Mika und Co: Hallo, ich bin Mika! (Sonderedition). Jürgen Stahlbock
Читать онлайн книгу.Zack, mit dem Kopf ran und schon zappelt der Ball links oben im Netz!“ schwärmt Mika stolz. „Herr Schanz war sehr zufrieden mit uns. Der ist bei unseren Toren am Spielfeldrand rumgehüpft wie ein Känguru! Man muss übrigens auch gar nicht unbedingt ein Tor schießen! Die Hauptsache ist doch, dass die Mannschaft gewinnt!“, so Mika weiter.
„Ja, ja! Nun sei nicht sauer, dass ich gleich danach gefragt habe. Ich freu’ mich ja auch über dein Tor und euren Sieg! Ich bin hier gleich fertig. Wollen wir dann zusammen die Sportschau ankucken?“
„Ja, klar doch!“, ist Mikas Reaktion.
2 Mika kann
plötzlich lesen
[In memoriam Dr. Jürgen Reichen, † 2009]
Mika geht ja jetzt zur Schule. Sein sehnlichster Wunsch ist es, schnell lesen zu können. Er möchte nämlich alle Schilder auf seinem Schulweg, seine Bücher und natürlich das Fernsehprogramm lesen können. Sein Lehrer Weiß und seine Lehrerin Warmbold haben am ersten Schultag ein großes Poster mit Bildern und Buchstaben neben die Tafel gehängt. In kleiner Ausführung haben die Kinder das auch alle bekommen. Damit soll nun das Schreiben und später das Lesen gelernt werden. „In der anderen Klasse bei Herrn Illert spielen die immer Theater mit zwei kleinen Figuren! Die bringen jeden Tag einen neuen Buchstaben mit. Warum machen wir das nicht auch?“, möchte Mika wissen. Sein Lehrer beruhigt ihn und verspricht ihm und den anderen, dass sie bald lesen könnten und dass das Theater mit den beiden Figuren den anderen Kindern bestimmt bald langweilig werden würde.
„Wer viel schreibt, lernt schneller lesen!“, verspricht Lehrer Weiß. Also erfüllt Mika in der Schule immer zuerst seine Pflichtaufgabe im Schreiben. Die lautet: „Jeden Tag drei neue Wörter schreiben!“ Mika schreibt immer mindestens fünf. Heute wählt er diese Wörter aus: ‚fusbalschbil, schitsrichta, toa, elfmeta, 1wurf‘. Doch lesen kann er noch immer nicht. Auch am nächsten und übernächsten Schultag noch nicht. Er wird langsam ungeduldig, denn Merle kann schon lange alles lesen!
„Ich glaube, ich muss noch mehr schreiben“, überlegt Mika. Er schreibt jetzt nicht mehr nur Wörter, sondern schon richtige kleine Geschichten. Lehrer Weiß ist genauso begeistert wie Frau Warmbold. Sie kopieren die Geschichten sogar manchmal und zeigen sie den anderen Lehrern und Lehrerinnen. Auch im Internet – auf der Homepage der Schule – sind einzelne Schülergeschichten zu lesen. Stolz nimmt Mika seine Kopien mit nach Hause. Auch seine Großeltern bekommen einen Abzug. Omi Helga möchte, dass Mika ihr seine Geschichte vorliest:
„Das kann ich ja gar nicht lesen! Lies du mir das doch mal vor!“, fordert sie ihn auf.
Mika ist sehr traurig und enttäuscht.
„Das kann ich doch noch nicht! Lesen lern ich doch erst später!“, schluchzt er. Und dann fügt er böse an:
„Unsere Lehrer haben doch extra gesagt, dass wir nicht vorlesen sollen! Das weißt du doch!“
In der Schule klebt Lehrerin Warmbold jetzt seit ein paar Tagen immer Zettel an Wände, Tafel, Fenster, Schränke und auf Tische. Darauf stehen Wörter oder kurze Sätze. Die Mitschüler von Mika, die etwas davon lesen können, dürfen dann den Zettel mit nach Hause nehmen. Zu gerne hätte Mika auch einen solchen Zettel. Aber das klappt noch immer nicht mit dem Lesen. Merle, Jojo, Malte, Tim und noch ein paar andere Kinder seiner Klasse lesen schon alles. Sie erobern jeden Tag die Zettel. Frau Warmbold kommt kaum mit dem Schreiben nach.
Heute ist Freitag. Kurz vor Nikolaus. In der Schule bearbeitet die Klasse 1b eine Werkstatt zum Thema „Weihnachten“. Außerdem bekommt die Klasse jeden Tag eine eMail vom Weihnachtsmann. Der heißt Fiete. Er wohnt eigentlich in Liechtenstein. Nur in der Vorweihnachtszeit kommt er in die Nähe von Sonnfeld und erledigt hier mit seinen vielen Wichteln die Arbeiten für das bevorstehende Weihnachtsfest. Er hat noch viele Kollegen. Auch Weihnachtsfrauen gibt es schon. Aber das ist eine andere Geschichte. Mika sitzt gerade daran, Weihnachtswörter zu schreiben. Er hat schon ‚NIKOLAUS’ und ‚WAINARSMAN’ geschrieben, da bricht sein Bleistift ab. „So ’n Mist!“, denkt er und geht zum Anspitzen an den Papierkorb. Unterwegs bleibt er auf einmal stehen. Er schaut in Richtung Klassenschrank. Wohl eine Minute steht er so unbeweglich da. Dann sagt er zuerst leise, dann immer lauter: „Ich kann das da ja lesen! Ich kann das lesen. Das da kann ich lesen!“
Die anderen Kinder und seine Lehrerin horchen auf. Einige laufen zu ihm. Malte fragt:
„Was kannst du lesen?“
Mika ist ganz durcheinander.
„Das da am Schrank kann ich lesen!“
Frau Warmbold und alle anderen möchten nun wissen, was da denn auf dem Zettel steht:
„Na, Mika, das ist ja toll! Dann sag‘ mal, was da steht!“
„Da steht ‚AU—TO—BAHN’! Das kann ich lesen! Ich kann lesen!“
Mika nimmt den Zettel ab. Er ist außer sich vor Freude. Er hat einen Zettel ‚weggelesen’. Überall findet er jetzt Wörter, die er liest. Seine eigentliche Aufgabe hat er längst vergessen. Stolz wandert er im Klassenraum herum und liest und liest und liest. Zettel gibt es nicht mehr. Das ist ihm egal. Auf Büchern, Spielen und Kisten steht genug. So vergeht der Schulvormittag. Mika liest und liest. Seine Lehrer und seine Klasse freuen sich mit ihm. Manchmal geht er ihnen aber auch auf den Geist, wenn er ihnen immer wieder ihre Namen vorliest, die auf Heften oder Ordnern stehen.
Auch der Weg nach Hause hat es heute in sich. Malte, Merle und Mika gehen meistens zusammen. Sie müssen durch die Altstadt von Sandfeld vorbei an vielen Geschäften. Heute muss Mika natürlich überall stehen bleiben und lesen, lesen und lesen. Merle und Malte kennen das. Das war bei ihnen nicht anders am Tag, als sie plötzlich lesen konnten. Irgendwann wird es ihnen aber zu bunt. Merle hat eine Idee, wie sie Mika sogar zum Laufen bewegen kann:
„Mika! Möchtest du nicht deinen Eltern schnell zeigen, dass du jetzt auch lesen kannst?“
Und ob Mika will.
„Los, los!“, drängelt er die beiden.
Sie rennen los. Unten am langen Berg sagt Mika, dass er noch nicht mit hoch käme, er möchte zuerst noch schnell zu seinem Vater ins Geschäft laufen. Merle und Malte wollen aber lieber gleich nach Hause. Mika läuft trotzdem zu seinem Vater.
„Hallo Papa! ‚Per-sil’, ‚Aro-nal’, ‚Agfa’, ‚Kodak’, ‚Milupa’“, liest er laut.
Doch sein Vater reagiert nicht. Er sagt gar nichts, sondern geht zurück nach hinten in sein Büro.
„Du, Papa, hast du eben nichts gemerkt?“, fragt Mika, der seinem Vater gefolgt ist.
„Ja, doch, du hast mir ein paar unserer Waren genannt. Soll ich die etwa neu bestellen?“, lautet die Antwort.
„Oh, schade, mehr nicht? Ich hab dir doch die Namen vorgelesen. Ich kann seit heute lesen. Alles!“, erklärt Mika seinem Vater.
Der ist jetzt natürlich auch mächtig stolz auf seinen Sprössling. Er testet ihn noch ein wenig. Doch Mika besteht alle Tests, nur bei ein paar langen Wörtern hat er noch kleine Schwierigkeiten.
Bis zur Mittagspause bleibt Mika im Geschäft. Dann gehen Vater und Sohn gemeinsam den langen Berg hoch nach Hause zum Mittagessen. Unterwegs beweist Mika natürlich weiter sein Können:
„Sparkasse“, „Polizei“, „Schuh-Haus Bartels“, „Obst und Gemüse Hase“ „Milch“, „Am langen Berg“, liest er.
Sein Vater strahlt und freut sich mit ihm.
Zu Hause sitzen alle schon am Mittagstisch. Auch Omi und Opa.
„Na endlich kommt ihr. Das hat ja heute gedauert!“, sagt Mikas Mutter.
Sie füllt ihrem Sohn das Essen auf, doch der hat keinen Blick dafür. Mika schnappt sich lieber