Hilfskreuzer „Chamäleon“ auf Kaperfahrt in ferne Meere. Heinz-Dietmar Lütje

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Hilfskreuzer „Chamäleon“ auf Kaperfahrt in ferne Meere - Heinz-Dietmar Lütje


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geschaffen für das Unterfangen. Der Bordkran setzte die Arado aus, die Slipeinrichtung war an den Schwimmerkufen mit entsprechenden Sollbruchstücken befestigt um Maschine und Besatzung keiner übergroßen Gefahr auszusetzen, andererseits auch nicht das Risiko einzugehen, dass nicht die Antenne abriss, sondern schon bei geringem Widerstand eher das Slipseil brach und der Start konnte beginnen. Spaß und Schütze hoben den Daumen, der Flugzeugführer gab Gas und die Maschine nahm, gegen den Wind, Fahrt auf. Immer schneller hüpfte die Arado über die kleinen Wellen der fast glatten See und hob schließlich nach etwa 250 m ab. Steil zog der Flugzeugführer die Maschine nach oben, flog eine große Runde um das Schiff und näherte sich dann, wie abgesprochen, vom Heck her. Bis auf Brückenbesatzung und die Ausgucks, die ihre jeweiligen Sektoren im Auge behalten mussten, sowie natürlich die Besatzungsmitglieder, die im Schiff selbst, vor allem in der Maschine zu tun hatten, versammelten sich alle, denen es möglich war, vornehmlich auf dem Achterdeck um sich ja nichts entgehen zu lassen. Neben dem Kommandanten und dem IO hatte sich der leitende Ingenieur mit denjenigen seiner technischen Dienstgrade eingefunden, die nicht auf ihren Stationen unabkömmlich waren. Offiziere und einige Besatzungsmitglieder, die mit den guten Marinegläsern ausgestattet waren, schauten gebannt in die Richtung, aus der sich die Arado annähern sollte.

      „Aah, da kommt unsere bordeigene Luftwaffe“, ließ sich der IO vernehmen.

      „Hoffentlich geht alles gut … macht bloß keinen Bruch“, meinte der LI.

      Die Gläser wurden abgesetzt, nachdem das Flugzeug, schnell größer werdend, an Höhe verlor. Das Motorengeräusch schwoll an und alle Augen hingen gebannt am Flugzeug. Zwischenzeitlich war unter der Plexiglashaube der kleinen Kanzel auch bereits deutlich der Flugzeugführer, Feldwebel Schütze, zu erkennen. Fast sah es so aus, als wollte sich das kleine Flugzeug wie ein Raubvogel auf seine Beute stürzen. „ Rrrrrrrrh “ dröhnte das Motorengeräusch, immer größer und näher und wie es schien, immer schneller, schoss die Arado förmlich heran. Unwillkürlich zogen fast alle die Köpfe ein. Ein, zwei jüngere Seelords warfen sich sogar auf das frisch gereinigte Achterdeck.

      „Klack.“ Ein kurzer, trockener metallischer Ton und die abgerissene Antenne wirbelte durch die Luft, das Flugzeug zog steil hoch.

      „Uff… Donnerkeil –super gemacht-“ und ähnlich schwirrten die Kommentare. Auch der Kommandant, dem die Anspannung jetzt aus dem Gesicht wich, kommentierte: „Alle Achtung, das hat hingehauen.“

      „Allerdings“, bestätigte der LI ob der Erleichterung, dass die unter seiner Anweisung gefertigte Konstruktion gehalten hatte, was er und insbesondere Flugzeugführer und Beobachter sich davon versprochen hatten. Selbst Graf von Terra war beeindruckt: „Meine Herren, LI, das sollten Sie sich patentieren lassen. Oder vielleicht eher der gute Schütze, der ja wohl die Idee gehabt hat.“

      „Nun, nun, aber die Ausführung dieser technischen Meisterleistung, die ist ja weitgehend auf meinem Mist gewachsen“, beeilte sich der LI zu bemerken, „was sagen Sie, Herr Kaptän?“

      Waldau steckte sich ein Stäbchen an, nahm einen tiefen Zug und meinte, genüsslich den Rauch ausblasend: „Nun mal bloß keine unarische Hast, sich den größten Teil der Lorbeeren zu sichern, Kameraden. Alle Beteiligten haben ihr Bestes gegeben und das soll auch so sein. Alles was Schiff und Besatzung leisten, vollbringen wir auch gemeinsam und das meine ich auch so. Vom jüngsten Seelord bis rauf zum Kommandanten. IO, merken Sie vor, dass Schütze ob dieser Leistung fürs EK vorgeschlagen wird und der LI und seine Mannen bekommen pro Nase ebenfalls ein extra Bierchen.“

      Einige Tage später, Ende Januar 1940, kurz vor Dämmerungsbeginn.

      „Funkraum an Brücke, Dete-Gerät meldet Kontakt Steuerbord voraus.“ Die Meldung elektrisierte Bodo Graf Terra, den zurzeit wachhabenden IO. „Frage Entfernung?“

      Die Antwort kam sofort. „Am Rande der Ortungsgrenze, geschätzt mindestens 10 Meilen.“

      Terra nahm die Mütze ab, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, setzte die Pfeife erneut in Brand und murrte: „Wieso ist der Kommandant noch nicht da? Kurz vor Dämmerung ist er doch jeden Morgen auf der Brücke.“ In diesem Moment betrat der Korvettenkapitän die Brücke. „Was liegt an?“

      „Kontakt, Steuerbord voraus, Entfernung vermutlich an die 10 Seemeilen, Herr Kaptän“, meldete der IO seinem Kommandanten. „Soll ich Klarschiff zum Gefecht geben?“

      Der Kommandant nickte und sah zum Läufer Brücke. „Ordern Sie mal ne’ Kanne Kaffee und ne’ Dose Milch, Senftleben.“ In diesem Moment gellte auch das Klarschiff-Signal durch die Lautsprecher aller Räume und nach wenigen Augenblicken meldeten alle Stationen Gefechtsbereitschaft. Langsam wich die Dämmerung dem nächsten Tag und angestrengt starrten die Ausgucks, insbesondere die für den Steuerbordvorausabschnitt eingeteilten Mariner und die Brückenbesatzung durch die schweren Gläser. Der Kommandant hob den rechten Daumen und stieß diesen dreimal in die Höhe, worauf Bodo Graf von Terra das Brückentelefon abnahm: „ Krähennest, hier Brücke, Ortung Steuerbord voraus. Sofort Meldung, wenn Sie etwas ausmachen können.“ Die Minuten dehnten sich endlos. Waldau wollte gerade selbst zum Hörer greifen, als das Telefon summte. „Ausguck Krähennest an Brücke“, meldete sich der im obersten Mastkorb, dem sogenannten Krähennest sitzende Ausguck, „Sichtkontakt, hohe Aufbauten, offenbar großer Kasten, möglicherweise Passagierschiff.“ Der Kommandant nahm einen Schluck aus seiner zwischenzeitlich mit belebendem Kaffee, mit einem Schuss Dosenmilch, gefüllten Muck und meinte bedächtig, mit der linken Hand nach Glimmstängel und Feuer in der Tiefe der Hosentasche suchend: „Wecken Sie Spaß und Schütze, alles bereit machen zum Flugzeugstart. Hoheitszeichen überkleben und britische Kokarden anbringen. Wir tarnen als Bordflugzeug eines britischen Kreuzers. Slipeinrichtung vorerst nicht anbringen. Meldung, wenn Start erfolgen kann. Bis dahin folgen an äußerster Sichtgrenze. Der soll uns nicht zu früh mitkriegen!“

      Zwei Stunden später war es endlich so weit. Der Start des kleinen Bordflugzeuges gegen den leichten Südostwind klappte wie am Schnürchen. Die Maschine kreiste einmal über dem Schiff und bekam durch Winkspruch bestätigt, dass die deutschen Hoheitszeichen nicht, dafür die britischen Kokarden unter den Flächen umso besser, zu erkennen waren.

      „Achtung, da ist er.“ Schütze hatte vor seinem Vorgesetzten und Beobachter, Leutnant Spaß, das unter ihm dahinziehende Schiff bemerkt. Der Leutnant schaute in die angegebene Richtung und sah jetzt auch den immer deutlicher erkennbaren Dampfer. Auf dem Schiff hatte man offenbar von dem Flugzeug noch nichts bemerkt. Der Feldwebel legte die Maschine in eine leichte Kurve um sich dem Schiff nicht zu sehr zu nähern, in der Hoffnung, dass das Motorengeräusch zunächst noch nicht vernommen werden würde um erst einmal Klarheit über Schiffstyp und Nationalität zu erlangen.

      „Das ist Gottlob kein Passagierschiff, sondern ein großer Frachter mit Passagiereinrichtung“, meldete sich der Beobachter zu Wort. „Können Sie die Nationalität ausmachen, Schütze? Ahh, jetzt habe ich’s, ein Franzose, ja, da steht es auch, „ Yvonne La Porte.“

      „Der hat uns noch gar nicht mitbekommen“, ließ sich der Flugzeugführer vernehmen. „Schlage vor, wir drehen ab und machen Meldung.“

      „Ja, zurück zum Schiff.“

      Die „Chamäleon“ umkreisend gab Spaß kurz darauf mit der Signallampe die dort mit Spannung erwartete Nachricht durch. Kommandant und IO sowie der NO und der auf der Brücke anwesende Signalmeister lasen den Spruch gleichzeitig. Noch bevor der Signalmeister dem Kommandanten den Spruch mitteilen konnte, signalisierte dieser bereits durch Handbewegung, dass er verstanden habe.

      „Geben Sie zurück: Wassern!“ – zum IO gewandt: „LI wahrschauen, Flieger einsetzen, Slipanlage einbauen und Flugzeug enttarnen.“

      Eine knappe Stunde später, das Flugzeug war vom Bordkran aufgenommen, die Slipanlage installiert und Kommandant und IO instruierten nochmals die Flugzeugbesatzung: „Also, passt auf, der hat möglicherweise mehr als eine Funkantenne. Genau beobachten, ggf. auch die zweite Antenne möglichst kappen und vorbereitete Nachricht abwerfen. Nehmen Sie vorsorglich


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