Wege aus der Burnout-Spirale. Reinhold Ruthe

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Wege aus der Burnout-Spirale - Reinhold Ruthe


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       Stress ist eine biochemische und verhaltensmäßige Reaktion, eine uralte „Kampf- oder Fluchtreaktion“.

       Stress ist ein Selbsterhaltungstrieb.

       Stress ist die körperliche, seelische und verhaltensmäßige Reaktion, sich auf innere und äußere Belastungen richtig einzustellen.

       Stress ist ein Verteidigungssystem, mit allen Lebenssituationen wie Ärger, Sorge, Frustration, Niederlagen und seelischen Konflikten fertig zu werden.

       Stress ist all das, was den Menschen erregt, was ihm Freude oder Schmerz, Krankheit oder Leid zufügt.

      Das klingt für viele Menschen verrückt, aber es ist tatsächlich die Wahrheit. Der Hirnforscher Hoimar v. Ditfurth sagt: „Stress ist die einzige bisher nachgewiesene Möglichkeit, den Zeiger unserer Lebensuhr zu verlangsamen.“ Und der Vater der Stressforschung, Dr. H. Selye, schrieb: „Ein Leben ganz ohne Stress ist der Tod.“

      Der positive Stress ist Eu-Stress, also frohmachender Stress.

      Wie ist das zu verstehen?

      Der Stressmechanismus, der zum Bauplan Gottes im Leben von Mensch und Tier gehört, hilft uns, mit Gefahren von innen und außen, mit Angst und Befürchtungen fertig zu werden. Gesunde und ungesunde, normale und unnormale Anforderungen werden vom Organismus zuverlässig verarbeitet.

      Daher ist Stress etwas Gutes, eine Alarmreaktion unseres Körpers, mit der er auf seelische und körperliche Beanspruchung reagiert.

      Das ganze Leben ist ein Anpassungsprozess. Jedem Reiz und damit jedem Stressor versucht sich der Organismus anzupassen.

       Ob der Mensch hungert,

       ob er zu viel isst,

       ob er sich ärgert,

       ob er sich freut,

       ob er deprimiert wird,

       ob er wütend wird,

       ob er Schmerz empfindet,

      alle Reize und Gemütsbewegungen verursachen Stress und müssen sorgfältig bearbeitet werden.

      Die Antwort des Körpers ist jedes Mal eine Mobilisierung von Kräften. Da wir von Gott grundsätzlich auf Überleben programmiert sind, reagiert dieser Verteidigungsmechanismus programmgemäß. Positiver Stress beinhaltet also:

       Alle Alarmreaktionen, die von außen oder von innen kommen, werden hilfreich bearbeitet. Der Mensch kommt wieder ins Gleichgewicht.

       Der Verteidigungsmechanismus wird aktiviert, Drüsen arbeiten und schütten Hormone ins Blut. Der Mensch kommt wieder zur Ruhe.

      Wir sprechen von Di-Stress, von negativem und zerstörerischem Stress. Die Stressoren wie

       große Ängste,

       starke Frustrationen,

       intensiver Lärm,

       Befürchtungen,

       Mobbing in der Firma,

       keine Lebensfreude,

       Feinfühligkeit, Übersensibilität,

       Eifersucht usw.

      werden so stark, dass der Verteidigungsmechanismus überfordert wird. Belastungen und Druck werden unerträglich. Das Stress-Regulierungssystem wird überbeansprucht.

      Das Über bezeichnet das Krankhafte, das stört, verzerrt, bedroht und den Organismus zerstören kann. Das Ergebnis:

       Das wunderbare Verteidigungssystem bricht zusammen.

       Der vom Schöpfer eingebaute biologische Schutzmechanismus wird zum Instrument der Selbstzerstörung.

      Heute werden wir jedoch nicht in erster Linie – wie bei den Urmenschen – mit Messern, Steinen und Pfeilen bedroht, sondern unsere Stressoren sind häufig seelischer Art.

      Wir leiden unter

       Ehe- und Familienkonflikten,

       Antriebslosigkeit,

       Ängstlichkeit,

       Reizüberflutung,

       Vorgesetzten,

       Verkehrsbehinderungen,

       Schul- und Arbeitsüberforderungen usw.

      Nur die Reaktionen im Körper sind die gleichen.

      Was heißt das?

      Jeder erlebt Ängste, Fernsehnachrichten, Unglücke, Mobbing, Kritik und Prüfungen subjektiv. Unser Gehirn reagiert nicht blindlings, sondern jeder Mensch interpretiert ein Ereignis und Erlebnis persönlich. Sensible Menschen, die das Gras wachsen hören, die hinter jedem Busch einen Räuber sehen, werden schneller gestresst. Sie leiden mehr und länger.

      Menschen mit „starken Nerven“ und Menschen mit „schwachen Nerven“ reagieren unterschiedlich. Die einen haben ein starkes Selbstbewusstsein, andere leiden unter Minderwertigkeitsproblemen. Die einen gehen robust mit Niederlagen und Schicksalsschlägen um, andere fühlen sich zerschlagen und signalisieren Versagensgefühle. Ihr Leben ist überschattet von Angst. Sie weinen leicht, nehmen alles tragisch und empfinden ihr Leben als Last. Zwei Personen können die gleiche Situation völlig unterschiedlich wahrnehmen. So kann der eine sie als aufregende und spannende Herausforderung, der andere sie als lebensbedrohlich erleben.

      Vererbung und Sozialisation haben unterschiedliche Persönlichkeiten heranwachsen lassen. Die einen sind empfindsam und feinfühlig, demonstrieren ein intensives Empfinden, sie lieben die Schönheit in der Natur und sind aufgeschlossen für alles Schöne. Die andern sehen nur einen Todeskampf in der Natur. Die Starken fressen die Schwachen. Sie leiden mit der elenden Kreatur. Mitleid und Anspannung prägen ihr Lebensgefühl. Ständig sind sie am Rande ihrer Kräfte. Alles, was auf sie einstürmt, überwältigt sie.

      Meyers Konversationslexikon brachte schon vor 150 Jahren die richtige Erklärung für das Immunsystem: „In der Medizin versteht man unter Immunität die Widerstandsfähigkeit gegen Ansteckungskeime, welche unter gewöhnlichen Verhältnissen eine Krankheit hervorrufen.“

      Wir alle sind einer Flut von Krankheitserregern mit unterschiedlichen Anfeindungen ausgesetzt. Auch seelische Belastungen greifen das Immunsystem an. Ohne die körpereigene Abwehr wären wir Viren und Bakterien schutzlos ausgeliefert. Geraten die Abwehrkräfte dagegen aus unterschiedlichen Gründen in Verzug, schaltet der Organismus auf ein entsprechendes Notprogramm um. Er reagiert mit

       erhöhter Temperatur,

       mit Fieber,

       mit Abgeschlagenheit,

       mit Appetiteinbußen,

       Erbrechen und Übelkeit.

      Ruhe ist angesagt, damit sich das Immunsystem wieder erholen kann.

      Negativstress beinhaltet: Hast, Eile, keine Zeit, übermäßige Anspannung, Nervosität.

      Furcht vor den unmenschlichen Regeln der Leistungsgesellschaft, Existenz- und Verlustängste, Furcht vor Vereinsamung, das sind die modernen Stressoren. Negativstress ist heute der Auslöser für viele Zivilisationskrankheiten. Das Immunsystem hat unter dem ständigen Kampf zu leiden, mit den Belastungen fertig zu


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