Black Tales of Rock. C. A. Raaven
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ls ich im Jahr 2012 gerade meinen ersten Roman bei Amazon hochgeladen hatte, wurde ich, ganz durch Zufall, aufmerksam auf eine besondere Art von Autorenwettbewerb. Bei diesem vom »Return of Rock Radio« aus Schwelm (http://www.return-of-rock-radio.de) ausgelobten Wettbewerb namens »Black Tales of Rock« sollte es darum gehen, eine düstere Kurzgeschichte zu erfinden, die möglichst sogar noch einen Bezug zu Rockmusik hätte. Dem Gewinner winkte unter anderem die Möglichkeit, sein Werk, von einer Redakteurin des Senders eingelesen und mit passender Musik unterlegt, live im Radio hören zu können.
Das war eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Also zermarterte ich mir das Hirn auf der Suche nach einer Idee, die mir möglichst den Platz ganz oben auf dem Treppchen einbringen würde.
Sie kam, als ich es am wenigsten erwartete. Ich war gerade dabei, mich im Bett hin und her zu drehen und auf den Sandmann zu warten, als mir die Stimme eines Kindes, begleitet von seinem Vater, beim Aufsagen eines Nachtgebets, durch den Kopf ging.
Das ist aus dem Song, der im gerade von mir veröffentlichten Roman eine Rolle spielt. In dem ist doch auch von Dingen die Rede, die im dunklen Schrank hausen oder unter dem Bett. Dinge, die kratzen und beißen. Was wäre denn, wenn ...
Und schon war da diese Idee von einem Menschen, der andere dazu bringt, ihre Träume bei vollem Bewusstsein erleben zu müssen. Eine Idee, die tatsächlich dafür gesorgt hat, dass ich den Autorenwettbewerb gewann. Vielen Dank noch einmal an das Team vom Radio.
***
All die Jahre über hat mich das, wie ich finde, grandiose Konzept der »Black Tales of Rock« nicht losgelassen. Zusammen mit einigen LeserInnen habe ich dreizehn düstere Ideen in Kurzgeschichten verwandelt und sie, zusammen mit einem Rocksong, der als Inspiration dafür diente, betitelt. So ist das Buch gleichzeitig eine Tracklist, die einen wilden Ritt durch verschiedene Unterkategorien der Rockmusik darstellt.
Hier kommen sie nun. Teilweise haben sie durchaus fantastische Elemente, teilweise können sie auch direkt in der Nachbarschaft geschehen sein. Allen voran steht die Geschichte, die Ursprung aller anderen Ideen ist.
Track 1
allo … träumen Sie? Haben Sie mir zugehört?«, schallte es aus Tims Headset.
Tim fuhr zusammen.
Verdammt.
Es war schon wieder passiert.
Er hatte gehofft, dass er sich endlich wieder unter Kontrolle bekommen hätte – hatte sich so gewünscht, dass die Diagnose, die ihm vor zwei Monaten gestellt worden war, nicht zuträfe oder dass er es durch gesunde Ernährung und einen ordentlichen Schlafrhythmus ausgleichen könnte, damit es ihn wenigstens nicht bei der Arbeit beeinträchtigte. Inzwischen ließ es sich kaum noch leugnen: Er hatte Narkolepsie, eine neurologische Erkrankung, die dazu führen konnte, dass er mitten am Tag plötzlich in einen REM-Schlaf verfiel. Tim hoffte, dass es sich diesmal nur um eine kurze Zeitspanne gehandelt hatte.
»Oh nein, natürlich nicht Herr …«, ein hektischer Blick auf seinen Monitor, »Schneider«, sagte er in einem möglichst unbekümmert klingenden Tonfall. »Ich musste mich nur gerade vergewissern, dass Ihr Vertrag tatsächlich dafür qualifiziert ist, den Nachlass zu erhalten, den wir für …«, ein weiterer hektischer Blick – ein Glück, das Datum passte, »langjährige Kunden reserviert haben.«
»Ach, deshalb habe ich doch gar nicht … aber … danke«, erklang die Stimme eines überraschten Herrn Schneider.
Shit, dachte Tim. Doch länger, als ich vermutet hatte.
Nach außen setzte er wieder seine Call-Center-Stimme auf: »Freut mich, dass ich Ihnen behilflich sein konnte. Gibt es noch etwas, das ich für Sie tun kann?«
»Eigentlich … aber ist auch egal ... danke noch mal«, kam es von Herrn Schneider zurück.
»Ich habe zu danken«, flötete Tim in sein Mikro und atmete innerlich auf.
Das hat wohl doch noch hingehauen.
Jetzt musste nur noch das leise »Blip« ausbleiben und alles war in Butter.
Aber das »Blip« war doch zu hören, kurz bevor er die Auflegen-Taste an seiner Telefonanlage drückte.
Tim schloss kurz die Augen.
Natürlich, es wäre auch wirklich zu viel verlangt gewesen, wenn seine Aktion vollkommen unbemerkt geblieben wäre. Also hatte Gabler, sein Supervisor, zumindest einen Teil des Gespräches mitgehört. Tim zuckte für sich mit den Schultern und nahm den nächsten Anruf an, bevor seine Erreichbarkeitsquote Anlass zu Klagen geben würde.
***
Im weiteren Verlauf des Vormittags gab es glücklicherweise keine ähnlichen Zwischenfälle, und so hakte Tim den morgendlichen Vorfall innerlich ab. Es war kurz vor der Mittagszeit, als auf seinem Display plötzlich das Wort »Supervisor« angezeigt wurde. Sofort lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Er widerstand dem Impuls, sich zu der Kabine umzudrehen, in der Gabler jetzt gerade saß. Das würde nur schuldbewusst aussehen.
»Hallo, Herr Gabler«, meldete Tim sich betont entspannt. »Was kann ich für Sie tun?«
»Tag Herr Somnifer. Kommen Sie doch bitte im Anschluss an Ihre Pause mal zu mir ins Büro. Danke.«
»Gut, das mach …«, setzte Tim an, doch die Leitung war schon wieder getrennt.
Als es Zeit für die Pause war, ging Tim stattdessen direkt in das Büro des Supervisors.
»Mensch