Antonius und Cleopatra. William Shakespeare

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Antonius und Cleopatra - William Shakespeare


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ihre Leidenschaften bestehn aus nichts als aus den feinsten Teilen der reinen Liebe. Diese Stürme und Fluten können wir nicht Seufzer und Tränen nennen: das sind größere Orkane und Ungewitter, als wovon Kalender Meldung tun. List kann das nicht sein: wenn es ist, so macht sie ein Regenwetter so gut als Jupiter.

       Antonius.

      Hätt ich sie nie gesehen! –

       Enobarbus.

      O Herr, dann hättet Ihr ein wundervolles Meisterwerk ungesehn gelassen; Euch diese Freude versagen, würde Eure Reise um allen Kredit gebracht haben.

       Antonius.

      Fulvia ist tot.

       Enobarbus.

      Herr?

       Antonius.

      Fulvia ist tot.

       Enobarbus.

      Fulvia?

       Antonius.

      Tot.

       Enobarbus.

      Nun, Herr, so bringt den Göttern ein Dankopfer. Wenn es ihrer himmlischen Regierung gefällt, einem Mann seine Frau zu nehmen, so gedenke er an die Schneider hier auf Erden und beruhige sich damit, daß, wenn alte Kleider aufgetragen wurden, diese dazu gesetzt sind, neue zu machen. Gäbe es nicht mehr Weiber als Fulvia, so wäre es allerdings ein Elend, und die Geschichte stände schlimm. Dieser Gram ist mit Trost gekrönt: aus Euerm alten Weiberhemd läßt sich ein neuer Unterrock machen: und in der Tat, die Tränen müssen in einer Zwiebel leben, die um diesen Kummer flößen.

       Antonius.

      Die Unruhn, die sie mir im Staat erregt,

      Erlauben mir nicht mehr, entfernt zu sein.

       Enobarbus.

      Und die Unruhe, die Ihr hier erregt habt, erlaubt nicht, daß Ihr geht; besonders die der Cleopatra, die allein von Euerm Hiersein lebt.

       Antonius.

      Nicht leichter Reden mehr. Unsern Beschluß

      Tu kund den Führern. Ich eröffne dann

      Der Königin den Anlaß dieser Eil,

      Urlaub von ihrer Liebe fordernd. Nicht allein

      Der Fulvia Tod und andre ernste Mahnung

      Ruft uns nachdrücklich; andre Briefe auch,

      Von vielen wohlbemühten römschen Freunden,

      Verlangen uns daheim. Sextus Pompejus

      Hat Cäsarn Trotz geboten und beherrscht

      Das weite Meer; das wankelmütge Volk

      (Des Gunst nie fest dem Wohlverdienten bleibt,

      Bis sein Verdienst vorüber) wirft nun schon,

      Was je Pompejus nur, der Große, tat,

      Auf seinen Sohn, der hoch in Macht und Namen,

      Und höher noch durch Mut und Kraft ersteht,

      Als Held des Heers. Sein Ansehn, wächst es ferner,

      Bedroht den Bau der Welt. – Viel brütet jetzt,

      Das gleich dem Roßhaar nur erst Leben hat,

      Noch nicht der Schlange Gift. – Geh und verkünde

      Des Heers Hauptleuten, unser Wille fordre

      Schleunigen Aufbruch aller.

       Enobarbus.

      Ich besorg es. (Beide ab.)

      Dritte Szene

       Es treten auf Cleopatra, Charmion, Iras und Alexas

       Cleopatra.

      Wo ist er?

       Charmion.

      Ich sah ihn nicht seitdem.

       Cleopatra.

      Sieh, wo er ist, wer mit ihm, was er tut

      (Ich schickte dich nicht ab): findst du ihn traurig,

      Sag ihm, ich tanze; ist er munter, meld ihm,

      Ich wurde plötzlich krank. Schnell bring mir Antwort.

       (Alexas ab.).

       Charmion.

      Fürstin, mir scheint, wenn Ihr ihn wirklich liebt,

      Ihr wählt die rechte Art nicht, ihn zur Liebe zu zwingen.

       Cleopatra.

      Und was sollt ich tun und lass' es?

       Charmion.

      Gebt immer nach, durchkreuzt nie seinen Willen.

       Cleopatra.

      Törichter Rat! Der Weg, ihn zu verlieren! –

       Charmion.

      Versucht ihn nicht zu sehr; ich bitt, erwägt,

      Wir hassen bald, was oft uns Furcht erregt.

       Antonius kommt.

      Doch seht, er kommt.

       Cleopatra.

      Ich bin verstimmt und krank.

       Antonius.

      Es quält mich, meinen Vorsatz ihr zu sagen.

       Cleopatra.

      Hilf, liebe Charmion, hilf, ich sinke hin:

      So kann's nicht dauern, meines Körpers Bau

      Wird unterliegen.

       Antonius.

      Teure Königin...

       Cleopatra.

      Ich bitt dich, steh mir nicht so nah! –

       Antonius.

      Was gibt's? –

       Cleopatra.

      Ich seh in diesem Blick die gute Zeitung!

      Was sagt die Ehgemahlin? Geh nur, geh!

      Hätte sie dir's doch nie erlaubt, zu kommen!

      Sie soll nicht sagen, daß ich hier dich halte;

      Was kann ich über dich? Der Ihre bist du!

       Antonius.

      Die Götter wissen...

       Cleopatra.

      Nie ward eine Fürstin

      So schrecklich je getäuscht. Und doch, von Anfang

      Sah ich die Falschheit keimen.

       Antonius.

      Cleopatra...

       Cleopatra.

      Wie soll ich glauben, du seist mein und treu,

      Erschüttert auch dein Schwur der Götter Thron,

      Wenn du Fulvia verrietst? Schwelgender Wahnsinn,

      An


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