Ein Fluch aus der Vergangenheit. Joachim Bräunig

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Ein Fluch aus der Vergangenheit - Joachim Bräunig


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aufgeregt gewesen sein?“, fragte Silvia.

      „Es gibt etwas, was ich dir noch nie gesagt habe“, gestand Helmut.

      „Du wolltest mir immer die Wahrheit sagen und ich bin dir für deine Fürsorge dankbar und ich weiß nicht, was ohne deine Hilfe aus mir geworden wäre. Du bist immer mein großes Vorbild gewesen und ich habe meine Entwicklung nur dir zu verdanken. Ich möchte nicht, dass es zwischen uns Geheimnisse gibt.“

      „Ich werde dich immer beschützen“, sagte ihr Bruder mit fester Stimme.

      „Ich hoffe, dass wir uns immer beistehen, auch wenn wir eines Tages eigene Familien gründen und unterschiedliche Probleme haben werden“, lächelte Silvia.

      „Bei mir wird ein zukünftiges Familienproblem keinen Einfluss auf unser Verhältnis haben.“

      „Was hast du mir verschwiegen?“, wollte Silvia wissen.

      „Unsere Eltern hatten einige Zeit vor dem schrecklichen Ereignis Probleme in ihrer Beziehung.“

      „Wie kommst du darauf? Ich hatte immer den Eindruck, dass beide ein sehr harmonisches Leben miteinander führten und auf uns sehr stolz waren.“

      „Es stimmt, dass beide auf uns stolz waren und uns immer von ihren Problemen fernhielten. Sie wollten stets nur unser Bestes und haben uns unsere Wünsche erfüllt. Wir können mit gutem Gewissen behaupten, dass wir gut erzogen wurden und eine sorgenfreie Kindheit hatten. Sie haben für uns viele ihrer persönlichen Wünsche zurückgestellt. Sie waren gute Eltern“, sagte Helmut.

      „Wie kommst du darauf, dass sie Probleme hatten?“, fragte Silvia.

      „Du warst noch zu klein und konntest die Probleme nicht spüren, außerdem hast du unsere Eltern sehr geliebt und sie haben sich uns gegenüber unverändert verhalten, aber ich habe gespürt, dass sich etwas geändert hatte. Eines Tages bin ich durch Zufall Zeuge eines heftigen Streites unserer Eltern geworden. Beide haben sich ernsthaft gestritten und sich gegenseitig Vorwürfe für ihr Verhalten gemacht.“

      „Welche Vorwürfe waren es?“, fragte Silvia.

      „Den Grund habe ich nicht erfahren, wie gesagt, es war reiner Zufall, dass ich Zeuge dieses Streites wurde, und ich wollte unsere Eltern nicht nach diesem Streit fragen, aber ich hatte das Gefühl, dass es entweder um eine andere Frau oder einen anderen Mann gegangen sein muss.“

      „Du denkst, einer unserer Eltern hatte ein Verhältnis?“

      „Davon muss ich ausgehen.“

      „Das glaube ich nicht.“

      „Wie gesagt, es war ein Gefühl, persönlich kann ich es ebenfalls nicht glauben“, gestand Helmut.

      „Vielleicht ging es um berufliche Probleme oder Arbeitskollegen oder -kolleginnen“, vermutete die leicht verwirrte Schwester.

      „Die Möglichkeit besteht natürlich auch.“

      „Du denkst, dass Mutti deshalb bei der Besattelung ihrer Stute abgelenkt war, weil sie die Probleme mit Vati nicht verarbeiten konnte?“, überlegte Silvia.

      „Es könnte eine Möglichkeit für ein eventuelles Fehlverhalten von Mutti sein. Außerdem weiß ich, dass beide den gemeinsamen Ausritt zur Versöhnung nutzen wollten und sich sehr auf diesen gemeinsamen Ausflug, der den ganzen Tag dauern sollte, gefreut haben“, antwortete Helmut.

      „Ich möchte dich nochmals an die mir bekannt vorkommende Stimme heute Abend erinnern. Ich kann sie nicht exakt zuordnen, aber es ist möglich, dass ich diese Stimme auf dem Gestüt gehört habe. Mir lässt die Stimme im Augenblick keine Ruhe und mir wurden die Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Unglück unserer Eltern wieder lebendig.“

      „Steigere dich nicht in unbestimmte Versionen des Unglückes hinein“, forderte Helmut seine Schwester auf und schaute sie besorgt an.

      „Vielleicht kannst du mich die nächsten Tage von der Arbeit abholen und ich zeige dir die Leute, bei denen ich vermute, die Stimme gehört zu haben. Es war an einem Tisch mit vier Personen. Mein Chef sagte mir, als ich ihn nach diesen Personen befragte, dass sie seit einigen Jahren immer gemeinsam im Hotel Quartier beziehen. Er erzählte mir, dass sie abends meistens lange bis kurz vor Mitternacht Skat spielen. Du könntest sie dir ansehen und in ein Gespräch verwickeln. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder dir kommt die Stimme ebenfalls bekannt vor oder du kannst meine Gefühle zerstreuen“, schlug Silvia vor.

      „Einverstanden, wenn mein Dienstplan nicht verändert wird, kann ich dich morgen von der Arbeit abholen“, stimmte Helmut dem Vorschlag seiner Schwester zu.

      Die beiden Geschwister schauten sich, trotz der späten Stunde, noch einen Fernsehfilm an und gingen danach mit großer Erwartung des morgigen Tages zu Bett, wobei sie nicht ahnen konnten, wie sich die Ereignisse in den nächsten Tagen überschlagen und ihr Leben beeinflussen würden.

      Helmut konnte seine Schwester am nächsten Tag nicht wie verabredet von der Arbeit abholen. Er rief sie kurzfristig an und teilte ihr mit, dass sich sein Dienstplan geändert hatte und er im Rahmen des Bereitschaftsdienstes in der Nacht einen Gütertransport fahren müsse und deshalb nicht mit Bestimmtheit sagen könne, wann er wieder zu Hause sein würde.

      4

      Hauptkommissar Klaus Ullmann wurde zwei Tage nach dem Grillfest im „Hotel am Seetor“ von der Einsatzzentrale unsanft aus dem Schlaf geweckt. Seine Abteilung hatte in dieser Nacht Bereitschaft und er wurde zu einem Todesfall in Angermünde gerufen. Nachdem er sich kurz gewaschen und rasiert hatte, was mittels Trockenrasierer sehr zügig geschah, griff er zum Telefon.

      „Meister“, meldete sich eine verschlafene Stimme.

      „Frau Hauptkommissarin, wir haben einen Einsatz“, gab Ullmann seiner Mitarbeiterin zu verstehen.

      „Wo?“, kam die Rückfrage.

      „In Angermünde.“

      „Bitte die genaue Anschrift.“

      „Ich hole Sie in zehn Minuten ab“, kam die Anweisung von Ullmann.

      „Ich muss mich noch fertig machen“, entgegnete Frau Meister.

      „Wir fahren zu einem Tatort und nicht zu einem Schönheitswettbewerb“, erwiderte Ullmann.

      „Ich bin in zehn Minuten fertig“, sprach die Kommissarin und legte den Hörer auf.

      Pünktlich zehn Minuten nach seinem Anruf fuhr Hauptkommissar Ullmann am Wohnhaus seiner Mitarbeiterin vor und war freudig erstaunt, dass seine Kollegin bereits auf ihn wartete. Sie hatte sich eine luftige Jacke übergezogen, da es zu dieser frühen Morgenstunde noch etwas frisch war, obwohl die Wetterpropheten für den heutigen Tag hohe Temperaturen vorhergesagt hatten. Der Kommissar bewunderte Frau Meister bezüglich ihrer guten Kleidung. Sie war mit einer schwarzen Hose und einer roten Jacke bekleidet, welche gut zu ihrer tadellosen Figur passte. Dennoch sagte er etwas nachdenklich: „Ich weiß nicht, ob diese Kleidung für unsere jetzige Arbeit passend ist.“

      „Im Eifer konnte ich nicht sehr wählerisch sein“, kam die knappe Antwort.

      „Ihre hohen Absätze könnten hinderlich sein“, ulkte der Kommissar.

      „Konnten Sie Näheres über unseren Einsatz in Erfahrung bringen?“

      „Leider nein. Ich weiß nur so viel, dass es sich nach Aussage der Streifenpolizisten und unserer Gerichtsmedizinerin, welche bereits zum Fundort der getöteten Person gerufen wurde, wahrscheinlich um ein Gewaltverbrechen handeln könnte.“

      „Frau Kesser ist schon am Fundort?“, fragte die Kommissarin überrascht.

      „Ja, ich nehme an, dass sie uns angefordert hat.“

      „Frau Kesser geht demnach von einem Gewaltverbrechen aus“, dachte Frau Meister.

      „Sie ist sehr erfahren und fachlich gut“, gestand Ullmann.

      „Ich


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