Meine Seele gehört dir. Lisa Lamp

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Meine Seele gehört dir - Lisa Lamp


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war mir sicher, dass er der schlechteste Helfer dieser Welt sein würde. Ob er überhaupt eine Ahnung von Literatur hatte? Wahrscheinlich nicht. Und von logischem Zusammenfassen oder offenen Präsentationen verstand er wohl ebenfalls nicht viel. Ich würde sowohl Elizabeth als auch Jonathan bemitleiden, wenn sie ihn als Partner bekommen würden.

      »Isabella Sawyer«, fing Mrs. Bigelow an und mein Puls beschleunigte sich.

      Meine Hände wurden feucht und ich begann zu zittern. Ängstlich versuchte ich, meinen Blutdruck zu beruhigen, und setzte ein gespieltes Lächeln auf, damit niemand sah, wie wichtig mir diese Sache war. Diese Arbeit würde über den Rest meines Lebens entscheiden.

      »Alejandro Gonzalez«, hallte Bigelows Stimme durch den Raum und mein Herz stolperte.

      ›Nein! Alles, nur das nicht. Kann ich diesen Tag bitte nochmal starten und in meinem Bett liegen bleiben? Scheiß auf meine hundertprozentige Anwesenheit.‹

      Das durfte nicht passieren. Jede Lehrkraft an dieser Schule wusste, dass Alejo und ich uns nicht ausstehen konnten und eine Zusammenarbeit unmöglich war. Genauso gut hätte man neben einem Pulverfass rauchen können. Glaubte Bigelow wirklich, es wäre klug, den kriminellen Primaten und die Schulsprecherin miteinander in ein Team zu stecken?

      Alejo schien ganz meiner Meinung zu sein, denn auch er blieb auf seinem Hintern sitzen und machte keine Anstalten, sich unser Thema abzuholen. Die Schüler hielten erschrocken den Atem an und Emilias Augen waren schreckgeweitet. Mitleidig verzogen sich ihre Lippen, während ich ihr gequält entgegensah. Stille legte sich über den Raum und ich sah abwechselnd zwischen Bigelow und Alejandro hin und her. Niemand rührte sich.

      »Ähm, muss das sein?«, feixte Alejo lachend, als hätte er den Ernst der Lage noch nicht begriffen.

      »Stimmt etwas nicht, Gonzalez?«, wollte die Lehrerin lauernd wissen und betrachtete den Schüler durch ihre gigantische Brille, die ihre Augen wie eine Lupe vergrößerte.

      »Ja. Ich will nicht mit der Prinzessin arbeiten. Sie ist immer so unentspannt«, erläuterte er wenig charmant und ich hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht, als ich sein angeekeltes Gesicht sah.

      Die Art, wie er das Wort unentspannt betonte, ließ mich rasend werden vor Wut. Es hinterließ einen faden Nachgeschmack in meinem Mund und erinnerte mich daran, dass Mord bei manchen Menschen durchaus eine Option darstellen sollte.

      »Das tut mir leid, dann sollten Sie sich darauf einstellen, den Kurs nicht zu bestehen«, meinte die Lehrkraft zuckersüß und mir rutschte das Herz in die Hose.

      Ich durfte nicht durchfallen. Eine schlechte Note war eine Sache, aber den Kurs nicht bestehen? Meine Mom würde mich nicht nur enterben. Sie würde mich aus der Stadt jagen.

      »Mrs. Bigelow, ich bin mir fast sicher, dass mein Dad es nicht gutheißen wird, wenn ich mit einem Kerl aus einer Gang, der offensichtlich Drogen konsumiert, mich vergewaltigen könnte und besser in der Jugendstrafanstalt aufgehoben wäre, zusammenarbeite. Daher bitte ich Sie, uns neu einzuteilen, auch wenn dadurch die Teams neu gemischt werden müssen«, versuchte ich, die Wahnsinnige zu überreden, aber sie schüttelte nur den Kopf, während sie die Augen verdrehte.

      Um meine Worte zu bekräftigen, erhob ich mich und ging ein Stück vor, sodass ich vor dem Lehrerpult stand, um nicht durch den Raum schreien zu müssen. Alejo hatte sich ebenfalls zu uns bequemt, nachdem er seine Lederjacke übergezogen hatte. Vielleicht würde sie sich breitschlagen lassen, wenn wir ihr die Situation zivilisiert erklären würden.

      »Genau Mujer, zieh die Mein-Daddy-ist-Anwalt-Karte, dann bekommst du sicher wie immer, was du willst. Aber selbst wenn nicht würde ich dich kratzbürstige Nonne nicht einmal anfassen, wenn du mir Geld dafür zahlen würdest. Wer möchte schon ein steifes Brett in seinem Bett?«

      Autsch! Das hatte gesessen. Wie war das noch gleich mit dem zivilisiert gewesen?

      Erst als ich den Knall hörte, den meine Hand, die auf seiner Wange aufschlug, verursachte, wurde mir klar, dass ich Alejo geohrfeigt hatte. Mitten im Klassenzimmer. Vor allen anderen Schülern und einer Lehrperson. Schockiert starrte er mich an, als ihm bewusst wurde, dass er den Bogen dieses Mal überspannt hatte und zu weit gegangen war. Aber auch ich riss erschrocken meine Augen auf. So ein Verhalten war ich von mir nicht gewohnt. Wut kochte in meinem Blut und meine Handfläche pochte unangenehm. Tränen schossen erneut in meine Augen und diesmal konnte ich einen einzelnen Tropfen nicht zurückhalten.

      Alejo legte eine Hand auf seine gerötete Wange und ging entsetzt einen Schritt rückwärts, als hätte er Angst, dass es nicht die einzige Ohrfeige bleiben würde. Einige Schüler lachten verlegen und andere atmeten zischend ein. Die Spannung im Raum war fast greifbar und ich wollte am liebsten weglaufen. Wo war das Loch im Boden, wenn man es brauchte?

      Peinlich berührt starrte ich in die Gesichter meiner Mitschüler. Von Belustigung bis zu tiefer Betroffenheit war jedes Gefühl in ihren Mienen vertreten. Sofort schämte ich mich in Grund und Boden. Ich konnte spüren, wie die Trauer in mir aufstieg und ich musste mich zusammenreißen, um nicht doch noch loszuheulen. Das Klingeln, das die Pause einleitete, brachte wieder Bewegung in die Situation und rettete mich zum zweiten Mal an diesem Tag vor einer noch größeren Demütigung.

      Alejo rieb sich übers Kinn und bewegte leicht den Kiefer, um zu testen, ob ich einen Schaden angerichtet hatte. Obwohl das völlig absurd war – ich war nicht annähernd kräftig genug, um seine Knochen zu brechen oder ihm einen Zahn auszuschlagen – blickte ich besorgt in seine Richtung. Mrs. Bigelow murmelte in ihren nicht vorhandenen Bart, dass sie die Teams nicht mehr verändern würde, und schickte uns in den nächsten Unterricht. Noch einmal hätte ich mich auch nicht getraut nachzufragen.

      So schnell mich meine Beine trugen, rannte ich in den Kunstsaal. Ich war froh, vor den neugierigen Augen der Schüler flüchten zu können, die hinter meinem Rücken aufgeregt tuschelten. In wenigen Minuten würde ich Alejandro nicht mehr geschlagen haben, weil er ein beleidigender Schuft war. Stattdessen würde behauptet werden, dass er mit meinem nicht vorhandenen Freund geschlafen hat, ich gleichzeitig von ihm ein Kind erwarte und jetzt mit seiner neuen Flamme eine Beziehung starte. Und das war nur die Spitze des Eisbergs.

      Kapitel 4

      Kunst, das einzige Fach, das ich mir selbst ausgesucht hatte, gab mir die Möglichkeit, runterzukommen und allen Stress hinter mir zu lassen. Ich war froh, endlich vor meinem halb fertigen Bild zu sitzen und nahm mir fest vor, es heute noch fertigzustellen, um es anschließend zur Benotung freizugeben. Emilia war nicht mit mir im Kunstkurs. Alejo leider schon. Auch wenn er wieder einmal am anderen Ende des Zimmers saß, spürte ich seine Anwesenheit und seinen Blick, der mich zu durchbohren schien.

      »Das hat ziemlich weh getan, Mujer«, säuselte er mir ins Ohr und ich zuckte zusammen, weil ich überhaupt nicht mitbekommen hatte, dass er aufgestanden war.

      Wie hatte er es fertig gebracht, die Distanz zwischen uns zu überwinden und sich hinter mich zu stellen? Vor Schreck rutschte ich ab und zog einen schwarzen Streifen, der eigentlich nur unter meine gezeichnete Brücke gehörte, quer über das Bild, während sich meine Nackenhaare aufstellten und ein Schauer über meinen Rücken lief. So ein Mist!

      »Was soll das?«, zischte ich, wütend über die Reaktionen meines verräterischen Körpers und das verschandelte Bild.

      Das würde ich selbst mit viel Fantasie nicht mehr retten können. Ich drehte mich zu Alejo um und legte den Kopf leicht schief, um seine Wange betrachten zu können.

      Schön! Sie war noch gerötet.

      Alejandros Oberkörper war meinem nun so nah wie lange nicht mehr. Er sandte eine angenehme Wärme aus und sein Duft erinnerte mich an den Wald, in dem ich als Kind immer gespielt hatte. Ich versteifte mich und lehnte mich nach hinten. Wenigstens konnte ich so ein wenig Abstand zwischen uns bringen, anstatt wie ein billiges Flittchen seinen Geruch aufzusaugen, der mein Gehirn vernebelte. Sein Blick wanderte über meine Figur und nahm jedes kleine Detail genüsslich auf. Ich war es gewohnt, dass Jungs


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