Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten entlang der Via Agrippa in Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Peggy Leiverkus

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Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten entlang der Via Agrippa in Deutschland, Luxemburg und Frankreich - Peggy Leiverkus


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nicht einmal ein Gasthaus aufsuchen, zumindest, wenn er nur etwas trinken wollte. CCAA war bestens versorgt mit frischem Quellwasser und die Stadt war durchzogen von einem dichten Netz an Wasserleitungen und Brunnen. Der Händler hatte schon befürchtet, schmuddeliges Rheinwasser trinken zu müssen, aber dieses Wasser aus einem öffentlichen Brunnen war klar und schmeckte hervorragend. Die Römer liebten das Wasser und waren sehr wählerisch, was Herkunft und Qualität desselben anging. Immerhin hatte man eine fast 100 km lange Wasserleitung bis in die Eifel gebaut, um das dort entspringende Quellwasser bis in die Provinzhauptstadt zu leiten. Und nicht nur das Frischwasser war sauber, nirgendwo sah oder roch man stinkende Rinnsale mit Fäkalien. Das lag daran, dass in CCAA im wahrsten Sinne alles im Fluss war. Wie auch das Frischwasser wurde das Abwasser über ein gut vernetztes unterirdisches Kanalsystem aus der Stadt geleitet. Was damals gut verborgen war, ist heute direkt von der Ausgrabung des Praetoriums aus begehbar, ein kleineres Teilstück ist auch über Tage hinter dem Praetorium am Theodor-Burauen-Platz ausgestellt. Der 1,20 m breite und bis zu 2,50 m hohe Kanal leitete die Abwässer in den Rhein. Die großzügigen Maße erleichterten die Wartung und Reinigung – entsprechende Zugänge sind ebenfalls noch sichtbar – machten diese aber sicherlich nicht zu einer beliebteren Aufgabe. Bei dem Gedanken, dass das gesamte Abwasser der Stadt in den Fluss geleitet wurde, kann man verstehen, dass sich ein Flussreisender auf frisches Quellwasser freute.

      Nach erledigten Geschäften und einer Übernachtung gelangte unser Händler durch das südwestliche Stadttor auf die Via Agrippa, das sich auf der heutigen Clemensstraße 3 befunden hat und leider nicht mehr sichtbar ist. Wer sich dennoch ein Bild von Aussehen und Ausmaßen der römischen Stadttore in Köln machen will, sollte sich zum Dom begeben, genauer gesagt ins Dom-Parkhaus, denn hier sind die Reste des nördlichen Stadttores von CCAA konserviert (Abb. 7). Darüber, auf der nördlichen Domplatte, wurde ein Seitendurchgang des Tores wieder aufgestellt. Während das Tor zur Agrippa-Straße nur zwei Durchgänge hatte, hatte dieses hier drei, ein großes in der Mitte für Fuhrwerke und zwei Seitendurchgänge für Fußgänger. Allein die Höhe des mittleren Durchganges betrug ca. 8 m. Stellt man sich nun noch einen Überbau und zwei Türme vor, begreift man, welche Ausmaße ein solches Tor gehabt haben muss. Etwas bescheidener, da nicht an einer der Hauptachsen der Stadt gelegen, war das Tor, welches unser Händler nahm. Dennoch hat ihn beim Anblick der riesigen Bögen und ihrer verschließbaren Holztüren sowie der dicken Mauern mit Sicherheit das flaue Gefühl beschlichen, einen mit allen Mitteln gesicherten Ort zu verlassen.

      Direkt hinter dem Tor schloss sich ein Gräberfeld an, das sich über mehrere Kilometer entlang des Weges – heute die Luxemburger Straße – hinzog. Unterschiedliche Grabsteine und Mausoleen säumten die Straße, die besonders aufwendigen waren mit bemalten Reliefs verziert. Einige waren rechteckig, andere hatten Giebel wie ein richtiges Haus – ein recht unterhaltsames Ensemble für den Durchreisenden, so makaber es klingt. Denn auf so einer römischen Gräberstraße hieß es: Auffallen um jeden Preis. Dazu muss man wissen, dass es für Menschen, die in der römischen Kultur lebten, sehr wichtig war, dass sich andere Menschen an die eigene Existenz auch über den Tod hinaus erinnerten. So konnte man sich durch das Verfassen von Büchern oder, wenn man über das nötige Kleingeld verfügte, durch Schenkungen von Gebäuden an eine Stadt in Erinnerung halten. Das letzte Denkmal, das man sich setzen konnte, war das Grabmonument. Daher befinden sich die römischen Friedhöfe direkt an den Ausfallstraßen der Siedlungen. Je wohlhabender der Bürger war, desto prominenter, d. h. näher an der Straße, desto größer und prächtiger konnte er sein Grabmonument errichten. Mehrere solch eindrucksvoller Grabsteine sind im Römisch-Germanischen Museum in Köln zu sehen.

      Abb. 7 Der Seitenbogen des römischen Nordtores, wiederaufgestellt vor dem Kölner Dom.

      Eines dieser Gräber – allerdings aus spätantiker Zeit, vielleicht aus dem 3. oder 4. Jh. – ist noch direkt an der Agrippastraße unter dem Wohnhaus in der Kaulardstraße 2 in Hürth-Efferen zu sehen. Leider ist es nicht von außen erhalten, sodass man über einen Überbau und dessen Verzierung nur mutmaßen kann. Dafür kann man durch einen steinernen Gang in die zum großen Teil erhaltene Grabkammer mit zwei Sarkophagen gelangen. Ihre Deckel sind nur noch etwa zur Hälfte vorhanden, was einen darüber spekulieren lässt, welche Kraft oder auch Hartnäckigkeit diesen soliden Stein zerstört haben mag. Deutlich sind am Eingang der Kammer noch Teile einer Türeinfassung sowie ein Loch, wo der Türriegel angebracht war, zu sehen. Für eine Besichtigung wendet man sich an die Stadtverwaltung Hürth.

      Nun verlassen wir endgültig den Raum der Großstadt und begeben uns in die Provinz!

       Literatur:

      Fischer, T./Trier. M.: Das römische Köln. Der historische Stadtführer. Köln 2014.

      Grewe, K.: Der Römerkanal-Wanderweg. Ein archäologischer Reiseführer. Düren 2005. 159 – 177.

      Horn, H.G.: Agrippa Straße. Von Köln bis Dahlem in 4 Etappen und 8 Exkursen. Köln 2014. 35 – 70.

      Schiffer, T.: Auf Römerwegen durch die Eifel. Rheinbach 2012. 67 – 72.

       Ein mehrfach beschrifteter Meilenstein und ein Eintrag in der Tabula Peutingeriana weisen Tolbiacum als Station an der Via Agrippa aus. Vor Antritt der letzten Wegetappe ins antike Köln konnte man sich hier in der öffentlichen Therme gebührend auf einen gepflegten Auftritt in der Metropole vorbereiten.

       02 ZÜLPICH – TOLBIACUM: EIN MORDENDER KAISER UND EIN ENTSPANNENDES BAD AM WEGESRAND

DEUTSCHLAND Nordrhein-Westfalen

      Wer denkt, dass ein Reisender auf der Via Agrippa jenseits der großen Städte tagelang ohne Versorgung und Annehmlichkeiten seinen holprigen Weg durch Wald und Flur bestreiten musste, irrt sich. Für die Römer gehörte zu einer guten Infrastruktur auch eine gute Ausstattung: Raststätten, Übernachtungsmöglichkeiten und Pferdewechselplätze in regelmäßigen Abständen waren das Minimum.

      Das Straßendorf (vicus) Tolbiacum hatte noch mehr zu bieten. Es gehörte gerade noch zum Verwaltungsbereich von CCAA und war vielleicht im Zuge von Agrippas Straßenbaumaßnahmen als wichtiger Kreuzungspunkt zwischen den Fernstraßen nach Trier, Reims, Xanten, Köln, Bonn und Jülich zu einer größeren Siedlung mit Wegestation ausgebaut worden. Im 2. Jh. wurde der kleine Ort mit einer öffentlichen Thermenanlage ausgestattet, die natürlich auch für Reisende zugänglich war. Was konnte es Schöneres geben, als nach einem Tagesmarsch oder einer langen Fahrt den erschöpften Leib in heißem Wasser zu laben und sich den Dreck, der vielleicht bei nassem Wetter von der Straße hochgespritzt war, von der Haut zu schaben? Wie auch die aufwändigeren Verwandten in den großen Städten verfügte das hiesige Bad über alle Elemente einer typischen römischen Thermenanlage. Man zog sich im apodyterium um, absolvierte dann Kaltbad (frigidarium), Warmbad (tepidarium) und Heißbad (cadarium) und konnte sich in einem zentralen Gymnastikhof (palaestra) sportlich betätigen (Abb. 8). Da sich in Tolbiacum mehrere Fernstraßen trafen, war der Ort belebt mit Durchreisenden, und wo konnte man besser neue Kontakte knüpfen und sich beim Schwitzen oder Wässern unterhalten als hier? Die Thermen waren für die Römer das, was für unsereinen der Stammtisch ist. Man reinigte sich hier nicht nur, sondern man kam zusammen und unterhielt sich, machte Geschäfte. Man kann sich durchaus vorstellen, dass zwei Geschäftsleute aus verschiedenen Provinzen sich hier im caldarium kennenlernten und spontan auf einen Handel einigten.

      Heute sind die Reste dieser Thermenanlage im Zülpicher Museum für Badekultur zu besichtigen. Besonders die didaktische und mediale Aufbereitung der Ausgrabung lässt die erhaltenen Beckenreste, Heizungsschächte und Mauern zum Leben


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