Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021. A. F. Morland
Читать онлайн книгу.ruhelosen Augen suchten nach einem Ausweg aus dieser gefährlichen Situation. Er spürte, wie sein Mund trocken wurde.
„Pfoten hoch!“, wurde ihm befohlen.
„Hören Sie, was soll das?“
„Schnauze! Nimm die Hände hoch, aber ein bisschen plötzlich!“
Dodge war zwar kein Feigling, aber angesichts dieser drei auf ihn gerichteten Maschinenpistolen erschien es ihm doch angeraten, zu gehorchen. Die Gangster hielten ihre Knarren bestimmt nicht nur zur Verzierung in den Händen. Sie würden sie benützen, wenn sie dazu gezwungen wurden.
Langsam hob Dodge die Hände. „Das wird euch noch mal leid tun!“
„Mach dir um uns keine Sorgen“, sagte der Wortführer der drei „Greise“.
„Früher oder später wird man euch erwischen, und dann ...“
„Quatsch keine Opern! Dreh dich um!“
„Was habt ihr vor?“
„Das wirst du gleich erleben.“ Dodge schluckte trocken. Er konnte sich vorstellen, was sie nun mit ihm machen würden. Ihm brach der Schweiß aus allen Poren. Bestenfalls würden sie ihn niederschlagen. Wenn es für ihn aber ganz schlimm kam, dann würden sie ihm in den Rücken schießen.
Er zögerte deshalb, dem Befehl nachzukommen. Da packte ihn einer der Maskierten brutal und riss ihn herum. Unwillkürlich schloss Richard Dodge die Augen. Er wartete mit angespannten Nerven auf das Geknatter der MPis.
Aber er hatte Glück im Unglück. Die Gangster schlugen ihn nur bewusstlos und warfen ihn in die Büsche. Einer von ihnen kletterte in den Truck und fuhr damit davon. Die beiden andern manövrierten den Lincoln aus dem Straßengraben und brausten in Richtung New York City ab.
Die ganze Angelegenheit hatte nicht länger als fünf Minuten gedauert.
2
Ein Ziehen im Kopf weckte den Truck-Driver. Benommen drehte er sich auf den Rücken. Er brauchte eine Weile, bis seine Erinnerung halbwegs wieder einsetzte. Überfall! Er war überfallen worden. Zum ersten Mal in seinem Leben. Seit zehn Jahren führte er nun schon ein Leben auf der Achse, und noch nie war ihm so etwas passiert. Er hatte sich schon eingeredet, es würde immer nur die anderen treffen.
Doch diesmal hatte der Blitz bei ihm eingeschlagen, und er empfand es als eine Schande, dass er sich von diesen Gangstern so leicht hatte hereinlegen lassen.
Mühsam stand er auf. Sein Gleichgewichtssinn war noch ein wenig gestört. Er stand unsicher auf den Beinen. Grimmig teilte er die Zweige der Büsche auseinander.
Vor ihm: gähnende Leere. Der Truck war ebenso weg wie der Lincoln. Dodge versuchte, sich an das Kennzeichen des Gangsterwagens zu erinnern. Er hatte es zwar mit einem Blick gestreift, aber es war nicht in seinem Gedächtnis haften geblieben.
Verdammt, wie hätte er auch wissen sollen, dass das noch mal wichtig sein könnte? Er tröstete sich damit, dass der Lincoln wahrscheinlich geklaut gewesen war. Und wenn nicht, dann war das Nummernschild garantiert falsch gewesen.
Wütend stampfte er durch den Straßengraben und gelangte auf die Fahrbahn. Wenn die schwarzen Bremsspuren nicht gewesen wären, hätte er meinen können, alles nur geträumt zu haben.
Er massierte seinen schmerzenden Nacken. Errol Cabot, der Mann, für den er arbeitete, würde sich über die Nachricht nicht gerade freuen. Erst vor ein paar Tagen war einer von Cabots Trucks restlos ausgeräumt worden.
Und nun hatten die Gangster schon wieder zugeschlagen. An den Fahrzeugen waren sie nicht interessiert, nur an der Ladung. Die Trucks - auch Fahrzeuge anderer Frachtunternehmer waren bereits überfallen worden - fanden sich zumeist in abgelegenen Gegenden wieder.
Richard Dodge marschierte los. Er musste jetzt so schnell wie möglich zu einem Telefon kommen. Als er etwa fünfhundert Yards zurückgelegt hatte, vernahm er das Motorgeräusch eines Wagens.
Er blieb stehen und wandte sich um. Mit beiden Händen wedelte er, als er einen roten Mustang erblickte. Er hatte Glück. Der Fahrer hielt an.
Auch einer von der Sorte, die noch an das Gute im Menschen glauben, dachte Dodge.
Der Fahrer war der typische Vertreter. Elegant gekleidet. Korrekt frisiert. Im Fond eine Menge Musterkoffer.
„Ich bin überfallen worden!“, sagte Dodge hastig. „Würden Sie mich bis zur nächsten Tankstelle mitnehmen?“
„Selbstverständlich. Steigen Sie ein.“
Der Fahrer des Mustang beugte sich zur Seite und öffnete für Richard Dodge die Tür. Sobald Dodge die Tür neben sich ins Schloss geworfen hatte, fuhr der Mustang wieder an.
„Von wem wurden Sie überfallen?“
„Es waren drei verdammte Gangster“, knurrte Dodge. „Ich war mit meinem Truck unterwegs. Sie haben mich mit Maschinenpistolen bedroht und bewusstlos geschlagen.“
„Die Zeiten auf Amerikas Straßen werden immer unsicherer.“
„Deshalb ist es Ihnen hoch anzurechnen, dass Sie mich trotzdem mitnehmen. Sie konnten nicht wissen, ob ich nicht die Absicht hatte, über Sie herzufallen.“
„Sie haben recht. Das weiß man nie. Aber ich verlasse mich in solchen Situationen stets auf meine Menschenkenntnis. Sie sahen nicht aus, als hätten sie etwas Böses vor. Natürlich kann ich mich auch einmal irren.“
„Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen das erspart bleibt.“
Wenige Augenblicke später erreichten sie eine Texaco-Tankstelle. Dodge bedankte sich für die Hilfe und steuerte sofort die Telefonzelle an, um seinem Chef mitzuteilen, was geschehen war.
3
Errol Cabot war ein Selfmademan. Es gab nur wenige von seiner Sorte. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, hatte er es in zwanzig harten Arbeitsjahren zu einer ansehnlichen Truck-Flotte gebracht.
Angefangen hatte er mit Schulden und einem alten klapperigen Lastwagen. Er hatte selbst hinter dem Steuer gesessen und war Tag und Nacht gefahren, um sich nach oben zu arbeiten.
Die Schulden waren bald getilgt. Der klapperige Lastwagen wurde durch einen zuverlässigeren Truck ersetzt. Zum ersten Truck kam bald ein zweiter und ein dritter.
Man wurde in New York auf die Zuverlässigkeit des Unternehmens aufmerksam, und Errol Cabots Firma erhielt immer umfangreichere Aufträge, die alle prompt erledigt wurden.
Auf diese Weise machte sich Cabot einen Namen, der heute in der Branche ein Begriff geworden war.
Nach Richard Dodges Anruf knallte er den Hörer wutentbrannt in die Gabel und sprang auf. Er eilte um seinen großformatigen Schreibtisch herum. Ein großer Mann mit grauen Schläfen, scharf geschnittenen Zügen und dunklen Augen. Achtundvierzig war er, und er hatte kräftige Hände, mit denen er immer noch ohne Scheu zupackte, wenn es erforderlich war.
Tennessee Brooks, der Fuhrparkleiter, befand sich bei ihm im Büro. Brooks war breitschultrig, etwas kleiner als Cabot, und hatte ein gebrochenes Nasenbein - ein Andenken an einen Autounfall, wie er sagte.
„Zum zweiten Mal vergreifen sich diese verfluchten Gangster an meinen Transportern!“, tobte Errol Cabot. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Schreibzeugtasse hüpfte.
Brooks’ Augen weiteten sich erstaunt. „Ist nicht wahr!“
„Leider doch.“ Cabot berichtete ihm, was er soeben von Richard Dodge erfahren hatte.
Brooks schüttelte entrüstet den Kopf. „Diese Mistkerle! Diese gottverdammten Mistkerle! Sie müssen die Polizei verständigen, Sir.“
„Das tut Dodge bereits.“ Cabots Brauen zogen sich zusammen. „Ich lasse mir das nicht bieten. Ich werde