Die 7 Pforten des Geistes. Akron Frey

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Die 7 Pforten des Geistes - Akron Frey


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gesundes, natürliches Überleben schon lange nicht mehr möglich. Unser Wirtschaftssystem ist ein wucherndes Krebsgeschwür, das sich nur dadurch im Gleichgewicht halten kann, weil es ständig wächst. Unsere komplexe Gesellschaft könnte ohne künstliche Bedürfnisse das Bruttosozialprodukt gar nicht mehr erwirtschaften, um den Lebensstandard ihrer Konsumenten zu sichern. Die Welt stünde mit einem Schlag still, wenn wir auch nur einen Moment die Stellung der Banken, der Geldsysteme oder die Funktionen der menschlichen Bilder und Vorstellungen nicht akzeptierten. Stellten wir die eigenen Grundlagen in Frage, auf denen wir stehen, verlören wir den Boden, auf dem wir unsere Existenz abstützen können: Die Welt verflösse vor unseren Augen oder zerfiele wie ein vertrocknetes Kuchenstück.

      Andererseits sind Krisen immer auch ein notwendiger Teil der Entwicklung. Es ist das Sichtbarwerden eines Prozesses, der im Menschen selbst liegt und den man mit Angst und Gier umschreiben könnte. Die internationalen Verknüpfungen im Internet-Zeitalter haben das Ganze weiter beschleunigt, und es ist auch nicht die Aufgabe des Menschen, daraus zu lernen. Das – so zynisch es klingt – würde den Fortschritt hemmen. Das menschliche Wachstum lag noch nie im Zurückbuchstabieren oder in der Umkehr, der Rückkehr, sondern darin, dass es in den Lösungen von heute die Probleme von morgen schafft, die dann wiederum nach Lösungen von übermorgen verlangen. Das ist wichtig zu wissen, wenn wir der Zukunft gelassen ins Auge blicken wollen: Es gibt nie ein Paradies, das wir finden können, oder eine Erlösung, die uns glücklich macht. Es gibt stets nur Ziele, die uns die Illusion verkörpern, dass wir eines Tages glücklich werden würden, wenn wir sie erreichen könnten. Umgekehrt ist es aber so, dass diese Ziele gerade deshalb nicht erreicht werden können, weil glückliche Menschen nicht bereit sind, die gesellschaftlichen Vorgaben nach immerwährendem Wachstum zu erfüllen. Denn sobald der Mensch aufhören würde, wachsen zu wollen, bräche alles zusammen. Das bedeutet: Wir müssen uns auf ein Paradies ausrichten, das wir ständig zu erreichen suchen, ohne zu merken, dass es das Ende unserer Entwicklung wäre, wenn wir dieses Paradies wirklich erreichen würden.

      Die unterschwelligen Mechanismen unserer gesellschaftlichen Modelle

      Deshalb müssen wir erkennen, dass die Errungenschaften, die uns die Lebensgrundlagen schaffen, erhalten und verbessern, dieselben sind, die auch ebendiese untergraben und zerstören. Man sagt, dass alle Krisen von Menschen ausgelöst werden, aber das ist nicht ganz präzise: Krisen werden von den Inhalten und Systemen, die sich Menschen gegenseitig beibringen, ausgelöst, wenn sie sich in der Welt verwirklichen wollen. Selbsternannte Lehrer und Polizisten erkennen deshalb oft nicht, dass sie im Bestreben, Unrecht zu verhindern und zu sühnen, Unrecht und die Voraussetzungen für weiteres Unrecht schaffen. Indem sie gegen das so genannte Böse mit allen Mitteln vorgehen, verfolgen sie anstelle ihres eigenen, unerkannten Bösen „das Böse im anderen“. Damit erklimmen sie den Gipfel unbewusster Selbstverstrickung: Der Schatten versteckt sich vor sich selbst, indem er sich in der Vernichtung seiner eigenen Projektionen im Bild der anderen von seiner „verkehrten“ Lösung überzeugt. Denn es ist immer das menschliche Ringen, das, in den Fesseln der Materie liegend, nach Freiheit und Vollkommenheit strebt und dabei doch meistens in jenem tief greifenden Zustand des Ungleichgewichts endet, den unsere religiöse Tradition „Hölle“ zu nennen beliebt.

      Trotzdem sind Modelle nicht nur nützlich, sondern sie sind das einzige Mittel, unserer subjektiven Blindheit eine objektive Kurzsichtigkeit entgegenzusetzen, und das ist auf dem Weg des Wissens nicht nur der erste, sondern auch der wichtigste Schritt. Wir können uns nur über das Denken ergründen, da wir aber die Welt nur so sehen, wie wir sie über das Denken erleben, müssen wir uns zuerst ein Bild über unser Denken machen – und dazu brauchen wir Modelle. Im Grunde sind Modelle dazu da, unsere Gedanken um einen Fokus zu bündeln, sodass wir im Austausch mit anderen eine gemeinsame Grundlage haben, darüber zu philosophieren. Wenn wir schlau wären, müssten wir eigentlich erkennen, dass Wahrheit mit denkerischen Mitteln gar nicht zu erzwingen ist, denn im Denken erkennt sich immer nur das Denken, also das, was wir als Maßstab dazu erkoren haben, sich selbst auszumessen. Wenn wir das beherzigen, dann können wir die Modelle dazu benutzen, um unsere Psyche zu erforschen, aber nicht, indem wir die Wahrheit erkennen, sondern indem wir uns unserer individuellen Modell-Fixierung bewusst werden, wie wir uns – was bleibt uns auch anderes übrig – an die kollektive Beschreibung der Welt anpassen.

      Selbstzerstörerisches Handeln als Weg der Entwicklung

      Fassen wir zusammen: Wir Menschen sind Wesen, die sich nur über schmerzhafte Erfahrungen entwickeln, und ein gütiger Geist hat uns die Gabe mitgegeben, dass wir trotzdem wachsen, ganz egal, wie schmerzhaft der Verlust oder wie groß die Katastrophe ist. Nur wenn ein arglistiger Dämon uns überreden würde, herauszufinden, auf welchen materiellen und geistigen Grundlagen wir wirklich stünden, müsste das Ganze zusammenbrechen, denn wir suhlen uns im kollektiven Wahn in einem Haufen virtueller Scheiße. Wir sind mit den ganzen Systemen und Modellen so hoffnungslos verschmolzen, dass wir untergehen würden, wenn wir sie auch nur einen Augenblick in Frage stellten, und deshalb lassen wir es auch gar nicht zu. Damit das Ganze funktionieren kann, sind wir gezwungen, zu lügen. Wir müssen so tun, als ob wir das alles gar nicht wüssten, damit der Motor nicht ins Stottern kommt. Das Beste an der menschlichen Entwicklung ist der Umstand, dass sich die Szenerien immer wieder selbst aussteuern. Deshalb ist sogar das selbstzerstörerischste Handeln aus der Sicht des Ganzen letzten Endes nicht nur ein Scheitern, sondern immer auch ein Weg, der die Menschheit vorwärts treibt.

      Die Relativität unserer Modelle

      a) Allgemeine Fragen zur Weltanschauung

      Was ist für dich Magie oder der tiefere Sinn des Lebens? Das Ziel, das für die geistige Entwicklung des Menschen wichtig ist?

      Für mich ist Magie der Versuch, die Grenzen, die uns unser anerzogenes Weltbild auferlegt, zu sprengen. Der tiefere Sinn im Leben liegt darin, die Voraussetzungen zu untersuchen, die uns zwingen, uns ständig innerhalb der Grenzen unseres Bewusstseinsinventars aufhalten zu müssen. Mit einem Wort: Es geht darum, die Realität zu überwinden, um zumindest ein bisschen über den Tellerrand hinausschauen zu können, der das Weltbild umfasst, das man uns „eingelöffelt“ hat …

      … die Realität überwinden? Was bedeutet aus magischer Sicht „Realität“?

      Realität ist ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite ist es ein notwendiges Instrument für das mehr oder weniger friedliche Nebeneinander der Massen, auf der anderen ist es eine Art Gefängnis, in dem wir uns gegenseitig gefangen halten. Wir haben uns dieses Gefängnis selbst erschaffen, um uns ein System zu ermöglichen, in dem wir uns gegenseitig austauschen und gleichzeitig von den Ängsten und Irritationen unseres Unbewussten schützen können. Man könnte auch sagen, Realität ist die oberste Schicht einer „Schwarzwäldertorte“, wie wir später noch sehen werden1, welche die soziale Prägung unserer Zivilisation beinhaltet. Diese ist nur ein dünner Zuckerguss auf der Pyramide der menschlichen Evolution, und ohne sie käme sofort wieder die Instinktnatur im Menschen zum Vorschein, die Anarchie oder das Recht des Stärkeren, wie es der Zusammenbruch der Ordnung in den Städten zeigt, wenn die Gesetze durch Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Wasserfluten einen Moment außer Kraft gesetzt werden.

      So ist das, was die menschliche Gesellschaft schützt, zugleich auch das, was die Entwicklung des Individuums behindert?

      Die Evolution ist ein gnadenloser Aussteuerungsprozess und hat nicht das spirituelle Ziel des Erleuchteten, sondern immer die direkteste Lösung für die Entwicklung des Ganzen vor Augen. Deshalb sollte man die Realität auch nicht aus der Sicht des einzelnen Individuums, sondern immer aus der Gesamtsicht der betreffenden Massen oder Völkerstämme betrachten.

      Und wer hat diese Realität geschaffen?

      Ohne es zu merken – wir selbst! Wir selbst haben uns unsere materiellen Bedingungen aufgrund unserer Sinneswahrnehmungen erschaffen, die uns den Rahmen vorgaben, das Äußere zu erfassen – das ist ein jahrtausende alter Balance- und Entwicklungsakt, der sich immer weiter fortsetzt. Umgekehrt wirkt auch das, was wir im Äußeren erschaffen haben, auf unsere Sinneswahrnehmungen ein – wir erkennen das an den eigenen Götzenbildern, die plötzlich ein


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