Bürgerwache. Wildis Streng

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Bürgerwache - Wildis Streng


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      Wildis Streng

      Bürgerwache

      Kriminalroman

      Zum Buch

      Tatwaffe Schellenbaum Tobias Baumann ist ein beliebtes Mitglied des Spielmannszuges der Bürgerwache Crailsheim – eigentlich. Denn am Parkfest stirbt der Schellenbaumträger durch einen Stromschlag, als er sein Instrument berührt. Das hohenlohisch-westfälische Ermittlerteam um Lisa Luft und Heiko Wüst ermittelt in dem Fall. Zwischen Polkagedudel und Schellenbaumgeklingel stellt sich bald heraus, dass das Mordopfer wohl doch nicht bei allen beliebt war. Dann taucht auch noch ein Drohbrief gegen die Bürgerwache auf, dessen Verfasser zunächst im Dunkeln bleibt. Leute, die ein Problem mit der Bürgerwache haben, gibt es offenbar viele – von militanten Pazifisten bis hin zu lokalen Linksextremisten. Richtete sich der Anschlag überhaupt gegen den Musiker oder war Baumann vielleicht nur ein Zufallsopfer? Welches Geheimnis verbirgt seine Ehefrau? Und welche Rolle spielt der Haller Sieder, mit dem das Mordopfer am Kuchen- und Brunnenfest eine Schlägerei hatte? Mitten im Hohenloher Hochsommer begeben sich Lisa und Heiko auf Mörderjagd.

      Wildis Streng ist in Crailsheim geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie in Karlsruhe Germanistik und Malerei, seit 2006 arbeitet sie als Gymnasiallehrerin. Nach längerem Aufenthalt im Badischen lebt sie heute wieder in ihrer Heimat und unterrichtet in Crailsheim Deutsch und Bildende Kunst. In ihrer Freizeit widmet sich die überzeugte Hohenloherin der Malerei, der Fotografie und dem Schreiben. Aus ihrer Feder stammen bereits mehrere Kriminalromane rund um das sympathische hohenlohisch-westfälische Ermittlerduo Lisa Luft und Heiko Wüst. www.wildisstreng.de

      Impressum

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      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: Daniel Abt

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © Wildis Streng

      ISBN 978-3-8392-6868-1

      Widmung

      Für Lola und Sissi,

      danke für eure Liebe und

      für alles, was ihr uns gegeben habt!

      Stadtfeiertag Crailsheim

      Es war kalt an jenem Mittwoch im Februar. Walter Lilienfelder ließ den Blick wohlwollend über seine Bürgerwache schweifen. Er war stolz auf seine Truppe. Stolz darauf, dass sie in den letzten Jahren wieder gewachsen war, auf beachtliche Stärke. Und das, nachdem der Verein beinah wegen Mitgliedermangels hätte aufgegeben werden müssen.

      Gerade eben waren der Fanfaren-, der Spielmanns- und der Musikzug vorausgegangen und hatten die Kreuzritterfanfare gespielt, gefolgt von der Kompanie. Jetzt standen sie bei bedecktem Himmel – wenigstens betrug die Regenwahrscheinlichkeit nur fünf Prozent – vor dem Rathaus der guten Stadt Crailsheim. Die Bürgerwache war auch an diesem Stadtfeiertag angetreten, um der Stadt die Ehre zu erweisen. Etwa 200 Menschen hatten sich auf dem Marktplatz unweit des Brunnens mit den steinernen Marktfrauen Dorle und Paula versammelt, der Dicken und der Dürren. Es war extrem kalt an diesem Mittwoch im Februar, die Leute wickelten ihre Mäntel enger um ihre Körper. Die Mitglieder der Bürgerwache froren genauso, aber sie hielten durch.

      »Ach-tung!«, kommandierte Walter Lilienfelder. Dann drehte er sich zur Rathaustreppe um. Der Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer stand im Anzug und mit der schweren goldfarbenen Ehrenkette der Stadt behangen auf den Stufen des Rathauses vollkommen aufrecht da, als Lilienfelder mit lauter Stimme rief: »Herr Oberbürgermeister und Ehrenleutnant der Bürgerwache Crailsheim, ich melde, die Bürgerwache ist anlässlich des Stadtfeiertags vollständig angetreten zum Ehrensalut auf die gute Stadt Crailsheim. Ich bitte um Abnahme der Ehrenformation.«

      Walter Lilienfelder entfuhr ein kleiner, von den meisten unbemerkter Seufzer, es war wirklich, wirklich schade, dass dies sein letzter Stadtfeiertag als Kommandant war. Aber er wusste, dass sein Nachfolger das ebenso gut machen würde, und es war nun mal Zeit für den Ruhestand.

      Christoph Grimmer nickte würdevoll und ernst und kam die Treppe herunter zum Kommandanten. Der Präsentiermarsch setzte ein, und gemeinsam schritten sie langsam die Reihe der Bürgerwache ab, die Arkaden entlang und endlich wieder zurück. Die Menge wippte teilweise im Takt mit, war aber ansonsten für Hohenloher Verhältnisse relativ aufmerksam. Dann folgte Walter Lilienfelders Lieblingsteil. Nach dem Präsentiermarsch war es ganz still. »Ach-tung!«, rief er wieder, und seine Stimme echote von den umliegenden Hauswänden wider. Seine Leute nahmen Haltung an. »Präsentiert–das–Gewehr!«

      Zackig waren die Bewegungen seiner Kompanie, perfekt einstudiert. So war es recht, ein gutes Vermächtnis, das war keine Schande. Er wartete eine Sekunde, bevor er befahl: »Hoch!«

      24 Schweizer Ordonnanzgewehre richteten ihre Läufe gen Himmel, alle genau im selben Winkel ausgerichtet.

      »Geeeeebt Feu-er!«, befahl Lilienfelder und war zufrieden mit den fast unisono erklingenden ersten Salutschüssen. »Laden!«, ordnete er an, dann zum zweiten und dritten Mal, »Geeeeebt Feu-er!« und »­Geeeeebt Feu-er!«

      Und Walter Lilienfelder lauschte lange, lange dem verklingenden Schuss nach, denn er glaubte fälschlicherweise, dass dies sein letztes Ehrensalut-Kommando gewesen war.

      Kuchen- und Brunnenfest, Pfingstsonntag

      Die Sonne lachte von einem wolkenlosen Hohenloher Himmel. Es war sommerlich warm, ach was, geradezu heiß. Die Siedersknechte auf dem Kuchen- und Brunnenfest in Schwäbisch Hall hatten den ganzen Tag in ihren roten Wämsern und den Kniebundhosen über grünen Kniestrümpfen geschwitzt. Manchen war der Schweiß in Bächen in die weißen Krägen gelaufen. Die Frauen hatten es nicht viel besser, über ihren hochgeschlossenen weißen Blusen trugen sie ein schwarzes Leible, an das ein roter Rock mit zwei schwarzen Streifen angenäht war, darüber eine weiße Schürze. Die Kleidung war Tradition, so wie auch der Rest des Haller Kuchen- und Brunnenfestes. Nach dem Böllerschießen frühmorgens waren die Sieder durch die Stadt gezogen. Dann hatte es einen Gottesdienst in der Michaelskirche gegeben. Ab drei viertel elf war der Siederskuchen präsentiert worden, die Sieder hatten getanzt und ein historisches Programm abgehalten, zur Unterhaltung des großen, durchaus interessierten Publikums. Der Tag war lang und ereignisreich gewesen, und Bernd Seiler wischte sich über die Stirn, um wenigstens ein bisschen von dem Schweiß


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