Eine gesundheitsbewusste Lebensweise - Medical Wellness - mit NEWSTART – PLUS. Marwin H. Heide

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Eine gesundheitsbewusste Lebensweise - Medical Wellness - mit NEWSTART – PLUS - Marwin H. Heide


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      „Gesundheitsförderung“, so heißt es in der WHO Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung, „zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen

       ihre Bedürfnisse befriedigen,

       ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie

       ihre Umwelt meistern bzw. sie verändern können.

      In diesem Sinne ist die Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit ebenso betont wie die körperlichen Fähigkeiten.“ (25)

      Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sieht sich die Menschheit wieder einmal mit der Frage konfrontiert, wie sie eines ihrer wichtigsten Güter schützen, bewahren und gegebenenfalls auch verbessern kann, nämlich die Gesundheit! Die Zunahme und Ausbreitung von einigen der sogenannten Zivilisationskrankheiten hat in den letzten Jahrzehnten in solch einem erschreckenden Maße zugenommen, dass sämtliche im Wirkungs- und Einflussbereich der Gesundheit tätigen Berufsgruppen all ihre Kapazitäten mobilisieren müssen, um dieses bereits in der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen verankerte Grundrecht auf Gesundheit zu bewahren, zu verbessern und wiederherzustellen. (8,18,21)

      Waren es in der Vergangenheit zunächst die Verbesserungen im Bereich der Hygiene und des sozialen Umfeldes und eine medizinisch ausreichende Grundversorgung, die zur Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit beigetragen haben (3,9), so scheint man heute wiederum die Menschheit aufklären und vielleicht sogar vor sich selbst schützen zu müssen, um den häufigsten Erkrankungen der Neuzeit begegnen zu können. Experten der unterschiedlichsten Disziplinen aus Medizin, Ökonomie, Psychologie und Pädagogik warnen zunehmend lauter vor den zu erwartenden Problemen. (8,14,19,21)

      Nach dem Verständnis der Weltgesundheitsorganisation (WHO) braucht die Gesundheitsförderung einen salutogenetischen Ansatz [Salutogenese = wie und wo wird Gesundheit hergestellt?] (1), d.h. Gesundheitsförderung umfasst alle Maßnahmen, welche auf die Veränderung und Förderung der individuellen und kollektiven Lebensverhältnisse und des jeweiligen Gesundheitsverhaltens abzielen. (4) Diverse Forschungsergebnisse aus den unterschiedlichsten Disziplinen untermauern das breite Spektrum der gesundheitsrelevanten Lebensverhältnisse aus biologischen, sozialen, psychischen und ökologischen Komponenten von Gesundheit. (5,14,19,21) In den letzten dreißig Jahren trugen sowohl kulturelle Bewegungen (z.B. Jogging-, Aerobic-, Wellness-Welle) als auch die breite Bekanntmachung der Ergebnisse verschiedener großer Präventionsstudien wie zum Beispiel „Multiple Risk Faktor Interventional Trial“ und die „Framingham-Studie“ zur Veränderung des Gesundheitsbewusstseins in der Bevölkerung bei.

      Die erste internationale Fachkonferenz zur Gesundheitsförderung fand 1986 in Ottawa, Kanada, statt und benannte fünf für die Gesundheitsförderung unabdingbare Handlungsbereiche (zit. nach 4):

      

Entwicklung einer gesundheitsförderlichen Gesamtpolitik; Gesundheit als Kriterium für Entscheidungen in allen politischen Bereichen. (24)

      

Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten; keine Trennung in der Betrachtungsweise von gesundheitlicher Entwicklung und den sozialen und ökologischen Umweltbedingungen einer Bevölkerung. (22)

      

Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen.

      

Neuorientierung gesundheitsrelevanter Dienste.

      

Förderung der Entwicklung persönlicher Kompetenzen.

      Wenngleich dieser idealistisch anmutende Anspruch der Ottawa-Charta entsprechender Kritik unterzogen wird (16), fanden die Inhalte der Charta doch internationale Verbreitung und hohe Akzeptanz. Im Public-Health Bereich wird die Gesundheitsförderung mittlerweile als elementarer Bestandteil angesehen (26) und auch in der Fachsprache der Gesundheitsförderung hat eine Anpassung der Terminologie mit entsprechender Etablierung derselben stattgefunden. (23) Ebenso wurden in den Bereich der Prävention wesentliche Inhalte der Gesundheitsförderung mit übernommen. Sowohl in der Gesundheitsförderung als auch in der Prävention lassen sich hinsichtlich der Ausführung diverser Projekte und Maßnahmen kaum Unterschiede erkennen. Wesentliche Elemente der Gesundheitsförderung sind vor allem bei unspezifischen und auch bevölkerungsbezogenen Präventionsmaßnahmen anzutreffen. (10,27)

      „In dem Maß, wie die Grenzen der modernen Medizin bei der Heilung von Krankheiten sichtbar werden und die Kosten der medizinischen Versorgung eskalieren, wird die Notwendigkeit der Prävention auf der ganzen Welt zunehmend akzeptiert.“ (3)

      Die vielfach – gerade auch in der allgemeinen Bevölkerung – noch vorherrschende Meinung, allein die medizinischen Errungenschaften seien der Grund für eine höhere Lebenserwartung einer bestimmten Population, werden widerlegt durch genauere Betrachtung von krankheitsabhängigen Sterberaten im Zeitverlauf. Hierbei zeigt sich immer wieder, dass für Krankheiten der unterschiedlichsten Art der Einsatz einer definierten Medikation zwar schon eine Mortalitätsreduzierung verzeichnen lässt, jedoch war diese Reduzierung in manchen Fällen auch schon vorher deutlich sichtbar; mitunter sogar ausgeprägter – also auch ohne medikamentöse Intervention! Beispielhaft genannt seien hier die Behandlung von Infektionskrankheiten wie Pneumonie, Tuberkulose, Diarrhoe und Cholera. Die bereits erwähnten Einflussfaktoren wie zum Beispiel Hygiene und Ernährung zeigen also ihre deutliche Wirkung. (7)

      Ebenso ist es ein bekanntes Faktum, dass Veränderungen der Altersstruktur einer Bevölkerung, sowie auch das evtl. Vorhandensein von epidemischen Erkrankungen die zeitlichen Veränderungen des Gesundheitsstatus einer Population beeinflussen. Die Sterblichkeitsraten in den Industrienationen ändern sich vor allem in den untersten Altersgruppen: wo ehemals den Infektionskrankheiten Tribut gezahlt werden musste, sind heute Verkehrsunfälle die wichtigste Todesursache bei Kindern in vielen Industriestaaten. (3)

      Aufgrund ihres Auftrages, veränderbare Krankheitsursachen zu identifizieren und im optimalen Fall auch entsprechende Konsequenzen aussprechen und empfehlen zu können, spielt die Epidemiologie in der Prävention oft eine zentrale Rolle. In den letzten Jahrzehnten durchgeführte epidemiologische Studien, die sich thematisch mit der koronaren Herzkrankheit auseinandergesetzt haben, konnten das Ausmaß und die wichtigsten Ursachen der Erkrankung aufzeigen und entsprechende Gegenstrategien und Präventionsmaßnahmen benennen. In vielen Ländern konnte dadurch die Sterblichkeit an koronaren Herzerkrankungen gesenkt werden. (3,7) Jedoch sind immer noch die Herz-Kreislauferkrankungen die Todesursache Nummer eins in Deutschland. Im Jahre 2001 verstarb nahezu jede zweite Person (47,2 Prozent) an einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems. (20) Der an erster Stelle zu nennende Herzinfarkt kommt meist ohne Vorwarnung, jedoch ist die in aller Regel zugrunde liegende Arteriosklerose ein schleichender Prozess, der dann spontan seinen dramatischen Höhepunkt, zum Beispiel in Form eines Infarktes erreicht. Erschreckend hierbei ist die Beobachtung, dass „bereits 15 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren ausgedehnte arteriosklerotische Gefäßveränderungen aufweisen, die im Laufe der Jahre weiter zunehmen.“ (6)

      Allzu häufig werden Prävention und Therapie leider immer noch als zwei sich gegenseitig ausschließende Funktionen angesehen; durch das o. g. sollte jedoch klar geworden sein, dass Prävention fester Bestandteil in allen Funktionsbereichen des Gesundheitswesens sein sollte. Das Selbstverständnis der medizinischen Berufsgruppen, und hier auch insbesondere von uns Ärzten, sollte dahin gehen,


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