Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten entlang der Via Agrippa in Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Peggy Leiverkus
Читать онлайн книгу.rel="nofollow" href="#ueb3b670b-5698-4dda-b0d6-21d2316bcb17">23 Bibracte – Zu Gast in Caesars Schreibstube
24 Autun – Augustodunum: Eine neue Stadt für euch, aber nach unseren Regeln!
25 Chalon-sur-Saône – Cabillonum: Hafenstadt der Häduer
26 Tournus – Tinurtium: Reisewarnung für Christen und Anhänger von Clodius Albinus
27 Lyon – Lugdunum: Erlesenes Kulturprogramm für geladene Gäste
28 Chaponost, Beaunant, Lyon – Der Aquädukt von Gier: Wasser marsch! für die Metropole
29 Vienne und Saint-Romain-en-Gal – Vienna: … und nach dem Opfer zum Wagenrennen
30 Valence – Valentia: Ein recycelter Meilenstein in einer verschwundenen Stadt
31 Alba-la-Romaine – Alba Helviorum: Keltisches Glas aus der gallischen Prärie
32 Viviers – Die römische Brücke: Den reißenden Winterfluten zum Trotz!
33 Saint-Paul-Trois-Châteaux – Augusta Tricastinorum: Trüffel schlemmen in Zenturie DDIX CK V
34 Orange – Colonia Iulia Secundanorum Arausio: Zutritt nur für Römerfreunde
35 Vaison-la-Romaine – Vasio: Ländlicher Wohnluxus am Fuße des Mont Ventoux
36 Saint-Rémy de Provence – Glanum: Reiche Salluvierstadt in Van Goghs Weizenfeldern
37 Fontvielle – Die Wassermühlen von Barbegal: Im Zwillingsaquädukt zum Abgrund
38 Arles – Colonia Iulia Paterna Arelate Sextanorum: Ende und Anfang vieler Wege
39 Nîmes – Colonia Augusta Nemausus ODER Wir sind Kaiser: Augustus und Agrippa auf der Erfolgswelle
„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“
Johann Wolfgang von Goethe
VORWORT
Südfrankreich ist für uns sonnenhungrige Mitteleuropäer ein beliebtes Reiseziel, und wer kein Flugzeug gebucht hat, wird die weite Strecke Richtung Nizza, Marseille oder weiter nach Spanien mit dem Auto auf sich nehmen. Die Autobahnstrecke, auf der sich die Sonnenanbeter irgendwann treffen, führt über Nancy und Lyon geradewegs nach Süden. Nur die wenigsten wissen, dass diese Hauptverkehrsachse, die Deutschland mit der französischen Mittelmeerküste verbindet, schon zur Regierungszeit des Kaisers Augustus, also vor ca. 2.000 Jahren, von den Römern angelegt wurde. Im Wesentlichen folgt die moderne Strecke von Köln bis zum Mittelmeer immer noch dieser antiken Trasse – auf einer Strecke von ca. 1.000 km. Dieses Wissen weckt Neugier – Neugier auf das, was es von dieser alten Straße noch am Wegesrand zu sehen gibt. Und tatsächlich zeigt sich beim genaueren Hinsehen, dass die Römer praktisch überall ihre Spuren hinterlassen haben, und je mehr man diesen Spuren folgt, desto bewusster wird einem, wie sehr doch die willensstarken Eroberer aus Latium die mittel- und westeuropäische Landschaft und Kultur geprägt haben.
Am meisten Vergnügen macht diese Entdeckungsreise, wenn die einzelnen, zunächst unzusammenhängenden antiken Orte und Monumente irgendwann ein Gesamtbild ergeben, wenn man architektonische Strukturen und Namen wiedererkennt, wenn die 2.000 Jahre alte Straße beginnt, eine Geschichte zu erzählen (Abb. 1). Wenn man sich vorstellt, wie derselbe Händler, der mit seinem Ochsengespann die steile Serpentine im nebligen Wald bei Nettersheim hochgekrochen ist, Wochen später, vom Gesang der Zikaden begleitet, schon von Weitem auf der schnurgeraden Straße den Ehrenbogen von Arausio (Orange) erspähte und seinen Ochsen zum letzten Kraftakt anspornte. Wenn man sich vorstellt, dass anstelle der Tankstelle, in der man einen Kaffee trinkt, früher eine Pferdewechselstation gestanden hat, oder anstelle eines Hotels ein Tempel, an dem Reisende den Gott Merkur um eine sichere Reise bitten konnten. Wenn man sich fragt, welche der pulsierenden Metropolen der gallischen Provinzen wie Arausio (Orange) oder Vienna (Vienne) oder Lugdunum (Lyon) mit ihren imposanten Bauten den Durchreisenden wohl am besten gefallen hat?
Und natürlich sind da auch die antiken Persönlichkeiten, die uns im Verlauf der Reise immer wieder begegnen, weil sie durch ihre Eroberungs-, Regierungs- und Baupolitik die Via Agrippa und die sie umgebenden Landschaften und Orte geprägt haben. Der erste große Name in diesem Zusammenhang ist gewiss Gaius Iulius Caesar, der im Jahr 57 v. Chr. loszog, um seinen berühmten Gallischen Krieg zu führen. In dessen Zug gelang es ihm, Gallien und Germanien bis zum Rhein zu erobern. Eine dauerhafte Sicherung der Rheingrenze oder gar einen Frieden mit den keltischen Völkern erreichte er allerdings nicht. Weitere Fortschritte machte bald nach Caesars Tod (44 v. Chr.) der in den Jahren 39/38 v. Chr. als Statthalter Galliens eingesetzte Staatsmann Marcus Vipsanius Agrippa, dem es gelang durch Diplomatie und Umsiedlungen die linke Seite des Rheins zu sichern. Die Germanen machten den römischen Eroberern das Leben allerdings nicht leicht, und so mussten Truppen an den Rhein geschafft werden, um die Grenzen des Reiches zu verteidigen. Damit viele Legionäre so schnell wie möglich eine weite Strecke zurücklegen konnten, bedurfte es guter Straßen und Versorgungsposten. Wege gab es freilich schon in Gallien, aber erst Agrippa sorgte in seiner zweiten Statthalterschaft in Gallien in den Jahren 19/18 v. Chr. dafür, dass ein gut ausgebautes Wegenetz in Gallien errichtet wurde. Von Lugdunum (Lyon) aus wurden auf sein Geheiß mehrere Fernstraßen in alle Himmelsrichtungen erbaut. Auch wurden Raststätten mit Übernachtungsmöglichkeiten (mansiones), Pferdewechselstationen (mutationes) und Gutshöfe, die vor allem für die Legionäre Lebensmittel produzierten (villae rusticae), entlang dieser staatlichen Straßen (viae publicae) eingerichtet. Deshalb sind eigentlich alle von Lugdunum ausgehenden Fernstraßen „Agrippastraßen“, aber der Name Via Agrippa – eine neuzeitliche Namensgebung – hat sich irgendwann für die längste Strecke, die Nord-Süd-Achse zwischen Köln und Arles, durchgesetzt. Zu Agrippas Infrastrukturprogramm gehörte