Antonius und Cleopatra. William Shakespeare

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Antonius und Cleopatra - William Shakespeare


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den gemeinen Lügner,

      Der so von ihm in Rom erzählt. Doch hoff ich

      Morgen auf ein verständger Tun. – Schlaft wohl! –

       (Beide ab.)

      Zweite Szene

      Daselbst. Ein andres Zimmer

       Es treten auf Charmion, Iras, Alexas und ein Wahrsager

       Charmion.

      Herzens-Alexas, süßer Alexas, ausbündigster Alexas, du allersublimiertester Alexas, wo ist der Wahrsager, den du der Königin so gerühmt? O kennte ich doch diesen Ehemann, der, wie du sagst, seine Hörner für Kränze ansieht!

       Alexas.

      Wahrsager! –

       Wahrsager.

      Was wollt ihr? –

       Charmion.

      Ist dies der Mann? Seid Ihr's, der alles weiß?

       Wahrsager.

      In der Natur unendlichem Geheimnis

      Les ich ein wenig.

       Alexas.

      Zeig ihm deine Hand.

       Enobarbus tritt auf.

       Enobarbus.

      Bringt das Bankett sogleich und Wein genug,

      Aufs Wohl Cleopatras zu trinken.

       Charmion.

      Freund, schenk mir gutes Glück.

       Wahrsager.

      Ich mach es nicht, ich seh es nur voraus.

       Charmion.

      Ersieh mir eins.

       Wahrsager.

      Ihr werdet noch an Schönheit zunehmen.

       Charmion.

      Er meint an Umfang.

       Iras.

      Nein, wenn du alt geworden bist, wirst du dich schminken.

       Charmion.

      Nur keine Runzeln!

       Alexas.

      Stört den Propheten nicht! gebt Achtung!

       Charmion.

      Mum! –

       Wahrsager.

      Ihr werdet mehr verliebt sein als geliebt.

       Charmion.

      Nein, lieber mag mir Wein die Leber wärmen.

       Alexas.

      So hört ihn doch!

       Charmion.

      Nun ein recht schönes Glück: laß mich an einem Vormittage drei Könige heiraten und sie alle begraben; laß mich im fünfzigsten Jahr ein Kind bekommen, dem Herodes, der Judenkönig, huldigt; sieh zu, daß du mich mit dem Octavius Cäsar verheiratest und meiner Gebieterin gleichstellst.

       Wahrsager.

      Ihr überlebt die Fürstin, der Ihr dient.

       Charmion.

      O trefflich! Langes Leben ist mir lieber als Feigen.

       Wahrsager.

      Ihr habt bisher ein beßres Glück erfahren,

      Als Euch bevorsteht.

       Charmion.

      So werden meine Kinder wohl ohne Namen bleiben: – sage doch, wieviel Buben und Mädchen bekomme ich noch? –

       Wahrsager.

      Wenn jeder deiner Wünsche wär ein Schoß,

      Und fruchtbar jeder Wunsch –'ne Million.

       Charmion.

      Geh, Narr, ich vergebe dir, weil du ein Hexenmeister bist.

       Alexas.

      Ihr meint, nur Eure Bettücher wüßten um Eure Wünsche?

       Charmion.

      Nun sag auch Iras' Zukunft!

       Alexas.

      Wir wollen alle unser Schicksal wissen.

       Enobarbus.

      Mein und der meisten Schicksal für heut abend wird sein – betrunken zu Bett.

       Iras.

      Hier ist eine flache Hand, die weissagt Keuschheit, wenn nichts anders.

       Charmion.

      Grade wie die Überschwemmung des Nils Hunger weissagt.

       Iras.

      Geh, du wilde Gesellin, du verstehst nichts vom Wahrsagen.

       Charmion.

      Nein, wenn eine feuchte Hand nicht ein Wahrzeichen von Fruchtbarkeit ist, so kann ich mir nicht das Ohr kratzen. – Bitte dich, sag ihr nur ein Alltagsschicksal.

       Wahrsager.

      Euer Schicksal ist sich gleich.

       Iras.

      Doch wie? Doch wie? Sag mir's umständlicher.

       Wahrsager.

      Ich bin zu Ende.

       Iras.

      Soll ich nicht um einen Zoll breit beßres Schicksal haben als sie? –

       Charmion.

      Nun, wenn dir das Schicksal just einen Zoll mehr gönnt als mir, wo sollt er hinkommen?

       Iras.

      Nicht an meines Mannes Nase.

       Charmion.

      O Himmel, beßre unsre bösen Gedanken! Alexas, komm; dein Schicksal, dein Schicksal. O laß ihn ein Weib heiraten, das nicht gehn kann, liebste Isis, ich flehe dich! Und laß sie ihm sterben, und gib ihm eine Schlimmere, und auf die Schlimmere eine noch Schlimmre, bis die Schlimmste von allen ihm lachend zu Grabe folgt, dem fünfzigfältigen Hahnrei! Gute Isis, erhöre dies Gebet, wenn du mir auch etwas Wichtigers abschlägst gute Isis, ich bitte dich!

       Iras.

      Amen. Liebe Göttin, höre dieses Gebet deines Volkes! Denn wie es herzbrechend ist, einen hübschen Mann mit einer lockern Frau zu sehn, so ist's eine tödliche Betrübnis, wenn ein häßlicher Schelm unbehornt einhergeht; darum, liebe Isis, sieh auf den Anstand und send ihm sein verdientes Schicksal!

       Charmion.

      Amen!

       Alexas.

      Nun seht mir! Wenn's in ihrer Hand stünde, mich zum Hahnrei


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