Grundbegriffe der Philosophie. Группа авторов

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Richtigkeit der Prämissen die seiner Konklusion garantieren sollte. Dies ist bei einem A. der Fall, dessen Konklusion deduktiv aus den Prämissen folgt. Doch in vielen A. stützen die Prämissen die Konklusion nur mehr oder weniger stark. Daher unterscheidet man zwischen deduktiven und nichtdeduktiven A. (→Induktion). Grundsätzlich zu vermeiden sind beim Argumentieren Fehlschlüsse, die auf Regeln basieren, welche nachweislich immer wieder von wahren Prämissen zu falschen Konklusionen führen, etwa in dem A. ›Herr X aus einem Dorf in Brandenburg ist sicher ein Rechtsradikaler, denn davon gibt es in brandenburg. Dörfern mehr als anderswo‹.Argument

      Notwendig für ein gutes A. ist, dass seine Konklusion logischLogik deduktivDeduktion oder zumindest induktivInduktion aus den Prämissen folgt. Gewisse logisch korrekte Schlüsse – etwa ›Da Hans nicht anwesend ist, wird er als Erster die Gödelschen Theoreme beweisen, falls er anwesend ist‹ – stellen gleichwohl keine guten A. dar. Für ein gutes A. müssen weitere Eigenschaften hinzukommen. Sie stehen im Mittelpunkt jeder A.-Theorie. So darf ein A. z. B. nicht zirkulär die Konklusion schon in versteckter Form als Prämisse benutzen. Jenseits der Frage, ob die Konklusion logisch aus den Prämissen folgt, untersucht die RhetorikRhetorik jene Eigenschaften, [38]die die Überzeugungskraft der A. erhöhen oder schwächen (Chaim PerelmanPerelman, Chaim, L’Empire rhétorique. Rhétorique et argumentation, 1977, dt. 1980). Zudem würde niemand z. B. vor Gericht ein A. akzeptieren, das das Strafmaß statt mit dem geltenden Gesetz mit allgemeinen philosophischen oder mathematischen Erwägungen begründet. In verschiedenen Kontexten (an verschiedenen ›Orten‹, griech. topoi = ›Orte‹) sind unterschiedliche Muster und Formen des Argumentierens einschlägig und zulässig; davon handelt die TopikArgument.

      Unter Argumentationstheoretikern herrscht keine Einigkeit darüber, was ein A. zu einem guten A. macht. Strittig ist sogar die Rolle der formalen LogikLogik. Stephen ToulminToulmin, Stephen (The Uses of Argument, 1958, dt. 1975) und Vertreter der ›informellen Logik‹ (Douglas N. Walton, Informal Logic, 1989) glauben, dass A. nicht aus Prämissen mit einer logisch aus ihnen folgenden Konklusion aufgebaut sein müssen. Für ihre These spricht, dass eine Äußerung wie ›Ich komme heute Abend nicht mit ins Kino, da ich mich noch auf meine Klausur vorbereiten muss‹ von vielen als vollständiges A. akzeptiert wird, ohne dass die erste AussageAussage deduktivDeduktion oder induktivInduktion aus der zweiten folgt. Doch vielleicht akzeptieren wir solche A. nur deshalb, weil hinter ihnen ein nicht vollständig artikuliertes A. steht; in diesem Beispiel das A.: (1) Im Konfliktfall ist es wichtiger, sich auf eine Klausur vorzubereiten, als ins Kino zu gehen. (2) Heute Abend steht ein Kinobesuch mit der Klausurvorbereitung in Konflikt. (3) Steht ein wichtigeres Ziel A mit einem unwichtigeren Ziel B in Konflikt, so soll man statt B A realisieren. (4) Also sollte ich mich heute auf meine Klausur vorbereiten. Argument

      Holm Tetens

      [39]Lothar Kolmer / Carmen Rob-Santer: Studienbuch Rhetorik. Paderborn [u. a.] 2002.

      Geert-Lueke Lueken (Hrsg.): Formen der Argumentation. Leipzig 2000.

      Christoph Lumer: Praktische Argumentationstheorie. Theoretische Grundlagen, praktische Begründung und Regeln wichtiger Argumentationsarten. Braunschweig/Wiesbaden 1990.

      Holm Tetens: Philosophisches Argumentieren. Eine Einführung. München 2004. 22006.

      Nigel Warburton: Thinking from A to Z. London 1996. 32007.

      Aristotelismus

      Der A.Aristotelismus im engen Sinn ist die Gesamtheit der Lehren des antiken Philosophen AristotelesAristoteles. Im weiteren Sinn versteht man unter ›A.‹ ein Bündel philosophischer Auffassungen, die mehr oder weniger eng an Aristoteles anschließen und sich im Lauf der Überlieferung mit anderen Lehren gemischt haben. Aristotelismus

      Die Geschichte des A. ist unstetig. Nur für zwei Generationen setzte die Peripatos genannte Schule des Aristoteles die begonnene Arbeit produktiv fort. Mit der Edition der Schriften des AristotelesAristoteles im 1. Jh. v. Chr. und der einsetzenden griech. Kommentierung erhielt der A. den Charakter einer Rückwendung. Die philosophische Ausbildung und Forschung im lat. Mittelalter wurde dann durch die Lektüre und Kommentierung von Schriften des Aristoteles beherrscht. Den Kern bildeten zunächst Texte, an denen die logischeLogik Argumentation geschult wurde. Seit 1200 wurde, vermittelt durch die Rezeption arab. Aristoteliker wie [40]AverroesAverroes, das Textspektrum erheblich erweitert. Die Lehren des Aristoteles eröffneten begrifflichen Bewegungsspielraum jenseits religiöser Vorgaben (→ScholastikScholastik). So wurde der aristotelische NaturNaturbegriff zur Emanzipation des politischen Denkens von der christlichen TheologieTheologie genutzt. Zugleich stellten die Schriften des AristotelesAristoteles Interpreten wie Thomas von AquinThomas von Aquin vor die Aufgabe, christliche TheologieTheologie und heidnische Lehre auszusöhnen. Aristotelismus

      In der Renaissance (etwa 1350–1600) nahm die AristotelesAristoteles-Kommentierung bis dahin ungekannte Ausmaße an. Der vorläufige, von Polemik begleitete Abschied vom A. wurde im 17. Jh. im Gefolge von René DescartesDescartes, René vollzogen. Vermehrte Rückgriffe auf Aristoteles lassen sich dann wieder seit dem 19. Jh. im Zuge der philologisch-kritischen Erschließung des Aristoteles und des antiken A. beobachten. Von nun an sucht die Rückwendung zu AristotelesAristoteles gerne Heilmittel für das, was als neuzeitliche Fehlentwicklung gilt. Diese Wiederbelebung aristotelischer Positionen wird auch als ›Neoaristotelismus‹ bezeichnet.

      Die Methode des A. folgt dem AristotelesAristoteles typischerweise in folgenden Hinsichten: Überzeugung von der Erkennbarkeit des Wirklichen, Drang zur Erkenntnis aller Bereiche der WirklichkeitWirklichkeit, Einteilung von →WissenschaftWissenschaft und →PhilosophiePhilosophie in getrennte Disziplinen, Unterscheidung von theoretischer und praktischer →VernunfVernunftt, Interesse an empirischenEmpirie Forschungen, Respekt vor anerkannten Meinungen aus dem Alltag und der Tradition und Verpflichtung der WissenschaftWissenschaften auf rigorose Standards des ArgumentArgumentierens. Aristotelismus

      In der OntologieOntologie (→Metaphysik), d. h. der Lehre von dem, was es gibt, teilt der A. das Existierende in [41]verschiedene allgemeinste Arten ein, nämlich in die →KategorienKategorien, unter denen →SubstanzSubstanzen als fundamental ausgezeichnet werden. Im Gegensatz zum →PlatonismusPlatonismus werden im A. →UniversalienUniversalien nicht als den Dingen der ErfahrungErfahrungswelt vorgeordnet angesehen (ante rem). Vielmehr gilt: Allgemeine EigenschaftenEigenschaften existieren, aber nur, wenn es SubstanzSubstanzen mit solchen EigenschaftenEigenschaften tatsächlich gibt (in rebus). Zeitgenössische Vertreter des A. in der OntologieOntologie sind Peter StrawsonStrawson, Peter und David WigginsWiggins, David. StrawsonStrawson, Peter (Individuals, 1956, dt. 1972) argumentierte, dass Körper in der OntologieOntologie eine ausgezeichnete Stellung einnehmen, weil es ohne sie nicht möglich wäre, überhaupt auf etwas Bezug zu nehmen. Wiggins bekräftigte, zuletzt in Sameness and Substance Renewed (2001), die Sonderrolle von wesentlichen →EigenschaftenEigenschaften.Aristotelismus

      Das →WesenWesen natürlicher Dinge ist ihre →NaturNatur. Der Naturbegriff des A. ist normativ, weil er beschreibt, wie Dinge sind, und ausdrückt, wie sie sein sollen. Wenn ein Löwe von NaturNatur aus vier Beine hat, so sollte er vier Beine haben, andernfalls ist er ein Krüppel. Der Begriff der NaturNatur prägt zum einen die PhysikPhysik des A. So wird dafür, dass Erde zu Boden fällt, die NaturNatur von Erde verantwortlich gemacht und nicht ein →NaturgesetzNaturgesetz. Die NaturNaturen der natürlichen Dinge bilden einen harmonischen KosmosKosmos, an deren Spitze eine ewige göttliche SubstanzSubstanz steht (→GottGott). Zum anderen bestimmt der Begriff der menschlichen NaturNatur den A. in →EthikEthik und politischer Philosophie (→PolitikPolitik). Die EthikEthik des A. fragt, was für einen Charakter man haben muss, um ein glückliches Leben zu führen bzw. um im Diesseits die Grundlage für ein glückliches Leben im Jenseits zu schaffen (→GlückGlück). Da der →MenschMensch seiner NaturNatur nach vernünftigVernunft [42]ist, muss er vernünftig tätig sein, um GlückGlück zu erlangen. Der MenschMensch gilt als von Natur aus politischPolitik, weil er von Natur aus in Gruppen lebt und die für soziales Leben nötige Ausstattung hat, insbesondere die Sprache. Die Bildung von StaatStaaten und die Begründung der Herrschaft einiger über andere werden mit Bezug auf die NaturNatur des MenschMenschen erklärt. Aristotelismus


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