Cymbeline. William Shakespeare
Читать онлайн книгу.Tilgt Furcht und Angst.
Cymbeline
Lieblos und ungehorsam!
Imogen
Ach, hoffnungslos, und das heißt: ohne Liebe.
Cymbeline
Den einzgen Sohn der Königin auszuschlagen!
Imogen
O wohl mir, daß ichs tat! Den Adler wählt ich
Und jagt den Raben fort.
Cymbeline
Den Bettler nahmst du, hättest meinen Thron
Zum Sitz der Niedrigkeit gemacht.
Imogen
O nein,
Ich gäb ihm neuen Glanz!
Cymbeline
Verworfne!
Imogen
Vater,
Nur Ihr seid schuld, lieb ich den Posthumus;
Ihr zogt ihn auf als meinen Spielgefährten.
Ein Mann, wert einer jeden Frau, bezahlt
Er mich fast um den ganzen Preis zu hoch.
Cymbeline
Was, bist du toll?
Imogen
Beinah, der Himmel steh mir bei! – O wär ich
Doch eines Schäfers Tochter, mein Leonatus
Des Nachbarhirten Sohn!
Die Königin tritt auf.
Cymbeline
Du töricht Mädchen!
Beisammen waren wieder sie; Ihr tatet
Nicht, wie Wir Euch befahlen. Fort mit ihr,
Und schließt sie ein!
Königin
Ich bitt Euch, ruhig! – Still,
Prinzessin Tochter, still! – Geliebter Herr,
Laßt uns allein und sucht Euch zu erheitern,
Wie Ihrs am besten könnt.
Cymbeline
Mag sie verschmachten
Täglich um einen Tropfen Bluts und alt
An dieser Torheit sterben!
[Er geht ab.] Cymbeline und die Lords gehen ab. Pisanio tritt auf.
Königin
Pfui! – Gebt nach! –
Hier ist Eur Diener. – Nun, was bringst du Neues?
Pisanio
Der Prinz, Eur Sohn, zog gegen meinen Herrn.
Königin
Kein Leid ist doch geschehn?
Pisanio
Es konnte treffen,
Nur spielte mehr mein Herr, anstatt zu fechten,
Und war durch Zorn nicht angereizt; es trennten
Sie einige Herren in der Näh.
Königin
Das freut mich.
Imogen
Ja, meines Vaters Freund ist Euer Sohn,
Er nimmt sich seiner an. –
Auf den Verbannten ziehn! O tapfrer Held!
Ich wünschte sie in Afrika beisammen
Und mich mit Nadeln dort, um den zu stechen,
Der rückwärts geht. – Was ließest du den Herrn?
Pisanio
Weil ers befahl. Zum Hafen ihn zu bringen,
Erlaubt' er nicht; er gab mir dies Verzeichnis
Von Diensten, die ich Euch zu leisten hätte,
Gefiels Euch, mich zu brauchen.
Königin
Dieser war
Dein treuer Diener stets; mein Wort verpfänd ich,
Daß ers auch bleiben wird.
Pisanio
Ich dank Eur Hoheit.
Königin
Laß uns spazierengehn.
Imogen
Frag bei mir an
In einer halben Stunde; meinen Herrn
Mußt du an Bord noch sehn. Für jetzt verlaß mich.
Alle ab.
[Dritte] Zweite Szene
Daselbst. Freier Platz
Cloten tritt auf mit zwei Lords [Edelleuten].
Erster Lord [Edelmann]
Prinz, ich möchte Euch doch raten, das Hemd zu wechseln; die Heftigkeit der Bewegung macht, daß Ihr wie ein Opfer raucht; wo Luft ausströmt, zieht auch Luft ein, und keine äußere Luft ist so gesund, als die Ihr ausströmt.
Cloten
Wenn mein Hemd blutig wäre, wollte ichs wechseln. – Hab ich ihn verwundet?
Zweiter Lord [Edelmann] für sich.
Nein, wahrhaftig; nicht einmal seine Geduld.
Erster Lord [Edelmann]
Ihn verwundet? Sein Körper ist ein durchdringliches Beingerippe, wenn er nicht verwundet ist – er ist eine Durchfahrt für Stahl, wenn er nicht verwundet ist.
Zweiter Lord [Edelmann] für sich.
Sein Degen hatte Schulden und versteckte sich hinterwärts.
Cloten
Der Schurke wollte mir nicht stehn.
Zweiter Lord [Edelmann] für sich.
Nein, er floh immer vorwärts, auf dein Gesicht zu.
Erster Lord [Edelmann]
Euch stehn! Ihr habt selbst schon Land genug, aber er vergrößerte Euern Besitz: er gab Euch noch etwas Boden zu.
Zweiter Lord [Edelmann] für sich.
Ja, so viel Zoll, als du Weltmeere hast. Ihr Laffen!
Cloten
Ich wollte, sie wären nicht zwischen uns gekommen.
Zweiter Lord [Edelmann] für sich.
Das wollte ich auch;