Bewusstseinsdiamanten. Wolfgang Hock

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Bewusstseinsdiamanten - Wolfgang Hock


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      Der Begriff Philosophia perennis (zeitlose Weisheit) bezeichnet die Tatsache, dass sich bestimmte philosophische Lehren über Jahrtausende währende Kulturen hinweg erhalten. Das betrifft universal gültige, unveränderliche und ewige Weisheiten über das Leben der Menschen, die Entwicklung der Natur und die Ausformung des menschlichen Geistes. Die Religionen der Welt: das Judentum, das Christentum, der Islam, der Hinduismus und der Buddhismus, alle haben trotz ihrer kulturellen Unterschiedlichkeiten bestimmte Gemeinsamkeiten in der Betrachtung des Verhältnisses des Menschen zu einer Gottheit:

Buddhismus– die höchste Dimension der Welt ist das Nirvana, wo wir selbst ein Gott sind.
Hinduismus– alle Menschen sind in ihrem Glauben miteinander verbunden wie Kopf, Arme, Körper und Beine.
Judentum– siehe, wie gut und schön es ist, wenn Brüder im Glauben an Gott in Einheit zusammenleben.
Christentum– Gott hat alle Nationen der Menschen aus einem Blute erschaffen.
Islam– alle Geschöpfe gehören zur Familie Gottes; und er ist der über alles geliebte Gott, der seine Familie mit dem Besten beschenkt.

      Die christliche Amtskirche trennt absichtlich die Ansichten der Gläubigen zwischen Himmel und Erde. Das führt dazu, dass die Menschen ihre Welt rein physisch ausgerichtet sehen und der Glaube erzeugt wird, die wahre Realität sei nur im Himmel zu finden. Dadurch wird der Blick des Menschen nach außen auf die Erscheinungen gerichtet, anstatt nach innen auf deren Ursache, die im bewussten Denken des Menschen selbst liegt.

      Die Gemeinsamkeiten der Religionen bestehen in ihren spirituellen Aussagen darüber, sich an einen Gott zu wenden, diesem Gott zu vertrauen und durch eine Form des Gebetes sich selbst dabei zu leiten, ein behütetes Leben führen zu dürfen. Alle Weltreligionen verehren im Grunde genommen einen gleichartigen Gott, der jeweils mit einem anderen Namen versehen ist. Dieser Gott entspricht in einem Gleichnis einem großen See. Die Gefolgsleute aller Religionen kommen zu diesem See und trinken das gleiche Wasser aus dem einen See. Jeder Anhänger einer bestimmten Religion behauptet aber von sich selbst, den rechten Glauben an Gott zu vertreten. Die Verehrer eines anderen Glaubens seien dagegen nur schlechtere Nachahmer. Das führte in der gesamten Menschheitsgeschichte zu vielen Kriegen, Rivalitäten, Missgunst und zur Verklärung der Menschen über die Wahrheit dessen, was für die Menschen anstelle des Religionsstreites tatsächlich von Bedeutung ist.

      Die spirituellen Meister, die Religionsgründer und die Philosophen begannen in Europa und Asien bereits vor 3.000 Jahren v. Chr. immer währende Wahrheiten zu beschreiben, die auf eine in der Stille zu erfahrende erste Wirklichkeit verweisen. Die buddhistische Philosophie beschreibt seit alten Zeiten, dass das Wesen der allseitigen Verbundenheit und das ewige Kommen und Gehen aller Menschen und aller Erscheinungen verglichen werden kann mit dem Meer. Dort entstehen pausenlos Wellen, große und kleinere, längere oder kürzere Zeit existierende. Die Wellen kommen und gehen jeweils nach ihrer Bestimmung und bleiben doch alle als eine einheitliche Qualität als Wasser im Meer zurück, um immer wieder als Welle neu zu entstehen. Daraus folgen Analogien, die im Buddhismus sogenannten acht Verneinungen als ewige Wahrheiten:

      Es gibt keine Geburt und es gibt keinen Tod.

      Es gibt kein Kommen und es gibt kein Gehen.

      Es gibt kein Sein und es gibt kein Nichtsein.

      Es gibt nicht Dasselbe und es gibt nicht ein Anderes.

      Die Weisen des Buddhismus meinen damit, dass alles letztendlich eine unendliche Existenz hat in seiner jeweiligen anderen Form, aber gleich im Wesen. Dieses Wissen, so die Buddhisten, sei die Kraft, die glücklich und zufrieden macht, die den inneren Frieden bringt, wenn man alles Geschehen in diesem seinen wahren Zusammenhang einordnet.

      Beim Christentum, im Alten Testament, findet man aus der Zeit um 80 v. Chr. zum Wesen der Weisheit die Textstelle:

      „Sie ist ein Hauch der Kraft Gottes … darum fällt kein Schatten auf sie“ (Das Buch der Weisheit, 7/​25).

      Oder über die Wirkung der Weisheit kannst du dort lesen:

      „Die Weisheit aber rettete ihre Diener aus jeglicher Mühsal“ (10/​9), und im Buch Jesaja aus der Zeit 700 v. Chr.:

      „Wenn aber der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird, dann wird die Wüste zum Garten, und der Garten wird zu einem Wald“ (Das Buch Jesaja 32/​15).

      Und im Neuen Testament, im Johannesevangelium, fertiggestellt im 1. Jahrhundert n. Chr., heißt es zur Wirkung des Geistes bei der Entstehung der Welt:

      „Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.“ (1/​3) sowie:

      „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“ (1/​9).

      In vedischen Texten, Zen-Texten, Bibeltexten und Sufi-Texten wird die erste Wirklichkeit in der Einheit aller Dinge gleichartig wahrgenommen. Alle diese Texte beantworten die wichtigsten Grundfragen mit dem Blick auf ein höheres Ordnungsprinzip.

      Ein herausragender Mann der Verbreitung mystischer Texte war der Philosoph und Mathematiker Pythagoras von Samos (570 – 497 v. Chr.). Als Universalgenie seiner Zeit war er nicht nur ein Gelehrter der Geometrie und der Zahlensymbolik, sondern auch der Mystik und der okkulten Psychologie. Seine Lehren blieben lange nur eingeweihten Schülern vorbehalten. Später gelangte dieses Wissen auch an Schulen in Athen und später auch nach Westeuropa. Zahlenmystik, insbesondere das Minimalprinzip der Zahlenmystik, ist ein weiterer Schwerpunkt der pythagoreischen Lebensweisheit. Die erste aller Zahlen mit einer vorgegebenen Eigenschaft (z. B. die Zahl 4 als erste Quadratzahl) ist eine heilige Zahl, hat einen ganz besonderen Rang. Die Pythagoreer waren verpflichtet, über ihre Lehren und Erkenntnisse Stillschweigen zu bewahren. Beeinflusst wurde Pythagoras durch die babylonischen Lehren, u. a. war der Himmel geordnet durch Zahlenkraft und wirkte machtvoll auf das Menschenleben ein.

      Den bedeutendsten Einfluss auf das spirituelle Denken hatte die Hermetik, eine Offenbarungs- und Geheimlehre aus der Spätantike, welche in der Zeit vom 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr. entstand. Die Gestalt des Namensgeber Hermes Trismegistos (Abb. 1), der vermutlich keine lebende Person war, entstand aus der Verschmelzung zweier Götter, einerseits des ägyptischen Gottes Thot und andererseits dem griechischen Götterboten Hermes. Das hermetische Schrifttum basiert auf zwei verschiedenen Sammlungen von Schriften. Die eine Richtung umfasst die Schriften des Corpus Hermeticum, eine neoplatonische Lehre. Die andere Richtung beinhaltet die alchemistischen Schriften der Tabula Smaragdina.

      Als eine für unsere Bewusstseinsuntersuchungen besonders bedeutende Schrift ist das Kybalion zu nennen, das erstmals im Jahr 1908 von drei Eingeweihten veröffentlicht wurde. Das Kybalion, dessen Ursprünge mehr als fünftausend Jahre zurückliegen, ist ein mündlich von der griechischen Philosophie beeinflusstes Gedankengut ägyptischer Tempelpriester. Die überlieferte Sammlung hermetischer Lehren beruht auf den Inhalten der Tabula Smaragdina und des Corpus Hermeticum.

      Diese Philosophie beinhaltet insgesamt sieben hermetischen Prinzipien, die dem Anspruch auch heutiger Wissenschaften nahe kommt, die Wahrheit darüber zu wissen, wie das gesamte geistige und materielle Weltgefüge komplex zusammenwirkt. Dem Schüler, der vorher bestimmte Einweihungen durchschritten haben musste, soll Rat gegeben werden, wie er durch dieses Wissen zur Weisheit und Macht über sich selbst gelangt.

      Die sieben hermetischen Prinzipien

      „Wenn die Ohren des Schülers bereit sind, zu hören, dann kommen die Lippen, sie mit Weisheit zu füllen.

       Der Prinzipien der Wahrheit sind es sieben; derjenige, der sie kennt und versteht, besitzt den Meisterschlüssel, durch dessen Berührung alle Tore des Tempels sich öffnen.

       Da alles im All ist, ist es gleicherweise wahr, dass das All in allem ist. Dem, der diese Wahrheit wirklich versteht, ist große Weisheit gekommen.

       Der


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