Das Erbe der Burgherrin. Sabine Müller

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Das Erbe der Burgherrin - Sabine Müller


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Ende des Hofes zu rennen.

      „Aus, Ben! Aus!“, rief er, doch der Hund dachte nicht daran, auf seinen neuen Herrn zu hören.

      „Halte mir nur den Hund von meinen Hühnern fern, junger Herr!“, rief Emma, die Köchin, die gerade auf den Hof trat.

      „Ich weiß nicht, wie ich ihn halten soll! Aber er macht ihnen bestimmt nichts. Er ist doch nur ein wenig größer als die Hühner!“

      „Trotzdem würde ich es nicht darauf ankommen lassen.“

      Arnold traute sich nicht die Leine zu stramm zu halten, er wollte Ben nicht wehtun.

      „Warte, ich zeige dir, wie du mit deinem Hund umgehen musst!“

      Emma nahm Arnold die Leine aus der Hand und führte den Hund energisch von den Hühnern weg.

      „Siehst du? So musst du das machen. Du musst ihm zeigen, wer der Herr ist.“

      „Aber Emma, seit wann bist du denn ein Herr?“, rief Katharina lachend.

      „Ihr wisst genau, was ich meine. Hier, Arnold, nimm du jetzt die Leine.

      Nimm sie ganz kurz, damit er direkt neben deinen Füßen gehen muss.“

      „So, Emma?“

      „Ja, genau so und nun geh mit ihm eine Runde über den Hof.“

      Arnold und Ben zogen ihre Runde, und immer, wenn der Hund neugierig stehen bleiben wollte, um an etwas zu schnuppern oder doch eine andere Richtung einschlagen wollte, zog Arnold die Leine stärker an.

      „Das machst du sehr gut. Jetzt musst du ihn zur Belohnung kraulen und ihm gut zu reden.“

      „Hast du nicht einen Knochen übrig, den ich ihm geben könnte?“

      „Ja, du kannst mit mir in die Küche kommen.“

      Arnold und Ben folgten der Köchin und auch die beiden Mädchen schlossen sich ihnen an.

      „Da riecht´s aber gut, Emma!“

      „Heute gibt es Apfelkuchen, den habe ich gerade erst aus dem Ofen herausgeholt.“

      „Meinst du, wir könnten ein Stückchen davon haben?“ Katharina schnupperte mit ihrer kleinen Nase und blickte die Köchin aus großen, grünen Augen bittend an.

      „Wer könnte bei diesem Blick schon „nein“ sagen?“, lachte Emma und schnitt von dem Kuchen ein Stück ab, welches sie unter den Kindern verteilte. Diese stopften sich begeistert den warmen Kuchen in den Mund.

      „Warm schmeckt er immer am besten“, meinte Arnold mit vollem Mund und wischte sich mit dem Ärmel die Krümel aus dem Gesicht.

      „Aber Arnold, das macht man doch nicht mit dem Ärmel!“, schalt ihn Jutta, die sich immer herausnahm, Arnold und Katharina Benehmen beizubringen.

      Nachdem Ben versucht hatte, möglichst viele Kuchenkrümel zu ergattern, hatte er sich in der Küche neugierig umgesehen und beschlossen, dass auf dem Tisch wohl etwas Interessantes liegen musste. Mit großer Mühe versuchte der kleine Kerl, auf den Eichentisch zu springen.

      „He, Ben! Lass das!“, rief Arnold und nahm ihn auf den Arm.

      „Er weiß wohl, dass ihr eigentlich in die Küche gekommen seid, um ihm etwas zu fressen zu holen und nicht um euch selbst die Bäuche voll zu stopfen“, scherzte Emma und holte einen alten Knochen aus der Kammer hervor.

      „Hier nimm und dann raus mit euch.“

      Die drei Kinder nahmen den Knochen und kehrten mit Ben zurück auf den Hof.

      „Hier, mein guter Junge“, sprach Arnold zu dem Tier und hielt ihm den Knochen, an dem noch ein paar Fleischreste hafteten, entgegen. Ben wedelte mit dem Schwanz und begann sogleich gierig daran zu nagen.

      „Oh, sieht das süß aus!“, rief Katharina begeistert und sah dem Hund beim Fressen zu.

      „Ich hole ihm eine Schale mit Wasser“, bot sich Jutta an und ging zurück zur Küche.

      Die drei Kinder verbrachten den Rest des Tages begeistert damit, mit dem Hund zu spielen. Am Abend schlief dieser müde und erschöpft zu Konrads Füßen ein.

      Kapitel 7

      Hartmut, Wolfgang und die Räuber umritten den Höcherberg und legten eine Rast in der Nähe des Dorfes Bexbach ein.

      „Wir werden uns dort mit Vorräten eindecken. Heute Abend erreichen wir den Homburger Wald, wo wir uns auf die Lauer legen.“

      „Der Lange soll mit dem Wagen in den Ort fahren und sich als Händler ausgeben. Er kann von dem Tuch verkaufen und im Gegenzug Brot, Speck, Rüben und Wein erwerben“, schlug Sveti vor.

      „Das ist ein guter Einfall. Er soll noch Seifenpulver mitbringen. Wolfgang und ich, wir rasieren uns die Bärte ab, damit uns niemand erkennt. Jetzt wo wir so nahe an der Homburg sind, müssen wir aufpassen. Es ist zwar schon ein paar Jahre her, seit wir das letzte Mal hier gewesen sind, aber wie der Zufall will, läuft uns doch noch einer über den Weg, der uns kennt.“

      „Da haben wir aber Glück, dass wir noch nie hier waren, sonst müssten wir uns auch noch die Bärte stutzen. Könnt ihr euch Smolek ohne Bart vorstellen?“

      „Nie und nimmer! Passt auf, heute Nacht, wenn er schläft, rasieren wir ihm alle Haare aus dem Gesicht!“

      „Untersteht euch! Wenn ihr das macht, schlitze ich euch eigenhändig mit dem Rasiermesser die Kehle auf!“, drohte Smolek und erhob wütend die Faust.

      „Reg dich wieder ab!“, das war doch nur ein Scherz, beruhigte Sveti ihn. In der Zwischenzeit war der Lange aufgebrochen und lenkte das Fuhrwerk in den kleinen Ort.

      „Gutes Tuch! Feines Tuch für die Damen!“, rief er. Ein paar Bewohner traten auf die Gassen und sahen neugierig, was der vermeintliche Händler zu bieten hatte.

      „Was willst du für fünf Ellen von dem grünen Stoff?“, fragte eine Bäuerin und ließ den weichen Stoff durch ihre Finger gleiten. Der Lange nannte einen Preis.

      „Was? Das ist doch viel zu viel! Für die Hälfte würde ich ihn nehmen.“

      „Für die Hälfte, Weib, kannst du mir den Buckel runterrutschen!“

      Die Bäuerin erhöhte ihr Angebot und der Lange schlug ein. Er wurde noch ein paar Ellen des Stoffes los.

      „Sag mir, wo bekomme ich hier etwas zu essen?“

      „Du kannst mit mir kommen“, forderte ihn die Bäuerin auf. Er lenkte das Fuhrwerk Richtung Bauernhof und erwarb Schinken, Käse, Brot, Rüben, Äpfel, Wein und Seife. Dann fuhr er zurück zu der kleinen Lichtung am Bexbach, wo ihn seine Kumpanen schon erwarteten.

      „Na, hast du uns etwas mitgebracht?“

      „Ja, die Bauern haben mir einiges von dem Tuch abgekauft, sodass ich uns einen großen Vorrat an Essen besorgen konnte.“

      Sveti und die anderen blickten anerkennend auf die Vorräte.

      „Was man mit ehrlicher Arbeit alles erreichen kann!“, wunderte sich Smolek.

      „Ganz ehrlich war das nicht! Oder woher stammte der Stoff?“, fragte Hartmut.

      „Lasst uns etwas essen, bis sich die Herren Ritter rasiert haben.“

      Die Räuber aßen Brot mit Käse. Beim Wein hielten sie sich zurück. Als sich Hartmut und Wolfgang gegenseitig das letzte Haar aus dem Gesicht geschabt hatten, brachen sie auf.

      „Euch erkennt niemand mehr. Das mit dem Bart war eine gute Idee“, begutachtete Sveti die Ritter. Sie ritten durch den Wald, bis sie schon von Weitem den hohen Berg mit der Homburg erblickten.

      „Wir müssen einen Umweg durch den Wald machen, damit man uns auf der freien Ebene vom Bergfried aus nicht sieht.“

      „Wir sehen doch aus wie ganz gewöhnliche Reisende.“


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