Bewusstseinsdiamanten. Wolfgang Hock

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Bewusstseinsdiamanten - Wolfgang Hock


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gehoben und teilte nun dasselbe evolutionäre Schicksal mit anderen Gattungen. Der Geist des Menschen kam nicht mehr vom göttlichen, sondern er war nun selbst ein Produkt der Natur.

      Die Entwicklung der Menschengesellschaft war jetzt auch nur ein Nebenprodukt der Überlegenheit der stärkeren Art und ihrer Durchsetzungsfähigkeit. Der Mensch stand zwar an der evolutionären Spitze der Spezies, war aber auch nur eine Gattung ohne herausgehobenen göttlichen Zweck. Die Physik des 19. Jahrhunderts zeichnete ein Bild von der Welt, in der das menschliche Leben ohne himmlischen Plan war. Die Lebensbedingungen auf der Erde, so die Physiker, hätten sich nämlich zufällig konstituiert und gäben keine Garantie dafür, dass die menschliche Rasse gegenüber allen anderen Lebewesen bevorzugt behandelt werden würde.

      Im 20. Jahrhundert spielte Sigmund Freud eine bedeutende Rolle bei der Weiterentwicklung des heliozentrischen Weltbildes von Kopernikus. Freud stellte vor, dass der menschliche Geist, wie auch das „Ich“, nur die Ausformung eines ursprünglichen und untergründigen „Es“ sei. Dieses „Ich“ beschrieb er als ein weitgehend entmündigtes Produkt der Psyche. Die Wahrnehmung der objektiven Realität werde vom Menschen unbewusst nach seiner jeweiligen Verfassung bestimmt. Die Entdeckung des individuellen Unterbewussten, als dem Sitz aller menschlichen Erfahrungen und unterdrückten Inhalten mithilfe der Psychoanalyse, markierte den Beginn der vertieften Erkundung der menschlichen Psyche. Die philosophischen Folgen aus diesen Erkenntnissen der Psyche erkannte aber erst Carl Gustav Jung. Er entdeckte die Archetypen (Urbilder im Unterbewusstsein) in ihrem fundamentalen subjektiven Wirkungsbereich, im kollektiven Unbewussten. Sie waren vererbte Strukturen oder Veranlagungen, die Teil einer Kette von Zerrspiegeln waren, die den Menschen von der Erkenntnis der wahren Welt abhielten. Jung erkannte später diese Archetypen als selbständige geistige Muster, welche die Psyche und die Materie gleichermaßen selbst erst strukturieren.

      Stanislaw Grof fand heraus, dass Versuchspersonen unter bestimmten therapeutischen Verfahren besonders tief in ihr Unbewusstes einsanken, in eine sehr tiefe Erlebensebene von Erfahrungen, die bei weiteren Versuchen immer wieder auftraten. Diese Personen drangen in den Sitzungen zu immer weiter zurückliegenden Erlebnissen und Traumata vor und neigten regelmäßig dazu, die eigene Geburt intensiv abermals zu erleben. Das übertraf alles, was Menschen an geistigen Erfahrungsgrenzen bisher erlebt hatten. Aus einer Einheit mit der Mutter fielen die betreffenden Probanden in eine völlige Trennung, was extrem intensiv erlebten Kampf ums Überleben spüren ließ. Anschließend stellte sich umgehend die Erfahrung einer unerwarteten Befreiung ein, die als spirituelle Wiedergeburt im eigenen bewussten Sein erlebt wurde.

      Alle Versuchsteilnehmer berichteten von einer großartigen Erweiterung des Horizontes, des Erwachtseins, eines tiefen Gefühls der psychologischen Heilung, der mystischen Einheit mit der Natur und dem Göttlichen. Sie erfuhren das Glück, wieder mit dem Universum verbunden zu sein. Es war ein Berührungspunkt von zwei Dimensionen erreicht, die Einheit zwischen Körper und Geist. Der Kern der Erkenntnisse aus der Tiefenpsychologie war es, dass das individuelle „Selbst“ mit der objektiven Welt verbunden ist. Gewissermaßen bedurfte es der Tiefenpsychologie, um die wahre Welt den Menschen wieder ins Bewusstsein zu bringen. Keine der vorangegangenen Philosophien, Religionen oder Wissenschaften hatte die im Unterbewussten aller Menschen vorhandenen Urbilder, die menschlichen Vorstellungsmuster, die Archetypen erkannt. Auf Archetypen greifen die Menschen zurück, wenn sie sich einen Fluss, ein Kind, das Alter oder Ähnliches vorstellen.

      Dann haben sie ein geistiges Bild von genau dieser jeweiligen Erscheinung vor ihrem geistigen Auge. Leiden und Tod wurden dadurch verständlicher und unerlässlich für die Geburt, die eigene Schöpfung. Die Trennung vom Sein wurde wieder aufgehoben, die Welt war in ihrer ursprünglichen Schönheit neu entdeckt, das individuelle „Selbst“ vereinigte sich weltanschaulich-spirituell wiederum mit dem Grund seines Ursprungs.

      Im Zuge des entkrampften Herangehens der Wissenschaften als Folge der Zeit der Aufklärung an die Frage: Was ist der Grund für die Existenz von allem, was ist?, entwickelten sich im 19. Jahrhundert ein neues Denken, ein erweitertes Bewusstsein, welches gestützt war auf alte ägyptische, hinduistische und buddhistische Texte und philosophische Konzepte. Damit ließen sich alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen. Dieses logische Fundament beinhaltete, dass sich eine bewusste Substanz in der ganzen Mannigfaltigkeit der materiellen Welt manifestiert bzw. das „eins alles und alles eins ist“. Auf dieser monistischen Position des „alles ist eins“ basieren alle östlichen Philosophien und auch die Lehren von Descartes, Spinoza, Leibniz, Schopenhauer, Hegel und Emerson.

      Noch im 17. Jahrhundert versuchte die christliche Kirche das Konzept von der „Einheit in allem“, auszumerzen. Doch die Zusammenführung der östlichen Weisheiten mit den neuen westlichen Erkenntnissen, wonach das Denken der Menschen dem praktischen Leben dienen soll, entfachte eine Anziehung dieser Lehren, die in unserer Gegenwart anhält und heute stark wiederbelebt wird. Dieser Neugeistbewegung wird jedoch immer noch von den Amtskirchen eine Art Unchristlichkeit vorgeworfen.

      Den Hauptweg der Erkenntnis sieht die neugeistige Bewegung in einer inneren Schau des Menschen, in den intuitiven Eingebungen, die er erhält, wenn er sich mit seinem wahren „Ich“ beschäftigt. Die Selbsterkenntnis des Menschen führe zur Erleuchtung und ermögliche die positive und gezielte Beeinflussung des eigenen Lebensweges. Der Mensch verbessere sein Lebensumfeld, mit dem er untrennbar verbunden ist. Das Licht der Erkenntnis sei heute das, was im Inneren des Menschen aufgehe, wenn er dem Selbstzweifel entwachse und seine Einheit mit dem Universum finde. So das neue Denken.

      Große Aufmerksamkeit erlangte die neue geistige Bewegung durch Erfolge in der geistigen Heilung. So ist es spirituellen Menschen eher möglich, gesundheitliche Probleme an der Qualität der Körperenergie Erkrankter zu erkennen und über geistig-energetische Methoden auch zu zu lindern und zu heilen. Das wiederum ist der Schulmedizin ein Dorn im Auge, weil diese um die von ihr allein beanspruchte Kompetenz fürchtet. Nur langsam öffnet man sich gegenüber den bei verschiedenen Beschwerden erfolgreicheren Geistheilmethoden.

      Die Erkenntnis von der Macht des Geistes hat erwiesenermaßen ebenso Einfluss auf die Gesunderhaltung, die Lenkung von Lebenswegen wie auf den Erfolg von Geschäftsideen. So soll das großartige neugeistige Werk des amerikanischen Autors Charles Haanels (1866 – 1949) „Das Master Key System“ das Geheimnis von Silicon Valley in den USA sein. Daraus sollen erfolgreiche Unternehmen hervorgegangen sein, wie wahrscheinlich auch die grandiose Entwicklung des Weltunternehmens Mikrosoft unter dem Unternehmergenie Bill Gates.

      Die Wissenschaft vom Wesen und dem Inhalt der menschlichen Erkenntnis, die Noetik, mit deren Aussagen über den Einfluss des Geistigen wir uns in diesem Buch beschäftigen, ist eine Grenzwissenschaft der Philosophie. Es handelt sich um einen Wissenschaftsbereich, der in Deutschland erst in den 70er Jahren in der Öffentlichkeit bekannt wurde und seine eigentlichen Urheber zu den alten griechischen Philosophen gehören, wie Aristoteles.

      Die Noetik bezieht solche Wissenschaftsbereiche, wie die Erkenntnistheorie, die Physik und die Psychologie ein in Ihre Erforschung des menschlichen Denkens. 1973 wurde in den USA das Institute of Noetik Sciences (IONS) gegründet, welches seither erforscht, wie sich Meditationsübungen auf das Energiefeld des Menschen auswirken oder wie mit dem Denken die materielle Struktur beeinflusst werden kann. Insgesamt geht es bei der Noetik als Wissenschaft darum, das Denken und Fühlen auf ein bewussteres Leben des Menschen auszurichten, ohne Ignoranz gegenüber dem Transzendenten.

       Die Entwicklung des spirituellen Weltbildes lief in seiner Geschichte auf drei Blickwinkel hinaus. Die Anschauungen orientierten sich anfangs stark an einem personifizierten Gott, der Blick richtete sich „über den Menschen hinaus“ in den Himmel. Der Mensch landete in der Zeit der Aufklärung bei einem „Blick um sich“ in einer harten und kalten physischen Welt, wo er sich allein gelassen fühlte. Er kam schließlich im 19. Jahrhundert an bei einem „Blick in sich hinein“, in die Welt der eigenen spirituellen Macht und Kraft des schöpferischen Denkens. Der Geist des Menschen triumphierte damit in einer ganz neuen Art über die Materie.


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