Das Erbe der Burgherrin. Sabine Müller

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Das Erbe der Burgherrin - Sabine Müller


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sie uns wahrscheinlich erschlagen und wären mit ihrer Beute im Wald geblieben, ohne einen Finger dafür zu rühren.“

      „Da hast du recht!“

      Als alles zusammengeräumt war, gaben sie den Befehl zum Aufbruch. Die Räuber waren müde und verkatert und gingen noch grober miteinander um als am Abend zu vor. Sveti saß zusammen mit dem Langen auf der Pritsche des kleinen Gespanns, auf dessen Ladefläche noch die Reste der Vorräte und die Tuchballen lagen, und trieb die anderen zur Eile an.

      „Warum müssen wir laufen und der da darf beim Hauptmann auf dem Wagen sitzen?“, fragte Smolek herausfordernd und zeigte auf den Langen.

      „Einer muss halt den Wagen lenken.“

      „Und wer sagt, dass ausgerechnet du das sein musst?“

      „Kannst du etwa mit einem Wagen umgehen?“

      „Schlechter als du bestimmt nicht!“

      „Vielleicht können wir noch ein paar Gäule besorgen. Dann muss keiner laufen“, schlug Sveti vor.

      „Wir sollten unterwegs möglichst wenig Aufsehen erregen, je näher wir der Homburg kommen“, lenkte Hartmut ein.

      „Wie lange werden wir unterwegs sein?“, wollte Hagen, ein buckliger Räuber mit braunen Haaren, wissen.

      „Wenn wir uns ranhalten, fünf oder sechs Tage.“

      „Dann haben wir noch genügend Zeit, Beute zu machen.“

      „Denkt daran, dass die Leute des Erzbischofs überall ihre Augen haben.“

      „Im Hunsrück gibt es genug Stellen, wo man unbemerkt eine ganze Reisegruppe in einen Hinterhalt locken kann. Solange niemand entkommt, haben wir nichts zu befürchten.“

      Wolfgang und Hartmut sahen sich an. Ihr Herr war weit und breit bekannt und sie konnten es sich nicht leisten, dass man sie erkannte und mit einer mordenden Räuberhorde in Verbindung brachte.

      Sveti hatte die Blicke der Ritter bemerkt und wandte sich ihnen zu:

      „Haltet im Wald Abstand und stoßt erst später wieder zu uns, wenn wir die Gäule haben.“

      Hartmut nickte zustimmend. Die nächsten beiden Tage verliefen ohne Probleme. Sie überquerten die Mosel und Hartmut beglich für die ganze Gruppe den Brückenzoll. Als die dichten, grünen Wälder des Hunsrücks näher rückten, beschleunigten die beiden Ritter ihre Pferde und vergrößerten den Abstand zu der kleinen Räuberhorde.

      „Wir sehen uns bald wieder!“, rief ihnen Sveti hinterher.

      Als von den Räubern nichts mehr zu sehen und zu hören war, wandte sich Hartmut an Wolfgang:

      „Hoffentlich geht das mit den Unholden gut. Ich habe keine Lust so zu enden wie Walther.“

      „Sobald sie die Frau und den Jungen haben und auf der Donau sind, trennen wir uns von ihnen und reiten zurück. Dem Herrn von Malberg habe ich erzählt, ich müsste in einer dringenden Familienangelegenheit nach Koblenz und habe ihn gebeten, dich als Geleitschutz mitnehmen zu dürfen. Wir müssen nur darauf achten, dass wir auf dem Rückweg einen kleinen Umweg reiten, damit wir nicht aus der falschen Richtung kommen. Den Rosenkranz wird der Goldhändler schon am anderen Ende der Welt versetzt haben. Keiner wird Verdacht schöpfen.“

      „Ich hoffe, du behältst recht.“

      Die Ritter trieben ihre Pferde weiter an bis zum Abend und rasteten auf einer kleinen Lichtung.

      „Schade, dass wir nichts vom Wein der Räuber haben!“

      „Ja, hätten wir uns nur einen Schlauch voll abgefüllt.“

      Wolfgang erlegte mit seiner Armbrust einen kleinen Hasen, während Hartmut ein Feuer entfachte. Sie brieten das Fleisch und genossen ihr Mahl.

      Am nächsten Morgen packten sie ihre Sachen zusammen und ließen die Pferde gemächlich traben. Sie wollten den Abstand zur Räuberbande nicht zu groß werden lassen.

      Ein kleiner Reisezug kam ihnen entgegen. Die Pferde hatten auffallend grüne Satteldecken.

      „Seid gegrüßt, werte Ritter. Sagt, lässt sich der Wald gut passieren, oder wimmelt es von Räubern?“, wollte der Anführer des Zuges wissen.

      „Wir sind niemandem begegnet, alles ganz ruhig“, erwiderte Hartmut.

      Als der Reisezug außer Sicht war, blickte Wolfgang herüber:

      „Es wird nicht mehr lange dauern, bis uns unsere Freunde wieder eingeholt haben.“

      Am Nachmittag hörten sie Stimmen hinter sich.

      „Da sind sie schon und wie immer machen sie einen Höllenlärm.“

      Die Ritter warteten, bis die Räuber sie eingeholt hatten. Nur noch der Lange saß auf dem Wagen. Die anderen hatten schmucke Pferde mit grünen Satteldecken und grinsten über beide Ohren.

      „Meint ihr nicht, dass diese Satteldecken ein wenig zu auffällig sind?“

      „Wir werden sie dort drüben in die Büsche werfen und stattdessen von dem Stoff aus dem Wagen nehmen.“

      Sie zügelten die Pferde und hielten an. Nach einer kleinen Brotzeit machten sie sich auf den Weg und ritten ihrem Ziel entgegen.

      Kapitel 4

      Konrad und Mechthild machten sich zusammen mit sechs Mannen auf den Weg nach Kirkel. Es war früh am Morgen und die Sonne wärmte nur schwach. Mechthild fröstelte und sie zog ihren Umhang enger um sich. Sie ritten über die große Geleitstraße, die durch das Bruch links und rechts der Blies führte, und überquerten bei Limbach den Fluss. Die Straße führte an wenigen Gehöften vorbei, bis sie den Weg hoch Richtung Burg einschlugen. Kurz vorm Burgtor trennten sich Konrad und Mechthild von ihren Männern und bogen in den Weg zum Wald ein, zur Hütte der Kräuterfrau.

      „Wie lange war ich schon nicht mehr hier? Ich sollte Leni öfter besuchen.

      In meinem Herzen ist sie immer noch meine Mutter“, meinte Konrad nachdenklich.

      „Vielleicht solltest du sie bitten, zu uns auf die Homburg zu kommen. Ein Gemach könnten wir für sie herrichten und dann müsste sie sich um nichts mehr kümmern.“

      „Das ist ein guter Einfall, doch ich denke, Leni wird sich nicht so leicht dazu überreden lassen. Sie hat fast ihr ganzes Leben in dieser Hütte verbracht.“

      „Aber Thea kann sich auch nicht immer um sie sorgen. Sie hat als Kräuterfrau viel zu tun und muss sich ständig um die Kranken kümmern. Sie kann nicht den ganzen Tag bei Leni bleiben.“

      „Da hast du recht. Wir werden mit ihr reden. Thea hilft uns bestimmt.“

      Sie erreichten die Hütte im Wald und banden ihre Pferde an dem kleinen Stall an.

      Konrad musterte den Kräutergarten. Es war zwar noch früh im Jahr, doch der Garten war sonst um diese Jahreszeit besser gepflegt. Früher hatte sich Konrad selbst um ihn gekümmert, als er noch bei Leni gewohnt hatte. Jeder Winkel war ihm vertraut. Thea schaffte es wohl nicht, sich um ihre kranke Vorgängerin zu kümmern, die Kranken von Kirkel und Homburg zu behandeln und dazu noch das kleine Anwesen in Ordnung zu halten. Am liebsten hätte er sich eine Harke genommen und angefangen, im Garten zu arbeiten. Stattdessen betrat er mit Mechthild die kleine Kate.

      „Seid gegrüßt, ihr beiden. Na, Mutter wie geht es dir?“

      Konrad trat an Magdalenas Bett. Er schob einen Schemel heran, setzte sich vor seine Ziehmutter und ergriff ihre Hand. Magdalena lächelte, als sie Konrad erblickte. Ihr Gesicht wirkte ledern und faltig, die grauen, langen Haare hatte sie nach hinten gekämmt. Sie sah alt und krank aus, nur ihre blauen Augen strahlten jung und frisch.

      „Ach Konrad, schön dich zu sehen, aber du hättest nicht den weiten Weg nehmen müssen. Thea übertreibt mal wieder.“

      Thea trat aus dem angrenzenden Arbeitsraum und begrüßte das


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