Der letzte Funke Licht. Jana Pöchmann

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Der letzte Funke Licht - Jana Pöchmann


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Riley und ich gingen am Strand entlang und aßen Eis. „Avery, ich habe da mal eine Frage“, sagte Riley zu mir. Ich hatte schon so ein Gefühl, was sie mich jetzt fragen würde, jedoch sagte ich zu ihr: „Egal, was es ist, frag mich.“ Und setzte dabei ein gezwungenes Lächeln auf. Wie ich mir schon denken konnte, kam genau die Frage, von der ich gehofft hatte, sie nicht beantworten zu müssen: „Okay, also du hast ja zu uns in der Klasse gesagt, du seist von Ehringshausen hierher gezogen. Warum, wenn ich es wissen darf?“

      Ich biss mir auf die Zunge: „Ähm, also, … meine Mutter hatte vor drei Monaten einen Unfall und kam dabei ums Leben.“ Niclas ergriff als erster das Wort: „Das tut mir schrecklich leid, wenn wir irgendetwas für dich tun können … Eins musst du wissen: Obwohl wir dich nicht lange kennen, wir sind immer für dich da.“ Riley griff nach meiner Hand und drückte sie liebevoll: „Weißt du, unser Opa ist auch vor ein paar Monaten gestorben und er war immer für uns da. Nach seinem Tod dachten wir, das Leben hätte keinen Sinn mehr, aber unsere Familie war für uns da und hat uns geholfen, den Schmerz zu verkraften. Genauso wie unsere Familie uns geholfen hat, werden wir dir helfen.“ Ich war so dankbar, diese beiden kennengelernt und gerade an meiner Seite zu haben, aber eine wichtige Frage hatte ich ebenfalls. Nachdem ich mich bei ihnen für ihre Hilfsbereitschaft bedankt hatte und wir noch fünf Minuten am Deich entlanggelaufen waren, fragte ich: „Aber eins verstehe ich nicht. Ich bin ja neu in der Schule und ihr seid schon viel länger hier, warum wollt ihr eher etwas mit mir unternehmen als mit euren Freunden?“ Niclas guckte ein bisschen traurig und antwortete: „Wir haben nicht viele Freunde. Wir sind nicht so perfekt wie unsere Klassenkameraden … Als du kamst, hatten wir gehofft, dass wir vielleicht bei dir eine Chance als Freunde bekommen würden, denn du kamst uns direkt sympathisch vor und nicht so arrogant und eingebildet wie die meisten aus unserer Schule.“

      Wow, ich hatte eigentlich gedacht, dass die beiden echt beliebt wären, aber das hatte ich jetzt eher weniger erwartet. Natürlich war ich sehr gerührt von ihrem Geständnis. So quatschten wir noch ein bisschen. Ich erzählte den beiden etwas über Cass und meine Großmutter, über Sky und dass es mir immer schwer falle, Menschen zu vertrauen. Daraufhin sagte Riley zu mir: „Okay, wir spielen ein Spiel, damit du weißt, dass du uns vertrauen kannst.“ Sie war ganz aufgeregt: „Zuerst stehe ich in der Mitte von euch beiden, schließe meine Augen und lasse mich abwechselnd nach vorne und nach hinten fallen. Vorne fängt mich immer Niclas auf und hinten immer du. Nach einer Zeit wechseln wir, dann stellst du dich und dann Niclas sich in die Mitte. Dann kannst du dir nämlich sicher sein, dass du uns vertrauen kannst.“

      Ich fand es echt süß, dass Riley mein Vertrauen gerne gewinnen mochte und stimmte deshalb zu. Das Spiel machte echt Spaß und kein einziges Mal ließ mich einer der anderen fallen. Als wir alle einmal in der Mitte gewesen waren, legten wir uns lachend auf die Dünen. Es war schon halb sechs. Ich musste jetzt schon gleich gehen. Da Riley und Niclas darauf bestanden, mich nach Hause zu begleiten, nahmen wir uns alle noch schnell ein Eis mit und machten uns auf den Weg. Als wir vor meiner Haustür standen, verabschiedeten wir uns. „Es hat sehr großen Spaß gemacht, ich hoffe, das können wir bald wiederholen“, sagte Riley zu mir und umarmte mich. Niclas gab mir ein High Five und sagte: „Bis morgen in der Schule.“ Ich verabschiedete mich auch mit einem „Bis morgen“ und schloss die Tür auf. Als ich drinnen war, stieg mir der Geruch von Toast in die Nase. Obwohl ich schon zwei Kugeln Eis gegessen hatte, hatte ich immer noch Hunger. Ich zog meine Schuhe schnell aus, ging in die Küche und begrüßte meine Großmutter und Cass. Die beiden umarmten mich und ich nahm mir eine Scheibe Toast aus dem Toaster und bestrich sie mit Butter und Nutella. Das schmeckte köstlich.

      Später, um circa sieben Uhr, spielte ich mit Cass Mau-Mau und rief noch einmal Sky an. Es klingelte … Nach dem fünften Klingeln ging sie endlich ran. „Hallo“, begrüßte sie mich, „wie war dein erster Schultag?“ „Hi, eigentlich ganz in Ordnung“, sagte ich, um sie ein bisschen auf die Folter zu spannen.

      „Na sag schon, ich will jedes Detail erfahren. Hast du schon ein paar hotte Jungs kennengelernt?“ Das klang ganz nach Sky. Ich war froh, ihre Stimme zu hören. Also erzählte ich ihr nach und nach von Niclas und Riley, von unserem Treffen, von Jack und Knox und Grace. Wir plauderten noch ein bisschen über Sky´s Tag und danach verabschiedeten wir uns. Ich las noch ein bisschen in meinem Buch und fiel danach in einen unruhigen Schlaf.

       Vor mir stand ein Mann, ich würde ihn um die 45 schätzen. Er ähnelte mir sehr: wir hatten die gleichen Gesichtszüge, die gleiche Haar- und Augenfarbe. Das war sehr beängstigend. Der Mann kam auf mich zu und sagte mit einer angenehm weichen Stimme zu mir: „Nimm dich vor ihnen in Acht, ich habe dich verlassen, da ich keine andere Wahl hatte, ich bin aber immer für dich da, genauso wie das Licht.“

      Kapitel 7

      Als ich am nächsten Morgen sehr früh aufwachte, war ich schweißgebadet. Ich hatte diesen beängstigenden Traum wie in Dauerschleife zigmal hintereinander geträumt. Mein Wecker ging eigentlich erst in einer halben Stunde, aber da ich wahrscheinlich gar nicht mehr einschlafen konnte, machte ich mich schnell im Bad fertig und ging in die Küche, um zu frühstücken. Es war seltsam, im Haus zu sein, wenn niemand wach war. Es war so still und ein kleines bisschen gruselig.

      Zehn Minuten später hörte ich endlich die Tür eines Schlafzimmers aufgehen. Eigentlich dachte ich, dass meine Großmutter in die Küche kommen würde, aber es war Cass, der in seinen Hausschuhen verschlafen aus seinem Zimmer schlurfte. „Hey, du Schlafmütze“, begrüßte ich ihn: „Konntest du auch nicht mehr schlafen?“

      Er nahm sich ein Glas Wasser, bevor er antwortete: „Ich hatte Durst.“ Na, das war aber eine kurze Antwort. Da wir ohnehin noch Zeit hatten, bevor wir in die Schule mussten, schlug ich Cass vor, eine Runde Mau-Mau zu spielen. Er liebte dieses Spiel und es half immer, wenn er schlechte Laune hatte, so wie jetzt.

      „Mau-Mau, schon wieder gewonnen“, rief Cass, als unsere Großmutter in die Küche kam. „Na warte, in der nächsten Runde nach dem Mittagessen heute, werde ich gewinnen“, gab ich zurück und wuschelte ihm durch die Haare. „Das werden wir ja sehen“, sagte er grinsend, bevor er zu unserer Großmutter ging und sie umarmte. „Guten Morgen“, sagte sie zu uns und ich stand ebenfalls auf, um sie zu umarmen. Sie fragte uns: „Seit wann seid ihr denn schon wach?“ Daraufhin antwortete ich mit einem Gähnen: „Ich konnte vor einer halben Stunde nicht mehr schlafen und da bin ich in die Küche gegangen.“

      „Und danach kam ich, da ich Durst hatte, wollte aber dann, anstatt wieder zu schlafen, mit Ave Karten spielen“, beendete Cass meine Erzählung.

      Eine knappe Stunde später saß ich in meiner Klasse und wartete darauf, dass Niclas und Riley kommen würden. Kaum dachte ich an die beiden, wurde die Tür aufgerissen und sie kamen herein.

      „Ich habe dir doch gesagt, auch wenn du auf mich wartest, kommen wir noch pünktlich“, sagte Riley in dem Moment zu Niclas, als die beiden sich auf ihre Stühle setzten. „Hi, ihr seid aber gerade so pünktlich“, sagte ich aus Spaß, um Riley ein bisschen aufzuziehen. Diese sagte mit gespielter, strenger Stimme: „Aber trotzdem noch pünktlich. Solange wir vor dem Lehrer drinnen sind, ist alles okay.“

      Wenige Minuten später kam auch schon Herr Miloski, unser Englischlehrer, in die Klasse. Er wünschte uns schnell einen Guten Morgen und erzählte, dass wir alle in Zweiergruppen eingeteilt würden, um ein Plakat anzufertigen und vorzustellen. „Diese Gruppen werden aber ausgelost und Partner tauschen ist verboten“, betonte er noch einmal, bevor er die ausgelosten Gruppen der Reihe nach vorlas: „Jack und Nick, Riley und Anne, Niclas und Michael, … Grace und Luca und als letzte Gruppe Knox und Avery. Oh mein Gott, das konnte nicht wahr sein. Da hätte ich doch lieber mit Jack zusammengearbeitet als mit Knox. „Bitte fangt jetzt in der Stunde schon einmal an, den Vortrag vorzubereiten und wehe, ich sehe jemanden, der das Handy nicht für Recherche benutzt, sondern irgendetwas anderes damit macht“, warnte uns Herr Miloski.

      „Na toll. Womit fangen wir an?“, hörte ich plötzlich eine genervte, dunkle Stimme neben mir. Ich drehte mich um und es war natürlich Knox. Wer auch sonst konnte einen mit nur einem Kommentar so zur Weißglut bringen. „Wenn du willst, kannst du dich auch zu deiner ach so tollen Grace begeben und einfach mit ihr


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