Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021. A. F. Morland

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Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021 - A. F. Morland


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vermutlich meine ich das, denn über meine Tage wachst ja du.“

      „Ich würde auch über deine Nächte wachen, wenn du es zuließest“, sagte June.

      „Erinnere mich noch mal daran, wenn ich alt und gebrechlich bin, okay?“

      Junes Augen verengten sich. „Du warst mit einem Mädchen aus. Die ganze Nacht!“

      „Falsch. Ich war mit einem Mann aus.“

      „Schämst du dich nicht?“

      „Es war Toby Rogers.“

      „Ach so.“

      Bount grinste schief. „Der Captain wollte mich unbedingt unter den Tisch trinken.“

      „Und?“

      „Er ist Zweiter geworden.“

      „Und du willst ein erwachsener Mann sein, den man ernst nehmen soll. Schämst du dich denn nicht?“

      Bount feixte. „Wie oft soll ich mich denn noch schämen?“

      „Ich koche dir jetzt starken Kaffee, das wird dich wieder auf die Beine bringen.“

      „Dann bin ich besser dran als Toby, denn der feiert heute - was nur alle Jubeljahre einmal vorkommt - krank.“

      Bount trank sein Alka Seltzer. Nachdem er auch Junes Kaffee, mit dem man Tote zum Leben erwecken hätte können, getrunken hatte, fühlte er sich tatsächlich besser. Aber er war weit davon entfernt, sich nun gleich Hals über Kopf in die Arbeit stürzen zu wollen.

      Dennoch blieb ihm das nicht erspart, denn als June March wieder sein Allerheiligstes betrat, sagte sie: „Draußen ist jemand, der dich sprechen möchte.“

      „Jemand vom Finanzamt?“

      June schüttelte den Kopf. „Sein Name ist Errol Cabot. Er ist Frachtunternehmer. Bist du schon in der Lage, mit ihm zu reden?“

      „Ich kann’s ja mal versuchen. Schick ihn herein.“

      June ging. Statt ihr trat Errol Cabot ein. Bount erhob sich.

      „Guten Morgen, Mister Reiniger.“

      „Was kann ich für Sie tun, Mister Cabot?“ Bount bot dem Frachtunternehmer Platz an.

      „Ich bin sicher, Sie wissen, dass sich in letzter Zeit Überfälle auf Trucks mit wertvoller Ladung häufen“, begann Errol Cabot.

      Bount wusste in der Tat davon. Er hatte die Berichte aufmerksam in den Zeitungen verfolgt.

      „Dreimal“, führ Cabot fort, „wurden nun auch schon Trucks, die mir gehören, überfallen. Ich weiß nicht, was die anderen Frachtunternehmer dagegen zu tun gedenken. Es interessiert mich ehrlich gesagt auch nicht. Ich weiß nur, dass ich mir das nicht bieten lasse. Man hat mich geschlagen. Und ich schlage zurück. Ich gehöre nicht zu denen, die immer wieder auch noch die andere Backe hin halten.“

      „Ich nehme an, die gestohlene Ladung war versichert.“

      „Selbstverständlich war sie das.“

      „Finanziell gesehen erwächst Ihnen aus den Überfällen also kein Schaden.“

      „Das stimmt nicht ganz, Mister Reiniger“, widersprach Errol Cabot. „Wenn täglich weitere Trucks überfallen werden, werden sich die Firmen, mit denen ich zusammenarbeite, andere Transportmöglichkeiten suchen, und dann habe ich sehr wohl Schaden. Aber davon abgesehen, muss gegen die herrschenden Zustände etwas unternommen werden. Meine Fahrer haben Angst. Einer von ihnen wurde gestern Abend schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Durchsiebt von mehreren Kugeln. Es ist ein Wunder, dass Paul Carson überhaupt noch lebt. Die Ärzte zweifeln an seinem Durchkommen. So darf das nicht weitergehen. Deshalb bin ich hier. Ich möchte, dass Sie diesen Gangstern das Handwerk legen.“

      „Haben Sie eine Vermutung, weshalb Paul Carson niedergeschossen wurde?“, fragte Bount.

      „Er wird sich geweigert haben, den Gangstern den Truck zu überlassen. Sie treten immer als Greise maskiert auf. Vielleicht hat er einem von ihnen die Maske heruntergerissen. Zuzutrauen wäre das Carson. Eine MPi kann ihn nicht einschüchtern.“

      Bount fragte, in welchem Krankenhaus Carson lag. Er schrieb sich den Namen auf.

      „Ich zahle jedes Honorar“, sagte Cabot.

      Bount lächelte. „Das entspricht nicht meinen Geschäftspraktiken, Mister Cabot. Sie bezahlen das gleiche wie jeder andere Klient. Das sind zweihundert Dollar pro Tag, Spesen extra.“

      „Einverstanden“, sagte Cabot sofort und nickte.

      „Können Sie einen Truck-Driver gebrauchen?“, erkundigte sich Bount Reiniger.

      „Wissen Sie mit einem solchen Unikum umzugehen?“

      „Ich bin auf der Ladefläche eines Lastwagens zur Welt gekommen, und meine Mutter hat mich mit Benzin aufgezogen“, erwiderte Bount lächelnd. „Erwarten Sie mich im Laufe des Vormittags in Ihrem Büro. Ich werde mich offiziell bei Ihnen um den Job bewerben. Und ich werde mich Bruce Sheridan nennen. Bruce Sheridan! Nicht vergessen.“

      „Nein, nein, das geht schon klar“, sagte Cabot.

      „Besser, Sie sprechen mit niemandem darüber. Es könnte sein, dass die Gangster eine Verbindung zu Ihrer Firma haben.“

      „Niemand wird davon erfahren, was wir beide in die Wege leiten. Nicht einmal meine Tochter Celestine.“

      „Dann bis später“, sagte Bount und reichte Errol Cabot die Hand.

      Der Frachtunternehmer verließ den Raum. Kaum war er weg, da erschien June March wieder. „Was tut sich?“

      „Du wirst die Geschäfte hier eine Weile allein führen müssen.“

      „Verreist du?“

      „So könnte man es nennen. Mit einem Truck. Ich werde mich von Errol Cabot als Truck-Driver einstellen lassen.“

      „Wegen dieser Überfallserie?“

      „Kluges Köpfchen.“

      „Kann ich dir irgendwie zur Hand gehen?“, fragte June. Sie mischte bei Bounts Fällen gern mit, doch er trachtete stets danach, sie aus der Schusslinie zu halten, weil sie ihm zu kostbar war und er sie nicht verlieren wollte.

      „Du hältst hier die Stellung. Das ist alles, was du im Augenblick für mich tun kannst“, sagte Bount Reiniger und begab sich nach nebenan in sein Apartment, um sich umzuziehen, denn mit Krawatte und Anzug konnte er keinen Truck-Driver spielen.

      6

      Der Mann, dem Paul Carson die Maske vom Gesicht gerissen hatte, hieß Charles Marcuse. Ein Verbrecher übelster Sorte. Er hatte mehrmals bei Errol Cabot als Fahrer ausgeholfen, und von der Zeit her kannte ihn Carson. Das war auch der Grund gewesen, weshalb er ihn sofort niedergeschossen hatte. Es durfte keinen Augenzeugen geben.

      Marcuse hatte eine lange rote Narbe an seiner rechten Wange. Das rechte Auge hing etwas tiefer. Dass er damit noch sehen konnte, verdankte er einer Meisterleistung der Ärzte, die ihn nach einer Schlägerei zusammenflickten.

      Er saß in seiner Stammkneipe und hatte einen Whisky vor sich stehen. Das Girl, das neben ihm saß, war üppig und willig. Für einen Drink war sie für jeden zu haben. Er wusste das, hatte ihr den Drink bereits spendiert und wollte sie nun in seine Bude abschleppen, wo er mit ihr einen Großteil des Vormittags zu verbringen beabsichtigte.

      Aber ein Anruf machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er hatte den Drink umsonst investiert.

      „Charles!“, rief der Wirt, ein dicker Kerl mit Froschaugen.

      „Ja?“

      „Telefon für dich!“

      Marcuse


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