, während er mit der Rechten weiterhin die Waffe auf Vonda richtete. "Gib mir die Automatik, die du unter der Jacke trägst! Ich will kein Risiko eingehen."

      "Was hast du vor, Bruce?"

      Er blieb ihr die Antwort schuldig. Zögernd holte sie ihre Waffe unter der Windjacke hervor.

      "Mit zwei Fingern!", mahnte Bruce.

      Er trat auf sie zu, näherte sich ihr bis auf einen Schritt. Seine Linke riss ihr dann die Waffe förmlich aus der Hand. Eine Sekunde lang hatte Vonda überlegt, sich zu wehren, aber dann entschied sie, dass es zu riskant war. Bruce war ein guter Schütze. Und auf die geringe Entfernung war jeder Schuss, den er abgab tödlich.

      Bruce verzog das Gesicht. Er hob die Linke, richtete den Schalldämpfer der Automatik auf Vondas Kopf und drückte ab.

      Die junge Frau taumelte getroffen zurück. Sie zuckte noch einmal und ging dann zu Boden.

      Bruce atmete tief durch.

      "Sorry, Baby, aber für dich war kein Platz mehr in diesem Spiel", murmelte er halblaut vor sich hin. Er steckte den kurzläufigen Revolver in die Jackentasche. Dann wischte er mit einem Taschentuch eventuell vorhandene Fingerabdrücke von der Automatik, die er Vonda abgenommen hatte.

      Bruce trat auf die Tote zu, ging in die Hocke und legte ihr die Waffe in die Hand. Anschließend setzte er die Mündung des Schalldämpfers genau dorthin, wo er Vonda getroffen hatte.

      Auf der rechten Stirnseite war die Kugel eingeschlagen.

      Mit dem Finger der Toten zog er den Stecher zurück und drückte ab.

      Bis die Cops herausgefunden hatten, dass dies kein Selbstmord gewesen war, würde einige Zeit vergehen.

      Bruce drehte die Tote herum. Die Kugel war hinten aus dem Schädel wieder ausgetreten und hatte sich in den weichen Schotter hineingefressen. Bruce grub das Projektil aus und steckte es ein.

      Dann legte er Vonda wieder so hin, wie sie gefallen war.

      Er stand auf.

      "Adios, Kleine! Hat Spaß gemacht, mit dir Geschäfte zu machen!"

      Bruce drehte sich herum. Er klemmte sich den Geldkoffer hinten auf seine Kawasaki. Eine Million Dollar in gebrauchten Scheinen. Geld, so weiß, wie es niemand hätte waschen können.

      Bruce lächelte kalt.

      Ausgesorgt, dachte er.

      4

      Am späten Nachmittag hatten wir die Identität des toten Mitsubishi-Fahrers. Sein wahrer Name war Desmond E. Cole. Er hatte acht Jahre wegen Totschlags in Huntsville gesessen.

      Nach der Entlassung war er untergetaucht, hatte vermutlich als Hit-man - als Lohnkiller - für die Unterwelt gearbeitet. Jedenfalls hatte er in einem Fall Fingerabdrücke und eine Zigarettenkippe hinterlassen. Später war er cleverer gewesen. Seine Spur hatte sich verloren und war auch durch sorgfältige Analyse der Arbeitsweise kaum noch identifizierbar.

      Auf die genaue Analyse des wahrscheinlichen Tathergangs durch unsere Innendienstler mussten wir wohl noch etwas warten. Der Fall war kompliziert. Wir hofften aber, dass die Kollegen am nächsten Morgen soweit waren. Dann lag auch sicher ein ballistischer Bericht vor. Und vielleicht war es bis dahin sogar gelungen, einige der Bewaffneten zu identifizieren, die sich im Lieferwagen befunden hatten.

      Auch das konnte sich schwieriger gestalten.

      Die Explosion hatte dafür gesorgt, dass nicht mehr von allen Toten Fingerabdrücke genommen werden konnten, mit denen AIDS, unser computergestütztes AUTOMATED IDENTIFICATION SYSTEM für Fingerprints etwas anfangen konnte.

      Kollegen der City Police hatten Dutzende von Wagennummern notiert, um mögliche Zeugen auch noch später identifizieren und vernehmen zu können. Die Zeugenvernehmungen am Tatort hatten bislang nur ein diffuses Bild ergeben.

      In mehreren Aussagen war allerdings von einem Motorradfahrer die Rede, der ziemlich rücksichtslos durch das Chaos hindurchgesteuert sein musste - mit einer jungen Blondine auf dem Rücksitz.

      Ein Zeuge - selbst Motorrad-Fan - meinte sich zu erinnern, dass es sich um eine Kawasaki gehandelt hatte. Ob der Kawasaki-Fahrer und seine schöne Beifahrerin irgendetwas mit dem Fall zu tun hatte, war noch nicht ganz klar.

      Blieb noch das Handy des Ermordeten.

      Cole erwies sich selbst bei dessen Benutzung als Profi. Er hatte keine Telefonkartei im Menue angelegt. Alles, was wir hatten, waren die jeweils letzten zehn angenommenen und selbst gewählten Gespräche, deren Zeitpunkt, Dauer und Kosten.

      Bei selbst gewählten Gesprächen hatte Cole es wiederum mit einem Trick geschafft, die Spuren zu verwischen. Sämtliche Verbindungen waren über den Handvermittlungs-Service seines Mobiltelefonunternehmens gegangen, so dass immer nur dessen Nummer im Menue auftauchte und nicht die des Gesprächspartners. Bis wir die vollständige Liste der Verbindungen von der Telefongesellschaft hatten, konnten ein oder zwei Tage vergehen. Blieben die angenommenen Gespräche.

      Die meisten waren von Telefonzellen oder aus Lokalen geführt worden.

      Mit zwei Ausnahmen.

      Es hatte zwei kurze Anrufe eines gewissen Mark Sorello gegeben. Der erste am gestrigen Abend, gegen 20.00 Uhr, der zweite ungefähr eine Stunde bevor an der Ecke Bedford Street/Seventh Avenue die Hölle losbrach.

      Milo pfiff durch Zähne, als Mark Sorellos Bild auf dem Computerschirm erschien, den wir in unserem Dienstzimmer stehen hatten.

      "Ein alter Bekannter", meinte er.

      "Kann man wohl sagen, Milo..."

      Wir überflogen die Angaben, die neben dem Foto fein säuberlich aufgelistet waren. Mark Jefferson Sorello, geboren am 24.2.1980, in der Computer-Hacker-Szene bekannt unter dem Pseudonym 'BigByte'. Seine Leidenschaft für den Rechner hatte ihm schon so manche Schwierigkeiten eingebrockt, inklusive einer Bewährungsstrafe. Mit 19 war er dadurch aufgefallen, dass er es geschafft hatte, sich in die Datenverbundsysteme des FBI einzuhacken. Wir konnten von Glück sagen, es damals offensichtlich nur mit einem Spaßvogel zu tun gehabt zu haben. Mark 'BigByte' Sorello hatte sämtliche Gesichter der auf unseren Internetseiten zur Fahndung ausgeschriebenen Kriminellen durch die Köpfe von Micky Maus und Donald Duck ersetzt.

      Es hatte Ende der Neunziger eine ganze Reihe solcher "Spaß"-Attacken auf die Rechner von FBI, CIA und Pentagon gegeben. Inzwischen arbeitete so mancher dieser Cyber-Punks für die Regierung und half die Sicherheitsvorkehrungen zu verbessern.

      'BigByte' Sorello gehörte nicht dazu.

      Wir hatten lange nichts von ihm gehört.

      Seine Bewährung war vor einem Jahr abgelaufen, so das er sich auch nicht mehr regelmäßig bei den Behörden


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