Traumzeit – auf den Spuren des Jakobus. Anna Malou

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Traumzeit – auf den Spuren des Jakobus - Anna Malou


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dem Bus zum Flughafengebäude hin. Hier muss ich nun den richtigen Flugsteig suchen, um dort nach einiger Wartezeit, mit Ausweis und Bordkarte in der Hand, erneut einzuchecken.

      Und wieder startet das Flugzeug, dieses Mal in Richtung Faro, wo es nach zweieinhalb Stunden landet.

      Bei der Ankunft stelle ich fest, dass wir eine Stunde später als angegeben gelandet sind, jedoch handelt es sich dabei um die Zeitverschiebung, die Uhr ist in Portugal um eine Stunde später einzustellen als in Deutschland. Beim Aussteigen aus dem Flugzeug mache ich mir so meine Gedanken, befinde mich in aufgeregter Erwartung und überlege, ob es wohl möglich sein wird, in der noch bestehenden Hauptsaison ein billiges Privatquartier zu finden. Auch denke ich an meine Familie, die mich auf meinem Reiseweg gedanklich liebevoll begleitet. Bei mir jedoch sind Wehmut und Heimweh verflogen, ich bin voller Erwartung und richte meinen Blick jetzt ausschließlich nach vorn.

      Das ist auch notwendig, denn angekommen in Faro, erwartet mich die erste Überraschung, denn mein Rucksack ist nicht da, kommt auch nicht auf dem Laufband angereist. Suchend warte ich, bis alle Umstehenden ihr Gepäck an sich genommen haben, und schließlich stehe ich allein da. Nun muss ich mich durchfragen, englisch geht, zum richtigen Schalter „Lost and Found“, mache meine Meldung, bekomme eine Bearbeitungsnummer und stehe immer noch ohne Rucksack und ohne Angabe, wann und wo ich diesen bekomme, da. Na, das ist ja ein merkwürdiger Start in meine Pilgerreise!

      Bevor ich das Flughafengebäude verlasse, frage ich mich zur Touristeninformation durch, bekomme dort eine Karte von Faro und ein Verzeichnis von Pensionen. Nun bin ich gut vorbereitet und gehe leichten Schrittes ohne mein Gepäck aus dem Flughafengebäude heraus. Die Busstation kann ich erst nach dreimaligem Nachfragen finden, weil so viele wartende Menschen überall herumstehen. Nach fast zwanzig Minuten Wartezeit kommt der Bus, ich steige ein und versuche, schon im Bus sitzend, herauszubekommen, wo sich das Zentrum von Faro befindet und wo ich dann aussteigen muss. Hinter mir sitzt eine Französin, die mir genau zeigen kann, wie weit ich mit dem Bus mitfahren muss. Schließlich erreiche ich das Zentrum, steige aus und sehe mich um.

      Am Busbahnhof ist Markt, viele Stände sind mit bunten Kleidern und sonstigem aufgebaut, doch ich habe so gar keinen Sinn dafür, da ich ohne Gepäck völlig überfordert in einer fremden Stadt herumirre. Ein wenig anders hatte ich mir den Beginn meiner Pilgerreise nun doch vorgestellt.

      Nach der Zeitumstellung von einer Stunde ist es 16.30 Uhr, die Sonne ist immer noch schön warm, als ich mich weiter zum Zentrum von Faro durchfrage. Es ist viel Betrieb in den Straßen, viele Leute sitzen in den Straßencafés bei Eis und Kaffee und ich bewundere alte Häuser mit schmiedeeisern vergitterten Fenstern, viele bunt abgesetzt angestrichen.

      Allmählich erreiche ich die ersten Pensionen und höre „completo“, also besetzt, ausgebucht, es gibt einfach so schnell kein Quartier für mich. Auch der Preis ist mir mit 25,00 Euro vielfach zu hoch. Im Reiseführer habe ich gelesen, dass es in Portugal billig sein soll, das passt für mich nicht zusammen und scheint nach meinem ersten Eindruck nicht für die Algarve zu gelten. Schließlich frage ich mich zu der Pension durch, die ich noch zu Hause in einem Internetforum gefunden habe, die in der Rua Capitao Mor liegt, den gleichen Namen der Straße trägt und zu der auch ein Restaurant gehört.

      Dort bekomme ich ein Zimmer mit Bad auf dem Flur für 20,00 Euro, welches mir ein unfreundlicher Herr, der mit den Sprachbarrieren völlig überfordert ist, zeigt. Ich miete mich vorerst für zwei Nächte ein und beziehe mein Zimmer, um dort zu telefonieren. Anruf bei der Fluggesellschaft in Deutschland, beim Flughafen, ob es etwas Neues gibt. Dort melde ich meine aktuelle Adresse, falls mein Rucksack wieder auftaucht, was ich doch stark hoffe. Mir geht es nicht gut, ich leide unter „Gepäcknotstand“ und weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll. Zum Glück ist es so früh, dass ich das Notwendigste, was ich für die Übernachtung benötige, noch einkaufen kann. Jedoch bin ich genervt, enttäuscht, dass aus einem lockeren, entspannten Start in meine Reise so nichts geworden ist. Nicht auszudenken, was werden soll, falls mein Gepäck dauerhaft verschwunden sein sollte. Muss ich dann meine geplante Reise ganz abbrechen? Ich bezweifle stark, dass es mir gelingen könnte, mein gesamtes Reisegepäck vor meiner Wanderung neu einzukaufen. So fühle ich mich nicht so recht wohl und mache mir doch erhebliche Gedanken, wie das Ganze wohl weitergehen könnte.

      Trotz allem will ich nicht auf meinem Zimmer bleiben und gehe nach draußen in den lauen Abend. Ich schlendere durch die kleinen Gassen der Altstadt von Faro. Überall gibt es altes, ausgetretenes Kopfsteinpflaster, im Zentrum zum Teil sehr schön als Mosaik ausgelegt. In den engen Gassen stehen bei sehr gedämpfter Beleuchtung vielerorts Tische und Stühle draußen vor kleinen Restaurants, Kneipen, Pizzerien. Auch hier gibt es natürlich „McD …“ und ich finde es so schade, dass offensichtlich im europäischen Ausland der typische Landescharakter immer mehr verloren geht.

      Schließlich bleibe ich in einem Lokal hängen, von dem aus ich einen traumhaften Blick auf das Hafengelände habe. Es riecht eindeutig nach salziger Meeresluft, der Hafenquai ist mit Palmen umsäumt, als rotviolett die Sonne so allmählich, mit Glitzerstrahlen untergehend, weiße Luxusjachten im Hafenbecken beleuchtet. Das ist ein so schöner, urlaubsnaher Anblick, der mich fast mein Rucksackproblem vergessen lässt. So genieße ich den Abend in lauer Luft in sicherer Gewissheit, sechs Wochen Zeit für mich zu haben, sechs Wochen zum Leben, zum Fühlen, zum Wahrnehmen, eine Auszeit für die Sinne.

      Schließlich ziehe ich mich gegen 22.00 Uhr in mein Zimmer zurück, um dort in einen tiefen, traumlosen Schlaf zu fallen.

      Der nächste Morgen bringt mir zunächst nichts Neues. Als ich wiederum am Flughafen anrufe, weiß man noch nichts Neues, also warten, unsicher, wie es weitergehen soll.

      So schlendere ich durch die Altstadt, hole mir Tipps für die weitere Reise in der Touristeninformation und besichtige die alten Gassen, die sich rund um die Stadtmauer befinden, die mit mindestens sechs Metern Höhe sehr imposant ist. Die Altstadt ist doch größer, als ich gedacht habe, und so gibt es Vieles zu entdecken. Winkelige Gassen, mit gemustertem, abgetretenem Kopfsteinpflaster umlegt, so dass der Mensch auf krummem und unebenem Untergrund die Häuser, die überwiegend gut erhalten sind, bewundern kann. Altertümliche Laternen runden dieses Bild ab.

      Schließlich erreiche ich die Kathedrale, die mächtig den Vorplatz überragt. Hier kostet der Besuch drei Euro Eintritt, eröffnet jedoch die Möglichkeit, mit 78 Stufen auf den Glockenturm zu steigen. Von dort bietet sich eine phantastische Aussicht auf die Stadt Faro, auf das angrenzende Naturschutzgebiet und auf das Meer, das azurblau im Sonnenlicht glitzert. Ein Blick nur zum Träumen, in jeder Richtung schön. Das Innere der Kirche ist in meinen Augen nicht absolut sehenswert, da hier mehrere goldüberzogene Altäre mit Kacheldekoren im Wechsel stehen. Diese Kombination der Materialien ist für mich ungewohnt und auf jeden Fall befremdlich. Das Museum der Kathedrale zeigt sakrale Gegenstände und Kleidungsstücke, die durch ihre kunstvollen Applikationen auffallen.

      Hier in dieser Kathedrale von Faro bekomme ich nun meinen ersten Pilgerstempel, der mir in zweifacher Variante liebevoll im Nebenraum der Kirche präsentiert wird. Diese Pilgerstempel dienen mir als Nachweis, dass ich meine vorgesehene Strecke auch zurückgelegt habe, wobei der Pilgerpass zudem die Möglichkeit bietet, später in Pilgerherbergen zu übernachten. Diesen Pilgerpass hatte ich mir bereits in Deutschland per Internet bestellt, so dass ich ihn bereits mit auf meine Reise nehmen konnte. Da dieser Stempel vom Pastor erst gesucht werden muss, bin ich mir sicher, dass dieser hier nicht allzu häufig an Pilger vergeben wird.

      So allmählich gehe ich auf mein Zimmer zurück und telefoniere wieder nach meinem verlorenen Rucksack. Nun kommt für mich die größte Überraschung: Er ist da und inzwischen auf dem Weg zu meiner Pension! Offensichtlich war er in Palma verkehrt weitergeschickt worden, so dass er heute Morgen bereits von Ibiza zurückreisen musste. Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn nun habe ich wieder die Hoffnung, dass meine Reise – wie geplant – vonstattengehen kann. Und wirklich, eine halbe Stunde später wird mein vermisster Rucksack angeliefert. Zuerst muss ich kontrollieren, ob es auch der Richtige ist. Er ist es, jedoch fehlen meine Walking-Stöcke komplett. Diese sind offensichtlich bei dem ganzen Durcheinander auf der Strecke geblieben. Außerdem


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