Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker

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Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane - Alfred Bekker


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nur entfernt wie ein Killer aussah.

      Der Wind blies kräftig durch die Kronen der Bäume und ließ sie hin und her wogen. Der Wind war mein Verbündeter, denn er sorgte dafür, dass der Krach, den ich machte, nicht so sehr auffiel. Hoffte ich jedenfalls.

      Ich arbeitete mich Stück für Stück durch das Unterholz und schlug dabei einen kleinen Bogen.

      Schließlich kam ich an eine kleine Lichtung, in deren Mitte das Haus lag. Es war wirklich hübsch. Hätte mir gefallen. Mochte der Architekt, der sich das aufgebaut hatte, auch eine Schraube locker haben, von seinem Fach verstand er etwas. Die Substanz des alten Heuerhauses war noch zu erkennen, aber er hatte etwas Neues daraus gemacht.

      Ich packte die Automatik beidhändig und entsicherte sie.

      Dann sah ich den blauen Mercedes. Oder besser: Sein Hinterteil. Der größte Teil des Wagens war hinter einem Stapel von Holzscheiten verborgen. Einen Kamin gab es hier also auch.

      Eigentlich hatte ich erwartet, langsam auf einen der Schnurrbart-Gorillas zu treffen. Aber ich sah keinen von ihnen. Vielleicht fühlten sie sich so sicher, auf einen Wachtposten verzichten zu können, obwohl ich mir das kaum vorstellen konnte. Diese Leute hatten versucht mich umzubringen. Sie hatten den grauen Harry umgebracht und Erikson.

      Sie wussten also, dass jemand auf Krylenko angesetzt war und wenn der graue Mann wirklich außer mir noch weitere Killer angeheuert hatte, dann dann wussten sie vermutlich auch das oder konnten es sich denken. Nein, anzunehmen, dass sie sich sicher wähnten, war absurd. Mir war nicht wirklich klar, mit wem ich es zu tun hatte. Aber Stümper waren es sicher nicht.

      Ich schlich mich seitwärts ins Gebüsch und umrundete das Haus halb, so dass ich zur Vorderfront kam. Ein Weg endete dort. Die Reifenspuren verrieten mir, dass von dort der Mercedes gekommen war.

      Und dann sah ich den Posten, den ich erwartet hatte.

      Er lag mit dem Gesicht im Dreck. Es war der Ältere von den beiden Schnurrbärten. Er lag in einer seltsam verrenkten Körperhaltung da und blutete aus dem Kopf und dem Rücken. Er war tot.

      Es war wie ein Schlag vor den Kopf.

      Ich war zu spät gekommen.

      An der Hauswand sah ich die Einschläge von mindestens zwei Dutzend Projektilen. Wahrscheinlich hatte jemand eine MPi-Salve verfeuert, um den Wächter niederzustrecken.

      Wer auch immer mein Ersatzmann war, er musste gut sein.

      Mochte der Teufel wissen, wie es ihm gelungen war, herauszufinden, in welchem Loch Krylenko sich verkriechen wollte.

      Plötzlich ging die Tür auf. Ich sah einen hochgewachsenen Mann mit kurzgeschorenen roten Haaren, der mit schnellen Schritten die Stufen der kleinen Holztreppe hinabzusteigen begann. Nach der zweiten Stufe sah er mich. Mit einer blitzartigen Bewegung riss er den Arm hoch und ich sah die zierliche MPi in seiner Linken. Ich ließ ihn jedoch nicht zum Schuss kommen. Eine Kugel traf ihn mitten durch den Hals, die andere steckte irgendwo im Oberkörper. Er wurde nach hinten gerissen und rutschte die Treppe hinunter. Als er unten angekommen war, rührte er sich nicht mehr.

      Im Haus hörte ich ein Geräusch. Schritte vielleicht. Etwas wurde umgestoßen und fiel hin. Dann ein Scheppern. Ich setzte einem kleinen Spurt an und war wenige Sekunden später an der Haustür. Drinnen herrschte eine Art Halbdunkel, an das ich mich erst gewöhnen musste. Ich sah eine Bewegung, dann einen Mündungsblitz und schnellte zurück. Ein Schuss krachte dicht an mir vorbei und ließ den hölzernen Türrahmen splittern. Jemand rannte davon. Ich wagte einen zweiten Blick und sah niemanden mehr. Mit der Automatik im Anschlag tastete ich mich vor und hörte dann wenig später, wie eine Tür geöffnet wurde. Der zweite Killer rannte nach draußen und versuchte davonzukommen. Ich durchquerte einen Flur und ein weitläufiges Wohnzimmer mit Kamin, das aussah, als hätte eine Horde Vandalen dort gewütet.

      Als ich durch das Fenster blickte, sah ich eine Gestalt davonlaufen. Es war ein Mann, vielleicht fünfundzwanzig und eher zierlich gebaut. Er drehte sich herum, sah mich am Fenster und riss seine Waffe hoch - eine automatische Pistole.

      Die Fensterscheibe zersprang. Ich feuerte zurück und erwischte ihn am Arm. Und zwar an dem, mit er seine Waffe hielt. Ich konnte ihn fluchen und schreien hören. Er rannte weiter, direkt ins Unterholz hinein. Er musste denken, dass ich einer von Khalils Leuten war, damit beauftragt, Krylenko sicher ans Ziel zu bringen, wo immer das auch sein mochte.

      Er hatte also Grund zur Panik, denn er brauchte nicht viel nachzudenken, um sich ausrechnen zu können, dass sein Leben keinen Pfifferling mehr wert war, wenn er denen in die Hände fiel. Ich folgte ihm durch die Hintertür. Ich sah, wie er sich mühsam durch das Gestrüpp ruderte. Zweimal feuerte er noch in meine Richtung, aber das war kaum mehr als ungezieltes Geballere. Ich hatte ihn so am Arm erwischt, dass er ihm nicht mehr richtig gehorchte.

      "Stehenbleiben!", rief ich.

      Er blieb aber nicht stehen, sondern duckte sich statt dessen. Ich feuerte einmal in seine Richtung, ohne ihn zu treffen. Gleichzeitig spukte in meinem Hirn die Frage herum, was ich eigentlich mit ihm anfangen sollte, wenn ich ihn hatte. Er gehörte zu Harrys Leuten, während diejenigen, die ich für Tinas Ermordung verantwortlich machte, auf der anderen Seite zu finden waren. Was konnte es mir also nützen, ihn auszuquetschen? Ich hatte es bei Erikson versucht und dieser Killer wusste vermutlich viel weniger.

      Wahrscheinlich nicht mehr als ich.

      Aber wenn ich ihn am Leben ließ, hatte ich nicht nur Khalils Leute und die Polizei auf den Fersen, sondern auch noch diejenigen, in deren Auftrag ich eigentlich Krylenko hatte umbringen sollen.

      Stattdessen streckte ich jetzt seine Mörder nieder.

      Es war reine Ironie.

      Ich entschied, dass es besser war, wenn der Kerl hier und jetzt ein Ende fand und hetzte ihm hinterher. Ich holte schnell auf. Die Verletzung schien ihm zu schaffen zu machen, was niemanden wundern konnte.

      Dann sah ich ihn hinter einem Hang verschwinden. Ein Wagen wurde angelassen, der offenbar dort auf ihn gewartet hatte und raste mit aufheulendem Motor davon. Als ich oben auf dem Hang anlangte, sah ich gerade noch einen Mazda die Schotterpiste entlangrasen. Ohne Kennzeichen.

      Ich ging zurück zu dem Waldhaus, um mich ein bisschen umzusehen. Den toten Krylenko fand ich im Schlafzimmer, zusammen mit einem seiner Wachhunde. Es war der, den ich als Fahrer des blauen Mercedes gesehen hatte. Beide waren förmlich durchsiebt worden. Unter Krylenkos zerfetztem Oberhemd schimmerte eine kugelsichere Weste hindurch, aber auch die hatte ihm nichts genutzt. Mindestens zwei Schüsse hatten ihm Kopf und Hals zertrümmert.

      Den dritten Bewacher fand ich dann in der kleinen Küche.

      Er musste wohl am Fenster gestanden haben, als ihn ein Kopfschuss getroffen hatte.

      Die beiden Leichen im Schlafzimmer hatte ich nicht angerührt und das hatte vor allem hygienische Gründe. Sie waren derart zersiebt worden, dass sie über und über mit Blut besudelt waren. Bei dem Kerl in der Küche war es nicht so schlimm. Sein Oberkörper zum Beispiel hatte überhaupt nichts mitbekommen. Ich schlug sein Jackett zur Seite und nahm ihm einen Ausweis, einen Führerschein und eine Brieftasche heraus.

      Er war Libanese, sein Führerschein hingegen war in Frankreich ausgestellt worden, aber auf denselben Namen.

      Ich ließ die Dokumente in meine Jackentasche gleiten und erhob mich wieder. Und plötzlich spürte ich, dass sich jemand hinter mir befand.

      Es war ein Gefühl, als würde sich mir eine kalte Hand auf die Schulter legen. In der Rechten hielt ich noch immer die Automatik und ich spielte sogar für einen Sekundenbruchteil mit dem Gedanken, die Waffe herumzureißen und abzufeuern. Es war mein Glück, dass ich das gar nicht erst versuchte.

      "Bewegen Sie sich nicht!", sagte eine Stimme hinter mir. "Bleiben Sie, wo sie sind, drehen Sie sich nicht um und heben Sie langsam die Hände!"


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