Dantes Inferno I. Akron Frey

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Dantes Inferno I - Akron Frey


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sich, noch veränderte sie ihre Gestalt. Und trotzdem übte sie eine so mächtige Anziehung aus, daß ich meine Aufmerksamkeit nicht von ihr lösen konnte. Eine sonderbare Kraft hielt mich wie festgewurzelt an der Stelle: «Ich bin der Horizont deines Traums», antwortete die Kugel, «der sich über deine Bilder wölbt und an deren Schnittpunkten Realität und Einbildung miteinander verwoben sind, und ich habe über uns einen spinnennetzfeinen Schleier ausgespannt, in dem alle Grobheiten des materiellen Imperativs festkleben und hängenbleiben und nur der Geist des Konjunktivs transparent genug ist, die Maschen des Netzes zu überwinden und in unsere Traumwelt vorzudringen. Diese Verfeinerung der Realität, die alles Grobstoffliche aussiebt und uns eine andere Wirklichkeit träumen läßt, ist unser Ziel: das Paradies.»

      «Laß dich vom Dämon nicht aufs Glatteis führen», Akron schlug mir mit seinem Schlangenstab aufs Haupt, «sonst bist du auf ewig in seinem Traum gebannt! Sieh ihn nicht an, sondern versuche, durch ihn hindurchzuschauen, dann siehst du seine wirkliche Gestalt!»

      Ich hatte ein seltsam milchiges Objekt vor Augen, eine Art gefleckten Nebels, der in ständig metamorphosierenden Farbtönen vor mir pulsierte. In der Mitte war ein mächtiges Loch, das mich einsaugte und sich als das Maul einer Schlange entpuppte, die mich verschluckte und Stück für Stück hinunterwürgte, und ich spürte, wie mich dabei ein starkes Lustgefühl ergriff. Meine Wirbelsäule geriet ins Schwingen, der Raum wurde zum Raumschiff, zur Pagode, zum Tempel, und ich fühlte, wie das göttliche Licht in mich einströmte. Es war eine faszinierende Vision, als sich die Träume wie eine Glaskuppel über die Säulengänge meiner inneren Gehirnkammern wölbten und ich aus der Tiefe eine erhabene Stimme vernahm: «Ich bin der Sternenhimmel für die Einstrahlung des Kosmos in den erahnenden menschlichen Geist oder das versunkene Atlantis als Symbol für das aus den Tiefen leuchtende Licht, denn ich bin die in dir wurzelnde letzte Frage nach dem inneren Selbst, die in dir erwacht ist, um dir zu zeigen, welche Erkenntnisse du aus deinen Träumen ziehen kannst. In mir lernst du das Göttliche in dir selbst erkennen, das sich aus dem Kokon untauglicher Lebensmuster herausgeschält hat, und in mir werden deine Sehnsüchte in die Kelter der sich vermischenden Weltbilder geworfen, in deren Verdichtungen die Prägungen deines Bewußtseins zugunsten höherer Entwicklungsstufen jetzt transformiert werden. Bist du soweit? Der Countdown läuft!»

      Gleichzeitig vernahm ich Akrons Stimme. Sie flüsterte mir zu, daß ich sofort handeln müsse, wenn mir mein Leben noch einen Pfifferling wert wäre. Der Dämon dieser Hölle sei der Geist der Delirien und Drogenräusche, der den Gespenstern als Zwischenwelt diene, der ätherische Schleier der kollektiven Sehnsüchte, der meine inneren Bilder erwecke oder die Illusion aus dem Reich der Tiefe, die mich anziehe und mich niemals mehr loslassen würde, wenn ich ihr verfiele. Ich solle direkt auf das Phantom zugehen und es aus dem hüllenden Lichtkreis ziehen. Dann erst könne ich sein wahres Gesicht sehen.

      Plötzlich erkannte ich, daß ich wie der doppelgesichtige Januskopf zwei Ebenen gleichzeitig wahrnahm. Links neben mir stand mein Seelenführer im tiefen Morast. Und direkt vor mir sah ich die schwebende Blase in einem kränkelnden grünen Licht. Sie zitterte, wich zurück, als ob sie ahnte, was ich vorhatte. Ich konzentrierte mich einen Augenblick, dann faßte ich mit meinen Händen dorthin, wo sich nach meinem Ermessen ungefähr der Hals befinden mußte, und packte zu. Das aber, was ich zwischen den Fingern hielt, als ich zugegriffen hatte, war kein Phantom, sondern eine zappelnde, grünschillernde Schlange.

      «Erwürg sie nicht, sonst bist du verloren – küsse die Schlange auf den Mund», hörte ich Akron abermals sagen. Als ich meine Lippen an ihr Gesicht brachte, explodierte direkt vor meinen Augen ein Blitz, dann öffneten sich die pharaonischen Totenkammern in meinem Gehirn: vegetative, insektoide Gebilde, um die tieferen Schichten meiner Reptilien-Anfänge gewunden, die sich als larvale Kreaturen in den Spiegelräumen meines Egos suhlten und vom Höllenwurm träumten, der sich durch seine eigenen Gesichter hindurchfressen mußte. Durch meinen Kuß schien die Schlange erlöst, denn ihre zuckenden Energien schlüpften elegant in den schützenden Schleier der Nacht zurück. Und wieder ertönte mir Akrons Stimme im Ohr, ich solle das Phantom jetzt aus dem hüllenden Schatten ziehen, dann könne ich sein wahres Gesicht sehen.

      Plötzlich leuchtete das Gesicht der Wahrheit vor mir auf: Ein tiefer Donnerschlag erschütterte die Luft, die Erde erzitterte, ich stürzte zu Boden und hielt mich an Akrons Beinen fest. Es war der Schock, der mich durchdrang, denn was ich aus dem Schatten herauszog, war mein eigener Kopf, der lächelte und mich dabei mit meinem eigenen Blick ansah.

      Ich habe dich gewarnt», polterte auf einmal Akron und schlug mir mit seinem Caduceus auf den Kopf: «Versuch, deine Vorliebe für Horrorinszenarien zu zügeln, sonst kommst du aus dieser Hölle nicht mehr lebend heraus. Mach die Augen auf! Was hast du gesehen?»

      Als ich die Augen öffnete, sah ich die scheußliche Schlange direkt neben mir. Sie war groß und häßlich und ringelte sich um Akrons Bein. Ich versuchte sofort sein Bein loszulassen, doch es gelang mir nicht, denn ich konnte meine Arme nicht bewegen. Erst da bemerkte ich, daß sie zu einem Teil der Schlange geworden waren, denn als ich an mir herunterblickte, sah ich, daß ich mich in eine Schlange verwandelt hatte. Dieses Bild verschwand in dem Augenblick, als Akron der Schlange mit seinem Stock den Kopf einschlug.

      Mond in Fische

       Vorhölle

      Die Vorhölle der emotionalen Sehnsucht an der Schwelle zur Selbsttäuschung und Flucht in die Phantasie

       Sünder

      Mediale Schwärmer, emotionale Säuglinge, haltlose Träumer, vorzeitig Erleuchtete, sich aufopfernde Helfer, naive Streber oder kindliche Sucher nach dem Einklang mit dem göttlichen Selbst

       Disposition

      Der Schattenbereich von Mond in den Fischen und Mond im 12. Haus sowie disharmonische Mond/​Neptun-Aspekte

       Schuld

      Verdrängung, Verlogenheit, Verwahrlosung, Unreife, Illusionen, Rückzug, Sucht, Flucht in die Einsamkeit, emotionale Räusche aufgrund unbewußter Erlösungssehnsüchte

       Strafe

      Weil du nicht bereit bist, persönliche Gefühle zu entwickeln, möchtest du in Übereinstimmung mit dem Göttlichen bleiben und hoffst, ein Medium des Geistigen zu werden, wenn du die Signale des Kosmischen empfängst und reflektierst. In Affinität zu deinem inneren Bestreben taucht das Bild der Seele auf, die vertrieben von den Gestaden des Lebens in den Gewässern des Unbewußten sühnt. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die ständige Flucht vor den Gefühlen, das ständige Bestreben, ihnen auszuweichen und alles Persönliche aufzulösen, und damit das infantile Ziel, von den Engeln auf den Weg geführt zu werden, um den Garten Eden in wonnevoller Verantwortungslosigkeit zu finden. Der Wunsch nach Übereinstimmung mit dem Kosmos ist also nichts anderes als die verdrängte Handlungsschwäche, Entscheidungen zu treffen, und führt zum Verlangen, von außen auf eine Weise manipuliert zu werden, die mit der Unfähigkeit der Präsentation deiner inneren Gefühlsnatur übereinstimmt. Da die inneren Kanäle den spirituellen Einsichten vor allem geöffnet sind, um die körperlichen Gefühle zu betäuben, wird die Vitalität gelähmt, die Sexualität verdrängt und in die Hölle abgeschoben, wo sie statt mit Engeln, von der betäubten Psyche abgeschnitten, mit Dämonen psalmodieren. Es ist die Hölle, die sich aus deinem infantilen Streben nach embryonaler Wonne nährt.

       Lösung

      Mond in den Fischen drückt oft auf negative Art das aus, was der Mensch mit Pseudospiritualität, Selbstbetrug und Weltflucht umschreibt. Diese Hölle symbolisiert den Drang nach Auflösung des Egos zugunsten dessen, was man die mystische Vision nennen könnte, wenn sie nicht einfach der Realitätsverdrängung entspräche, hinter dem sich die schwache Identifizierung mit deinen Gefühlen versteckt. Negative Umweltreize werden durch dein inneres Bestreben ersetzt, der Realität zu entschweben und in den Mutterschoß zurückzukehren,


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