Wenn die Stille deine Wunden heilt. Thomas Krasicki

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Wenn die Stille deine Wunden heilt - Thomas Krasicki


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sein. Meine Mutter hatte bereits Wochen zuvor eine Reise nach Danzig, einer Stadt an der Ostsee, ins Auge gefasst. Dort lebte die Schwester meines Vaters mit ihrer Familie. Es war schon einige Jahre her, dass ich meine Verwandten das letzte Mal gesehen hatte. Umso mehr freute ich mich auf diese Reise.

      Das war genau das, was ich in meiner jetzigen Lage gebrauchen konnte! Ich setzte große Hoffnungen daran, mich dort mental zu sammeln um gestärkt wieder zurück zu kommen. Es gab nur wenige Freunde, von denen ich mich verabschiedet hatte. Zumal es auch nur einige Wochen waren, die ich fernab der Heimat verbringen sollte. Einem Menschen jedoch, der mir viel bedeutete, legte ich ein Abschiedsschreiben in den Briefkasten.

      Ich hatte einige Differenzen mit dieser Person gehabt und doch stand sie mir sehr nah. Vielleicht, weil sie eine der wenigen war, die ich nach meiner Operation an mich herangelassen hatte.

       Bis bald

      Die Zeit läuft weiter sie bleibt nicht stehen

      und ich werde heute in Urlaub gehen.

      Du weißt im Moment, da geht´s mir elend,

      aber klar ist auch, du wirst mir fehlen.

      Doch ich halte es aus, denn ich bin bald wieder da,

      was danach passiert, ist heute nicht klar.

      Es kommt wie es kommt, so muss ich es nehmen,

      doch für meine Trauer brauch ich mich nicht zu schämen.

      Pass auf dich auf, wir werden uns bald sehen,

      die Zeit bis dahin wird schnell vergehen.

      Und vergiss nicht, du wirst immer mein …ine sein,

      sei nicht böse, denn du weißt, ich mein das nicht gemein.

      Also, ciao, adios und einfach goodbye,

      wenn ich meine Freude finde, bin ich wieder frei.

      Ich wusste nicht wie dieser Mensch auf mein Schreiben reagieren würde. Für mich hatten diese wenigen Worte eine große Bedeutung. Das wollte ich in diesem Gedicht zum Ausdruck bringen.

      Aber nun sollte ich mich auf meine Reise nach Danzig konzentrieren. Doch bevor das möglich war, verbrachte ich die letzten Stunden vor der Abfahrt damit, mir noch einmal Gedanken über die vergangenen Monate zu machen.

      Mir gingen so viele Dinge durch den Kopf. Am meisten war es meine Ex-Freundin, die in meinen Erinnerungen hauste. Ich hatte ihre Entscheidung damals nicht verstanden. Leider ergab sich später nie die Möglichkeit uns auszusprechen. Somit blieben viele Fragen offen.

       Schlimme Erinnerung

      Woche für Woche, Tage über Tage,

      bin selbst schuld, denn ich brachte mich in diese Lage.

      Immer diese Bauchschmerzen gehabt,

      habe jedes Mal an sie gedacht.

      Dachte, dass wir unzertrennlich sind,

      doch da war ich wohl ein wenig blind.

      Ein Team, das niemand zerstört

      und nur uns beiden gehört,

      war immer dieser Wunsch von mir,

      das sagte ich in jener Nacht zu ihr.

      Leider ist es anders gekommen,

      denn sie hat sich einen anderen genommen.

      Und jedes Mal, wenn ich mir meinen Kopf zerbreche,

      weil ich denke, dass ich mich irgendwann dafür räche,

      für das alles, was geschehen war,

      dann wird mir eines jedoch klar,

      ob ich mich räche oder ihr vergebe,

      gehen wir in Zukunft getrennte Wege.

      Das war nur einer von mehreren Texten, die meine Gefühle wiederspiegelten. Besonders wegen dieser traurigen Erlebnisse wollte ich mein Verhalten ändern. Ich wollte mich nicht mehr in die Dinge so hineinsteigern, wie ich es früher getan hatte.

      Lieber alles etwas lockerer angehen, das war meine Devise. Ich musste nur versuchen, so zu leben, dass ich am Ende des Tages glücklich meine Augen schließen konnte. Das war mein oberstes Ziel, welches ich vornahm. Doch dieses Unterfangen sollte sich allerdings als nicht so einfach erweisen. Ich hatte einen Wunsch, bevor ich nach Danzig fuhr.

       Wunsch

      Will endlich das wiederfinden,

      was ich seit langem gesucht habe,

      würde mich auch dafür schinden,

      denn die Einsamkeit kennt keine Farbe.

      Außerdem will ich es nicht mehr dunkel haben,

      denn es ist nicht leicht, diese Stille zu ertragen.

      Irgendetwas muss mir die Trauer nehmen tief in mir

      und soll der Engel sein, den ich an meiner Seite spür.

      Denn dieser Engel soll mir Halt geben

      und mir Glück bringen bis zum Ende in meinem Leben.

      Zusammen werden wir später in den Himmel ziehen,

      denn dort brauchen wir vor nichts mehr fliehen.

      Dieses Glück kann man jedoch nicht erzwingen. Ich wusste, dass ich irgendwann einem Menschen begegnen würde, der mich in seiner ganzen Person beeindrucken sollte.

      Jemand der mir durch seine pure Anwesenheit ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Wann das sein sollte, war mir nicht klar. Denn tagtäglich begegnet man fremden Menschen, von denen man sich erhofft, diese eine besondere Person zu sein. Man merkt allerdings schnell, dass solche Menschen nicht wie Blätter an Bäumen wachsen.

      Für mich war ja auch nicht entscheidend, von heute auf morgen denjenigen zu finden. Denn zunächst musste ich sehen, dass ich meinen Weg wiederfand, von dem ich für eine lange Zeit abgekommen war.

       Kapitel 2

      An einem sonnigen Vormittag war es soweit. Vollbeladen traten wir die Reise zu unseren Verwandten nach Danzig an. Ich konnte mich nur noch grob an sie erinnern. Meine Eltern dagegen hielten einen regen Kontakt. Sie telefonierten miteinander und schrieben sich Briefe, vor allem an Feiertagen. Darüber hinaus war meine Mutter zwei Jahre zuvor in Danzig zu Besuch gewesen. Sie schwärmte von der Stadt und der Umgebung. Damit machte sie mich natürlich neugierig.

      Für mich war es der perfekte Zeitpunkt um hinzufahren. Wo ist es am einfachsten seine Gedanken zu vergessen? Vielleicht dort, wo einem alles fremd und neu vorkommt. Ich hatte dort eine gleichaltrige Cousine. Ich dachte mir, es wäre schön mit ihr um die Häuser zu ziehen, um neue Menschen zu treffen. So etwas sollte mich schon auf andere Gedanken bringen.

      Ich war für alles offen, denn ich war es leid zu trauern, so wie ich es über ein Jahr getan hatte und so einen Teil meines Lebens verschwendete. Nein, jetzt hieß es, die Freude im Herzen wieder zu finden und sie nicht mehr zu verlieren. Mit dieser Einstellung trat ich die Reise zur Ostsee an. Bereits zur frühen Morgenstunde starteten wir. Immerhin hatten wir ein ganz schön langes Stück vor uns. Ganze zwölf Stunden dauerte die Fahrt mit dem Auto.

      Die Route ging von München über Berlin bis nach Danzig. Da meine Mutter leider nicht so begabt im Straßenkartenlesen ist und Julian noch zu klein für diese Aufgabe war, musste ich während des Fahrens einen guten Orientierungssinn beweisen. Die lange Strecke


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