Du bist an meiner Seite. Reinhold Ruthe

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Du bist an meiner Seite - Reinhold Ruthe


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Kontrollüberzeugungen. Diese Menschen glauben zuversichtlich, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.

      Selbstvertrauen. Gesund hält uns die Einstellung: »Ich schaffe das schon!«

      Selbstwertgefühl. Wer Selbstvertrauen lebt, hat Selbstwertgefühl. Stabiles Selbstsystem. Gemeint ist eine emotionale Stabilität. Eine unbekümmerte Selbsteinschätzung. Trotz einschneidender Erkenntnisse können diese Menschen mit seelischen Belastungen umgehen.

      Interpersonales Vertrauen. Er kann sich auf seine Mitmenschen verlassen.

      Wer den 23. Psalm aus innerer Überzeugung mitbeten kann, der besitzt genau die wesentlichen Faktoren, die gesundheitsstabilisierend sind, die vor vielen seelischen Störungen und Krankheiten bewahren. Wie glücklich können wir Christen sein, dass wir einen Herrn und Hirten haben, der uns lenkt und leitet, der uns auf saftige Weiden führt und der unseren Lebensmut vergrößert!

       Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch

       wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen,

       und eure Freude soll niemand von euch nehmen.

       An dem Tage werdet ihr mich nichts fragen.

      JOHANNES 16, 22 – 23

      Jeder von uns hat ungeklärte Fragen. Wenn ich Beileidsbriefe verschicke, weil ein Kind an Krebs gestorben ist oder weil junge Menschen »plötzlich und unerwartet«, wie wir das nennen, aus dem Leben gerissen wurden, dann zitiere ich gern folgenden Satz: »An jenem Tage werdet ihr mich nichts fragen.« Wenn wir unserem Herrn begegnen, verstummen alle Fragen. Oder, wie es eine andere Bibelübersetzung formuliert: »Am Tage unseres Wiedersehens werden alle eure Fragen beantwortet sein.«

      Eine schöne Geschichte habe ich über Mose gelesen. »Als Mose zum Himmel hinaufstieg, um einen Teil der Bibel zu schreiben, bat ihn der Allmächtige, über einige Buchstaben der Thora Kronen zu malen. Moses fragte: ›Schöpfer des Universums, warum soll ich dorthin Kronen malen?‹

      ›Weil in Hunderten von Generationen ein Mann namens Akiva den wahren Sinn der Zeichen deuten wird.‹

      ›Zeig mir die Deutung dieses Mannes‹, bat Moses. Und der Herr führte Moses in die Zukunft und setzte ihn in einen der Schulräume, in denen Rabbi Akiva lehrte. Ein Schüler fragte: ›Rabbi, warum gibt es über einigen Buchstaben Kronen?‹

      ›Ich weiß es nicht‹, antwortete Akiva. ›Und ich glaube, nicht einmal Moses wusste es. Aber da er der größte aller Propheten war, hat er dies nur getan, um uns zu zeigen, dass wir, auch wenn wir nicht alles verstehen, was der Herr tut, tun sollen, was er uns sagt.‹

      Moses bat den Herrn, ihm zu vergeben.«

      So ist es: Wir wollen tun, was der Herr sagt. Wir wollen akzeptieren, was er macht. Wenn wir ihm begegnen, verstummen alle Fragen. Wir geben ihm die Ehre.

       Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

       Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.

      PSALM 22, 2

      Es ist eine Katastrophe, wenn man sich völlig verlassen fühlt. Die Angst, verlassen zu werden, kann Leib und Seele zerbrechen. Auch David hat solche Tage und Stunden durchlitten. Er fühlt sich wie ein Wurm, nicht wie ein Mensch. Und Jesus hat am Kreuz ebenfalls diese Verlassenheitsangst erlebt. In seiner Todesangst betete er diesen Psalm.

      In seinem Buch »Die Nacht« beschreibt Elie Wiesel eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte. Er erlebte den Holocaust an den Juden. Er sah, wie Juden auf Viehwagen geladen und in die Verbrennungsöfen abtransportiert wurden. Wiesel erlebte, wie seine Mutter, seine kleine Schwester und alle Familienangehörigen in einem Ofen verschwanden, der mit menschlichem Fleisch geheizt wurde. Er selbst wurde misshandelt und entkam dem Inferno nur durch einen Zufall. Als er im KZ Birkenau ankam, roch er den Geruch von brennendem Fleisch. Wörtlich schreibt er: »Nie werde ich den Rauch vergessen; nie die kleinen Gesichter der Menschen, deren Körper zu Rauchwölkchen wurden, die in einen ruhigen blauen Himmel aufstiegen, wie die Augenblicke, die meinen Gott und meine Seele mordeten und meine Träume in Staub verwandelten.«

      Millionenfach ist die Frage gestellt worden: Wie kann Gott so etwas zulassen? Niemand kann darauf eine erschöpfende Antwort geben. Wir können uns nur vertrauensvoll an die Hoffnung klammern: »Und wenn ich auch nichts spüre von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht.«

      Die letzte Einsamkeit, die letzte Hoffnungslosigkeit und letzte Verzweiflung hat Jesus für uns am Kreuz durchlitten. Gott schenkt uns die Gewissheit, er bringt uns durch alle Dunkelheit und Verlassenheit zum Ziel.

       Selig sind, die da Leid tragen,

       denn sie sollen getröstet werden.

      MATTHÄUS 5, 4

      Wer kann das Leid in der Welt verstehen? Immer wieder werden die Fragen gestellt: »Gibt es einen Gott? Wo ist er? Wie kann er das zulassen? Warum hat er das Leid nicht verhindert?«

      »Wenn nur Bösewichte sich das Genick brächen oder Krebs bekämen, wenn nur Gauner und Betrüger die Parkinsonkrankheit hätten, dann sähen wir wenigstens eine Art himmlische Gerechtigkeit im Universum walten«, schrieb der Agnostiker Sheldon Vanauken, der eines Tages Christ wurde.

      Aber ist es nicht so, dass nur nach leidvollen Erfahrungen, nur nach Katastrophen sich das Volk Israel im Alten Testament Gott wieder zuwandte? Wie formulierte es der englische Professor, Schriftsteller und Christ C. S. Lewis: »Gott flüstert in unseren Freuden, er spricht in unserem Gewissen; in unseren Schmerzen aber ruft er laut. Sie sind sein Megafon, eine taube Welt aufzuwecken.«

      Aus der Hölle des Konzentrationslagers schrieb Corrie ten Boom: »Egal, wie tief unsere Finsternis, er ist immer noch tiefer.« Ja, das ist wahr: Christus wurde in Auschwitz vergast. Er wurde in Soweto verhöhnt. Er wurde und wird in Nordirland verspottet und im Sudan versklavt. Jesus steigt zu uns in die Hölle hinab. In den tiefsten Abgründen unseres Lebens steht er neben uns.

      Wenn wir von Menschen verraten werden, dann sollen wir wissen: Er wurde geschmäht und verraten – für uns. Wenn wir im Leid zerbrochen werden, dann sollen wir wissen: Er wurde am Kreuz zerbrochen – für uns.

      Jesus wird uns nicht allein lassen. In den Seligpreisungen schenkt er uns seine Zusage: »Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.« Denn nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die, die leiden, die krank sind und von Schmerzen und Kummer niedergedrückt werden.

       Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von

       neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid ab,

       und der Riss wird ärger.

      MATTHÄUS 9, 16

      Jesus ist kein Flickschuster. Das alte Leben wird nicht einfach überlackiert oder mit einem Flicken heil gemacht. Er schafft Neues und einen neuen Menschen.

      Bei Michael Depuhl habe ich das so formuliert gesehen: »Da lese ich also folgende Werbung: ›You will never become an e-business by piecing together software you already have‹– was ungefähr übersetzt heißt: ›Sie werden nie ein E-Business werden, wenn Sie Teile zusammenstückeln, die Sie schon haben.‹ Mit anderen Worten: Wenn Sie einen wirklichen Neuanfang wollen, können Sie nicht Teile Ihres alten Lebens, das Sie schon haben, verwenden. Entweder wurschteln wir weiter mit Dingen, von denen wir denken, ›die sind noch gut‹– meine Energie, meine Geduld, meine Liebe, mein Leben – oder, nun ja, wir bekommen ein komplett neues Leben.«

      »Das


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