Imaginäre Körperreisen. Sabine Fruth
Читать онлайн книгу.und picken sich genau die Elemente heraus, die in die Sammlung hineinpassen. Fühlen Sie sich völlig frei in der Kombination von Ihrem bereits vorhandenen kompetenten Wissen mit neuen Elementen aus diesem Buch. So werden sich viele – ganz individuelle – Körperreisen-Therapeuten entwickeln, die alle in ihrer Vorgehensweise einzigartig sind.
Nun dürfen Sie gespannt sein, wohin die Reise führen wird. Vertrauen Sie dabei auf die sicheren und kreativen Impulse Ihres Unbewussten. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Entdecken und Ausprobieren neuer Wege.
2 Das Vorgespräch
Bevor die eigentliche therapeutische Arbeit beginnen kann, wird der Klient bestmöglich darauf vorbereitet. Ich bevorzuge dafür ein persönliches Gespräch. Manchmal ist aus organisatorischen Gründen ein Telefonat die praktikable Alternative. Der Klient sucht Sie auf und benennt als Anlass in der Regel seine Probleme. Diese können somatischer oder psychischer Natur sein. Er möchte seine Symptome »wegbekommen«. Gerade bei der Anwendung von Hypnosetechniken kommen viele Klienten mit dem Wunsch, dass die Beschwerden »weghypnotisiert« werden. Solche Vorstellungen können Sie aufgreifen und relativieren. Das Vorgespräch dient dazu, eine gute Arbeitsbeziehung anzubahnen und über Ihre Arbeit aufzuklären.
2.1 Die Auftragsklärung
Vor einer Therapie gilt es zu erfragen, was der Klient erreichen möchte. Lenken Sie den Fokus vom Problem hin zum Ziel. Dieses Ziel mit positiven Begriffen beschreiben zu können ist seine erste Aufgabe. Es reicht nicht, wenn der Klient mitteilt, dass der Schmerz »weg sein« soll. Für den Therapeuten ist es hilfreich zu erfragen, was in Zukunft stattdessen »da sein« soll. Wie wird es sein, wenn der Schmerz weg ist? Wie wird sich der Alltag des Klienten verändern?
Für Ihre therapeutische Beziehung ist die präzise Auftragsklärung unabdingbar. Oftmals ist die positive Formulierung des Ziels erst in der nächsten Sitzung möglich. Bei vielen Klienten löst die Frage danach bereits unbewusste Lösungsansätze aus. In manchen Fällen ist eine völlige Auflösung der Symptome unrealistisch. Dann können Sie die realistischen Teilziele gemeinsam erarbeiten.
Im Vorgespräch geht es darum, einen guten Rapport aufzubauen – das bedeutet eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Klienten. Ein gesprochenes Wort transportiert Informationen auf der bewussten Ebene. Gleichzeitig wird aber auch auf unbewusster Ebene kommuniziert, sodass der Klient wahrnimmt, ob er Ihnen vertrauen kann. Das Vorgespräch lässt sich sehr gut für diesen Rapportaufbau nutzen.
Praxis
THERAPEUT Was möchten Sie erreicht haben, wenn wir mit unserer Arbeit fertig sein werden?
Hilfreiche Fragen sind:
THERAPEUT Was wird sein, wenn der Schmerz aufgelöst wurde … was wird stattdessen wahrnehmbar sein? … Wie genau wird Ihr Alltag dann sein? … Wie wird Ihr Umfeld auf eine Besserung der Symptome oder gar eine Genesung reagieren?
Eine effektive Hausaufgabe zur ersten Therapiesitzung kann sein:
THERAPEUT Ich bitte Sie, bis zu unserer ersten Sitzung an dieser Frage zu arbeiten. Ich werde Sie dann bitten, ganz genau zu beschreiben, was Ihr Ziel ist. Wie soll es sich anfühlen, wenn das erreicht sein wird? Und wie lautet mein Auftrag für unsere gemeinsame Arbeit?
Es handelt sich bereits um einen therapeutischen Schritt, wenn sich der Klient in diese Zukunftsvision hineinfühlen kann.
Manfred Prior (2016) hat in seinem Buch Beratung und Therapie optimal vorbereiten: Informationen und Interventionen vor dem ersten Gespräch hervorragend beschrieben, wie Sie das Vorgespräch bestmöglich führen können.
2.2 Aufklärung über die Imaginären Körperreisen
Jeder Klient sollte über die Arbeitsweise seines Therapeuten ausgiebig aufgeklärt werden. Zum einen gilt es, über die Grundsätze der hypnotherapeutischen Arbeit zu sprechen. Zum anderen werden auch die Imaginären Körperreisen als Methode vorgestellt.
Es ist interessant zu erfahren, was der Klient an Vorwissen mitbringt. Die Erklärungen werden dann dem Wissensstand und Sprachgebrauch des Klienten angepasst. Viele Menschen haben noch immer die Praktiken der Show-Hypnose im Hinterkopf, von der wir uns klar distanzieren müssen. Das ist für die vertrauensvolle Arbeit unabdingbar. Erklärende Beispiele von Alltagstrancen und mentalem Training von Sportlern sind gut geeignet, um auf bekannte Trancephänomene zurückzugreifen. Die Einbeziehung praktischer Beispiele hilft zu beschreiben, was ein Trancezustand ist. Als Vergleich zur Trance in einer Hypnose können Sie einen Zahnarztbesuch und eben die Show-Hypnose heranziehen. Es ist entlastend, dem Klienten die Unterschiede zwischen der tiefen Trance einer zahnärztlichen oder Show-Hypnose und den Tranceformen in der psychotherapeutischen Arbeit zu verdeutlichen. Dabei ist es besonders wichtig, auf die Befürchtungen der Klienten einzugehen. Oft spielt Angst vor Kontrollverlust eine große Rolle. Der Hinweis, dass der Klient in der gemeinsamen Arbeit die Kontrolle über sich behalten darf, wirkt sehr entlastend.
Die Imaginären Körperreisen selbst lassen sich als eine Methode beschreiben, bei der der Klient einen Zugang zu den unbewussten Vorgängen in seinem Körper bekommt. Daraufhin kann er mit diesem symbolischen Bild in Kontakt treten und individuell damit arbeiten.
Weiterhin mache ich deutlich darauf aufmerksam, dass nicht ich den Klienten heile, sondern er sich selbst. Ob eine Heilung oder eine Verbesserung der Symptome überhaupt möglich ist, entscheidet ebenfalls der Klient selbst. Bewahren Sie sich vor Heilungsversprechen! Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist vorrangig das Unbewusste des Klienten.
Ich sehe die Rolle des Therapeuten als die eines Wegbegleiters. Er ist für den sicheren Rahmen der Sitzungen verantwortlich. Weiterhin stellt er sein kompetentes Wissen zur Verfügung. Erklären Sie vor der ersten Sitzung, wie eine Körperreise aussehen wird. Wichtig ist, dass der Klient seine individuellen Bilder entwickeln kann. Er ist eigenverantwortlich für den Inhalt und dessen Weiterentwicklung, inklusive der Lösungen.
Mit einer Metapher aus der Schifffahrt beschreibe ich es folgendermaßen:
Der Therapeut übernimmt die Lotsenfunktion. Er zeigt die möglichen Wege auf und macht auf Untiefen aufmerksam. Der Klient als Kapitän des Schiffes steuert dieses. Er ist auch für die Geschwindigkeit zuständig und entscheidet, ob er den Empfehlungen des Lotsen folgen möchte. Ebenso kann er rückwärtsfahren, stehen bleiben oder Ratschläge ignorieren und auf eine Sandbank aufsetzen. Je sicherer er sich mit dem Lotsen fühlt, umso mehr wird er diesem vertrauen. Die Verantwortung für das Schiff bleibt aber stets beim Kapitän. Der Lotse hingegen ist verantwortlich für seine Kenntnisse über die Gewässer, in denen er seine Hilfe anbietet.
Praxis
THERAPEUT Sie kennen Alltagstrancen, in denen auch Sie unbewusst agieren. Wenn Sie zum Beispiel eine Ihnen bekannte Strecke mit dem Auto fahren, lenken und schalten Sie unbewusst. Sie sind in einer Autofahrtrance. Die Gedanken können mit etwas ganz anderem beschäftigt sein. Am Ziel angekommen können Sie sich meist nicht erinnern, an welchen Orten Sie vorbeigekommen sind, ob Sie überholt haben oder nicht …
Die Beschreibung eines Fahranfängers dagegen, der noch nachdenken muss, wenn er fährt, ist allen Autofahrern in bester Erinnerung.
THERAPEUT Im Sport sind Trancearbeiten ebenfalls weit verbreitet. Denken Sie an Wintersport, wenn ein Rennrodler vor dem Start mit geschlossenen Augen zu sehen ist. Er steht dort versunken und geht mental das Rennen durch. Sie können sogar seine Bewegungen beobachten. Er fährt vor seinem inneren Auge die Strecke runter. Ähnlich werden Sie sich bei Ihrer Körperreise fühlen.
Ergänzend sind ein paar Worte zur Symbolarbeit hilfreich.
THERAPEUT Alles, was in Ihren inneren Bildern vom Körper sichtbar