Verlorene Geheimnisse des Betens. Gregg Braden

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Verlorene Geheimnisse des Betens - Gregg Braden


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Wenn wir die Beziehung zwischen Weisheit und Schmerz nicht kennen, kann uns das Ertragen von Schmerz sinnlos erscheinen, mitunter sogar grausam, und das Schmerzerleben kann lange andauern, da der Schmerzzyklus nicht begrenzt ist. Wie aber sollen wir uns so weit von den Verletzungen unseres Lebens distanzieren, dass wir die Weisheit hinter unseren Erfahrungen entdecken können?

      Wenn wir beispielsweise durch einen Verlust, Vertrauensbruch, Betrug oder Verrat, der uns noch bis vor einem Augenblick unmöglich erschien, erschüttert werden, wie sollen wir dann Zuflucht vor den eigenen Gefühlen finden, um anders – positiver – empfinden zu können? An dieser Stelle kommt die Kraft des Segens ins Spiel.

       Segen ist die Erlösung

      „Segen“ ist ein altes Geheimnis, das uns so weit von Schmerz befreit, dass wir ihn durch ein anderes Gefühl ersetzen können. Wenn wir die Menschen oder Dinge, die uns verletzt haben, segnen können, erreichen wir eine vorübergehende Unterbrechung des Schmerzzyklus. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Unterbrechung eine Nanosekunde oder einen ganzen Tag andauert. Unabhängig von der Dauer setzt das Segnen einen Prozess der Heilung und des Fortschreitens im Leben in Gang. Der Schlüssel liegt darin, dass wir für einen bestimmten Zeitraum von unserem Schmerz befreit werden, und zwar lange genug, um Platz für etwas anderes in unserem Herzen und in unseren Gedanken entstehen zu lassen. Dieses andere ist die Kraft der „Schönheit“.

       Schönheit ermöglicht den Wandel

      Durch die ältesten und heiligsten Traditionen werden wir daran erinnert, dass Schönheit in allen Dingen existiert, und zwar unabhängig davon, wie wir sie in unserem täglichen Leben auslegen.

      Schönheit ist immer um uns und stets präsent. Wenn wir unser Umfeld verändern, neue Beziehungen eingehen und an neue Orte ziehen, um unsere sich stetig verändernden Vorstellungen von Ausgleich und Harmonie zu befriedigen, sind die Pfeiler, auf die sich die dazugehörige Schönheit gründet, bereits vorhanden.

      Schönheit ist zum einen die bloße positive Beurteilung für Dinge, die unser Auge erfreuen, zum anderen wird Schönheit von weisen Kulturen als eine Erfahrung beschrieben, die unser Herz, unseren Verstand und unsere Seele berührt. Durch unsere Fähigkeit, Schönheit selbst in den „hässlichsten“ Momenten des Lebens wahrzunehmen, können wir eine Ebene erreichen, die es uns ermöglicht, unserem Schmerz eine neue Bedeutung beizumessen. Auf diese Weise wird Schönheit zu einem Auslöser, der uns eine neue Perspektive eröffnet. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass wir sie nur durch unsere Aufmerksamkeit zum Leben erwecken. Schönheit wird nur dann lebendig, wenn wir sie in unser Leben einladen.

       Die verlorene Art des Betens

      Wir werden konfrontiert mit Erlebnissen, die die Mauern unserer Empfindsamkeit erschüttern und uns als rationale und liebende Geschöpfe an die Grenze des Erträglichen bringen. Wie sollen wir angesichts von Krieg und Völkermord außerhalb unserer Landesgrenzen, aber auch angesichts der Differenzen und des Hasses in unserer eigenen Gemeinschaft, ein Gefühl von Frieden und Heilung empfinden können? Wir müssen eindeutig einen Weg finden, um den Kreislauf von Schmerz, Leid, Wut und Hass zu durchbrechen, wenn wir die Grenzen der Bedingungen, die unser Leben prägen, überschreiten wollen.

      In der Sprache ihrer Zeit haben uns die alten Kulturen genaue Anweisungen hinterlassen, wie wir genau das erreichen können. Sie vermitteln uns in den Überlieferungen, dass unser Leben nicht mehr und nicht weniger ist als ein Spiegel dessen, was sich in unserem Inneren abspielt.

      Der Schlüssel, um unser Dasein entweder als Schönheit oder als Schmerz zu erleben, liegt einzig und allein in unserer Fähigkeit, selbst zu diesen Qualitäten zu werden, und zwar in jedem Augenblick eines jeden Tages. Immer mehr wissenschaftliche Beweise untermauern die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit dieses alten und tiefen Wissens und auch die bedeutende Rolle, die jeder von uns als Beitrag zu Heilung oder Leid in unserer Welt spielt.

      Im ausklingenden 20. Jahrhundert bekräftigten Experimente, dass wir von einem Energiefeld durchflutet sind, das uns mit allen Ereignissen auf der Welt verbindet und unter anderem als Quantenhologramm oder Geist Gottes bezeichnet wird. Die Forschung hat gezeigt, dass die Gebete und Überzeugungen in unserem Inneren durch diese spezifische Energie in die Außenwelt getragen werden. Sowohl die Wissenschaft als auch die alten Kulturen behaupten dasselbe: Wir müssen die Umstände, die wir in der Außenwelt erleben wollen, zunächst selbst verkörpern. Wir finden die Anweisungen zu einer verlorenen Art des Betens, die uns bei der Umsetzung dieser Forderung hilft, verborgen an den abgelegensten und entferntesten Orten auf dieser Welt.

      Im Frühjahr 1998 hatte ich die Ehre, eine 22-tägige Pilgerfahrt durch die Klöster Zentraltibets zu leiten auf der Suche nach Hinweisen auf eine alte und vergessene Art des Betens – die Sprache für die Kommunikation mit dem besagten Feld, das alles miteinander verbindet. Die Mönche und Nonnen, die dort lebten, gaben mir die Anweisungen für eine Art des Betens, die der westlichen Welt bereits im 4. Jahrhundert aufgrund frühchristlicher Bibelauslegungen größtenteils verloren gegangen war.³ Diese „verlorene“ Art des Betens wurde über Jahrhunderte in den Texten und Traditionen der Bewohner des „Daches der Welt“ bewahrt. Sie bedient sich keiner Worte und basiert auch auf keinem sonstigen äußeren Ausdruck, sondern einzig auf Gefühl und Empfindungen.

      Genauer gesagt, lädt sie uns ein, so zu empfinden, als sei unser Gebet bereits erhört worden, anstatt uns machtlos und von der Hilfe einer höheren Macht abhängig zu fühlen. Neueste Studien belegen, dass es tatsächlich diese Qualität des Fühlens ist, die das besagte Feld „anspricht“, das uns mit der gesamten Welt verbindet. Durch Gebete des Fühlens werden wir dazu befähigt, uns aktiv an der Heilung unseres Lebens und unserer Beziehungen sowie an der Heilung unseres Körpers und der Welt zu beteiligen.

       Sein wie Engel …

      Um diese Art des Betens anwenden zu können, muss man die verborgene Kraft von Schönheit, Segen, Weisheit und Schmerz erkennen. Jede dieser vier Komponenten spielt eine wichtige Rolle als Teil eines größeren Zyklus, der es uns erlaubt, die tiefsten Verletzungen unseres Lebens zu fühlen, kennenzulernen, loszulassen und schließlich zu transzendieren. Ein unbenanntes Schriftstück, das vor nahezu 2000 Jahren über die Lehren Jesu berichtet, besagt, dass die Macht, sowohl unsere Welt als auch jegliche Hindernisse, die zwischen uns und dieser Macht stehen, zu verändern, in uns selbst liegt: „Die größte Schwierigkeit für Menschen besteht darin, wie Engel zu denken … und auch, wie Engel zu handeln.“4

      Das Gebet ist die Sprache Gottes und der Engel. Es ist auch die Sprache, die uns geschenkt wurde, um die Leiden des Lebens durch Weisheit, Schönheit und Gnade zu heilen. Ob wir heute aus dem Internet über die Kraft des Gebets erfahren oder aus einer Pergamentrolle des ersten Jahrhunderts, die Botschaft bleibt dieselbe. Zu akzeptieren, dass wir die Fähigkeit besitzen, eine solch universelle Sprache anzuwenden, mag sich als die größte Herausforderung unseres Lebens herausstellen. Gleichzeitig ist es aber die Quelle unserer stärksten Kraft. Wenn wir uns sicher sind, die Sprache des fühlenden Gebets bereits zu beherrschen, erwecken wir jenen Teil in uns, der uns nie mehr genommen werden kann, den wir niemals verlieren. Dies ist das Geheimnis der verlorenen Art des Betens.

      - Gregg Braden

      Taos, New Mexico

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