Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker

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Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane - Alfred Bekker


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als mich für eine der beiden Wege zu entscheiden und zu hoffen, dass es nicht der falsche war. Also setzte ich mich wieder hinters Steuer und brauste die Piste entlang, soweit die Schlaglöcher das zuließen. Der Wald lichtete sich. Es kamen einige Felder und Wiesen. Und schließlich hatte ich auch wieder Asphalt unter den Reifen.

      Ein Trecker mit dahintergehängtem Güllewagen kam mir entgegen. Die Straße war so schmal, dass einer von uns zur Seite ausweichen musste, wenn wir aneinander vorbei wollten.

      Ich hielt den BMW mitten auf der Straße und stieg aus. Dem Güllemann blieb nichts anderes übrig als anzuhalten. Ich sah die Falten auf seiner Stirn. Er war sauer, das lag auf der Hand. Ich machte eine beschwichtigende Geste und kam etwas näher.

      "Hey!", rief ich. "Haben Sie einen Mercedes hier herfahren sehen?"

      "Was?"

      Sein Trecker tuckerte auch im Leerlauf noch ziemlich laut. Der Mann oben auf dem Bock beugte sich gnädigerweise etwas herab und bog mit der Linken eine Ohrmuschel nach vorne, so als ob das seine Hörleistung maßgeblich verbessern konnte.

      Ich holte also tief Luft und und schrie ihm meine Frage noch einmal hinauf.

      Er ließ den Motor etwas weniger hochtourig laufen, offenbar, weil er selbst keine Lust hatte, so zu schreien.

      "Nee", meinte er und schüttelte den Kopf. "Mercedes, sagen Sie?"

      "Ja, dunkelblau. Mit fünf Leuten drin. Vier Männern und einer Frau.

      Er lüftete seine Mütze und kratzte sich mitten auf seiner verschwitzten Halbglatze. Dann schüttelte er abermals den Kopf.

      "Nein", behauptete er. "Ich habe keinen Mercedes gesehen. Das wäre mir aufgefallen."

      "Wirklich nicht? Denken Sie nochmal nach. Sie kommen doch aus der Richtung hier!" Ich deutete dorthin, woher ich gekommen war.

      Der Güllefahrer verzog jetzt ärgerlich das Gesicht.

      "Ganz bestimmt nicht", grunzte er.

      "Gibt es hier in der Nähe vielleicht ein Wohnhaus oder so etwas."

      "Bauernhöfe, ja."

      "Irgendetwas, wo man Zimmer mieten kann oder dergleichen."

      "Nein. Fremdenverkehr ist hier gleich null."

      "Oder vielleicht..."

      "Hören Sie, ich habe Ihre Frage beantwortet. Und jetzt wäre es wirklich sehr nett, wenn Sie endlich die Straße freimachen würden."

      "Okay, okay..."

      "Ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten..." Der Rest ging im Aufheulen seines Traktormotors unter. Ich glaubte nicht, dass ich da viel verpasst hatte.

      Der Güllegeruch war mir inzwischen schon ziemlich heftig in die Nase gestiegen.

      Ich sah zu, dass ich wieder hinters Steuer kam. Dann lenkte ich den BMW zur Seite und ließ den Güllewagen vorbei.

      Bei der nächsten Gelegenheit zum Wenden fuhr ich dann zurück, hing dann für fast zehn Minuten hinter dem lahmen Trecker, ehe der endlich seitlich in einen Feldweg einbog.

      Schließlich erreichte ich die Abzweigung und raste mit der Gewissheit durch die Schlaglöcher, endlich auf dem richtigen Weg zu sein.

      Das Erwachen kam, als ich schließlich wieder auf eine Hauptstraße stieß, ohne unterwegs etwas gesehen zu haben, wo man einen Mann wie Krylenko samt seiner Tochter eine Weile verstecken konnte. Ich schlug wütend die Handballen gegen das Lenkrad.

      Ich hatte vielleicht insgeheim den Fehler gemacht, die Leute zu unterschätzen, die Krylenko unter ihre Fittiche genommen hatten. Vielleicht waren sie nur durch diese Walachei gefahren, um einen eventuellen Verfolger abzuschütteln, was ihnen ohne Zweifel gelungen war. Und wenn das Versteck doch hier in der Gegend lag, dann war es ein sehr Gutes.

      Eines, wie ich es mir für mich gewünscht hätte. Ich blickte die Hauptstraße erst rechts, dann links entlang. Rechts sah ich einen einsamen Wagen herankommen. Es war ein ziemlich rostiger VW-Bus, der einen Hang hinaufkroch, hinter dem die Straße verschwand. Links sah ich in einiger Entfernung eine Tankstelle. Im Grunde war es gleichgültig, für welche Richtung ich mich entschied. Den Mercedes würde ich wahrscheinlich ohnehin nicht mehr einholen.

      So nahm ich die Seite mit der Tankstelle. Vielleicht wussten die Leute dort etwas. Außerdem sagte mir der Tankanzeiger, dass es ohnehin langsam Zeit zum Nachfüllen wurde.

      Ich fuhr also vor die Zapfzäule und füllte nach, bis nichts mehr hineinging.

      Dann ging ich in das kleine Häuschen, in dem außerdem noch Zeitschriften, Lebensmittel, Autozubehör und allerhand unnützen Kleinkram zu kaufen gab. Ein ziemlich beleibter Mann saß hinter dem Tresen und wischte sich gerade den Schweiß von der Stirn. Mich konnte das nicht im mindesten wundern und es hatte auch nichts mit seiner Körperfülle zu tun. Jedenfalls nicht nur. In seinem Laden herrschte nämlich ein furchtbares Tropenklima und ich fragte mich unwillkürlich, wie viele von seinen bunten Schokoladenriegeln dem wohl schon zum Opfer gefallen und schlecht geworden waren.

      Mir konnte es egal sein. Ich war nicht hungrig.

      Zum Glück.

      Ich bezahlte meine Tankfüllung und fragte nach dem Mercedes. Er schüttelte schon den Kopf, bevor ich zu Ende war. Also hakte ich noch einmal nach.

      "Könnte doch sein, dass er hier vorbeigekommen ist." Ich deutete aus dem Fenster. "Sitzen Sie immer hier?"

      "Sicher."

      "Die ganze Zeit über?"

      "Klar. Die Zapfsäulen sind ja SB."

      "Häh?"

      "Selbstbedienung. Und hier kann ich die Kasse nicht alleine lassen." Er hob seine speckigen Schultern. "Letztes Jahr hat mich mal so'n Hund rausgelockt, weil er angeblich Hilfe brauchte. Ich war nur nur 'ne Minute draußen, aber Sie glauben gar nicht, was hinterher alles fehlte..."

      "Ja,ja...", nickte ich.

      "Also..."

      "Von hier aus blicken Sie doch direkt auf die Straße. Sie müssten den Mercedes gesehen haben."

      "Kann mich nicht erinnern. Ich habe allerdings auch nicht darauf geachtet. Warum wollen Sie das so genau wissen?"

      "Wenn sich jemand hier in der Gegend für ein paar Tage oder so verstecken wollte, wo würden Sie das machen?"

      "Sie stellen aber ganz schön seltsame Fragen", meinte er. "Vor wem wollen Sie sich denn verstecken? Haben Sie 'ne Bank ausgeraubt oder so?"

      Hatte ich mal versucht, aber das war eine andere Geschichte. Eine, die ich jetzt wirklich nicht aufwärmen wollte.

      "Haben Sie eine Karte von der Gegend?"

      "Sicher."

      "Mit großem Maßstab? So ähnlich wie Messtischblätter."

      Er zeigte mir sein Sortiment.

      Es war ziemlich bescheiden und ich konnte nur hoffen, dass etwas brauchbares dabei war.

      "Diese Karte hier hat den größten Maßstab. Was Besseres kann ich Ihnen leider nicht anbieten."

      Ich nahm die Karte und begann, sie auseinander zu klappen.

      "Macht zehn Mark fünfzig!", hörte ich den penetranten Einwurf des Dicken.

      Ich zeigte ihm indessen die Gegend, durch die ich gerade gefahren war. Aber er hatte für mein Problem im Augenblick keine Antenne.

      "So was gibt's bei mir nicht", knurrte er.

      "Was?"

      "Nur gucken und dann nicht kaufen."

      "Ich kaufe es ja!"

      "Hm."

      Ich fuhr mit dem Finger auf der Karte herum und fragte: "Gibt's hier in der Gegend etwas?


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